- Christologie
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Christologie (Wort/Lehre von Christus, von griech. χριστός „der Gesalbte“ und λόγος Logos, „Wort, Lehre, Vernunft“) bezeichnet das theologische Nachdenken über Person und Heilswirken Jesu Christi, ihre Auffassungen und Deutungen im Christentum. Die Christologie als zentraler Teilbereich der Systematischen Theologie will die Frage nach der Identität („Natur“) und Bedeutung („Relevanz“) von Jesus Christus für dessen Gemeinschaft, die Kirche, für den einzelnen Gläubigen und für die Welt beantworten.
Überblick
Ausgangspunkt jeder christologischen Theorie ist das urchristliche Zeugnis des Neuen Testaments (NT). Dort stellt Jesus selbst seinen Jüngern die Frage (Mk 8,27ff LUT):
„Wer sagen die Leute, wer ich sei?“
Darauf antworten diese zunächst mit den damaligen jüdischen Verständnisweisen: Johannes der Täufer, der als Prophet der Endzeit auftrat; der damals erwartete wiederkommende Elija; einer der Propheten. Demnach wurde Jesus noch nicht als möglicher Messiasanwärter wahrgenommen. Auf die weitere Frage:
„Und ihr, was sagt ihr, wer ich sei?“
folgt das Glaubensbekenntnis des Simon Petrus:
„Du bist der Christus!“
„Der Christus“ übersetzt den jüdischen Messiastitel ins Griechische: Die Christologie des NT legt also ursprünglich das Verhältnis der Person Jesu zum messianischen Erwartungshorizont des Judentums in der damaligen Verkehrssprache des römischen Weltreichs aus. Indem sie sich zu Jesu Messianität bekennt, unterscheidet sie sich von allen allgemeinen Verständnisweisen seiner Person, die ihn aus der biblischen Theologie und jüdischen Geschichte herauslösen. Sie entfaltet primär das Verhältnis Jesu, seines Wirkens und Ergehens, zu JHWH, dem Gott Israels, daraufhin sein Verhältnis zu den damaligen und heutigen Zeitgenossen. Dabei ist sich heutige Christologie durchweg der Vielfalt und Mehrdimensionalität der Jesus im NT beigelegten Hoheitstitel bewusst, die keine einfachen Antworten erlauben.
In der Christentumsgeschichte wird die christologische Lehrentwicklung oft in Hauptepochen und entsprechende Haupttypen eingeteilt:
- die trinitarische Christologie der Alten Kirche: Sie ging im Anschluss an Joh 1 EU von der Identität des historischen Jesus mit dem ewigen Sohn Gottes aus und fragte von da aus, wie der ewige Gott das Menschsein annehmen konnte. Ihr Interesse war also darauf gerichtet, Gottes Identität in seiner Menschwerdung festzuhalten.
- die reformatorische Christologie: Sie ging vom Tod Jesu aus und fragte von dort aus, was dieser für Gottes Wesen und des Menschen Heil bedeute. Ihr Interesse war darauf gerichtet, das Heil des Einzelnen gerade im Menschsein und Sterben des Sohnes Gottes zu entdecken.
- die anthropozentrische Christologie: Sie ging von allgemein menschlichen Daseins- und Verstehensbedingungen aus und interpretierte das Gottsein Jesu als Bestätigung und Erfüllung des vorab definierten wahren Menschseins. Ihr Interesse war auf die Akzeptanz der christlichen Religion unter den Bedingungen des aufgeklärten historischen Selbstbewusstseins gerichtet.
Seit der von Karl Barth inspirierten dialektischen Theologie der 1920er Jahre haben verschiedene moderne Theologen die Christologie aus den dogmatischen Alternativen der Vergangenheit herauszuführen und die Pole zu vermitteln versucht. Dabei ist es zu einer Vielfalt neuer Entwürfe gekommen, in denen zum einen
- der Dialog mit dem Judentum,
- die Ökumene und
- die gegenwärtigen ökologischen, ökonomischen und friedensethischen Menschheitsprobleme
eine tragende Rolle spielen.
In systematischer Betrachtung können die unterschiedlichen christologischen Positionen der letzten zweitausend Jahre als immer neue Lösungen des christologischen Trilemmas verstanden werden, d.h. als Versuche, folgende drei logisch widersprüchliche Sätze zusammen zu bringen: (1) Jesus Christus war Mensch, (2) Jesus Christus ist Gott und (3) Gott ist nicht identisch mit der Welt. Über die Epochen hinweg können vier Lösungstypen dieses Trilemmas unterschieden werden:[1]
- Modifikation des Menschseins Jesu Christi: Die leibliche Existenz des göttlichen Christus wird unterbewertet (so in den Christologien "von oben" im Anschluss an die klassische Zweinaturenlehre) oder offen bestritten (z.B. im Doketismus bzw. in der Gnosis des 2. Jhd.).
- Modifikation der Göttlichkeit Jesu Christi: Jesus von Nazareth wird als Mensch wie jeder andere verstanden (so seit der Aufklärung in der historisch-kritischen Exegese und insbesondere im Atheismus, aber auch schon im Judentum z.Zt. des Urchristentums), oder zumindest als ein von Gott deutlich verschiedenes Wesen (so z.B. im Arianismus, Jesus als "Weisheit Gottes").
