Truppenmannschaftsbunker

Truppenmannschaftsbunker

Als Truppenmannschaftsbunker bezeichnet man die während des Zweiten Weltkriegs unter dem Eindruck des im Reichsgebiet tobenden Luftkriegs ab 1943 durch die Kriegsmarine errichteten Luftschutzbunker zum Schutz von Marineangehörigen und Werftarbeitern vor Luftangriffen der Alliierten.

Geschichte

Ende 1942 musste sich auch die Kriegsmarine mit der eskalierenden Luftlage über Deutschland auseinandersetzen. Was fehlte, waren ausreichende moderne, bombensichere Schutzräume für die Marineangehörigen auf den Stützpunkten und Werften.

T 750 in Wilhelmshaven

So entschloss man sich Ende des Jahres, einen den damals modernsten Gesichtspunkten entsprechenden Luftschutzbunkertypen zu bauen, welcher standardisiert in einheitlicher Form innerhalb des gesamten damaligen Reichsgebietes von Emden bis Königsberg errichtet werden sollte. Vornehmlich wurde er auf Geländen von Marineschulen, Nachrichtenschulen und Fernmeldeschulen errichtet. Oft stand er im Falle der Errichtung auf Marineschulenarealen in der Nähe der dortigen Standortsportplätze. Außerdem wurde er innerhalb von Marinekasernenkomplexen erbaut oder innerhalb durch die Marine geleiteter Werftgebiete als Werkluftschutzbunker für die Werftarbeiter errichtet. Das Wort „Truppenmannschaftsbunker“ setzt sich aus den in Originaldokumenten verwendeten Begriffen „Truppenbunker“ und „Mannschaftsbunker“ zusammen. Diese Luftschutzbunker waren keine reinen Regelbauten der Kriegsmarine, sondern lediglich standardisierte, in Serie errichtete Luftschutzbauten dieser Teilstreitkraft.

Gebaut wurden die 750-Mann-Bunker in zwei Wellen. Die erste Welle wurde zwischen Frühjahr und Herbst 1943 verwirklicht. Sie umfasste einen Bunker in Emden, vier in Wilhelmshaven, drei in Wesermünde (Bremerhaven), zwei in Bremen, einen in Hamburg, drei in Flensburg, vier in Kiel (hier waren zunächst sechs geplant), einen in Swinemünde, zwei in Gotenhafen, zwei in Danzig, einen in Pillau und einen in Königsberg.

Später schloss sich ab Beginn des Jahres 1944 noch eine zweite Bauwelle an. Ein Bunker wurde in Emden errichtet, ein Bunker in Wilhelmshaven am heutigen Schütteweg folgte, einer wurde in Wesermünde (Bremerhaven) gebaut, ein weiterer bei Peenemünde, sowie ein Bunker in Swinemünde (nicht fertiggestellt) nördlich des ersten T 750, auf der Halbinsel Hela (nicht fertiggestellt) und zwei in Gotenhafen, sowie zwei weitere in Danzig. Auch im Marinehauptquartier „Koralle“ bei Lobetal folgte ein 750-Mann-Bunker der zweiten Bauwelle.

Zusätzlich zum Truppenmannschaftsbunker 750 wurden Variationen gebaut. Ein viergeschossiger Bunkertyp für 1100 Personen wurde in der ersten Welle einmal in Bremerhaven errichtet, sowie in der zweiten Welle einmal in Langewerth bei Wilhelmshaven in modifizierter Form. In Kiel entstand am Schützenpark eine wohl zivile Selbstschutzvariante des T 1100. In Wilhelmshaven wurde aus zunächst zwei geplanten T-750-Bunkern ein Unikat geschaffen. Es handelt sich um einen Doppelbunker für 1500 Personen, den Hochbunker „Trotz“ an der Ebertstraße. Dieser kann daher als T 1500 bezeichnet werden. Das „T“ steht nicht für eine Regelbau-Abkürzung, sondern kürzt lediglich das Wort Truppenmannschaftsbunker ab.

Mindestens elf weitere Truppenmannschaftsbunker-Varianten entstanden als viergeschossige Werkluftschutzbunker auf den Nordseewerken in Emden, an der Jacobistraße in Bremerhaven (nicht fertiggestellt), auf der Vulkan-Werft (Kulturbunker Vulkan), nahe dem U-Boot-Bunker Hornisse in Bremen, zweimal auf der Blohm & Voss-Werft in Hamburg (einer davon nicht fertiggestellt), auf der Werft in Flensburg und auf der Neptun-Werft in Rostock. Selbst auf den Opel-Werken in Rüsselsheim wurden zwei dieser Bunker gebaut, da Opel im Krieg neben Wehrmachtsfahrzeugbau auch Torpedofertigung für die Kriegsmarine betrieb. Der elfte Bunker wurde im Bereich des SKF-Werkes Schweinfurt gebaut. Das Werk produzierte anteilig Wälzlager für die Kriegsmarine. Bei diesem Bunker wurden aufgrund Baustoffmangels jedoch nur zwei der vier ursprünglich vorgesehenen Geschosse realisiert. Eine zwölfte, jedoch dreigeschossige Variante entstand in abgewandelter Bauform als Schutzbunker der Germaniawerft in Kiel.

Aufbau

Der 750-Mann-Bunker der ersten Bauwelle verfügte über drei Geschosse, bot in der Projektierung zunächst 500 bzw. 750 Mann Platz und hatte Grundflächenmaße von 21,00 x 21,60 Metern. Seine Höhe betrug ungefähr elf Meter. Seine Deckenhöhe war auf 2,75 Meter dachmittig projektiert. Aber schon während des Baues wurde diese um einen Meter auf 3,75 Meter dachmittig erhöht. Die Bunker besaßen jeweils an den gegenüberliegenden Seiten zwei stark verbunkerte Splitterschutzvorbauten. Oft befanden sich in den Bunkern spezielle Kommandostellen.

Der Truppenmannschaftsbunker-Typ, welcher ursprünglich für 500 Personen vorgesehen war, wurde bald nach Fertigstellung ebenfalls für regulär 750 Personen freigegeben. Äußerlich und innerlich unterschied sich der 500-Mann-Typ nicht von der 750-Mann-Ausführung. Beim 500-Mann-Bunker hatte jeder Schutzsuchende regulär 0,75 Meter Sitzfläche, beim 750-Mann-Bunker nur 0,50 Meter Sitzfläche zur Verfügung.

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