Ceciliengärten

Ceciliengärten

Die in den Jahren 1922 bis 1927 erbaute Wohnsiedlung der Ceciliengärten gehört zum Berliner Bezirk Tempelhof-Schöneberg. Die Berliner Denkmalpflege hat den Wert der Gesamtanlage anerkannt und sie 1995 in die Berliner Denkmalliste aufgenommen. Bereits 1977 wurden die Grünanlagen der Siedlung zum Gartendenkmal erklärt.

Der südliche Bereich der Ceciliengärten mit Blick auf den Atelierturm und den Torbogen

In ihrer städtebaulichen Konzeption und architektonischen Ausgestaltung steht sie im Kontrast zu mehreren zeitgleich entstandenen Siedlungen in Berlin. Der von Architekten wie Walter Gropius oder den Brüdern Max und Bruno Taut propagierte Stil des Neuen Bauens ließ die hier verwendete traditionelle Gestaltung mit Ornamenten, Staffelungen und Spitzdächern in den Hintergrund treten.

Die Qualitäten der Ceciliengärten zeigen sich in der Gartenanlage, der Gliederung, Materialauswahl und der teilweisen Verspieltheit der Fassaden sowie der auffallenden Gestaltung des Atelierturms und in den zum Teil sehr üppigen Innenhofgärten. Der Fassadenschmuck mit den lebensnahen Darstellungen von kindlichem Alltag und dem seinerzeit modernen Verkehr, sowie die Formensprache der Türgestaltungen machen die Ceciliengärten zu einem öffentlichen Freilichtmuseum des Art Déco.

Inhaltsverzeichnis

Geografische Lage

Umgebungskarte der Ceciliengärten

Die Siedlung mit einer Gesamtfläche von 42.200 m² liegt im Ortsteil Schöneberg (nahe dem Ortsteil Friedenau und diesem deshalb oft fälschlicherweise zugesprochen) auf dem Teltow-Höhenzug südlich des Berlin-Warschauer Urstromtales mit einer mittleren Höhe von knapp 40 Metern über NN. Das Terrain der Anlage weist insgesamt einen Höhenunterschied von etwa drei Metern auf.

Die Anlage wird begrenzt durch die Traegerstraße im Norden, die Rubensstraße im Osten, die Baumeister- und Semperstraße im Süden sowie im Westen durch die rückwärtigen Grenzen der östlichen Grundstücke der Sponholzstraße. Durch die gesamte Siedlung führt die seit dem Jahr 2000 verkehrsberuhigte Straße Ceciliengärten. Die Anlage wird im Wesentlichen flankiert von folgenden Hauptverkehrsadern:

• Nordwestlich durch die Hauptstraße (Teil der ehemals hier verlaufenden Bundesstraße 1, davor war das die alte Reichsstraße Nr. 1),
• nördlich durch den S-Bahn-Ring und dem hierzu parallel verlaufenden Stadtautobahn (A 100) hinter dem Innsbrucker Platz,
• südöstlich durch die Strecke der Wannseebahn (ehemals Berlin-Potsdam-Magdeburger Eisenbahn) und der hierzu heute parallel verlaufenden Westtangente (A 103)

Durch ihre Lage und die verkehrstechnische Anbindung hat die Siedlung der Ceciliengärten einen verhältnismäßig ruhigen und dennoch zentralen Charakter. Die Entfernung bis zum Brandenburger Tor beträgt beispielsweise nur knapp sechs Kilometer.

Geschichte

Namenspatronin für die Benennung der Ceciliengärten war Kronprinzessin Cecilie von Preußen (1886–1954), Gattin des deutschen Kronprinzen Wilhelm. Sie war unter anderem auch Namensgeberin für das Schloss Cecilienhof in Potsdam, für den im Jahr 1905 eingedeichten Cecilienkoog in Nordfriesland und für eines der großen Segelschiffe der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, der Viermastbark Herzogin Cecilie.

Die Benennung der durch die Siedlung führenden Straße mit der seit jeher angerähnlichen Platzform – die vorher Straße 39 hieß – erfolgte im Jahr 1912. Man wollte damit der Kronprinzessin, die eine sehr hohe Reputation in der Bevölkerung genoss, bereits zu Lebzeiten eine Ehre erweisen.