- Modifikation der Transzendenz Gottes: Der Abstand Gottes zur Welt ist nicht unüberwindlich, dadurch können Satz (1) und (2) des Trilemmas logisch vereinbart werden (so z.B. im theologischen Rationalismus oder der Gott-ist-tot-Theologie).
- Paradoxale Lösungen: Alle drei Sätze werden beibehalten, die logische Verbindung wird als unlösbar erklärt (so z.B. in den christologischen Formeln des Konzils von Chalcedon oder auch bei Kierkegaard).
Urchristliche Bekenntnisaussagen im Neuen Testament
Das Neue Testament (NT) enthält eine Fülle von Titeln und Hoheitsaussagen über Jesus, die nicht ohne Weiteres harmonisierbar sind. Der Artikel Jesus Christus beschreibt deren theologische Aussageabsichten, der Artikel Jesus von Nazaret dagegen jene Worte, Taten und Lebensumstände Jesu, die heute überwiegend für historisch gehalten werden.
Als typische Beispiele unter vielen mitsamt den markanten Belegstellen seien hier nur genannt:
- der „Heilige Gottes“ (Mk 1,24 EU)
- Sohn Davids (Mk 10,47 EU)
- Sohn Gottes (Mk 1,11 EU; Röm 1,3 EU)
- Messias bzw. Christus (Mk 8,29 EU; Mk 14,62 EU)
- Menschensohn (Mk 2,10 EU; Mk 3,28 EU),
- König der Juden (Mk 15,2 EU),
- Erlöser (Heiland),
- Lamm Gottes (Joh 1,29 EU),
- Hoherpriester (Heb 3,1 EU),
- Logos (Joh 1,14 EU)
- guter Hirte, Brot des Lebens, Licht der Welt (Johannesevangelium)
- Rabbi/Meister/Lehrer (Synoptiker)
- Kyrios (Herr, Gott Israels) (z.B. Lk 24,34 EU)
Die Frage, wie der gekreuzigte Jude Jesus so viele Titel auf sich ziehen und als Erlöser der ganzen Welt verkündet werden konnte, so dass daraus eine neue Religion wurde, beschäftigt die historische Forschung spätestens seit der Aufklärung. Zentral ist dabei die Frage, welches Selbstverständnis der historische Jesus hatte. Hielt er sich selbst für den, den andere in ihm sahen?
Die Antworten sind in der NT-Forschung vielfältig und umstritten. Um die Diskussion zu strukturieren, differenziert sie
- explizite Christologie: Titel und Hoheitsaussagen, die in Selbstaussagen Jesu auftreten
- evozierte Christologie: Titel und Hoheitsaussagen, die er bei seinen Zuhörern hervorruft und für sich gelten lässt
- implizite Christologie: Worte und Handlungen Jesu, die eine besondere göttliche Vollmacht ausdrücken und damit spätere Hoheitsaussagen begründen konnten.
Bei allen drei Varianten wird diskutiert, ob und welche Titel Jesus selbst schon zu Lebzeiten benutzte oder hervorrief – oder ob auch sie Glaubensaussagen der Christen sind, die erst nach Ostern (also der Auferstehung Jesu) formuliert wurden.
Die implizite Christologie war nach Darstellung des NT wohl die Hauptursache für seine Kreuzigung: Da er sich in seinen Worten und Taten als souverän gegenüber den Satzungen Israels und auch den römischen Besatzern zeigte, wurde er als gefährlich für den Fortbestand des Kultes und die öffentliche Ordnung eingestuft.
Explizit spricht Jesus von sich nur als „Menschensohn“. Auch seine eigene, wahrscheinlich historische Gottesanrede „Vater, Papa“ (aramäisch familiär: Abbah) betonte eventuell ein besonders intimes Verhältnis zu Gott, könnte aber auch allgemein üblich gewesen sein unter aramäisch sprechenden Juden.
Die jüdischen Titel „Sohn Davids“ (z.B. Mk 10,47 EU) und „Sohn Gottes“ (Mk 1,11 EU usw.) sowie die römische Bezeichnung „König der Juden“ (Mk 15,2 EU) fehlen in Eigenaussagen Jesu; nur selten und indirekt taucht der griechische „Christus“-Titel auf. Jesus widerspricht diesen Prädikationen aber auch nicht, wenn andere ihn so nennen. Nur im Markusevangelium widerspricht Jesus seiner öffentlich Benennung als „Sohn Gottes“, um der Welt nicht vorzeitig seine wahre Identität zu verraten: Dies repräsentiert die Theologie des „Messiasgeheimnisses“, mit dem der Evangelist Jesu Heilwirken (Mk 3,11 EU) und seinen Kreuzestod (Mk 15,39 EU) nachträglich deutete.
Die Titel „Kyrios“ und „Sohn Gottes“ tauchen vorwiegend im Kontext von nachösterlichen Visionsberichten und späterer Gemeindetheologie auf, vor allem in den urchristlichen Credoformeln. Als älteste Glaubensbekenntnisse gelten:
„Herr“ (griechisch Kyrios) ist die bewusste Übertragung des hebräischen Gottesnamens JHWH auf Jesus. Sie bezieht dessen Herrschaft auf das ganze Universum.
