Timetable and Train Order

Timetable and Train Order

Timetable und Train Order (auf deutsch: Fahrplan und Zugbefehl) ist die Bezeichnung des traditionellen Zugsicherungssystems bei den nordamerikanischen Eisenbahnen. Es wird heute noch vielfach bei kleineren Bahngesellschaften sowie auf wenig befahrenen Nebenstrecken angewendet.

Inhaltsverzeichnis

Verfahren

Grundlagen

Wichtigste Grundlage der Zugsicherung dabei ist das Fahren in einem bestimmten Zeitabstand. Dem gesamten Fahrbetrieb liegt dabei ein Fahrplan zugrunde. Daher kommt genau gehenden Uhren sicherheitsrelevante Bedeutung zu. Um den Folgefahrschutz zu gewährleisten, dürfen folgende Züge nur nach einem gewissenen Zeitabstand, in der Regel zehn Minuten, folgen. Bei Unterschreitung der fahrplanmäßigen Geschwindigkeit oder Liegenbleiben müssen durch das Personal des vorausfahrenden Zuges entsprechende Sicherungsmaßnahmen ergriffen werden. Das Zugpersonal hat durch entsprechende im Gleis abgelegte Leuchtkugeln oder Knallkapseln und Flaggensignale den nachfolgenden Zug zu warnen. Aus diesem Grund wird am Ende eines Zuges ein als „Caboose“ bezeichneter Zugschlusswagen mitgeführt. Der nachfolgende Zug hat unverzüglich anzuhalten und darf dann die nächste Meile nur auf Sicht fahren, erst dann darf er die zulässige Geschwindigkeit wieder aufnehmen.

Der Gegenfahrschutz wird dadurch realisiert, dass ein Zug an einem vorgeschriebenen Kreuzungspunkt erst alle fahrplanmäßigen Gegenzüge abwarten muss, bevor er selber weiterfährt.

Vorrangregeln und Fahrrechte

Für den Verspätungsfall wurde ein System von Vorrangregeln „superiority rules“ geschaffen, um die Folgeverspätungen so gering wie möglich zu halten. Aufgrund dieser Regelungen kann das Zugpersonal selbständig vom Fahrplan abweichen und zum Beispiel Zugkreuzungen auf andere Stationen verlegen. Grundsätzlich gibt es zwei Vorrangstellungen: „class“ (Klasse) und „direction“ (Fahrrichtung). Dabei gehen die Klassen der Fahrtrichtung vor. So hat zum Beispiel ein Zug höherer Klasse gegenüber einen Zug niedriger Klasse Vorrang, egal welche Fahrtrichtung der zweite Zug hat. Bei Zügen gleicher Klasse ist immer die priorisierte Fahrtrichtung entscheidend.

Durch dieser Regelungen ist eine fahrdienstliche Steuerung des Betriebes einer Strecke weitgehend unnötig. Der für die jeweilige Strecke zuständige Dispatcher (Fahrdienstleiter) hat jedoch die Möglichkeit, bestimmte Fahrtrechte „rights“ zu vergeben, um den Zugverkehr flüssig zu halten. Die Weitergabe dieser Anordnungen erfolgt mittels schriftlicher Befehle („Train orders“). Diese werden an sogenannte Train Order Stations während eines Zughaltes oder bei der Durchfahrt übergeben. Ob ein entsprechender Befehl vorliegt oder nicht, wird mittels eines Signals angezeigt. Durch die Einführung des Zugfunks wurde die Übergabe schriftlicher Befehle inzwischen weitgehend eingestellt.

Zusätzliche Züge, die nicht im Fahrplan vorhanden sind, werden gesondert durch weiße Flaggen oder zusätzliche Lampen gekennzeichnet und als "Extra" bezeichnet. Diese stehen im Rang nach allen fahrplanmäßigen Zügen.

Wenn ein planmäßiger Zug in mehreren Teilen fährt, führen alle Teile bis auf den letzten eine grüne Flagge oder ein grünes Licht an der Zugspitze. Alle Teile gelten zusammen im sicherheitstechnischen Sinne als ein Zug, d.h. die Strecke gilt erst nach Passage des letzten Teils als frei.

An größeren Bahnknoten- und Kreuzungspunkten dienen die aufgestellten Signale nicht der Regelung der Zugreihenfolge. Es wird nur die Fahrfreigabe in einem begrenzten Streckenabschnitt („interlocking limits“) angezeigt.