Planung

Die ersten Ideen zur Parzellierung und Bebauung des ehemaligen „Willmann’schen Parkgeländes“ westlich der Rubensstraße zwischen der Hauptstraße im Norden und der Berlin-Potsdam-Magdeburger Eisenbahn am heutigen S-Bahnhof Friedenau im Süden entstanden bereits in den 1890er Jahren im Zusammenhang mit der Bebauung der – im Jahr 1871 als Villenvorort gegründeten – damaligen Landgemeinde Friedenau. Bis zur vorläufigen Planreife im Jahr 1909 favorisierte man zur Erschließung des Gebietes übermäßig breite Straßen mit „eingestreuten Grünflecken“.[1]

Erst nach dem Erwerb der Grundstücke durch die damalige „Boden-Aktiengesellschaft Berlin-Nord“ besannen sich die Planer neuer städtebaulicher Gesichtspunkte: Man konzentrierte das angestrebte Wohnviertel nunmehr einheitlich um eine große zusammenhängende Grünfläche und projektierte dezentrale Hof-Parks. Hierzu zeichneten die Planer detaillierte Fassadenentwürfe und schrieben sämtliche Anforderungen in einem – vom Stadterweiterungsamt der damals eigenständigen Stadt Schöneberg überarbeiteten – Bebauungsplan fest.

In einem Exposé [1] aus dem Jahr 1912 war erstmals die Rede von „der Ausschaltung der Brandgiebel, Berliner Zimmer und Hinterhäuser“ sowie von „durchsonnten Wohnungen durch Nord-Süd-Ausrichtung sämtlicher Baublocks“. Weiterhin beschäftigten sich die Architekten mit den vorherrschenden Windrichtungen und der erforderlichen Ausstattung der Siedlung mit Spielplätzen „für die liebe Jugend“. Im Einzelnen widmete man sich der gärtnerischen Gestaltung mit Hecken, Rabatten, Baumreihen, Laubengängen sowie der Anlage mehrerer Brunnen und einer Wasserfontäne. Die Siedlung sollte als „Gartenstadt im englischen Stil“ errichtet werden, was der Gesamtanlage eine größere Attraktivität und Werterhöhung geben sollte.

Sämtliche Ausführungen der Architektur und der Parkanlagen sollten unter der amtlichen Oberleitung des Schöneberger Stadtbauinspektors Paul Wolf erfolgen.

Umsetzung und Fertigstellung

Die Fertigstellung der Wohngebäude wurde in erster Linie durch den Ersten Weltkrieg verhindert. Nach dem Krieg mussten die bisherigen Planungen abgebrochen und danach vollständig neu begonnen werden. Obwohl es im Ersten Weltkrieg keine Kampfhandlungen auf deutschem Boden gab, waren die Kriegsfolgen erheblich: Die Gebietsverluste und die weitgehend aufgelöste Armee führten zu Flüchtlingsströmen und zusätzlichem Wohnraumbedarf. Zudem war die Nahrungsmittelversorgung bereits vor Kriegsende aufgrund unzureichend bewirtschafteter Agrarflächen stark beeinträchtigt. Die Wirtschaftskrise in der Weimarer Republik und die Reparationsforderungen schränkten den finanziellen Spielraum der Städte und Gemeinden erheblich ein, zugleich brach die Nachfrage nach hochwertigen Wohnungen weitgehend zusammen. Die großzügig geplanten Stadtgrundrisse mit den gut ausgestatteten Wohnungen der Planungen vor dem Ersten Weltkrieg entsprachen nicht mehr dem aktuellen Bedarf.

Musterbau Ceciliengärten 1 an der Traegerstraße
Gedenktafel für die Anlage der Ceciliengärten in der Traegerstraße

Die ursprüngliche bauliche Konzeption der Ceciliengärten wurde dementsprechend in dieser Form letztendlich nicht realisiert. Nur ein Gebäude wurde nach dem Ersten Weltkrieg – vermutlich als Musterbau – fertiggestellt und ist heute noch in den Ceciliengärten 1 (Ecke Traegerstraße) zu sehen. Die Straßenaufteilung vollendete man inklusive der platzartigen Grünfläche mit dem alten Baumbestand, der teilweise schon im Willmann’schen Parkgelände vorhanden war.