- Jesus war/ist der Sohn Gottes (Mk 15,39 EU; Röm 1,3 EU): Dieses basiert auf dem Gedanken der „Erwählung“ eines bestimmten Menschen zum „Offenbarer“ und „Abbild“ Gottes (Mk 1,11 EU).
Wieweit damit jedoch schon eine zweite „göttliche Person“ neben dem Schöpfer der Welt, dem „Vater“ Jesu, gemeint war, ist in der NT-Forschung umstritten. Die Evangelien haben diese christologische Diskussion selber eröffnet, indem sie die Hoheit und Vollmacht Jesu Christi einerseits, seine Ohnmacht und sein stellvertretendes Leiden für die Menschheit andererseits dicht beieinander verkünden.
Jesus stellt selbst die Frage nach seiner Identität: „Was sagen die Leute, wer ich sei?“ (Mk 8,27 EU). Die Antwort des Petrus – „Du bist der Christus!“ (v. 29) – bekennt ihn als den endgültigen unüberbietbaren Heilsmittler im Unterschied zu allen vorläufigen Propheten. Aber auch das meinte nicht unbedingt eine „göttliche Natur“ Jesu. Diese ist im Judentum, in dessen Glaubenstraditionen Jesus von Nazaret und seine ersten Nachfolger sich bewegten, kaum vorstellbar: Dort war das erste der Zehn Gebote maßgebend, das die Anbetung eines Menschen als Gott neben Gott streng ausschließt. Die wirkt auch in den späteren theologischen Diskussionen nach, als deren Ergebnis in den altkirchlichen Bekenntnissen Jesus nicht als jemand neben Gott, sondern als Hypostase in Gott beschrieben wird. Darum wurde auch später die Frage nach der Menschlichkeit oder Göttlichkeit Jesu bzw. nach dem Verhältnis zwischen beiden gestellt und heftig diskutiert.
Vom Neuen Testament zur kirchlichen Theologie
Der Messias ist schon gekommen: Trennung vom Judentum
Während das Judentum bis heute auf das Kommen des Messias' (wörtl.: der Gesalbte) wartet, ist die Ansicht der Christen: In Jesus ist der Christus (wörtl.: der Gesalbte) erschienen. Die erste Christologie bewegte sich also im Rahmen jüdischer Messianologie, die aber schon zu jener Zeit vielfältige Ausgestaltungen kannte: Es gab eine prophetische Messianologie, die mit der Wiederkunft des Elija rechnete, eine königliche Messianologie, die einen Davidsohn erwartete. Aus Qumran kennen wir auch die Erwartung eines priesterlichen Messias von Aaron oder aus dem Stamme Levi.
Das Wirken beziehungsweise das Schicksal des Gesandten oder Erwählten konnte dementsprechend mehr politisch, mehr kultisch oder prophetisch verstanden werden – bis zum leidenden Messias, der im verstoßenen Joseph oder dem leidenden Gottesknecht in den Visionen Jesajas sein Vorbild fand. Christliche Aussagen über Jesus knüpfen an verschiedene Modelle an, ohne dass dahinter schon ein theologisches Gesamtkonzept stand. Im Vordergrund stehen königliche Motive (Psalm 110 ist die meistzitierte AT-Stelle des Neuen Testaments), aber auch prophetische oder priesterliche und finden die leidenden Aussagen Anwendung auf Person und Geschick Jesu.
Allen christlichen Motiven ist gemeinsam: In Jesus Christus ist der verheißene Messias gekommen, nach ihm kommt keiner mehr. Er ist also nicht nur Erwählter oder Gesandter, sondern gewissermaßen der Messias aller Messiasse, das Siegel der Propheten.
So finden sich in der christlichen „Messianologie“ auch Motive, die über die üblichen jüdischen Messiasprädikationen hinausgehen: So ist „Sohn Gottes“ zwar im königlichen Kontext noch möglich, aber nicht üblich. Die schon vom Johannesevangelium vorgetragene Einheit aus Vater und Sohn, die Verbindung mit der griechischen Logos-Philosophie, die Gleichsetzung im Hebräerbrief von Jesus Christus mit Melchisedek dem Priesterkönig vor aller jüdischen Priesterschaften und Königtümern – überall finden sich schon in frühester Zeit Zeugnisse, dass sich eine Christologie entwickelte, die sich bewusst von jüdischer Messianologie abhob, um die besondere Würde der Person Jesu Christi zu beschreiben.Im Ganzen blieb dies aber unsystematisch und bildete ein Sammelsurium aus Hoheitstiteln und Prädikationen (siehe oben) die noch nicht auf einen einheitlichen Begriff zu bringen waren. Im Mittelpunkt stand anfangs auch nicht die systematisch-theologische Darstellung nach außen, sondern die Gewissheit für den Gläubigen: Jesus Christus, Gottes Sohn, (mein) Retter. (Das sog. ICHTHYS-Bekenntnis).
In der Auseinandersetzung mit Irrlehrern und der notwendigen Darstellung nach außen wurde aber bald eine systematischere Ausarbeitung notwendig, die bei der Verschiedenheit der Traditionen freilich reichlich Konfliktstoff barg.
