- Tyrannosaurus rex
-
Tyrannosaurus rex Zeitraum Oberkreide (Maastricht) 68 bis 65 Mio. Jahre Fossilfundorte Systematik Echsenbeckensaurier (Saurischia) Theropoda Coelurosauria Tyrannosauroidea Tyrannosauridae Wissenschaftlicher Name Tyrannosaurus rex Osborn, 1905 Tyrannosaurus rex (gr./lat.: tyrannos – König, Tyrann, Despot + sauros – Echse/rex – König) ist ein fleischfressender theropoder Echsenbeckendinosaurier (Theropoda) aus der Gruppe der Coelurosauria. Dieser Dinosaurier lebte vor 68 bis 65 Millionen Jahren im obersten Maastrichtium am Ende der Kreidezeit in weiten Teilen Nordamerikas.
„T-Rex“, so die inzwischen weltweit verbreitete Abkürzung, ist wohl der bekannteste Dinosaurier und galt lange als das größte räuberisch lebende Tier des Festlandes in der Erdgeschichte. Doch die südamerikanischen Mapusaurus und Giganotosaurus sowie dessen naher Verwandter Carcharodontosaurus und Spinosaurus, beide aus Afrika, waren noch größere Theropoden.
Inhaltsverzeichnis
Fossile Dokumentation
Der erste Fund dieses Theropoden gelang dem „Fossilienjäger“ Barnum Brown im Jahre 1900 im amerikanischen Bundesstaat Wyoming. Bis zum heutigen Tag wurden dreißig Skelette gefunden, davon nur drei komplette Schädel. Inzwischen hat man mit „Sue“ (1990) und „Wankel’s T-Rex“ (1992) zwei fast vollständige Skelette mit 90 bis 95 % aller Knochen gefunden – darunter auch erstmals Knochen der Finger und der Arme sowie einen vollständigen Schwanz. „Sue“, das größte bislang entdeckte Tyrannosaurus rex-Fossil, wurde von der Amateurpaläontologin Susan Hendrickson am 12. August 1990 in South Dakota entdeckt. Den Namen „Sue“ erhielt es zu Ehren der Entdeckerin. Heute wird es im Field Museum of Natural History in Chicago ausgestellt. Mit „Jane“ wurde 1997 schließlich ein fast vollständiger nicht ausgewachsener T-Rex gefunden, an dem man unter anderem feststellte, dass halbwüchsige Vertreter der Art zwölf Zähne mehr hatten als die erwachsenen Tyrannosaurier.
Beschreibung
Tyrannosaurus rex konnte eine Länge von knapp 13 Metern und vermutlich ein Gewicht von 4,5 bis 7 Tonnen erreichen. Er bewegte sich zweibeinig (biped) fort, die Hinterbeine waren entsprechend groß und kräftig.
Seine Arme waren zurückgebildet und reichten ausgestreckt nicht bis zur Schnauze. Die Arme waren etwa so lang wie bei einem ausgewachsenen Menschen und endeten in zwei Fingern. Die Bewegungsmöglichkeiten waren sehr begrenzt: Die Arme konnten nur angehoben und gesenkt werden, eine Drehung des Handgelenkes war nur sehr begrenzt möglich. Die Tyrannosaurier waren nicht die einzigen Raubsaurier am Ende der Kreidezeit mit stark reduzierten Armen: Auf den Südkontinenten lebte Abelisaurus mit ebenso kurzen Armen, aber fünf Krallen pro Hand. Der lange und sehr kräftige Schwanz wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Ausbalancieren des Körpers beim Laufen und als Waffe benutzt. Der Kopf war sehr groß und massiv. Im Vergleich zu anderen fleischfressenden Dinosauriern hatte der Tyrannosaurus einen sehr ungewöhnlichen Schädel. Die meisten Knochen des Schädels sind zusammengewachsen, so dass sie sich nicht mehr gegeneinander bewegen konnten. Die Knochen sind zudem viel massiver als die anderer Theropoden.
T-Rex hatte einen starken Überbiss, d. h. sein Oberkiefer war breiter als sein Unterkiefer, wodurch bei geschlossenem Maul die Zähne des Oberkiefers sichtbar waren. Diesen Überbiss konnten die Tyrannosaurier wahrscheinlich nutzen, um große Brocken Fleisch aus ihren Beutetieren förmlich herauszustanzen.