Historischer Blick aus der Sponholzstraße Richtung Osten in die Ceciliengärten, 1930er Jahre. Die Anlage beginnt in Höhe der Treppen und setzt sich nach hinten und jeweils seitlich fort
Fassadendetail

Erst nach der Eingemeindung zur Stadt Berlin im Jahr 1920 nahmen sich Schönebergs Stadtplaner des schon festgesetzten Bebauungsplanes wieder an. Sie fanden bald Geldgeber die bereit waren, die parzellierten Blöcke zu erwerben. Für die damalige Gemeinnützige Heimstättengesellschaft der Berliner Straßenbahn (für den nordöstlichen Block) und die Wohnstättengesellschaft mbH (für die restlichen Blöcke) wurde die ursprüngliche Projektierung der Wohngebäude überarbeitet und den veränderten Wohnbedürfnissen angepasst. Das neu errichtete Quartier umfasste in erster Linie Dienstwohnungen, die für Mitarbeiter des Staates und für die Bediensteten der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) reserviert waren.

Oberster Planer für die Realisierung der Pläne war der Schöneberger Stadtbaurat Heinrich Lassen. Eine Gedenktafel am Haus Traegerstraße 2/3 erinnert noch heute an ihn.

Nur wenig beeinflusst durch die neuen architektonischen Zeichen der Zeit – beispielsweise den seinerzeit gerade aufkommenden Bauhaus-Stil – fiel die Fassadengestaltung nicht mehr ganz so pompös aus, wie sie noch 1912 angestrebt wurde. Dennoch waren die Ergebnisse in Nutzbarkeit und Anschauung noch immer gut durchdacht und sehr detailverliebt. Bei den Fassadenflächen achtete der Architekt auf folgende Gliederungs- und Gestaltungselemente:

• Die Plastizität der Vor- und Rücksprünge mit der daraus resultierenden Licht- und Schattenwirkung,
• konsequente Beachtung einer starken Symmetrie aller Häuser,
• Verwendung unterschiedlicher Materialien und gestalterischer Putztechniken sowie
• Einsatz diverser Schmuckteile, beispielsweise über den Eingangsportalen.

Der Architekt legte Wert darauf, dass sich die Grundrisse der Wohnungen – teilweise nur in Details – individuell voneinander unterschieden. 1927 wurde der letzte von acht Bauabschnitten nach fünfjähriger Bauzeit fertiggestellt. Die bebaute Grundfläche mit 18.700 m² umfasste 621 Wohnungen, in denen mehr als 1500 Menschen lebten, davon

008 Fünfzimmerwohnungen,
092 Vierzimmerwohnungen,
322 Dreizimmerwohnungen,
181 Zweizimmerwohnungen,
018 Einzimmerwohnungen sowie
012 Läden und
004 Ateliers.[2]

Die Größe der Zimmer beträgt durchschnittlich 18 bis 24 m², wobei fast jede Wohnung eine Diele und einen Erker besitzt. Die durchschnittliche Wohnungsgröße liegt bei rd. 90 m².

Mindestens ein geplanter Wohnblock fiel entgegen der ursprünglichen Projektierung von 1912 weg: Zwischen Semper-, Baumeister- und Sponholzstraße wurde zum Bahnhof Friedenau hin etwa zur gleichen Zeit ein anderes Wohnbauprojekt vollendet.

Neue markante Besonderheiten der Ceciliengärten waren der Atelierturm als südliche Begrenzung zur Semperstraße. Dieser Turm hatte keine tatsächliche Funktion, sondern stellte eine architektonische Landmarke dar, die den geschlossenen Eindruck der Gesamtanlage unterstrich. Seinen Namen verdankt er der im oberen Teil gelegenen Atelierwohnung, die sich seinerzeit ohne Zwischendecke über die heutige vierte und fünfte Etage erstreckte und die der Maler Hans Baluschek zwischen 1929 und 1933 als Wirkungsstätte bewohnte.

