Barcelona-Pavillon

Barcelona-Pavillon
Barcelona, Deutscher Weltausstellungspavillon 1929 (Rekonstruktion)

Als Barcelona-Pavillon wird der Ausstellungspavillon des Deutschen Reichs auf der Weltausstellung 1929 in Barcelona (Exposició Internacional de Barcelona) bezeichnet, den der deutsche Architekt Ludwig Mies van der Rohe (1886–1969) entwarf. Der Deutsche Pavillon diente der Selbstdarstellung der Weimarer Republik und sollte durch seine Neuartigkeit und Präzision die Leistungsfähigkeit der deutschen Industrie und des Handwerks symbolisieren. Nicht zuletzt durch seinen Wiederaufbau wird der Pavillon als eine der Architekturikonen des 20. Jahrhunderts bestätigt.

Inhaltsverzeichnis

Konstruktion

Der Pavillon auf einer deutschen Briefmarke von 1987

Mit dem Gebäude, das stilbildend für die moderne Architektur werden sollte, verwirklichte Mies van der Rohe zwei seiner grundlegenden Entwurfsprinzipien:

  • Im „freien Grundriss“ wurden die von ihrer Tragfunktion befreiten Wände zu leichten Raumteilern oder Flächen im Raum.
  • Der „fließende Raum“ verband durch die fast transparent wirkenden Wände mit ihren großen Glasfronten und den filigranen Stahlstützen den Wohnbereich mit dem Außenbereich.

Ähnliche Stilelemente und Grundideen sind in der zeitgleich entstandenen Villa Tugendhat zu finden.

Das Stahlbetondach ruhte auf filigranen Stahlstützen, zwischen denen Wandelemente und Glasscheiben von der Decke bis zum Boden reichten. Fußboden, Dach und Wandfläche umschlossen den Raum nicht, sondern gaben nur Grenzhinweise. Das Ergebnis war eine klare Struktur, die jedoch verschiedene räumliche Zusammenhänge ermöglichte.

Im Außenbereich ist ein Wasserbecken angelegt, in dessen Mitte sich die weibliche Bronzefigur „Der Morgen“ des Künstlers Georg Kolbe aus dem Wasser erhob (heutiger Standort der Skulptur: Ceciliengärten in Berlin).


Mies van der Rohe entwarf auch die Möbel zu diesem Pavillon, von denen der Barcelona-Sessel weltberühmt wurde (Rahmen aus gezogenem Flachstahl, verchromt, Knopfpolsterung, lose Kissen, Lederbezug).

Wiederaufbau

Die Wirkung der gewählten Materialien für die Rekonstruktion wird in dieser Aufnahme aus dem Jahr 2005 deutlich.

Nach dem Ende der Weltausstellung wurde der Pavillon 1929 abgerissen, und die verwendbaren Baustoffe wurden verkauft. Einige Teile davon befinden sich heute im Altbau des Sächsischen Landtages in Dresden. Zwischen 1983 und 1986 rekonstruierte die Stadt Barcelona unter der Leitung der Architekten Cristian Cirici, Fernando Ramos und Ignasi de Solà-Morales den Pavillon nach den Originalplänen an der ursprünglichen Stelle. Für die Wände und die Böden wurden Travertin und Serpentinit verwendet, sowie Onyxmarmor für eine innere Wand, die mit einer Naturstein-Fassadenverankerung befestigt sind.

Ein Nachbau befindet sich in Berlin auf dem Dach des Museums für Gegenwartskunst.

Literatur

  • Ursel Berger, Thomas Pavel (Hrsg.): Barcelona Pavillon. Mies van der Rohe und Kolbe. Architektur und Plastik. Jovis Verlag, Berlin 2006, ISBN 978-3-939633-06-8
  • Josep Quetglas: Der gläserne Schrecken  −  Mies van der Rohes Pavillon in Barcelona, Birkhäuser, Basel 2001, ISBN 3-7643-6340-1, 191 S., überwiegend s/w illustriert.

Film

  • Der deutsche Barcelona-Pavillon. Dokumentation, Frankreich, 2008, 26 Min., Regie: Richard Copans, Produktion: arte France, Reihe: Baukunst, deutsche Erstausstrahlung: 6. Oktober 2009, Inhaltsangabe von arte mit Video-Ausschnitt, 1:58 Min.

Weblinks

 Commons: Barcelona-Pavillon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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