- Truppenübungsplatz Munster-Nord
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Lage des Truppenübungsplatzes Munster
Der Truppenübungsplatz Munster ist ein Übungsplatz in der Lüneburger Heide. Er besteht aus zwei getrennten Teilen mit unterschiedlichem Nutzungskonzept, Munster-Nord und Munster-Süd. Beide Plätze sind räumlich durch die Stadt Munster sowie mehrere Kasernenanlagen voneinander getrennt. Gleichzeitig mit der Einrichtung des Truppenübungsplatzes wurde, ca. 1,5 Kilometer vom damaligen Ortszentrum, ein Truppenlager errichtet, das man Munsterlager nannte. Zwischen Munster-Nord und -Süd gibt es einen Straßenkorridor zu dem nahegelegenen Truppenübungsplatz Bergen auf dem sich die übende Truppe bewegen kann. Auf dem Gelände finden sich heute viele seltene vom Aussterben bedrohte Tierarten, die sich an die Lebensbedingungen auf den Truppenübungsplätzen angepasst haben.
Inhaltsverzeichnis
Truppenübungsplatz Munster-Süd
1891 beginnt das preußische Kriegsministerium damit, Heide- und Moorflächen zwischen Munster, Reiningen und Wietzendorf aufzukaufen, und für das X. Hannoversche Armee-Korps einen Truppenübungsplatz und ein Truppenlager an zu legen. Die erste Belegung des Lagers erfolgt im Juni 1893 durch das Infanterieregiment 91 aus Oldenburg unter seinem Kommandeur Oberst Paul von Hindenburg, dem späteren Reichspräsidenten.
Heute ist hier eine Kaserne, die „Hindenburg-Kaserne“ nach ihm benannt. Das Gelände, das ursprünglich für Manöver und Truppenbewegungen genutzt wurde, wird seit Aufstellung der Bundeswehr als Artillerie-Schießplatz verwendet. Er hat eine Größe von 7.400 ha und liegt in den Landkreisen Soltau-Fallingbostel und Celle. Auf dem speziell für Rohr-, Raketenartillerie und Mörser angelegten Platz wird von Außenfeuerstellungen in den Truppenübungsplatz hineingeschossen.
Hier wird mit der Panzerhaubitze M109 und der Panzerhaubitze 2000 geschossen. Außerdem kommen zum Einsatz der Marder (Schützenpanzer), der mit der MILAN Boden-Boden Panzerabwehrlenkwaffe ausgerüstet ist, der Luchs (Spähpanzer) und der Spähwagen Fennek.Daneben bestehen auf dem Übungsplatz Süd Biwakplätze, Schießbahnen für Hand- und Panzerabwehrwaffen. Der Einsatz mit der MILAN Boden-Boden Panzerabwehrlenkwaffe wird hier vom Boden aus geprobt. Außerdem befinden sich auf dem Platz Handgranatenwurf- und Sprengplätze, Infanteriegefechtsbahnen, sowie Zielbereiche für Raketen und Bomben der Luftwaffe, die den Einsatz mit dem Jagdbomber Tornado probt. Der Panzerabwehrhubschrauber Bölkow Bo 105 übt hier den Einsatz mit dem HOT 3105 (Lenkflugkörper). Die übenden Truppen aus Deutschland, Belgien, den Niederlanden und Großbritannien werden während ihres Aufenthalts im Lager Trauen untergebracht. Dort stehen Unterkünfte für 1.750 Soldaten zur Verfügung.
Truppenübungsplatz Munster-Nord
1916 wurde im Norden Munsters eine Kampfstoffproduktionsstätte (Gasplatz Breloh) errichtet. 1935 wurde aus diesem Bereich der Truppenübungsplatz Munster-Nord. Er befindet sich in den Landkreisen Soltau-Fallingbostel, Lüneburg und Uelzen. Hier befinden sich Schießbahnen für die Gefechtsausbildung der gepanzerten Fahrzeuge.