Georg Kolbes Skulptur
Der Morgen
Kolbes Frauenplastik
Der Abend

Ebenso waren die beiden lebensgroßen Frauenstandbilder Der Morgen und Der Abend des Bildhauers Georg Kolbe auf der zentralen Grünanlage eine Besonderheit der Siedlung. Kolbe hat sich bei den Namensgebung seiner Bronzeplastiken nicht auf die Himmelsrichtungen bezogen, in denen seine Figuren aufgestellt worden sind, sondern an der Art, wie sie den Tag beginnen (Der Morgen streckt sich dem Tag entgegen) bzw. den Tag beenden (Der Abend wirkt dagegen erschöpft mit herunterhängenden Armen). Die Plastik Der Morgen wurde 1929 im Deutschen Pavillon auf der Weltausstellung in Barcelona ausgestellt. Eine Kopie der Kolbe-Skulptur befindet sich heute im Ludwig Mies van der Rohe-Pavillon in Barcelona.[3]

Hervorzuheben sind die teilweise großen Innenhöfe der Anlage, die nur von außen über die jeweiligen Hauseingänge zu erreichen sind. Der größte dieser Höfe ist der Südhof, der sich an der südöstlichen Spitze der Siedlung an der Rubens- /Baumeisterstraße befindet. Dieser Innenhof beinhaltet neben einer rund 3.500 m² großen Rasenfläche eine hufeisenförmige Pergola. Parallel zur Rubensstraße im nördlichen Bereich befindet sich der verhältnismäßig schmal angelegte Nordhof. Hier standen an beiden Enden des langgestreckten Hofes jeweils große Uhrentürme, die den in diesem Bereich wohnenden Mitarbeitern der Verkehrsbetriebe die Zeit anzeigten, damit sie keinen Anlass hatten, zu spät zur Arbeit zu kommen. An derartigen Details ist die Liebe des Architekten zur gesamten Anlage zu erkennen.

Der Zweite Weltkrieg

Die in der Zeit des Nationalsozialismus begonnenen Planungen Albert Speers für eine überdimensionale „Welthauptstadt Germania“ mit einer bis zu 300 Meter breiten Nord-Süd-Achse zwischen dem Spreebogen im Norden und dem Teltowkanal im Süden endeten kurz vor den Toren der Siedlung am Vorarlberger Damm. Sie hätten auch bei Vollendung nach dem Planungsstand von 1942 keine direkten Veränderungen für die Anlage der Ceciliengärten mit sich gebracht.

Die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges hielten sich im Gegensatz zu anderen Stadtgebieten Berlins für die Ceciliengärten in Grenzen. Dennoch wurden aus Gründen der Bevölkerungsvorsorge die Grünanlagen relativ stark in Anspruch genommen: Auf alliierten Luftbildern von 1943 sind mitten auf der zentralen Grünanlage mehrere Schützengräben zu erkennen. Die Siedlung wurde nicht von Bombardements verschont. Im Februar 1943 zogen alliierte Bomber eine Schneise im Norden der Anlage von West nach Ost. Dabei wurden die Häuser Ceciliengärten 4 bis 7 und 8/9 zerstört sowie das Haus Nr. 47 schwer in Mitleidenschaft gezogen. Auch in den Häusern Ceciliengärten 39 und Rubensstraße 40 sowie Rubensstraße 32 bis 38 waren teilweise erhebliche Schäden zu verzeichnen. Die Schäden wurden in den Nachkriegsjahren beseitigt, die total zerstörten Häuser bis Ende der 1950er Jahre vereinfacht wieder aufgebaut.

Die im Atelierturm am Südende der Siedlung gelegene Atelierwohnung büßte etwa zur gleichen Zeit durch Umbaumaßmahmen ihre Deckenhöhe über zwei Etagen ein. Das geschah wegen der großen Wohnungsknappheit nach dem Krieg und den sich daraus ergebenden Vermietungsmöglichkeiten durch das Einziehen einer Zwischendecke, wodurch die Wohnfläche verdoppelt wurde.