Ewiger Sohn Gottes – wirklicher Mensch?
Im jüdischen Einflussbereich bezeichnete der Titel „Sohn Gottes“ die Willens- und Tateinheit des Menschen Jesus mit Gott. Er ist der (gute oder gehorsame) „Sohn“, weil er Gottes in der Tora geoffenbarten Willen ganz erfüllt hat. Auch seine Werke, wie beispielsweise die Sündenvergebung, wären ohne Gottesherkunft blasphemisch gewesen.
Im Zuge der Ausbreitung des Christentums im römischen Reich verschob sich die Bedeutung des Titels „Sohn“. Im hellenistisch beeinflussten Mittelmeerraum stellte sich immer stärker die Frage nach der „Natur“ oder dem „Wesen“ (lateinisch: „substantia“) der Person Jesu Christi.
Denn wenn Jesus Mensch und sein Leiden Ausdruck freiwilliger Erniedrigung (Kenosis) des Sohnes Gottes aus der Sphäre Gottes (Phil 2,1-11 EU) war, dann ergab sich daraus die Vorstellung seiner Präexistenz, das heißt seines ewigen Seins beim Vater schon vor der Menschwerdung (Joh 1,1–18 EU).
Die in diesen Überlegungen enthaltenen Paradoxien und logischen Denkprobleme waren Hauptthema der Theologie der ersten christlichen Jahrhunderte. Sie führten zu einer Abfolge dogmatischer Streitfragen, die autoritativ mit kirchlichen Lehrentscheidungen beantwortet wurden. Dabei wurde die Diskussion um Jesu Menschlichkeit zum großen Teil parallel zur Diskussion um seine Göttlichkeit geführt, da sich angesichts des Todes Jesu beide Aspekte überschneiden:
- Wie kann der ewige Sohn Gottes sterblicher Mensch werden, ohne aufzuhören, Gott zu sein?
- Wie kann der Sohn Gottes als wirklicher Mensch alle Menschen erlösen?
Der Hebräerbrief brachte das Problem so auf den Punkt (Heb 2,18 EU): „Denn worin er selbst gelitten hat und versucht wurde, kann er denen helfen, die versucht werden.“ Das berührt schon die enge Verbindung der christologischen Debatte zur Soteriologie: Wenn Jesu Tod die Menschen erlöst haben soll, müsste Jesus ganz Mensch gewesen sein, mit einem eigenen – menschlichen – Willen. Diese Auffassung stand oft hinter der Ablehnung von Theologien, die die Göttlichkeit Jesu auf Kosten seiner Menschlichkeit betonten.
Lehrentwicklung in der Alten Kirche
Kanon- und Credo-Bildung
Die allmähliche Festlegung des neutestamentlichen Kanons bis etwa 400 n. Chr. hatte Einfluss auf die Christologie. Denn damit wurden beispielsweise gnostisch beeinflusste Schriften ausgeschlossen, die Jesu Unsterblichkeit betonten und damit sein Menschsein in Frage stellten (zum Beispiel mit der Behauptung seines „Scheintods“ der Doketisten).
Seit Beginn des 2. Jahrhunderts standen die vier Evangelien, die Apostelgeschichte des Lukas und die Paulusbriefe als Teil des Kanons fest. Umstritten waren vor allem die Offenbarung des Johannes und der Hebräerbrief.
Ihren vorläufigen Abschluss fand die Christologie im Jahre 325 auf dem ersten Konzil von Nicäa im nicäisch-konstantinopolitanischen Glaubensbekenntnis. Diese Entwicklung verlief parallel mit dem Kampf der Alten Kirche um Anerkennung im römischen Reich.
Entwicklung der Trinitätslehre
Vorausgegangen waren intensive Auseinandersetzungen um die Interpretation der Person Jesu Christi, insbesondere in Bezug zum Gottsein Gottes.
Im 2. Jahrhundert war die hellenistisch orientierte Alexandrinische Schule führend: Sie verband jüdischen und griechischen Geist, übernahm die Logos-Lehren des Platonismus und vertrat den vierfachen Schriftsinn (Origenes). Ab 250 gewann die orthodoxe, anti-spekulative Antiochenische Schule an Einfluss. Sie vertrat die Dreieinigkeits- (Trinitiäts-)lehre, die besagt, dass der eine Gott als „Sein-in-Beziehung“ von drei „Personen“ zu denken ist: als Schöpfer, Erlöser und Heiliger Geist. Dieses Denkmodell ist das logische Pendant zum Inkarnationsdogma: Es soll erklären, wie der ewige Sohn Gottes als sterblicher Mensch wieder zu Gott zurückkehrt und dabei seinen Geist über seine Kirche ausgießt, um Glauben und Erkennen des wahren Gottes zu schaffen. Als Spitzensatz kann das Christentum formulieren: Jesus ist Gott.
Eine entfaltete Trinitätslehre taucht im Neuen Testament noch nicht auf. Sie ergibt sich aber aus einigen seiner Glaubensaussagen, wie der Präexistenz des Logos (Joh 1,1ff EU). Eine frühe trinitarische Formel enthält der Missionsbefehl nach Matthäus (Mt 28,19 EU).
