Tusculum-Bücherei

Tusculum-Bücherei
Schutzumschlag eines Bandes der Sammlung (1959)

Die Sammlung Tusculum (ursprünglich Tuskulum-Bücher, dann Tusculum-Bücher(ei)) ist eine ungezählte[1] Serie von zweisprachigen Ausgaben der griechischen und lateinischen Literatur, begründet im Jahre 1923 von Ernst Heimeran. Benannt ist sie nach der ehemaligen Stadt Tusculum in Latium, wo unter anderem Cicero eine Villa besaß. Heute erscheint sie im Artemis & Winkler Verlag.

Die Reihe entstand auf Anregung von Heimerans Geschichtslehrer Franz Burger (1880-1933)[2], der auch die frühesten Titel im Anschluss an ältere Ausgaben und Übersetzungen betreute. Offenbar orientiert an der seit 1912 laufenden Loeb Classical Library war sie von Anfang an gleichfalls primär an ein breiteres Publikum gerichtet. Das drückt sich, neben dem Faktum der beigebenen Übersetzung, vor allem darin aus, dass auf die Konstituierung eines eigenen Textes verzichtet wurde; vielmehr wird in aller Regel ein Referenztext gedruckt, mit einem knappen textkritischen Anhang, in dem Abweichungen aufgeführt und teilweise begründet werden. Die populäre Ausrichtung wird auch deutlich durch die Ausstattung, für die der mit Heimeran befreundete Ernst Penzoldt die Ausstattung besorgte [3].

Trotzdem, und trotz des Startes mit dem lyrischen Werk des Horaz, den Tiberius-Büchern der Annalen des Tacitus (in 2 Bänden) und der Liebeskunst des Ovid, ging die Sammlung schon in ihrem Anfängen über die Schulautoren hinaus. Bereits als fünftes Werk und erster griechischer Titel wurde im Jahr 1925 die Tragödie Die Perser des Aischylos veröffentlicht, gefolgt von kleinen Texten des Plutarch und Lukian. Auch die neue Ausgabe und Übersetzung des Lukrez, die Hermann Diels noch kurz vor seinem Tod hatte vollenden können, kam in Lizenz heraus. 1926 erschien eine Ausgabe des Heraklit von Bruno Snell, die im Jahr 2007 eine 14. Auflage erreicht hat. Die Auflagen liegen in der Regel zwischen 2000 und 4000 Exemplaren, doch ist eine Vielzahl von Titeln mehrfach aufgelegt worden.

Die Reihe wurde fast unmittelbar nach dem Krieg wieder aufgenommen.[4]. Das Spektrum hatte sich schon früher beträchtlich erweitert, was konsequent fortgesetzt wurde bis hin zur Gesamtausgabe des Livius und der Naturalis historia des Plinius sowie, im griechischen Bereich der frühen Lyrik, der Anthologia Graeca und Prokop. Davon haben etwa die Ausgaben der Lyrik (Max Treu) und der Anthologie (Hermann Beckby) eigenständigen wissenschaftlichen Rang erworben. Auch die Petron-Ausgabe von Konrad Müller fand erst hier weitere Verbreitung.

Seit der Übernahme durch den Verlag Artemis & Winkler sind etliche Übersetzungen aus dessen renommierter Bibliothek der Alten Welt für die zweisprachigen Ausgaben der Sammlung Tusculum übernommen worden. Eine weitere Verbreitung hat die Reihe dadurch gefunden, dass seit den 1970er Jahren so gut wie alle Titel von der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft ihren Mitgliedern zu Sonderkonditionen angeboten wurden. Saltzwedel hat im Frühjahr 2008 205 Titel nachgewiesen.

Einzelne vergriffene Titel erzielen auf dem Antiquariatsmarkt inzwischen hohe Preise, so etwa die beiden Philostrathos-Titel (Eikones und Apollonius), die sechsbändige Euripides-Gesamtausgabe und insbesondere das Alexander-Werk des Arrian. Die von antiken Inschriften inspirierte typische Tusculum-Schrifttype der Schutzumschläge und der Einbände wurde zu Beginn der 2000er Jahre zugunsten einer normalen Majuskelschrift aufgegeben.

Neben der Textreihe erschienen von 1954 bis 1959 (mit späteren Neuauflagen) die Heimeran-Texte, 9 Titel klassischer Schulautoren ohne Übersetzung, und ähnlich gibt es seit 1998 die Studienausgaben (einzelne Werke wie z.B. bei Horaz oder Auswahlen wie bei Vergil's Aeneis), bis Ende 2007 ca. 35 Titel, auch griechische. Außerdem wurde eine Serie von wenig umfangreicher Sekundärliteratur veröffentlicht (Tusculum-Schriften, 38 Titel eher einführend-populärer Natur 1924 bis 1935, 2. Reihe mit 15 Titeln wissenschaftlichen Anspruchs 1967 bis 1978). Von einzelnen Werken aus dem Umfeld der Sammlung Tusculum ist daneben vor allem das "Tusculum-Lexikon der griechischen und lateinischen Literatur" zu nennen, ein Autorenlexikon, das ursprünglich von Eduard Stemplinger geschaffen wurde, aber erst in der Neubearbeitung von Wolfgang Buchwald, Armin Hohlweg u. Walter Prinz 1963 und vor allem 1982 zu hohem Ansehen gelangte.

Einzelnachweise

  1. Johannes Saltzwedel - s. Weblinks - registriert eine Zählung bis 16, mit Lücken
  2. So Saltzwedel S. 3; auf seine Aufstellung gehen auch die Angaben zu Penzoldt sowie alle statistischen Daten zurück
  3. Die Liebeskunst des Ovid erschien auch als Pergamentband-Vorzugsausgabe in 200 Exemplaren.
  4. Eine Notiz Heimerans zum Neubeginn 1947 weist Saltzwedel zu 152.2 nach

Weblinks


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