Die Anlage heute

Die Wasserfontäne auf dem zentralen Platz

Anlässlich der 750-Jahr-Feier Berlins im Jahr 1987 wurde die gesamte Anlage ein Jahr vorher komplett restauriert. Hierbei wurden die Fassaden denkmalgerecht überarbeitet und die Dächer neu eingedeckt. In Teilen der Ceciliengärten (Häuser 42 bis 49) wurden Dachausbauten mit Gauben vorgenommen, um zusätzlichen Wohnraum zu schaffen. Kurz nach der Restaurierung brannte der Dachstuhl des Hauses Rubensstraße 50 aus und musste erneut instandgesetzt werden. Im Zusammenhang mit der 750-Jahr-Feier wurde der rund 14.000 m² große zentrale Platz nach den historischen Plänen restauriert: Der ovale Brunnen mit Wasserfontäne wurde ebenso wie der Fuchsbrunnen (mit der Plastik eines Fuchses von Max Esser aus dem Jahre 1912) restauriert. Die Rasenfläche wurde in der ursprünglichen Art angelegt und mit Rosen umpflanzt. Die bereits oben erwähnten Frauenstandbilder Der Morgen und Der Abend kamen zu diesem Anlass wieder zurück an ihren angestammten Platz in die Ceciliengärten. Zwischenzeitlich hatte Der Abend in der Nachkriegszeit sein Domizil auf dem Wittenbergplatz und ab 1954 wurden beide Statuen im Rudolph-Wilde-Park am Rathaus Schöneberg aufgestellt.

Die in der Anlage befindlichen Wohnungen sind in verschiedene Eigentümereinheiten aufgeteilt:

Die Anlage in südwestlicher Richtung
• Für den nordöstlichen Blockteil (mit den Häusern Ceciliengärten 40 bis 53, Traegerstraße 2 und 3 sowie den geraden Hausnummern der Rubensstraße 16 bis 38 ist dies die CORPUS SIREO Immobiliengruppe (ehemals Gemeinnützige Heimstättenbaugesellschaft der Berliner Verkehrsbetriebe).
• Der größere Teil der Siedlung – mit den Häusern Ceciliengärten 2 bis 39, Rubensstraße 40 bis 50 (gerade Hausnummern), Baumeisterstraße 4 bis 8, Semperstraße 2 sowie Sponholzstraße 40/41 – wurde 1999 in Privateigentum umgewandelt und wird von der Deutschen Annington Service GmbH verwaltet. Hierbei zeigen sich unterschiedliche Verkaufssituationen in den insgesamt sechs Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG'n) dieses Teils der Anlage: In der kleinsten WEG – sie umfasst nur ein Haus – sind alle Wohnungen verkauft, in der größten WEG mit 24 Häusern, in denen sich 216 Wohnungen und vier Ladengeschäfte befinden, liegt der verkaufte Privateigentumsanteil zurzeit bei rund 75 Prozent.

Prominente Anwohner

In der Ceciliengärten-Siedlung und in den sie begrenzenden Straßen wohnten Persönlichkeiten, von denen einige hier benannt werden:

Ceciliengärten 27: Als einer der prominentesten und bedeutendsten Anwohner der Siedlung arbeitete und lebte von 1929 bis 1933 der Maler und Grafiker Hans Baluschek im Atelierturm an der Semperstraße, in dem er eine „Ehrenwohnung“ hatte. Er musste hierfür keine Miete entrichten und konnte seinen künstlerischen Neigungen unbeschwert nachgehen. Baluschek wurde vornehmlich durch realistische Darstellungen des sozialen Lebens bekannt und illustrierte unter anderem Werke von Gerhart Hauptmann und Richard Dehmel. Später wurde er auch als Verfasser eigener Novellen bekannt (u. a. Spreeluft, 1913). Er war Mitbegründer der Berliner Secession (1898) und des Bundes proletarisch revolutionärer Schriftsteller (1919). Baluschek leitete die „Große Berliner Kunstausstellung“ und war Vorsitzender der Schöneberger Kunst-Deputation. Als marxistisch und politisch unzuverlässig verfemt, legte er nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 alle Ämter nieder. An ihn erinnert in der Semperstraße 1 eine im Jahr 1981 enthüllte Gedenktafel, die neben dem Text eine Straßenszene in der für Baluschek typischen Art zeigt:

