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Die Transnet – Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands (GdED, Eigenschreibweise TRANSNET) war eine Gewerkschaft des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) mit Sitz in Berlin und Frankfurt am Main.[1] Sie fusionierte am 30. November 2010 mit der Verkehrsgewerkschaft GDBA zur Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG).[2]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Gewerkschaft wurde am 8. Dezember 1896 in Hamburg gegründet, doch wurde sie am 2. Mai 1933 wie alle freien Gewerkschaften zwangsweise aufgelöst. Am 25. März 1948 wurde sie unter der Bezeichnung Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands (GdED) wiedergegründet. Sie war Gründungsmitglied des DGB. Durch die Veränderungen im Bereich der Bahn (Privatisierung etc.) in den 1990er Jahren änderte die Gewerkschaft ihren Namen in Transnet Gewerkschaft GdED.
Anfang 1990 gründeten Beschäftigte der Deutschen Reichsbahn der DDR eine freie Eisenbahnergewerkschaft außerhalb des FDGB, die Gewerkschaft der Eisenbahner (GdE). Am 25. Oktober 1990 trat die GdE der GdED während eines außerordentlichen Gewerkschaftstages in Kassel bei. Im Laufe der 1990er Jahre ergaben sich große Veränderungen in der Eisenbahnbranche.
1990 gehörten ihr 320.000 Mitglieder an. Ende 1993 lag die Mitgliederzahl bei 451.000[3].
1994 wurden Bundesbahn und Reichsbahn fusioniert. Ab diesem Zeitpunkt hieß das Unternehmen Deutsche Bahn. Die DB wurde als Aktiengesellschaft gegründet und damit formell privatisiert. Zugleich wurde der Schienenverkehrsmarkt auch für andere Anbieter geöffnet. Die GdED öffnete sich dementsprechend auch für Beschäftigte privater bzw. so genannter nicht-bundeseigener (NE-) Bahnen. Nach dem Prinzip „Ein Betrieb – eine Gewerkschaft“ organisiert sie auch Beschäftigte von Unternehmen, die dem DB-Konzern angehören, ohne „Eisenbahner“ im eigentlichen Sinne zu sein. Um diesem Wandel Rechnung zu tragen, änderte die Gewerkschaft im Mitte Mai 2000[4] ihren Namen offiziell in TRANSNET (Abkürzung für TRANsport, Service und NETze).
Mitte 2000 zählte die Gewerkschaft 340.000 Mitglieder, davon 50.000 Nicht-Eisenbahner.[4]
Die Transnet hatte im Oktober 2007 rund 250.000 Mitglieder. Sie gehörte auf internationaler Ebene der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF) und der Europäischen Transportarbeiter-Föderation (ETF) an. Ab 2002 kooperierte Transnet mit der Verkehrsgewerkschaft GDBA. Im Sommer 2005 wurde diese Zusammenarbeit durch die Bildung einer Tarifgemeinschaft verfestigt.
Im Jahr 2008 ging die Zahl der Mitglieder um 4,9 Prozent auf 227.690 zurück. Als Gründe hierfür wurden der Wechsel des ehemaligen Gewerkschaftsvorsitzenden Hansen zur Deutschen Bahn und viele Todesfälle unter älteren Mitgliedern genannt.[5]
Die Bahngewerkschaft Transnet wurde mit der Gewerkschaft Deutscher Bundesbahnbeamten und Anwärter (GDBA) verschmolzen. Dazu wurde am 30. November 2010 die neue Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) gegründet. Die Transnet brachte 230.000 Mitglieder und die GDBA 40.000 Mitglieder in die neue Gewerkschaft ein. Dies war der größte Zusammenschluss unter den Gewerkschaften seit der Gründung von Verdi im Jahr 2001.[6]
Kritik
Die Gewerkschaft Transnet stand in der Kritik, weil sie als einzige Gewerkschaft der Eisenbahnbranche für die Teilprivatisierung der Bahn eintrat. Kritiker warfen der Transnet vor, keine eigenständige Gewerkschaft mehr zu sein, sondern lediglich der verlängerte Arm der Deutschen Bahn AG. Die rund 120.000 ins Transnet organisierten Mitarbeiter Deutschen Bahn erhielten zahlreiche Vorteile, die anderen Beschäftigten nicht zustanden. So kam ein spezieller, von der DB finanzierter, Fonds für Sozialleistungen auf. Ein Bericht der Revision der Deutschen Bahn von 2002 kritisierte vielfältige Bevorzugungen für Transnet-Betriebsräte. So hätten Transnet-Betriebsräte unter anderem Löhne bis zu 85 Prozent über dem Tarifniveau erhalten.[3]
Auch der ehemals kapitalprivatisierungsfreundliche Kurs der Gewerkschaft wurde kritisiert. Nach Medienberichten erhoffte sich die Gewerkschaft über eine durch Liquiditätszuflüssige finanzierte Expansion nach einem Börsengang des Unternehmens Mitgliederzuwächse. Im Sommer 2006 traten dabei in Transnet organisierte Beschäftigte in einen Warnstreik für eine Kapitalprivatisierung. Im November 2008, nach dem Weggang von Norbert Hansen, kündigte die Gewerkschaft auf ihrem Gewerkschaftstag an, ihre bisherige Position zur Kapitalprivatisierung überprüfen zu wollen.[3]
Der ehemalige Transnet-Vorsitzende Norbert Hansen wechselte im Mai 2008 in den Vorstand der Deutschen Bahn. Kritiker warfen ihm danach vor, diesen Wechsel durch seine Befürwortung der Bahnprivatisierung vorbereitet zu haben.[7]
Die Gewerkschaft Transnet hat die Bahn zwischen 1994 und 1998 beauftragt, zu überprüfen inwieweit Transnetmitglieder ihre Beiträge in satzunggemäßer Höhe bezahlen. Einen weiteren Abgleich hat die Bahn 2008 wegen veränderter Datenschutzrichtlinien abgelehnt.[8]
Vorsitzende der Transnet
- 1949–1959: Hans Jahn
- 1959–1979: Philipp Seibert
- 1979–1988: Ernst Haar
- 1988–1999: Rudi Schäfer
- 1999–2008: Norbert Hansen
- Mai bis November 2008: Lothar Krauß
- November 2008-2010: Alexander Kirchner
Weblinks
- www.evg-online.org Webseite der Nachfolger-Gewerkschaft: Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft
Einzelnachweise
- ↑ http://www.transnet.org/TRANSNET/wir, 29. November 2007
- ↑ http://www.n-tv.de/wirtschaft/Transnet-GDBA-EVG-article2047026.html
- ↑ a b c Christian Esser, Astrid Randerath: Schwarzbuch Deutsche Bahn, 1. Auflage, Bertelsmann-Verlag, München 2010, ISBN 978-3-570-10036-3, S. 161–171
- ↑ a b Meldung Aktuelles in Kürze. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 8-9/2000, ISSN 1421-2811, S. 342.
- ↑ Gewerkschaften stoppen Schwund. In: Tagesspiegel, 18. Januar 2009
- ↑ börsennews.de: Bahngewerkschaften Transnet und GDBA verschmelzen (Zugriff am 30. Oktober 2009)
- ↑ http://www.tagesschau.de/wirtschaft/hansen16.html, (nicht mehr online verfügbar) 9. Mai 2008
- ↑ Heise.de: Bahn überprüft Gewerkschaftsbeiträge (abgerufen am 17. Mai 2009)
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