Gott wird in der Kirche als dieser dreieinige Gott angebetet. Das markiert auch den unüberbrückbaren Gegensatz zum Judentum und später zum Islam, die Gott nur als eine unteilbare Person im Gegensatz zu allem Geschaffenen denken und anbeten.
Die konstantinische Wende
Im römischen Reich hingen die christologischen Debatten eng mit dem Kampf der Kirche um Anerkennung zusammen. Mit dem Mailänder Toleranzedikt Konstantins I. von 313 kam ein Durchbruch: Nach jahrhundertelanger Verfolgung wurde dem Christentum volle Glaubens- und Kultfreiheit gebilligt.
Diese konstantinische Wende hatte jedoch zur Folge, dass der römische Kaiser persönlich Einfluss auf die innerkirchliche Lehrentwicklung nahm. Er berief Konzilien ein und setzte die Kompromissformel des „homo-ousios“ durch: Jesus Christus ist als Gottes Sohn „gleichwesentlich“ mit Gott selbst.
Zum historischen Kontext siehe auch Spätantike.
Die Zwei-Naturen-Lehre
380 erklärte Kaiser Theodosius I. das Christentum mit dem Dreikaiseredikt zur neuen und einzigen Staatsreligion des römischen Reiches. Daraufhin wurde die Einigung aller Christen auf einen gemeinsamen Glauben umso nötiger. Der Streit um das „wahre Wesen“ Jesu Christi dauerte (trotz mehrerer Einigungsversuche) die gesamte Spätantike an.
Schon 325 hatte das erste Konzil von Nicäa das nicänisch-konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis formuliert, in dem die Trinitätslehre fixiert, auf Vorschlag des Kaisers das „homoousios“ angenommen und der Arianismus abgewiesen wurde. Nach dieser Formulierung ist Jesus Christus „homoousios“, das heißt eines Wesens mit Gott. Theologisch bedeutet dies, dass Jesus Christus als die wahre Selbstoffenbarung Gottes gesehen werden kann.
In Nicäa stellte dieser Streit noch ein Randthema dar, als Hauptproblem wurde die Frage des christlichen Festkalenders (Ostertermin) behandelt. Nach dem Konzil kam es über die Formulierung des Bekenntnisses über Jahrhunderte zu einer erbitterten Debatte, an der die Einheit der Ostkirche zerbrach. Ein vorläufiger Abschluss der altkirchlichen Theologie wurde 451 auf dem 4. Konzil von Chalcedon erreicht. Dort wurden abgelehnt:
- Arianismus, der in Christus Gott sieht (Logostheologie), ihn jedoch als nicht ewig bezeichnet, sondern als von Gott (vor der Zeit) gezeugt.[2]
- Monophysitismus, wonach das Göttliche und das Menschliche eine vermischte gott-menschliche Natur bildeten (polemisch überzeichnet: Jesus als Gott, dessen Menschlichkeit als Schein und Verkleidung sei)
- Dyophysitismus, wonach das Göttliche und das Menschliche in Jesus eher geschieden sind.
Die Trinität wurde zum Dogma: Jesus Christus ist „wahrer Gott“ (die zweite Person der Trinität) und „wahrer Mensch“ zugleich. Beide „Naturen“ seien unwandelbar, ungetrennt, ungeteilt und unvermischt. Man bezeichnet dieses Ergebnis daher auch als Zwei-Naturen-Lehre. Demnach ist Christus wahrer Gott, weil er nur so als die wahre Selbstoffenbarung Gottes verstanden werden kann. Dass Gott in ihm zugleich wahrer Mensch ist, soll festhalten, dass die Menschen in ihm wirklich erlöst sind.
Dieses Dogma ist bis heute gemeinsame ökumenische Lehrgrundlage der christlichen Kirchen, außer für die damals widersprechenden Altorientalischen Kirchen. Auf dieser Basis baute fortan der Hauptstrom der christologischen Diskussion auf. Da dieses Dogma sehr theoretisch fundiert ist, kommt es bisweilen zu Asymmetrien zwischen theologischer Reflexion und praktischer Frömmigkeit.
Die Traditionen des Christentums
Orthodoxie und Ostkirche
Ostkirche ist ein Sammelbegriff für verschiedene orthodoxe Kirchen. Seine wesentlichen Wurzeln hat die Ostkirche im griechisch-sprachigen Mittelmeerraum der ersten sieben Jahrhunderte.
Das Christentum entstand als jüdische Sekte und Bewegung, die in Jesus von Nazareth den Messias sah. Schon kurz nach ihrer Entstehung gelang ihr der Wechsel in den hellenistischen Sprach- und Kulturraum des östlichen Mittelmeerraumes – durch die Missionsreisen des Paulus wurde Kleinasien zum Kerngebiet der Ostkirche dem Christentum erschlossen. Hier gab es im dritten Jahrhundert mehr Christen als in allen anderen Gebieten des römischen Reiches.
Als geistige Zentren der Ostkirche bildeten sich die Bischofssitze von Konstantinopel, Alexandria und Antiochia heraus.
Das frühe Christentum des lateinischen Westens des römischen Reiches las und schrieb ebenfalls Griechisch. So ist uns im sogenannten 1. Klemensbrief ein griechischer Brief aus Rom aus dem ersten Jahrhundert erhalten.
