- Trümmersprache
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Als Korpussprache (auch: Trümmersprache) bezeichnet man eine ausgestorbene Sprache, die nur durch ein Textkorpus dokumentiert ist. Zusätzlich wird manchmal auch die Bedingung hinzugefügt, dass eine als Korpussprache zu bezeichnende Sprache keine heute noch lebenden Ableger wie z. B. die romanischen Sprachen als Tochtersprachen des Lateinischen haben darf.
Da sich anhand eines kleinen überlieferten Korpus meist nicht alle Formen rekonstruieren lassen, lassen sich die grammatische Struktur und der Wortschatz einer Korpussprache in solchen Fällen nur stark unvollständig ermitteln. Bei Sprachen, die nur in Inschriften überliefert sind, lassen sich so oft nur Verbformen der dritten Person und einige Kasusformen bestimmen. In anderen Fällen sind sogar nur vereinzelte überlieferte Worte in Wortlisten überliefert oder einzelne Sprachdokumente in unbekannter Schrift (z. B. Diskos von Phaistos).
Sprachen mit nur stark eingeschränkt bekanntem Wortschatz und entsprechend meist nur unvollständig bekannter Morphologie werden Trümmersprachen genannt. In einzelnen Fällen lassen sich auch die Verwandtschaftsverhältnisse zu anderen bekannten Sprachen nicht oder nur unvollständig abklären oder die verwandten Sprachen sind ebenfalls Trümmersprachen (z. B. bei den alteuropäischen Sprachen wie Iberisch, Piktisch, Pelasgisch).
Beispiele für Korpussprachen ohne lebendige Fortsetzung sind die italischen Sprachen, das Gotische und zahlreiche altindogermanische (etwa das Tocharische und das Hethitische) und semitische Sprachen.
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