Trullanum

Trullanum

Die (2.) Trullanische Synode (Trullanum, Quinisext, Penthekte bzw. Penthekton) war eine im Jahr 691 vom byzantinischen Kaiser Justinian II. einberufene Kirchenversammlung.

Die nach dem Ort der Versammlung, dem Kuppelbau des Kaiserpalastes (Trullum), benannte Synode, an der 227 Bischöfe, überwiegend aus dem Osten, teilnahmen, hatte die Aufgabe, sich mit Fragen zu befassen, die auf dem Dritten Konzil von Konstantinopel unbeantwortet geblieben waren. Während die zentralen Fragen christlicher Dogmatik, etwa der lange umstrittenen Christologie, eher am Rande behandelt wurden, standen weitgehend Fragen der Liturgie, der Kirchendisziplin, u.ä. im Mittelpunkt. Doch auch dies war nicht unumstritten, da es Traditionen betraf, die sich in der römischen Kirche z.T. anders entwickelt hatten als in den byzantinischen Kirchen des Ostens. So kam es, dass die Unterzeichnung der 102 Kanones der Synode (die im orthodoxen Bereich als Teil des Dritten Konzils von Konstantinopel gilt) zunächst von Papst Sergius I. abgelehnt wurde. Später erklärte der römische Klerus, er akzeptiere die Beschlüsse, soweit sie dem wahren Glauben und den römischen Dekreten nicht widersprächen.

Geregelt wurde unter anderem:

  • die Frage des Zölibats
  • das Verhältnis zu den Juden (jüdischen Ärzten wurde untersagt, christliche Geistliche zu behandeln)
  • das Gebot an Bischöfe, die ihren Bischofssitz verlassen hatten, zurückzukehren (das betraf vor allem den Nahen Osten und die arabische Eroberung), (Residenzpflicht)
  • das Simonieverbot
  • das Verbot für Kleriker, Theater oder Pferderennen zu besuchen
  • die Fastengebote
  • der Rang des Patriarchats von Konstantinopel
  • das Mindestalter für bestimmte Kirchenämter
  • das Noviziat, die Kleidung und Haartracht der Mönche
  • das Verbot von Doppelklöstern
  • das Verbot des Würfelspiels und der Wahrsagerei
  • das Verbot der Darstellung Christi als Lamm Gottes
  • das Verbot der Abtreibung
  • das Verbot der Bräuche zu Ehren der antiken Götter, insbesondere Tänze und Bräuche zu Ehren des Dionysos bei der Weinlese und -kelter (Kanon 62)

Beschlüsse des Konzils:

  • Der allgemein eingerissenen Praxis gab man nach und erlaubte den Priestern die Fortsetzung einer vor ihrer Weihe geschlossenen Ehe.
  • Die Darstellung Christi als Lamm wurde untersagt, Fastenregelungen erlassen und der Patriarch von Konstantinopel aufgewertet.

Unterschriftsliste:

Die Unterschriften der Bischöfe (und des Kaisers) sind eine wichtige Quelle für die Geographie der byzantinischen Kirche des 7. Jh.. Durch die Einfälle der Araber, Slawen und andere Zeitumstände waren viele Bischofssitze nicht besetzt.

Literatur

  • Concilium Quinisextum - Das Konzil Quinisextum. Übersetzt und eingeleitet von Heinz Ohme. Fontes Christiani 82. Turnhout 2006. Text mit deutscher Übersetzung, Kommentar und ausführlicher Einleitung
  • Heinz Ohme: Das Concilium Quinisextum und seine Bischofsliste. Studien zum Konstantinopeler Konzil von 692. Arbeiten zur Kirchengeschichte 56. Berlin/New York 1990.

Eine neue Ausgabe der Konzilsakten mit erweiterter Unterschriftsliste ist für die Acta Conciliorum Oecumenicorum in Vorbereitung (HU-Berlin, Theologische Fakultät)

Weblinks


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