Die sechzig klingenförmigen, massiven und mit einer ovalen Schnittfläche versehenen Zähne hatten eine Länge von 5 bis 18 cm. Wie bei anderen Theropoden waren sie nach innen gekrümmt. Bissspuren an Knochen haben gezeigt, dass diese Zähne sogar in solide Knochen hineingraben konnten. Wie bei allen Dinosauriern erneuerten sich die Zähne von T-Rex selbstständig – wenn ein Zahn ausfiel, wurde die Lücke innerhalb weniger Wochen durch einen nachwachsenden Zahn geschlossen.
Im Vergleich zu anderen fleischfressenden Dinosauriern wie zum Beispiel Allosaurus besaß Tyrannosaurus ein massiveres Gehirn. Tyrannosaurus konnte „nur“ seine Zähne, seine Laufbeine und seinen Schwanz als Waffen einsetzen, im Gegensatz zu den Raptoren, die auch ihre Klauen benutzten.
Ähnliche Arten
Allosaurus war von ähnlicher Statur und vergleichbarer Größe, lebte aber zur Zeit des späten Oberjura (155 - 145 Mio. Jahre). In Asien (China, Mongolei) wurden 1955 von Maleev und 1995 von Olshevsky Überreste von bis zu 14 m langen Tyrannosauriern gefunden, die als Tyrannosaurus bataar oder „Jenghizkhan“ (nach dem Mongolenherrscher Dschingis Khan) bezeichnet wurden. Diese Tyrannosaurier waren nicht nur über einen Meter länger als T-Rex, sondern lebten auch früher, und zwar schon im Campanium am Ende der Kreidezeit.
T-Rex gehört nicht zu den größten Dinosauriern, denn die pflanzenfressenden Sauropoden wie Brachiosaurus und Diplodocus erreichten ein Vielfaches an Länge und Gewicht. Größere Fleischfresser waren der 30 Millionen Jahre ältere Giganotosaurus, der im heutigen Argentinien lebte, und Carcharodontosaurus aus dem Gebiet der heutigen Sahara. Diese Carcharodontosauriden wiesen einen schlankeren und weniger robusten Körperbau auf und waren deshalb wahrscheinlich agiler als die Megalosauridae und Tyrannosauridae. Auch Deinocheirus, der in der Mongolei lebte, konkurriert in der Größe mit T-Rex, hatte aber einen vollkommen anderen Körperbau.
In der kanadischen Provinz Alberta wurde eine große Anzahl von Exemplaren der verwandten Art Albertosaurus in einer Fundstelle zusammen gefunden. Ob diese Tiere auch zusammengelebt und eine soziale Struktur gebildet haben, ist unbekannt.
Biologie von Tyrannosaurus rex
Der T-Rex gehört mit bis zu 7 Tonnen Gewicht, verteilt auf bis zu 13 Meter Körperlänge, zu den größten Raubsauriern.
Über die Ernährungsweise von Tyrannosaurus, wie vieler anderer großer fleischfressender Dinosaurier, herrscht Uneinigkeit. Während die meisten Paläontologen ihn als aktiven Jäger sehen, betrachten andere, insbesondere Jack Horner, ihn als Aasfresser. Die verfügbaren Tyrannosaurus-Bissspuren an Fossilienknochen (teilweise sogar an Tyrannosaurus-Knochen), seine riesigen Zähne und großer Rachen scheinen für die Rolle eines Jägers zu sprechen. Eine andere Theorie besagt, dass seine Größe und Kraft ihm erlaubte, kleineren Fleischfressern ihre Beute abzujagen.
Die Anordnung der Augen im Schädel spricht dafür, dass Tyrannosaurier mit beiden Augen ein Ziel fixieren konnten. Diese Eigenschaft ist typisch für jagende Tiere. Unter den heutigen Beutegreifern gibt es keine reinen Aasfresser; die einzigen Tiere, die zu einem recht hohen Anteil von Aas leben, sind Geier, die mit minimalem Energieaufwand riesige Gebiete absuchen können, was einem bodenbewohnenden Tier nicht möglich wäre. Zudem jagen selbst viele Geier zuweilen kleinere Tiere. Von wenigen Ausnahmen abgesehen wird jedes Raubtier von einem frischen Kadaver fressen oder die Gelegenheit nutzen, einem kleineren Raubtier die Beute abzujagen.
Der Fund eines gut erhaltenen Schädels erlaubte eine Rekonstruktion des Tyrannosaurusgehirns. Dabei wurde festgestellt, dass das Riechzentrum verhältnismäßig groß war. Vor einigen Jahren gemachte Funde von anderen großen, teilweise auch nahe mit Tyrannosaurus verwandten Theropoden deuten zudem darauf hin, dass diese in Familienverbänden gelebt haben, was ebenfalls ein starkes Indiz für ein spezialisiertes Jagdverhalten ist. Auch bei „Sue“, dem bisher größten gefundenen Exemplar eines Tyrannosaurus rex, wurden die Skelette eines Jungtiers und eines Halbwüchsigen gefunden.