Der Platz hat eine Größe von 10.200 ha. Neben vier Großschießbahnen für die Bordwaffen von Panzerfahrzeugen und Panzerabwehr-Lenkraketen sind dort Bahnen für Infanteriegefechtsschießen und Panzerabwehrhandwaffen zu finden. Darüber hinaus gibt es Handgranaten-Wurfplätze, Sprengplätze und eine Anlage zur Ausbildung in der Fliegerabwehr. Für das Gefechtsschießen der verbundenen Waffen stehen Feuerstellungen für Artillerie und Mörser zur Verfügung. An Waffensystemem sind auf diesem Übungsplatz im Einsatz, der Leopard 2 in der Version A5 und in der Version A6 und A6M. Weiter üben auf dem Platz Munster Nord, der Marder (Schützenpanzer), der Luchs (Spähpanzer) und der Spähwagen Fennek den Einsatz. Auch nichtmilitärische Einrichtungen, so der Kampfmittelräumdienst des Landes Niedersachsen, Bundespolizei und Spezialeinsatzkommandos, nehmen die Ausbildungsmöglichkeiten in Anspruch.
Gasplatz Breloh
Im Ersten Weltkrieg
1916 wurde im Norden von Munster zunächst von Gaspionier-Regimentern das sogenannte Breloh-Lager errichtet. Im Januar 1917 erteilte das preußische Kriegsministerium den Befehl zum Aufbau einer Gasmunitionsanstalt. Auf einem rund 6.500 Hektar großen Gelände in dem Raubkammer-Forst (ein Teil des heutigen Truppenübungsplatzes Munster-Nord) entstand der "Gasplatz Breloh" mit drei Werken für die Herstellung von chemischen Kampfstoffen und zur Fertigung von entsprechender Munition. Bereits im Juli desselben Jahres lief die Produktion an, bis zum Ende des Ersten Weltkriegs 1918 hatte man umfangreiche Anlagen errichtet und größtenteils in Betrieb genommen.
Werke des Gasplatzes Breloh
(im Ersten Weltkrieg)
Werk Größe hergestellt wurde Klopperwerk I 560m² Grünkreuz: Phosgen, Chlorpikrin (Klop) und Perstoff (Per) Klopperwerk II 560m² Grünkreuz: Phosgen, Chlorpikrin (Klop) und Perstoff (Per) Lostwerk I 2.400m² Gelbkreuz: Schwefellost, Lewisit und Dick Lostwerk II 660m² Gelbkreuz: Schwefellost, Lewisit und Dick Clarkwerk >2.500m² Blaukreuz: Clark I Clark II (Chlor-Arsen-Kampfstoffe) Das Werk wurde bis Kriegsende 1918 nicht mehr fertiggestellt Darüber hinaus existierten folgende Anlagen der Infrastruktur:
- Kraftwerk
- mehrere Barackenlager für insgesamt etwa 4.500 Personen
- rund 100km Schienen der Werksbahn
- eine Schießbahn (bis zu 4.000m) zu Versuchszwecken
- mehrere Versuchsgelände und -gebäude
- mehrere Beutemunitionslager
- außerdem war noch eine Versuchsanstalt im Gut Westerhorn geplant.
Mehr als 6.000 Menschen (75 Offiziere, 677 Unteroffiziere und ca. 5.775 sonstiges Personal) produzierten in diesen Anlagen rund ein Viertel der gesamten Kampfstoffmunition für das damalige deutsche Heer. Die Arbeitsbedingungen waren, nach heutigen Maßstäben, katastrophal. Fachgerechte Schutzkleidung existierte nicht. Man ging mit den gefährlichen Stoffen sorglos um. Neben der Produktion und Lagerung der eigenen Kampfmittel wurde hier auch Kampfstoffmunition befüllt. Daneben lagerte in Munster auch Beutemunition, so unter anderem etwa 20.000 Chlorgasflaschen russischer Herkunft und Nebeltöpfe. Auf Schießbahnen und Erprobungsflächen wurden umfangreiche Versuche mit Kampfstoffen und Munition durchgeführt.
Zwischen den Weltkriegen
Nach Kriegsende 1918 lagerten auf dem Gasplatz etwa 48.000 Tonnen Kampfstoff-Munition, mehrere tausend Tonnen kampfstoffgefüllte Beutemunition und 40 Kesselwagen unverfüllte Kampfstoffe. Diese Vorräte sollten in der Nord- und Ostsee versenkt werden. Bei den Vorbereitungen kam es am 24. Oktober 1919 zu einem tragischen Unfall. Ein mit Kampfstoffen und Kampfstoffmunition beladener Zug explodierte. Bis auf das Clarkwerk und die Kraftwerksgebäude wurde fast die gesamte Anlage vernichtet, insgesamt 42 Gebäude. Kampfstoffgranaten wurden kilometerweit durch die Gegend geschleudert, Giftwolken bedrohten umliegende Ortschaften, die zum Teil evakuiert werden mussten. Viele Häuser im Umkreis wurden stark beschädigt. Neben den direkten Explosionsopfern kam es in den Folgemonaten zu vielen weiteren Todesfällen.