Die Trennung zwischen griechischer Ost- und lateinischer Westkirche begann damit, dass sich in der Westkirche das Lateinische durchsetzte („Graeca non leguntur“). In Augustinus (†430) fand die Westkirche ihre erste maßgebliche Autorität. Augustinus' lateinische Schriften wurden in der Ostkirche kaum gelesen, so dass sich die beiden Kirchen weiter voneinander entfernten. In der Folge entwickelte sich Rom zum wichtigsten Zentrum der Westkirche, die sich nach der politischen Trennung von Konstantinopel immer weiter von der Ostkirche entfernte, bis es 1054 zu dem für Jahrhunderte gültigen Schisma (Morgenländisches Schisma) zwischen beiden Kirchen kam.
Theologisch war die Ostkirche ab 321 zunächst vom trinitarischen, danach vom christologischen Streit geprägt, der endete, als die so genannten monophysitischen Gebiete – vor allem Ägypten – von den Arabern erobert wurden. Während der Auseinandersetzung mit der arabischen Expansion spaltete der Bilderstreit die orthodoxe Kirche. Die Mission brachte die bulgarisch-orthodoxe, die russisch-orthodoxe und die serbisch-orthodoxe Kirche hervor.
Erbsünde
Das Dogma der Erbsünde besagt, dass der Mensch von Geburt an Sünder, als solcher von Gott getrennt ist und sich nicht aus eigener Kraft erlösen kann. Das ist die Voraussetzung dafür, dass diese Trennung nur durch Jesus Christus überwunden werden kann. Das Heilsgeschehen, Gottes Inkarnation und Erlösungswerk, ist der logische Gegenpol zur Erbsündentheorie.
Diese gilt in der katholischen Lehre, aber auch in der lutherischen Orthodoxie und in evangelikalen Richtungen als Unterscheidungsmerkmal von anderen Glaubensweisen und Prüfstein für den eigenen rechten Glauben. Über die genaue Art dieser Erlösung und den Weg dazu sind die verschiedenen christlichen Konfessionen jedoch uneins.
Scholastik des Mittelalters
Erst die Scholastik knüpfte wieder stärker an die Paulinischen Vorstellungen vom Sterben und Leben Jesu an.
Der erste, der dieselben in einen dialektisch gefassten, allerdings durch die juristische Schablone des Mittelalters bedingten Ausdruck brachte, war Erzbischof Anselm von Canterbury mit seiner Satisfaktionslehre. Er führte in einer bis dahin nicht erreichten Vollständigkeit der Argumentation den Gedanken durch, dass Gott zur Wiederherstellung der ihm durch die Sünde entzogenen Ehre und zugefügten Beleidigung notwendig habe Mensch werden müssen, um so als Gottmensch durch freiwilligen Tod die Schuld abzutragen, die außer ihm niemand abtragen konnte, und den Widerstreit der göttlichen Liebe mit der göttlichen Gerechtigkeit und Heiligkeit auszugleichen.
Über diese sogenannte Satisfaktionstheorie entbrannte ein heftiger Streit zwischen den Schulen des Thomas von Aquin und des Duns Scotus. Thomas trat in die Fußstapfen Anselms und legte besonderes Gewicht auf das „überschüssige Verdienst“ des Todes Jesu. Duns Scotus hingegen stellte das Zureichende desselben in Abrede und bahnte so die Lehre von der sogenannten Akzeptilation an.[3]
Reformation
Luthers Bekenntnis
Während in der gesamten Antike und im Mittelalter stets feststand, dass Jesus „wahrer Gott“ sei, bevor er Mensch wurde, schuf der Augustinermönch Martin Luther eine völlig neue Situation in der Christologie:
Er entdeckte 1517 im Römerbrief (Kap. 1, Vers 17LUT) die Gerechtigkeit allein aus dem Glauben: Der Mensch könne Gottes Gerechtigkeit nicht durch eigene Leistung, sondern nur durch das Geschenk der Gnade erlangen. Luther vertrat dies gegen den Ablasshandel und gegen Konzilsentscheidungen. Damit löste er die Reformation aus und führte ungewollt eine Kirchenspaltung herbei.
Luther konnte vom Sohn Gottes nicht mehr unter Absehung seines wahren Menschseins reden: „Im Spiegel des Menschseins Jesu erkenne ich den wahren Gott“. Christen können an den wahren Gott nur glauben, weil der Mensch Jesus diesen wahren Gott offenbart, indem er die Gnade dieses Gottes ohne ihr Zutun schenkt.
Luther übernahm zwar die altkirchlichen Dogmen, formte ihre Bedeutung aber um, indem er sich von der scholastischen Metaphysik und dem thomistischen Dogma der „duplex veritas“ lossagte. Er fand die Wahrheit Gottes allein im Gekreuzigten, nicht in behaupteten Analogien der Schöpfung, die Gottes Offenbarung in Christus nur noch bestätigt. Er ließ nur den Eigensinn („sensus literalis“) des biblischen Wortes als Glaubensgrundlage gelten.
