Tremiti-Inseln

Tremiti-Inseln
Tremiti-Inseln
Blick auf San Nicola
Blick auf San Nicola
Gewässer Adria
Geographische Lage 42° 7′ N, 15° 30′ O42.1215.495527777778Koordinaten: 42° 7′ N, 15° 30′ O
Karte von Tremiti-Inseln
Anzahl der Inseln 5
Hauptinsel San Domino
Gesamtfläche 3,13 km²
Einwohner 496 (2009)
Karte der Inselgruppe
Karte der Inselgruppe

Die Tremiti-Inseln liegen in der italienischen Adria in der Region Apulien, nördlich der Gargano-Halbinsel. Die Inseln mit einer Gesamtfläche von etwa drei Quadratkilometern bilden die Gemeinde Isole Tremiti.

Inhaltsverzeichnis

Inseln

Insel Fläche
(ha)
Einwohner
2008
max.
Höhe
San Nicola 42 131 75
San Domino 208 236 116
Capraia 45 - 53
Pianosa 13 - 15
Cretaccio 4 - 30
La Veccia 0,1 - ...
Tremiti-Inseln 313 496 116

Geschichte

1783 wurde das aus dem Mittelalter stammende befestigte Kloster von König Ferdinando IV von Neapel aufgehoben. Im gleichen Jahr wurde eine Strafkolonie eingerichtet. Zur Zeit Napoleons wurde die Insel von einer englischen Flotte angegriffen, konnte sich aber behaupten. Der französische General Murat begnadigte in seiner Funktion als neuer König von Neapel die Gefangenen für ihre Unterstützung des Widerstandes. Damit endete diese erste Kolonisation durch Strafgefangene.

1843 ordnete König Ferdinando II der beiden Sizilien die Wiederbesiedelung an. Dieses Mal waren es Bedürftige aus den Elendsvierteln Neapels, die nicht zuletzt vom Fischreichtum der Inselgruppe profitierten. Ein Überbleibsel dieser zweiten Kolonialisierung ist der napolitanische Dialekt der heutigen Bewohner.

Im Zusammenhang mit der Eroberung von Libyen wurden rund 1300 Araber auf den Tremiti unter unsäglichen Bedingungen interniert. Rund ein Drittel starben. Siehe: Italienisch-Türkischer Krieg

Während der Diktatur Benito Mussolinis wurden die Inseln als Ort der Verbannung benutzt. Heute sind sie wegen des sie umgebenden klaren Wassers eine Touristenattraktion.

Bewohnt sind lediglich San Domino und San Nicola. San Domino, die früher „Tremetis“ genannt wurde, ist die größte der Inseln. Sie ist für den Tourismus am bedeutendsten und weist als einzige der Tremiti-Inseln einen Sandstrand auf.

Capraia ist die einzig bedeutende der unbewohnten Inseln, sie ist Teil des Naturschutzgebiets. Cretaccio ist ein großer Felsblock ohne touristische Anziehung. Pianosa erhebt sich an der höchsten Stelle nur 15 Meter aus dem Meer. Während starker Stürme wird die Insel von den Wellen manchmal komplett überspült.