Bis 1925 sollte das Gelände geräumt werden. Etwa 1.000 Arbeiter suchten im Umkreis von 3 km um das Explosionszentrum oberflächlich die Landschaft ab. Suchgeräte standen damals noch nicht zur Verfügung. Eine beträchtliche Menge von Kampfstoffmunition blieb scharf zurück. 1921 übernahm die Hamburger Firma Stolzenberg die Arbeiten, die bis dahin von den Firmen König und Evaporator AG durchgeführt worden waren. Stolzenberg errichtete eine Kampfmittel-Verbrennungsanlage sowie eine Anlage zur Umwandlung von Chlorgas und Perstoff. Letztere explodierte bei der Inbetriebnahme im April 1922. Die Räumungsarbeiten wurden trotz allem im Jahr 1925 abgeschlossen, und die verbliebenen Anlagen auf Befehl der Siegermächte gesprengt.
1935 nahm die Wehrmacht Breloh als "Kampfstoffversuchs- und Geschützübungsplatz" wieder in Betrieb. Geplant war eine Gesamt-Aufteilung auf 15 Prozent Kampfstoff- und 85 Prozent Brisanzmunition. Als Füllungen waren Senfgas (Lost) und Chloracetophenon vorgesehen. Die ca. 6.500 Hektar des ehemaligen Gasplatzes waren bereits Anfang 1934 an das Reichswehrministerium gegangen und wurden durch Ankäufe und Enteignungen auf rund 10.200 Hektar erweitert. Das Gesamtobjekt, das zum Großteil in den Jahren 1935 bis 1938 errichtet wurde, erhielt den Namen Heeresversuchstelle Munster-Nord, oft auch als Heeresversuchsstelle Raubkammer bezeichnet. Der Hauptzweck der Anlagen war die Erprobung chemischer Kampfstoffe, die Entwicklung erfolgte dagegen in Berlin (Heeresgasschutzlaboratorium Zitadelle Spandau). Das Waffenprüfamt 9 des Heereswaffenamtes und das Heeresgasschutzlabor zogen Anfang März 1945, aufgrund der Bombenangriffe, aus Berlin nach Munster (Örtze) um und arbeiteten hier bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs weiter.
Im Zweiten Weltkrieg
Es wurden umfangreiche Versuche mit den unterschiedlichsten Geschossen verschiedener Kaliber, und mit Minen, Wurfkörpern, Bomben (bis zu 500kg) und Sprühgeräten durchgeführt. Die Substanzen Arsenöl, Blausäure, Senfgas (Lost), Tabun, Sarin, Chlorcyan, Chloracetophenon, Adamsit, Aeroform, Excelsior (10-Chlor-9,10-dihydroacridarsin) (siehe Liste chemischer Kampfstoffe) und viele andere wurden hier erprobt. In der sogenannten „Nebelfüllstelle“ wurde Kampfstoffmunition gefüllt. Es existierte eine Tankanlage für rund 3.000t Kampfstoff. In dieser Nebelfüllstelle gab es umfangreiche unterirdische Anlagen, die teilweise mit Gängen verbunden waren. Während einer Sprüh-Vorführung der Luftwaffe kam es am 8. September 1944 zu einem Absturz einer Do-217E-3 , bei dem alle Insassen ums Leben kamen. Die Anlagen waren zum großen Teil als "einfache" Bunkeranlage oder als Häuser im landestypischen Stil getarnt. Ein weitverzweigtes Schienennetz verband die einzelnen Geländeteile miteinander. Es bestand auch eine Verbindung zu der Reichsbahnstrecke.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach der Besetzung des Platzes durch britische Truppen 1945 wurden in den folgenden Jahren fast alle chemischen Anlagen zerstört und umfangreiche Kampfstoffbestände vernichtet. Die verbliebenen gefährlichen Hinterlassenschaften gehören trotzdem noch heute zu den größten Rüstungs-Altlasten in der Bundesrepublik. Seit April 1956 wird intensiv an der Beseitigung der Altlasten gearbeitet. Heute sind damit die platzeigene Gruppe für Kampfmittelbeseitigung, das Wehrwissenschaftliche Institut für Schutztechnologien und die bundeseigene "Gesellschaft zur Entsorgung chemischer Kampfstoffe und Rüstungsaltlasten" befasst.