Die Reformation hat die Zwei-Naturen-Lehre mit der Zwei-Stände-Lehre zu konkretisieren versucht: Der wahre Gott ist der sich ins sterbliche „Fleisch“ erniedrigende Gott, der wahre Mensch ist der an Gottes Seite erhöhte Gekreuzigte. So kommt es in der einen Person Jesu Christi zu einem „Austausch“ der Eigenschaften zwischen Gott und Mensch („communicatio idiomatum“).
Doch schon zu Lebzeiten Luthers kam es innerhalb des reformatorischen Christentums erneut zum Dogmenstreit, der sich diesmal vor allem an der Abendmahlslehre (Zwingli) entzündete und zur Aufspaltung in drei evangelische Richtungen – Lutheraner, Reformierte, Freikirchen – führte.
Im Luthertum wird Jesus Christus als die Erfüllung und Überwindung des richtenden „Gesetzes“ verstanden, das Gott im Alten Testament offenbart hat. Der Genfer Reformator Johannes Calvin betonte, dass dieses Gesetz Teil des Israelbundes sei, den Jesus Christus erfüllt.
Seit 1980 betonen deutsche evangelische Kirchen immer klarer, dass das Bekenntnis zu Christus zugleich ein Bekenntnis zu Israels unkündbarer Erwählung ist. So erhält das Judesein Jesu christologischen Rang: Jesus ist „wahrer Mensch“, weil er als Sohn einer jüdischen Mutter geboren wurde. Als Repräsentant des erwählten Volkes Israel hat er die Christen aus Gnade in Gottes Israelbund einbezogen. Diese Tatsache gilt als der entscheidende Grund für die universelle Erlösung.
Von der Aufklärung zum Neuprotestantismus
Im Gefolge des 30-jährigen Krieges mündeten die Renaissance des griechischen Geistes und der Humanismus in die Aufklärung. Die Philosophie emanzipierte sich immer mehr vom kirchlichen Alleinvertretungsanspruch auf die Wahrheit. Man begann nun, den „historischen Jesus“ zu suchen, um seine wahre Menschlichkeit kritisch gegen die kirchlichen Dogmen aller Konfessionen ins Feld führen zu können. Anstoß dazu war die Schrift Apologie oder Schutzschrift für die vernünftigen Verehrer Gottes von Hermann Samuel Reimarus, die in Teilen nach Reimarus' Tod von Gotthold Ephraim Lessing veröffentlicht wurde.
Hatte der Protestantismus lange einseitig die Gottheit Christi in Wort und Bild betont, vertraten damals moderne Theologen eher Wege einer Christologie von unten: Sie gingen von der Menschlichkeit Jesu aus, ohne immer ganz oben anzukommen. Die Betonung des wahren Menschseins Jesu eröffnete die Perspektive auf die Menschenfreundlichkeit Gottes und die Relevanz Jesu im Leben der Einzelnen. Christologie von unten setzt beim Menschen Jesus an konkretisiert unter anderem seine Reich-Gottes-Predigt als politischen, diesseitigen Anstoß zu einer gerechteren Welt.
Protestantismus des 19. Jahrhunderts
Hier galt Jesus oft als Verkörperung des „absoluten Geistes“ (Hegel, spekulativer Idealismus), des „Gefühls der schlechthinigen Abhängigkeit“ (Schleiermacher, romantische Bewusstseinstheologie) oder der „sittlichen Entscheidung“ (Wilhelm Herrmann, neokantischer Idealismus), so dass die christliche Religion sich als „Wesen“ (Essenz) aller Religionen darstellte.
Die kirchliche Theologie bezog Jesus oft nicht mehr auf die Verheißungen an Israel, sondern auf andere, zur Offenbarung aufgewertete Größen wie „Volk“, „Staat“, „Rasse“.
Die Abtrennung der Verheißungen des Alten Testaments rächte sich im 20. Jahrhundert: Jesus konnte zum „Arier“ umgedeutet werden (Emanuel Hirsch).
Die nationalistische und rassistische Selbstaufgabe vieler Christen und die staatliche Gleichschaltung der Kirchen fand ihren Höhepunkt in der Hitlerzeit. Der jahrhundertelange christliche Antijudaismus machte die Kirchen weitgehend wehrlos gegen totalitäre Ideologie und Völkermord.
Liberales Christentum
Im liberalen Christentum wird das Bekenntnis zu Jesus Christus als einzigem Zugang zum Heil inklusiv und nicht exklusiv verstanden, und die Lehre von der Erbsünde wird abgelehnt. Das heißt, dass anderen Glaubenweisen ebenfalls ein möglicher Zugang zur Wahrheit zugestanden wird.
Auch in der katholischen Lehre der „verstreuten Lichtfunken“ (logoi spermatikoi) wird anerkannt, dass andere Religionen Wahrheiten enthalten und verkünden.
Jesus wird im liberalen Christentum als menschlicher Mensch gesehen, der sich ohne eigene Machtansprüche den Schwachen und Ausgestoßenen zugewandt hat und eben darum von Gott „erhöht“ wurde (Phil 2,11 LUT).
Christologie nach 1918
Der 1. Weltkrieg markierte auch in der Theologie einen tiefen Einschnitt: Viele der liberalen, pietistischen und orthodoxen Formen des Christentums hatten kläglich versagt und sich dem nationalistischen Rausch anheim gegeben.