Blocksysteme

In Bereichen mit dichterer Zugfolge wurden zur Leistungssteigerung und Erhöhung der Sicherheit zusätzlich Blocksysteme eingerichtet. Blocksystem ist dabei als Oberbegriff des Fahrens im Raumabstand zu verstehen, nicht unbedingt als das technische Sicherungssystem des im deutschsprachigen Raum üblichen Streckenblocks. Ein solches Blocksystem gilt nur auf dem durchgehenden Hauptgleis einer Strecke. Dabei wird nicht, wie in Deutschland üblich, zwischen Streckenabschnitt (Streckenblock) und Bahnhof (Fahrstraße) unterschieden.

Beim manuellen Blocksystem erfolgt die Sicherung durch vorgeschriebene Meldeverfahren, beim selbsttätigen Blocksystem erfolgt die Freigabe oder Sperrung entsprechender Blöcke durch technische Einrichtungen, die das Freisein der Blockabschnitte mit Gleisstromkreisen überprüfen. In den meisten Fällen gelten die Regeln des „Timetable and Train Order“ weiterhin, das Blocksystem wird hier nur als zusätzliches Sicherungssystem betrachtet.

Notwendigkeit moderner Verfahren

Um den Anforderungen der Bahnkunden gerecht zu werden, begann man ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, immer mehr Sonderzüge einzusetzen und fahrplanmäßige Züge zu reduzieren. Dies führte zu einem Ungleichgewicht zugunsten der Sonderzüge. Damit gingen jedoch die Vorteile des althergebrachten „Timetable & Train Order“-Systems weitgehend verloren. Ab Mitte der 80er Jahre ging man deshalb zu einem dem deutschen Zugleitbetrieb vergleichbaren Verfahren über. Durch zentrale Dispatcher erhält das Zugpersonal die notwendige Fahrerlaubnis. Dabei erfolgt die Sicherung auch durch rechnergestützte Verfahren. Mit Einführung dieser Verfahren wurden auch die Zugschlusswagen obsolet, da die Zugschlusskontrolle durch elektronische Detektoren ("End-Of-Train-Device") gesichert wird und die Überwachung des Fahrbetriebes nunmehr über den Dispatcher erfolgt.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Train order operation — is a system by which the railroads of North America conveyed operating instructions before the days of centralized traffic control, direct traffic control, and the use of track warrants conveyed by radio.Train order operation still exists on a… …   Wikipedia

  • Train routes in the Netherlands — Train routes by timetable numberTrain routes in the Netherlands are identified by numbers. The routes are listed here using the official abbreviations for the station names, see list of stations, with their official abbreviations, and in the… …   Wikipedia

  • Train dispatcher — This article is about rail industry occupation. Train Dispatcher is also a computer simulation by Softrail. A Train Dispatcher is employed by a railroad to direct and facilitate the movement of trains over an assigned territory, which is usually… …   Wikipedia

  • Train station — Rail transport Operations Track Maintenance High speed Gauge Stations …   Wikipedia

  • Bideford, Westward Ho! and Appledore Railway — The Bideford, Westward Ho! and Appledore Railway (B, WH A, R) was most unusual amongst British Railways in that although it was built as a standard gauge (4 ft 8½ in (1435 mm)) line, it was not joined to the rest of the railway network, despite… …   Wikipedia

  • Enterprise (train) — Infobox Rail companies bgcolor=FFFFFF logo filename=Enterprise (train service).png widthpx=100px image filename=Enterprise Train Lisburn 2007.jpg widthpx=300px franchise=N/A nameforarea=station regions=Dublin Connolly, Belfast Central… …   Wikipedia

  • 2008 Chatsworth train collision — This article is about the 2008 Metrolink train collision in Los Angeles. For the 1887 train collision at Great Chatsworth, Illinois, see 1887 Great Chatsworth train wreck. Chatsworth train collision Resc …   Wikipedia

  • HISTORICAL SURVEY: THE STATE AND ITS ANTECEDENTS (1880–2006) — Introduction It took the new Jewish nation about 70 years to emerge as the State of Israel. The immediate stimulus that initiated the modern return to Zion was the disappointment, in the last quarter of the 19th century, of the expectation that… …   Encyclopedia of Judaism

  • Automatic train operation — (ATO) ensures partial or complete automatic train piloting and driverless functions.Most systems elect to maintain a driver (train operator) to mitigate risks associated with failures or emergencies.Many modern systems are linked with Automatic… …   Wikipedia

  • Multinational and Regional Organizations — ▪ 2009       In mid November 2008, leaders of the Group of 20 (G 20) major advanced and emerging economies met in Washington, D.C., to discuss the growing global financial crisis. At this summit and at a meeting of G 20 finance ministers held a… …   Universalium

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”