Norbert Hansen

Norbert Hansen

Norbert Hansen (* 2. Juli 1952 in Husum) ist ein ehemaliger deutscher Gewerkschafter. Er war bis 31. Mai 2009 Vorstandsmitglied für Personal im Vorstand der Deutschen Bahn AG.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Nach dem Hauptschulabschluss trat Hansen 1967 in die Deutsche Bundesbahn als Jungwerker ein. Bis 1972 bildete er sich zum Bundesbahnassistenten weiter und arbeitete schließend als Fahrkartenverkäufer und als Rangierer.

Nach Eintritt in die Eisenbahnergewerkschaft GdED (Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands) leitete er den GdED-Personalrat beim Bahnhof Büchen. 1979 wurde er hauptamtlicher Mitarbeiter der Gewerkschaft. Zunächst arbeitete er als Ortssekretär in Hamburg, 1980 wurde er zum Sekretär der Bezirksleitung ernannt. 1991 stieg er zum Bezirksleiter in Hamburg auf, im Folgejahr wechselte er als Vorstand für Tariffragen nach Frankfurt am Main. 1996 wurde er zum Stellvertreter des GdED-Vorsitzenden ernannt.

Im März 1999 wurde er auf dem Gewerkschaftstag der GdED mit 96,6 % zum Vorsitzenden der GdED gewählt, die sich 2000 in Transnet umbenannte. Auf dem Gewerkschaftstag am 9. November 2004 wurde er mit 93,1 % für weitere vier Jahre wiedergewählt.

Am 5. Juli 2000 wurde Hansen in seiner Funktion als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der DB AG bestätigt.[1]

Im Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG war er als stellvertretender Vorsitzender (Arbeitnehmervertreter) tätig. Er war ehrenamtlicher Vorsitzender der Allianz pro Schiene, Mitglied des Bundesvorstandes des DGB, Präsident der Sektion Eisenbahn in der Europäischen Transportarbeiter-Föderation (ETF) und Aufsichtsratsvorsitzender in verschiedenen Gesellschaften der DEVK (Deutsche Eisenbahn Versicherung).

Hansen ist Mitglied der SPD.

Wechsel zur Deutschen Bahn AG

Am 8. Mai 2008 erklärte Hansen seinen Rücktritt als Transnet-Vorsitzender[2]. Am 15. Mai berief ihn der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG zum Arbeitsdirektor. Das bislang für Recht und Personal zuständige Vorstandsmitglied Margret Suckale wechselte als Vorstand für Personal und Dienstleistungen zur neu gegründeten DB Mobility & Logistics AG.[3] Nach eigenen Angaben hatten DB-Aufsichtsratschef Werner Müller und SPD-Chef Kurt Beck Hansen gefragt, ob er sich vorstellen könne, als Personalvorstand für das Unternehmen zu arbeiten. Er habe diesen Vorschlag mit der Transnet besprechen wollen, jedoch sei die Information über einen möglichen Wechsel vorzeitig durch eine „gezielte Indiskretion“ öffentlich geworden. Hansen sah seine neue Rolle als Chance, „die Interessen der Arbeitnehmer noch stärker einzubringen.“[4]

Am 13. Mai 2009 kündigte DB-Vorstandsvorsitzender Rüdiger Grube an, Hansen werde das Unternehmen zum 31. Mai gesundheitsbedingt verlassen.[5] Hansen sei längere Zeit krank und eine Genesung nicht absehbar gewesen.[6] Im Gegensatz zu den drei weiteren ausscheidenden Konzernvorvorständen (Otto Wiesheu, Norbert Bensel und Margret Suckale) erhielt Hansen keine Abfindung. Sein durchschnittliches monatliches Grundgehalt betrug im Jahr 2008 etwa 33.000 Euro.[6] Hansen hatte laut Medienberichten vor dem Wechsel monatlich brutto 7.800 Euro verdient.[7] Seine Bezüge für seine Tätigkeit im Geschäftsjahr 2008 (1. Juni bis 31. Dezember 2008) betrugen 556.000 Euro, davon 233.000 Euro Fest- und 315.000 Euro variables Gehalt.[6]

Kritik

Hansen galt schon als Gewerkschafter als Freund des Bahnchefs Hartmut Mehdorn. Sein ambivalentes Verhältnis zum Unternehmen – einerseits Vertreter der Arbeitnehmer, andererseits Unterstützer wesentlicher Arbeitgeberpositionen (z. B. der angestrebten teilweisen Kapitalprivatisierung) – war Gegenstand öffentlicher Kritik. Ihm wurde vorgeworfen, durch die Darstellung einer unterstützenden Position der Gewerkschaft Transnet gegenüber der SPD erst ermöglicht zu haben, dass die Sozialdemokraten auf ihrem Parteitag 2007 und im Anschluss daran der Teilprivatisierung der Bahn zustimmten. Als Reaktion auf den als "Verrat" empfundenen Wechsel Hansens auf seine neue Position regte sich zunehmend Widerstand an der Basis von Transnet gegen den sozialpartnerschaftlichen Kurs der Gewerkschaft.[8][9]

Während auch andere Unternehmen (beispielsweise die Deutsche Post) Personalvorstände aus Gewerkschaftsreihen rekrutiert haben, sei insbesondere das jahrelange Werben Hansens für einen Börsengang des Unternehmens eine Besonderheit.[10]

Privates

Seit 1973 ist Hansen verheiratet und lebt in Hamburg. Er hat einen erwachsenen Sohn und eine erwachsene Tochter.

Einzelnachweise

  1. Meldung Neuer DB-Aufsichtsrat. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 8-9/2000, ISSN 1421-2811, S. 338.
  2. Tagesschau: Transnet-Chef wechselt die Seiten (nicht mehr online verfügbar)
  3. Deutsche Bahn AG: Vorstand der Deutschen Bahn AG zur neuen Konzernstruktur:. Presseinformation vom 9. Mai 2008
  4. „Ich stehe für Pragmatismus“. In: DB Welt, Ausgabe September 2008, S. 5
  5. Deutsche Bahn AG: DB zieht Konsequenzen aus Datenmissbrauch / Grube: „Neuanfang in der Unternehmenskultur“. Presseinformation vom 13. Mai 2009
  6. a b c Abgesägte Bahn-Manager nehmen Abfindungen mit. In: Die Welt, 13. Mai 2009
  7. bild.de vom 24. Mai 2008
  8. Gegenspieler und Gefährte für Mehdorn. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 4. Juli 2007
  9. »Transnet-Mitglieder sind wütend und enttäuscht«. In: junge Welt vom 4. August 2008
  10. Flexibilität am Arbeitsplatz. In: Süddeutsche Zeitung, 30. Januar 2009

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