Mit seinem zweiten Römerbrief-Kommentar von 1919 betrat ein neuer Theologe die Bühne: Karl Barth. Er brach gründlich mit der überkommenen anthropozentrischen Religionstheologie und vertrat mit ungekannter Radikalität: Gott ist GOTT gegen alle menschlichen Versuche, seiner habhaft zu werden.
Christologie nach 1945
Konsens unter vielen Christen besteht darüber, dass christlicher Glaube die Hinwendung zu einem Gott ist, der allmächtiger Vater und als der Sohn Schicksalsgefährte menschlicher Ohnmacht ist – und in beidem Gott. Ohne dem Ansatz seiner Dialektischen Theologie zu widersprechen, entdeckt Karl Barth die „Menschlichkeit Gottes“ in Jesus, die Trost spendet. Beeinflusst war er dabei auch von Dietrich Bonhoeffer, für den Menschwerdung und Kreuz eine umfassende Liebe zur Welt begründen, eine Theologie der Diesseitigkeit. In seinem Gedicht Christen und Heiden[4] verdichtet er die die Vorstellung eines an der Welt leidenden Gottes, der den Menschen zur Anteilnahme auffordere.
In der Theologie nach Auschwitz wächst die Erkenntnis, dass christliche Theologie nur dann Jesus Christus entspricht, wenn sie nicht anti-jüdisch ist. Es entsteht der Begriff der „Christologie ohne Antijudaismus“.[5] Die „gefährliche Erinnerung“ (Jürgen Moltmann) an die konkrete Passionsgeschichte Jesu kann dazu beitragen, die jahrhundertelange Feindschaft zwischen Christen und Juden zu überwinden. Christen sollte es von da aus nicht mehr möglich sein, jenseitige Erlösung und diesseitige Befreiung, Frieden und Gerechtigkeit, Glauben und Politik, Beten um Gottes Reich und Engagement für Weltveränderung gegeneinander auszuspielen und zu trennen.
Im Bereich der katholischen Theologie wendet sich eine "Christologie von unten" ab den siebziger Jahren dem historischen Jesus zu. Sie versucht eine Deutung als Christus zuerst "von unten", von seinem Leben her und wendet sich erst sekundär dem nachösterlich erhöhten Christus und Kategorien wie der Dreifaltigkeit zu. Vertreter dieser Richtung sind u.a. Walter Kasper oder Hans Küng. Hermann Stenger bezieht sich als Pastoraltheologe ausdrücklich auf die Hirtenrolle Jesu, an der alle Christen teilhaben.
Siehe auch
- Jerusalemer Urgemeinde
- Historische Jesusforschung
- Urchristentum
- Communicatio idiomatum
- Konzil von Chalcedon
Einzelnachweise
- ↑ vgl. z.B. H.G. Lang, Christologie und Ostern, 3ff, 1999
- ↑ Siehe die theologische Erklärung des Arius in A. M. Ritter (Hg.): Kirchen und Theologiegeschichte in Quellen, Bd. 1 Alte Kirche; Neukirchen, 6. Aufl. 1994, S. 132f.
- ↑ Vgl. Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 117–119.
- ↑ DBW 8, S. 515.
- ↑ Klaus-Peter Lehmann: Christologie ohne Antijudaismus.
Literatur
- vgl. die allgemeine Literatur zur Dogmen- und Theologiegeschichte, z.B. W. Pannenberg, Grundzüge der Christologie, 1990; J. Macquarrie, Artikel "Jesus Christus VI-VII", TRE 17, 1988; oder K. Beyschlag, Grundriss der Dogmengeschichte, Bd. II Gott und Mensch. Teil 1. Das christologische Dogma, 1991
- Dietrich Bonhoeffer: Wer ist und wer war Jesus Christus? Seine Geschichte und sein Geheimnis. Hamburg 1962. Text von Bonhoeffers Christologie-Vorlesung aus dem Sommersemester 1933. Auch abgedruckt in Eberhard Bethge: Gesammelte Schriften Dietrich Bonhoeffers. Band 3, München 1961.
- Alois Grillmeier (Hrsg.): Jesus der Christus im Glauben der Kirche. 5 Bde., mehrere verbesserte Auflagen. Freiburg u.a. 1979ff. (umfangreiches Standardwerk zur christologischen Frage speziell in der Spätantike)
- Karlheinz Ruhstorfer: Christologie. Gegenwärtig Glauben Denken, Systematische Theologie, Bd. 1. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2008.
- Hans Kessler: Christologie, in: Handbuch der Dogmatik, Bd. 1, Düsseldorf 1992.
- Werner Thiede: Wer ist der kosmische Christus? Karriere und Bedeutungswandel einer modernen Metapher (Kirche – Konfession – Religion 44), Göttingen 2001.
- Martin Karrer: Jesus Christus im Neuen Testament. Grundrisse zum Neuen Testament Bd. 11, Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht) 1998.
- Jürgen Moltmann: Der gekreuzigte Gott. Das Kreuz Christi als Grund und Kritik christlicher Theologie, München, Kaiser TB 16, 5. Aufl. 1987
- Jürgen Moltmann: Der Weg Jesu Christi. Christologie in messianischen Dimensionen, München 1989
- Jürgen Moltmann: Wer ist Christus für uns heute? München, Kaiser TB 129, 1994
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