Transportleitung

Transportleitung

Transportleitung (TP) ist ein Begriff im Personenverkehr der Deutschen Bahn. Er bezeichnet die Leitstellen, in denen Informationen den Istzustand des Systems Bahn, über Verspätungen und Störungen in den Zügen und an den Bahnhöfen zusammenlaufen.

Zur besseren Koordination wird unterschieden zwischen regionalen (regionale Transportleitung) und bundesweiten Aufgaben (Zentrale Transportleitung, ZTP).

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Organisation

Die Transportleitungen im Personenverkehr (TP) sind aufgeteilt in TP Regio, TP Fernverkehr und Zentrale Transportleitung (ZTP). Zusätzlich können für besondere Produkte, Strecken oder abgegrenzten Einheiten (z. B. bei S-Bahnen in Ballungsräumen) separate Transportleitungen eingerichtet sein.

Bei DB Regio nimmt die TP Regio alle Aufgaben der Transportsteuerung für ihren jeweiligen Bereich wahr. Bei überregionalen Maßnahmen im Nahverkehr stimmen sich die benachbarten Transportleitungen gegenseitig ab. Die ZTP unterstützt gegebenenfalls bei eskalierenden Situationen.

Die TPen bei DB Fernverkehr arbeiten unter der Federführung der ZTP zusammen. Die ZTP übernimmt die Funktion der Abstimmung regionaler Interessen zu einer einheitlichen Vorgehensweise gegenüber den Kunden. Die TP Fernverkehr entscheidet in ihrem Bereich weitgehend eigenständig; zur Sicherstellung des Gesamtprozesses „Transportsteuerung“ ist jedoch bei besonderen Maßnahmen (z. B. Teil-/Zugausfall, Einsatz von Ersatzzügen, Zusatzhalte, Überschreiten der Regelwartezeiten bei überregionalen Anschlüssen u. v. m.) die Zustimmung der ZTP erforderlich.

Die Transportleitungen der Deutschen Bahn AG sind überwiegend in den Betriebszentralen der DB Netz AG untergebracht. Die Regionalen Transportleitungen Fernverkehr teilen sich in folgenden Standorten auf:

Standort Dispositionsbereich
Hannover Nord
Duisburg West
Frankfurt Mitte
Frankfurt Bundesweit (ZTP)
Karlsruhe Südwest
München Süd
Leipzig Südost
Berlin Ost

Transportsteuerung

Die Transportleitung hat die Schlüsselfunktion, absehbare oder bereits bestehende Beeinträchtigungen der Transportdienstleistung zu erkennen und gemeinsam mit ihren Partnern (interne & externe) kundenorientierte Lösungen zu entwickeln. Bei Abweichungen vom Kundenangebot sorgt sie für die Reisendeninformation. Diese Hauptaufgabe wird als Transportsteuerung bezeichnet.

Aufrechterhaltung der Qualität

Ziel ist, die Qualität der Transportdienstleistung gegenüber den Kunden aufrechtzuerhalten oder wiederherzustellen. Bei Qualitätseinbußen müssen deshalb Ersatzmaßnahmen ergriffen und verlässliche Kundeninformationen gewährleistet werden. Zum Erkennen von Schwachstellen und systematischen Fehlern stellt die TP den Beteiligten statistische Daten aus dem Betriebsablauf zur Verfügung.

Eingreifen in den Transportablauf

Bei Abweichungen vom planmäßigen Betrieb sind die Transportleitungen die einzigen Stellen des Personenverkehrs der Deutschen Bahn, die in Zusammenarbeit mit den Leitstellen der DB Netz AG (Betriebszentralen [BZ] und Netzleitzentrale [NLZ]) in den Transportablauf steuernd eingreifen dürfen.

Aufgaben und Arbeitsweisen der TP

Die Kernaufgaben der Transportleitungen lassen sich gliedern in Störungserfassung und deren Auswertung, Disposition und Informationsweitergabe.