Munsterlager
1891 war Munster noch ein kleines Dorf in der Lüneburger Heide mit 470 Einwohnern. 1905 war es dann auf 1225 Einwohner angewachsen. An der bestehenden Eisenbahnlinie von Bremen über Soltau und Munster nach Uelzen, wird etwa 1,5 Kilometer vom Ortszentrum Munsters entfernt, ein Truppenlager angelegt. Die erste Belegung des Lagers erfolgt im Juni 1893 durch das Infanterieregiment 91 aus Oldenburg unter seinem Kommandeur Oberst Paul von Hindenburg, dem späteren Reichspräsidenten. Um die Wende zum 19. Jahrhundert wurden dort unter anderem Truppenteile für die Bekämpfung des Boxeraufstandes in China und Truppenteile für die deutschen Kolonien in Afrika aufgestellt. Im Ersten Weltkrieg wurde das Lager auch für rund 21.000 Kriegsgefangene benutzt. Nach der Besetzung des Platzes durch britische Truppen richtete die britische Besatzungsmacht 1945 in den ausgedehnten militärischen Liegenschaften der Wehrmacht das größte Entlassungslager für kriegsgefangene Soldaten der Wehrmacht ein. In Munster und Breloh sollen etwa 1,7 Millionen Kriegsgefangene aufgenommen und in ihre Heimat gebracht worden sein. Im Lager Hornheide entstand das Flüchtlingslager Breloh. Die verschiedenen Barackenlager, von den Briten mit den Buchstaben des Alphabets benannt (Beispiel M-Lager), wurden teilweise erst in den sechziger Jahren abgebrochen, nachdem Munster nicht mehr "Munster-Lager" sein wollte.
Munster wurde 1956 Standort für bedeutende militärische Einrichtungen der 1955 neu geschaffenen Bundeswehr. Fast zeitgleich wurden die Truppenübungsplatzkommandantur, die Standortverwaltung, das Ausbildungszentrum Panzertruppen (die ehemalige Panzertruppenschule), die Panzerlehrbrigade 9 mit der Panzergrenadierschule, dem Panzerlehrbataillon und dem Panzergrenadierlehrbataillon, die Erprobungsstelle 53 (heute Wehrwissenschaftliches Institut für Schutztechnologien - ABC-Schutz) und andere Einheiten und Dienststellen aufgebaut. Daraus entwickelt sich in Munster die größte Garnison der Bundeswehr im vereinigten Deutschland.
Die britischen Stationierungsstreitkräfte, die seit Kriegsende in Munster eine Garnison unterhielten, gaben diese 1993 endgültig auf und verließen Munster. Nach dem Abzug der Briten aus Munster wurden die entstandenen Freiflächen mit Wohnhäusern und Gewerbegebäuden bebaut. Die vorhandenen ehemaligen Kasernen wurden restauriert und teilweise umgebaut.Sie dienen heute größtenteils als Gewerbefläche. Im ehemaligen Kommandanturgebäude befinden sich jetzt die Stadtwerke Munster, das Offizierskasino wurde zum Hotel umgestaltet.
Kommandanten des Übungsplatzes
- Oberst Erich Freiherr von Falkenstein: vom 1. Februar 1928 bis 31. März 1930
- Generalmajor Franz Becker: vom 1. Juli 1942 bis 30. Mai 1944
- Der jetzige Kommandeur des Truppenübungsplatzes Munster (bis 30. Juni 2008 Oberst Udo Meyer, ab 1. Juli 2008 Oberst Gerd Ahrens) hat seinen Sitz auf dem Truppenübungsplatz Bergen, der ihm ebenfalls unterstellt ist. Weiter sind diesem Kommandeur der Truppenübungsplatz Ehra-Lessien und der Truppenübungsplatz Lübtheen (Mecklenburg-Vorpommern) unterstellt.
Weblinks
- Vernichtung der auf dem Gelände des TrÜbPl geräumten Kampfmittel
- Truppenübungsplatz Munster auf streitkraeftebasis.de/
- Entlassene Kriegsgefangene in Munster-Lager und der „kalte Weg" von Kurt Döring in © DIE ZEIT, 22.07.1948 Nr. 30
53.03555555555610.118611111111Koordinaten: 53° 2′ 8″ N, 10° 7′ 7″ O
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