Gedenktafel Ceciliengärten 27 (Schönb) Hans Baluschek.jpg

Seit 2004 trägt auch eine Grünverbindung in der Nähe der Siedlung seinen Namen: Bei dem Hans-Baluschek-Park handelt es sich um eine schmale Grünanlage zwischen den S-Bahnhöfen Priesterweg und Südkreuz mit einer Länge von 1,5 Kilometern und einer Größe von sieben Hektar. Durch den Park führt ein vier Meter breiter Asphaltweg, der Teil einer übergeordneten Fuß- und Radwegeverbindung ist und der später einmal über den Park am Gleisdreieck bis zum Landwehrkanal in der Nähe des Potsdamer Platzes reichen wird. Das Grab von Hans Baluschek ist auf dem Wilmersdorfer Waldfriedhof in Stahnsdorf (Abt. L I–S III–334).
Ceciliengärten 20: Im Oktober 1945 bezog hier der Literaturhistoriker und Schriftsteller Heinrich Spiero seine letzte Wohnung. Er hatte zuvor in der Nähe der Anlage in der Fregestraße, Wilhelm-Hauff-Straße und Odenwaldstraße in Friedenau gewohnt, musste diese Wohnungen jedoch wegen seiner jüdischen Herkunft jeweils wieder aufgeben. Zu seinen wichtigsten Werken zählen Biografien von Detlev von Liliencron, Gustav Falke, Theodore Fontane, Julius Rodenberg und Wilhelm Raabe. Von 1929 bis 1934 war er Herausgeber von Jedermanns Lexikon. In den Ceciliengärten entstand sein letztes Werk, die Geschichte des deutschen Romans. Seine letzte Ruhe fand er in einem Ehrengrab auf dem Alten Friedhof der Zwölf-Apostel-Gemeinde in der Schöneberger Kolonnenstraße. An ihn erinnert auch der Spieroweg im Berliner Ortsteil Staaken.
Baumeisterstraße 8: Hier lebte von 1946 bis zu seinem Tode der Klarinettist und Berliner Kammervirtuose Alfred Bürkner (1905–1981). Von 1921 bis 1925 studierte er Klarinette bei Oskar Schubert, bereits von 1922 bis 1924 war er Klarinettist an der Großen Volksoper Berlin, dem heutigen Theater des Westens. Von 1925 bis 1973 gehörte er dem Berliner Philharmonischen Orchester an. Im Jahr 1930 zählte er zu den Gründungsmitgliedern der Kammermusikvereinigung der Berliner Philharmoniker, der ältesten Kammermusikvereinigung dieses Orchesters, die unter anderem Namen noch heute besteht.
Traegerstraße 2 war 1922 die Adresse des Komponisten und Musikschriftstellers Arnold Ebel. Er war an der Berliner Hochschule für Musik Meisterschüler von Max Bruch. Nach dem Studienabschluss arbeitete er zunächst als Chordirektor und Organist des Johanniterordens in Berlin, 1921 wurde er Organist an der Schöneberger Paul-Gerhardt-Kirche. Er war außerdem Vorsitzender des Berliner Tonkünstler-Vereins und der Vereinigten Musikpädagogischen Verbände. Er komponierte unter anderem Lieder und ein Requiem.
Semperstraße 3: In diesem Haus wuchs Hugo Egon Balder auf, der als Fernsehmoderator, Produzent, Musiker, Schauspieler und Kabarettist bekannt wurde.

Neben den hier genannten Persönlichkeiten ist der Architekt der Ceciliengärten, Heinrich Lassen, hervorzuheben. Obwohl er hier nicht wohnte und keine der hiesigen Straßen seinen Namen trägt, ist er eng mit der architektonischen Gestaltung der Ceciliengärten verbunden. Er wohnte 1896 in Friedenau, nicht weit entfernt in der Schmargendorfer Straße 18. Als späterer Stadtverordneter und Stadtbaurat in Schöneberg regte er die Schöneberger Siedlung Lindenhof an und schuf das Schöneberger Stadtbad in der Hauptstraße. Auch der Kiosk mit Wartehäuschen und Bedürfnisanstalt auf dem heutigen Breslauer Platz vor dem Rathaus Friedenau wurde 1929 nach seinen Plänen erbaut. 1953 wurde nach ihm der Heinrich-Lassen-Park benannt, der aus den Gärten der alten Schöneberger Familien Richnow und Willmann entstand, die seinerzeit als „Millionenbauern“ bekannt wurden, weil sie in der Gründerzeit ihre großen Ländereien an die Stadt verkauften und damit zu einem ansehnlichen Vermögen kamen.

