Nikolaus II. (Papst)

Nikolaus II. (Papst)
Nikolaus II.

Nikolaus II., eigentlich Gerhard von Burgund, (* zwischen 990 und 995 vermutlich in Savoyen; † 19., 20. oder 27. Juli 1061 in Florenz) war Papst vom 6. Dezember 1058 bis zu seinem Tode.

Inhaltsverzeichnis

Lebensweg und die Wahl zum Papst

Gerhard von Burgund wurde zwischen 990 und 995 als Kind der Savoyer Adelsfamilie Chevron Villette geboren, die im Cháteau de Chevron bei Mercury residierte.

Erstmals wird er 1045 als Bischof von Florenz erwähnt. Als Papst Stephan IX. am 4. April 1058 in Florenz gestorben war, wurde von der toskanischen Partei in Rom sofort Johann Mincius, der Bischof von Velletri, als Benedikt X. zum Papst ernannt. Diese Ernennung widersprach dem Willen des verstorbenen Papstes, der auf seinem Totenbett ausdrücklich bestimmt hatte, mit der Wahl des neuen Papstes solange zu warten, bis der Subdiakon Hildebrand von seiner Reise nach Deutschland zurückkehrt.

Die Kardinäle, die gegen diese Wahl protestierten, mussten aus Rom fliehen. Nach der Rückkehr Hildebrands und auf dessen Betreiben wählten diese, nachdem auch die Zustimmung des deutschen Hofes eingetroffen war, vermutlich am 6. Dezember 1058 (daher der Papstname) Gerhard in Siena zum neuen Papst Nikolaus II. Auf dem Weg nach Rom wurde eine Synode in Sutri unter dem Schutz des toskanischen Markgrafen Herzog Gottfried III. (des Bärtigen) und des deutschen Reichskanzlers abgehalten. Benedikt wurde aus Rom vertrieben und Nikolaus II. schließlich am 24. Januar 1059 in Rom inthronisiert.

Lateransynode 1059

Zu Ostern 1059 wurde im Lateran ohne deutsche Beteiligung eine Synode abgehalten, um künftige Papstwahlen besser regeln zu können. Ergebnis war das sogenannte Papstwahldekret. In ihm wurde die Wahl noch ausdrücklich von der Zustimmung des deutschen Hofes - allerdings als Folge der freien Willenserklärung des Papstes - abhängig gemacht.

Diese Synode sollte aber auch dazu dienen, mit der folgenden offiziellen Wahl von Nikolaus dessen vormalige Wahl zum Papst nachträglich zu legitimieren. Des Weiteren wurden auf dieser Synode Erlässe gegen die Simonie und die Laieninvestitur erarbeitet und jenen Priestern die Teilnahme an der Messe verboten, denen ein „notorisches Konkubinat“ nachgewiesen werden konnte. Die grundsätzliche Erneuerung des priesterlichen Lebens sollte dadurch erreicht werden, dass die Priester an den Stiftskirchen, für die sie geweiht waren, mit den anderen Kanonikern gemeinsam leben, essen und schlafen sollten. Die Konsequenz daraus war, dass die Priester auf diese Weise zur Aufgabe ihres persönlichen Besitzes und zur asketischen Lebensführung gezwungen werden sollten.

Diese Aktionen wurden von den sogenannten „Reformern“ begrüßt, deren wichtigster Repräsentant Petrus Damiani war. Das wichtigste Ziel der Synode sollte in seinen Augen die Sorge um das Seelenheil der Menschen sein, das durch unkeuschen Klerus und durch simonistische Priester in Gefahr geraten sei. Auch Hildebrand propagierte das Modell der „Urkirche“ als Ziel des Reformpapsttums, bei der es keine Zwietracht gäbe, weil die ganze Christenheit in karitativer Liebe miteinander verbunden sein werde. Zur Leitfigur dieser geistlich-moralischen Reform stieg der heilige Augustinus auf, dessen Lebensregeln zur Grundlage dieses neuen Ordnungsentwurfs wurden.