Störungserfassung, Überwachung des Betriebsablaufs

Grundlage der Störungserfassung ist die Überwachung des Betriebsablaufs (Monitoring) gegen den Fahrplan, der das Soll der zu erbringenden Verkehrsleistungen darstellt. Die TP verfügt über verschiedene Systeme (z.B. ISTP → Informationssystem Transportleitung Personenverkehr) und Mittel, mit denen sie sich einen Überblick auf die Betriebslage verschafft. Die vorliegenden Informationen wertet sie kontinuierlich aus und wägt laufend ab, ob und inwieweit Handlungsbedarf (z. B. durch Abweichungen bei den angebotenen Verkehrsleistungen [Verspätung, Umleitung, Streckensperrung etc.] oder den Einsatz der Ressourcen [Triebfahrzeuge/Triebzüge, Wagen und Personale]) besteht.

Disposition

Durch die Disposition der TP soll die Qualität der Verkehrsleistung gegenüber den Kunden aufrechterhalten, wiederhergestellt oder durch Ersatzmaßnahmen sichergestellt werden. Mögliche Maßnahmen können das Sichern der Reisekette durch Anschlussgewährung bzw. das Anbieten von Ersatzverbindungen, der Einsatz von zusätzlichen Personalen, (abweichenden) Fahrzeugen, Ersatzzügen oder Zusatzhalte sein. Um Störungen (Verspätungen, aber auch technische Störungen oder abweichende Reihungen) in ihren Auswirkungen einzugrenzen, können Züge auch vorzeitig gewendet oder umgeleitet, technisches Personal zur Störungsbeseitigung eingesetzt oder Drehfahrten bzw. Ersatz-/Zusatzzüge veranlasst werden. Diese Maßnahmen sind in jedem Einzelfall auf Zweckmäßigkeit und Umsetzbarkeit abzuwägen, vor allem aber müssen diese Maßnahmen sorgfältig geplant (Ressourcen und Streckenkapazität) und kommuniziert werden sowie zusätzlich eine gewisse Robustheit gegenüber weiteren Änderungen der aktuellen bzw. zukünftigen Lage aufweisen.

Informationsweitergabe

Die TP stellt für die rechtzeitige und umfassende Information der Kunden und aller Stellen innerhalb und außerhalb des Personenverkehrs alle benötigten Daten bereit. Dies geschieht vorrangig über standardisierte Geschäftsvorfälle in den Bausteinen des ReisendenInformationsSystems (RIS) oder per Mail, Fax bzw. Telefon. Der Großteil der Kundeninformation wird dabei über das „Informationssystem Transportleitung Personenverkehr“ (kurz: ISTP) generiert.

Geschichte

Die ersten betriebsleitenden Stellen in Deutschland wurden Ende September 1912 eingerichtet. Die so genannten Zugleitungen gingen aus der Erkenntnis hervor, dass eine Betriebsablauf über die Strecke hinweg gesteuert werden müsse, um Stauungen in den Knoten zu vermeiden. Zur Koordination der einzelnen Betriebsleitstellen wurden später Oberzugleitungen (OzL) hervor. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden diese Generalbetriebsleitungen in Oberbetriebsleitungen umgewandelt und ihre Befugnisse zu Gunsten der Bundesbahndirektionen eingeschränkt.[1]

Die Zentrale Transportleitung wurde Anfang 1971 gegründet. Sie ging aus der Zusammenlegung der Oberbetriebsleitungen Süd und West hervor.[1]

Im Rahmen der zweiten ZTP-Ausbaustufe wurde zum 1. April 1971 auch die für überregionale Bau- und Signaltechnik-Planungen zuständige Entwurfs- und Planungsabteilung in die Zentrale Transportleitung eingegliedert. Sie war zum 1. Oktober 1969 zunächst an der Bundesbahndirektion Frankfurt gegründet worden.[2]

Einzelnachweise

  1. a b Rüdiger Scotland, Heribert Küsters, Wolfgang Fritz: Betriebsleitende Aufgaben der Zentralen Transportleitung. In: Die Bundesbahn, Jahrgang 45 (1971), Heft 19/20, ISSN 0007-5876, S. 927–932
  2. Paul Werner: Die Aufgaben der Planungsabteilung im Rahmen der ZTL. In: Die Bundesbahn. Nr. 19/20, 1971, ISSN 0007-5876, S. 987–984.

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