Die Siedlung als Gartenbaudenkmal

Die gesamte Anlage ist seit 1977 als Gartendenkmal ausgewiesen. Die Straße Ceciliengärten, über die der große zentrale Platz mit den beiden Brunnen erreicht werden kann, wird in den jeweiligen Bereichen vor dem Platz von japanischen Kirschbäumen flankiert. Die Pflanzung dieser eher untypischen Straßenbäume erfolgte erst gegen Ende der 1950er Jahre. Seit Beginn der 2000er Jahre werden die Bäume altersbedingt durch Neupflanzungen schrittweise ersetzt.

Um dem in der Planung der Anlage als „Gartenstadt“ vorgegebenen Anspruch nachzukommen, legten die Planer von Anfang an großen Wert auf die sinnvolle Begrünung: Hierbei sollte eine Abfolge von blühenden Pflanzen vom Frühjahr bis in den Herbst hinein gewährleistet sein:

• Den blütenreichen Auftakt bilden im April die Forsythien in ihren gelben Blüten.
• Direkt im Anschluss (Ende April/Anfang Mai) bilden die japanischen Kirschbäume ein rosafarbenes Dach über der Straße Ceciliengärten.
• Anschließend gehen die Dolden der lilafarbenen Fliederbüsche auf, die im Bereich zwischen Atelierturm und zentralen Platz stehen.
• Kurz danach setzen die weiß blühenden Rosskastanien am zentralen Platz ihre „Lichter“ auf und lassen den Sommer beginnen.
• Diese Blüte wird anschließend von den rosafarbenen Rosen auf dem Platz rund um die beiden Frauenstandbilder Der Morgen und Der Abend fortgesetzt.

Anekdote am Rande: Bis lange über die Nachkriegszeit hinaus war das Bemerkenswerteste an der – die Ceciliengärten begrenzenden – Baumeisterstraße der im Mai üppig blühende Flieder am S-Bahndamm. Er erfuhr in der Nacht vor dem Muttertag regelmäßig eine „wundersame Ausdünnung“.


Verkehrsverbindungen

Blick vom S-Bahnhof Berlin-Friedenau in Richtung der Ceciliengärten

Die Ceciliengärten liegen zwischen den S- und U-Bahn-Stationen Innsbrucker Platz (Ringbahn-Linien S41, S42, S46 und U-Bahn-Linie U4) sowie dem S-Bahnhof Friedenau (Wannseebahn-Linie S1).

Mit den Metrobus-Linien M48 und M85 ist die Siedlung über die Haltestelle Hähnelstraße und mit der Buslinie 187 an der Haltestelle Ceciliengärten sowie mit den Bussen der Linie 248 an der Haltestelle Innsbrucker Platz zu erreichen.

Für den Individualverkehr sind die Ceciliengärten über die nahe gelegene Anschlussstelle 17 – Innsbrucker Platz der A 100 zu erreichen.

Siehe auch

Literatur

  • Gudrun Blankenburg: Friedenau – Künstlerort und Wohnidyll. Die Geschichte eines Berliner Stadtteils. Frieling, Berlin 2006. ISBN 3-8280-2350-9 (mit Register sowie beiliegender Denkmalkarte)
  • Christel und Heinz Blumensath: Das andere Friedenau – Spaziergänge durch 125 Jahre Kunst-, Literatur- und Baugeschichte. Bezirksamt Schöneberg, Berlin 1996.
  • Alfred Bürkner: Friedenau – Straßen, Häuser, Menschen. Stapp-Verlag, Berlin 1996. ISBN 3-87776-065-1
  • Hermann Ebling: Friedenau – Aus dem Leben einer Landgemeinde, 1871–1924. Zinsmeister und Grass, Berlin 1986. ISBN 3980130908
  • Stefan Eggert: Spaziergänge in Schöneberg. Berlinische Reminiszenzen. Bd. 78. Haude & Spener, Berlin 1997. ISBN 3-7759-0419-0
  • Alle Berliner Straßen und Plätze, von der Gründung bis zur Gegenwart. Lexikon hrsg. v. Hans-Jürgen Mende. 4 Bände Edition Luisenstadt. Verlag Neues Leben, Berlin 1998. ISBN 3355014915

Weblinks

 Commons: Ceciliengärten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Exposé der Ceciliengärten aus dem Jahr 1912
  2. Zahlen aus dem Zentralblatt der Bauverwaltung Nr. 14 vom 6. April 1927
  3. Mies van der Rohe-Pavillon in Barcelona
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