Santa Maria di Tremiti

Blick auf San Nicola

Ob das Benediktinerkloster S. Maria di Tremiti schon im 8. Jahrhundert bestand, ist zweifelhaft. Der Bericht des Leo von Ostia, Karl der Große habe Paulus Diaconus dorthin in die Verbannung geschickt, ist fiktiv.[1] Der erste Abt ist 1005 belegt, 1045 wird die von Abt Alberich neu erbaute Kirche vom Bischof von Dragonara geweiht. Im 11. Jahrhundert brachten zahlreiche Schenkungen weltlicher Herren umfangreichen Besitz auf dem Festland, vor allem im Marserland und im Prinzipat von Benevent und in den Diözesen Siponto, Vieste, Troia und Dragonara. 1038 hat Konrad II. auf Bitten des Abtes Deodatus die Abtei in seinen Schutz genommen,[2] was Heinrich III. 1054 bestätigte,[3] auch wenn das Reich keine dauerhafte Herrschaft in Süditalien ausüben konnte. Enge Beziehungen bestanden zu Montecassino: der spätere Papst Stephan IX. hat sich auf der Flucht vor Heinrich III. vorübergehend nach Tremiti zurückgezogen. Leo IX. hat die Abtei direkt dem Hl. Stuhl unterstellt, dennoch versuchte Montecassino unter Nikolaus II., sich das Kloster einzuverleiben, allerdings ohne bleibenden Erfolg. Abt Desiderius konnte eine Oberaufsicht ausüben, Urban II. und seine Nachfolger ließen Tremiti in die Besitzlisten der Privilegien für Montecassino aufnehmen, dennoch konnte das Inselkloster seine Selbständigkeit behaupten, wie aus dem Eintrag im Liber Censuum hervorgeht. 1237 ist auch der Treueid eines Abtes dort nachgetragen. Die Plünderungen von Inseln und Kloster durch Piraten in der Zeit Innozenz III. leiteten den geistlichen und weltlichen Niedergang ein. Die von Gregor IX. angeordneten Reformen führten zum Anschluss des Klosters an die Zisterzienserabtei Casanova in der Diözese Penne. 1412 ging der Klosterverband an die Lateranensischen Regularkanoniker über, 1782 wurde das Kloster aufgehoben und später zum Gefängnis umgewandelt.
Die reichhaltige Bibliothek unter Abt Eustasius um 1175 ist durch das erhaltene Bücherverzeichnis bekannt.[4]

Legende von Diomedes

Früher wurden die Inseln auch als „die Inseln des Diomedes“ bezeichnet, da der Begleiter von Odysseus hier nach dem Krieg gegen Troja gestrandet sein soll. Nach einer Legende versteckte sich Diomedes nach dem trojanischem Krieg auf der Insel. Nach seinem Tod trauerten seine Kriegsbegleiter und wurden von Venus in weiße Vögel verwandelt, um ihm in den Himmel zu folgen, in die sogenannten Diomedee.

Verkehr

Ganzjährige Schiffsverbindungen bestehen nur von Termoli aus (mit der Tirrenia di Navigazione), in der Touristensaison Anfang Juni bis Ende September können die Inseln auch von Pescara, Ortona, Vasto, Vieste, Manfredonia oder Rodi Garganico (bis Ende August) mit dem Schiff erreicht werden. In dieser Zeit sind mehrere Reedereien aktiv, unter anderem auch mit Schnellbooten, so dass auch Fahrten von Pescara, Ortona und Vasto schnell möglich sind. Vom Bahnhof der Stadt Termoli, an dem alle Fernzüge halten, besteht ein Zubringerdienst zum Hafen. Das eigene Auto kann nicht auf die Inseln mitgenommen werden.

Außerdem kann ganzjährig zweimal täglich mit dem Helikopter in 20 Minuten von Foggia nach San Domino geflogen werden.

Nationalpark Gargano

Nationalpark Zonen der Tremiti Inseln

Die Inselgruppe gehören seit 1991 zum Naturschutzpark Parco Nazionale del Gargano. Wie im Nationalpark üblich sind die Inseln verschiedenen Schutzzonen zugeordnet. Die Insel Pianosa befindet sich in der höchsten Schutzzone A - der Zugang ist verboten. Teile von Capraia und die Westküste von San Domino gehören der zweithöchsten Schutzzone B an.

Literatur

  • Walther Holtzmann: Italia Pontificia IX: Samnium - Apulia - Lucania. Berlin 1962, S. 178-186.
  • Armando Petrucci: Codice diplomatico del monastero benedettino di S.Maria di Tremiti (1005-1237). Rom 1960. (Fonti per la storia d'Italia, 98)
  • Charles B. McClendon: The Church of S. Maria di Tremiti and Its Significance for the History of Romanesque Architecture. In: The Journal of the Society of Architectural Historians. Vol. 43, No. 1. (Mar., 1984), S. 5-19.
  • Donatella Langiano, Edoardo Agresti: Isole Tremiti e Termoli. Casa Editrice Polaris Firenze 2010, ISBN 978-88-6059-049-7.

Einzelnachweise

  1. Chronica monasterii Casinensis I,15
  2. D.K.II. 272
  3. D.H.III. 323
  4. Armando Petrucci: L'archivio e la biblioteca del monastero benedettino di Santa Maria di Tremiti. In' Bull API. n.s. 2-3, 1956-1957, S. 291-307.

Weblinks

 Commons: Tremiti-Inseln – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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