Politik gegenüber Normannen

Als Bündnispartner zur Bekämpfung des Gegenpapstes konnte Nikolaus II. mit tatkräftiger Unterstützung Hildebrands die zuvor feindlich gesinnten Normannen in Unteritalien für sich gewinnen. Der Normanne Richard von Aversa wurde als Fürst von Capua bestätigt. Dafür konnte auf normannische Truppen zur Bekämpfung Benedikts in der Campania zurückgegriffen werden.

Im Juli und August 1059 wurde schließlich in Melfi, der Hauptstadt Apuliens, eine Synode abgehalten, auf der er den Normannen Robert Guiscard unter Hinweis auf päpstliche Rechtstitel mit Apulien, Kalabrien und Sizilien für den Fall der Rückeroberung von den Sarazenen belehnte. Im Gegenzug verpflichtete sich dieser unter anderem zu Tributzahlungen an den Papst und der Verteidigung des römischen Bischofssitzes sowie der Gewährleistung freier Papstwahlen. Richard von Aversa, mit dem eine ähnliche Vereinbarung getroffen wurde, wurde für seinen Lehnseid auf Nikolaus als Fürst von Capua bestätigt und somit nominell Robert Guiscard gleichgestellt.

Nach seiner Rückkehr konnte Nikolaus schließlich Benedikt mit Hilfe der Normannen schlagen und im Herbst 1059 zur Kapitulation zwingen.

Das Verhältnis zum deutschen Hof

Das Verhältnis zum deutschen Hof war durch die Ereignisse des Jahres 1059 stark getrübt worden. Die Lehnsvergabe an die Normannen sowie die Einschränkung des kaiserlichen Rechts zur Papsternennung auf ein vom Papst gewährtes Privileg und die weitere Einschränkung, dass jeder kaiserliche Nachfolger dieses Recht persönlich bestätigt erhalten sollte, schwächte den Einfluss des Kaisers in Italien empfindlich. Aber mit der normannischen Unterstützung im Rücken konnte Nikolaus diese Bestimmung auf einer Synode im Lateran 1060 erneuern. Diese Vorgehensweise rief beim deutschen Hof große Verärgerung hervor, so dass man im gleichen Jahr eine Reichssynode in Deutschland einberufen ließ, auf der die Reichsbischöfe alle Anordnungen von Nikolaus für ungültig erklärt hatten. Nikolaus ließ sich durch dieses Vorgehen jedoch nicht einschüchtern und berief 1061 ein weiteres Konzil ein, auf dem die Erklärungen von 1059 nochmals bekräftigt wurden.

Ableben

Nikolaus starb am 27. Juli 1061 (nach anderen Quellen am 19. oder 20. Juli) in Florenz. Begraben wurde er in der dortigen Kathedrale. Sofort nach dem Bekanntwerden seines Todes schickte der römische Adel eine Delegation zum deutschen Hof, die sich direkt an die Kaiserin Agnes wandte und um Unterstützung für ihren Kandidaten warb. Auf diese Weise wurde Pietro Cadalus von Parma als Honorius II. (Gegenpapst) zum neuen Papst ernannt und am 28. Oktober 1061 auf einem Hoftag in Basel feierlich bestätigt. Dieses Schisma der katholischen Kirche mit zwei Päpsten sollte erst am 31. Mai 1064 mit der Synode von Mantua und der dortigen Entthronisation von Honorius beseitigt werden.

Nikolaus II. galt als kultivierter und moralisch untadeliger Mensch, hatte aber eine Reihe von Persönlichkeiten wie Hildebrand, Humbert von Silva Candida und Petrus Damiani zu seinen Beratern, die ihn nach dem Zeugnis von Zeitgenossen an Glanz übertrafen.

Literatur

Weblinks

 Commons: Nikolaus II. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


Vorgänger Amt Nachfolger
Stephan IX. Papst
1058–1061
Alexander II.

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