Das Höchstalter der Art kann mit Hilfe von Wachstumsmarken in den Knochen bestimmt werden. Sie geben Auskunft über das Lebensalter des Individuums zum Todeszeitpunkt sowie über die Wachstumsgeschwindigkeit. Danach ist „Sue“ mit 28 Jahren auch das älteste Individuum, das bisher gefunden wurde. Die Wachstumsmarken zeigen, dass Tyrannosaurus rex anfangs nur sehr langsam wuchs, ehe es ab etwa dem 14. Lebensjahr und einem Körpergewicht von einer Tonne zu einem Wachstumsschub kam, bei dem sich das Gewicht innerhalb von fünf Jahren verfünffachte.
Viele Aspekte der Biologie, zum Beispiel Lebensweise, Brutverhalten oder die Färbung des Körpers, sind unbekannt.
Die Aasfressertheorie
Entgegen der Auffassung, Tyrannosaurus rex sei ein aktiver Beutegreifer gewesen, meinen einige Fachleute, das Tier sei lediglich ein Aasfresser gewesen.
Einer der bekanntesten Vertreter dieser Theorie ist der Paläontologe Jack Horner, der auch in den 1990ern Steven Spielberg bei dessen Film Jurassic Park als Berater zur Seite stand.
Horner stützt die Theorie auf die Anatomie des T-Rex:
- die Arme des T-Rex seien für einen Jäger ungeeignet. Wäre er beim Laufen einmal gestürzt, hätten ihn die kleinen Arme nicht abfangen können und auch das Wiederaufstehen hätte enorm viel Kraft gekostet.
- die Zähne des T-Rex sind nicht wie bei Raubsauriern klingenförmig, sondern abgerundet. Dies deutet laut Horner darauf hin, dass die Zähne eher zum Zermahlen von Knochen und Knorpeln geeignet waren.
- das Gehirn des T-Rex' sei nicht so ausgeprägt wie das eines Räubers gewesen. Das Sehzentrum sei nicht für eine gute optische Erfassung von Beutetieren optimiert gewesen, stattdessen sei das Riechzentrum wie bei Aasfressern überproportional groß gewesen. Das einzige Tier, welches ein proportional noch größeres Riechzentrum habe, sei der Aasgeier. Der T-Rex konnte laut Horner Aas vermutlich auf eine Entfernung von bis zu 40 km riechen.
- die Beine des T-Rex seien für kurze Sprints bei der Jagd ungeeignet. Das Verhältnis von Ober- zu Unterschenkelknochen ist nicht wie bei Sprintern. Bei einem Sprinter sind die Unterschenkelknochen länger als die Oberschenkelknochen, bei T-Rex ist das Verhältnis jedoch umgekehrt. T-Rex’ Beine seien demnach nicht für eine Verfolgung bzw. das schnelle Attackieren von Beutetieren ausgelegt, sondern für lange Wanderungen zu Aas, das er auch aus großer Entfernung wahrnehmen konnte. [1]
Die Rudeltiertheorie
Ähnlich kontrovers diskutiert wie die Aasfressertheorie ist die Frage, ob T-Rex ein Einzelgänger oder doch ein Rudeltier war. Zu den Vertretern der Rudeltiertheorie zählt ebenfalls Jack Horner. Die Theorie wird vor allem auf Fundstellen gestützt, an denen die Überreste mehrerer Exemplare gefunden wurden. Da Überreste anderer Saurier dort nicht gefunden wurden, ist die Erklärung ausgeschlossen, es handele sich um Orte, an denen lediglich aufgrund besonderer Gefahren viele Tiere verendeten, wie dies etwa bei Sümpfen, Mooren, den Füßen hoher Klippen oder Asphaltseen der Fall sein könnte. Ähnliche Fundstellen gibt es auch mit den Überresten anderer großer fleischfressender Saurier, beispielsweise Mapusaurus roseae, die aufgrund dieser Funde gemeinhin als Rudeltier betrachtet werden. [2]
Popularität
Tyrannosaurier allgemein und die Art Tyrannosaurus rex im Besonderen gehören zu den weltweit populärsten Dinosauriern. Auf viele Menschen trifft wohl zu, dass Tyrannosaurus rex der einzige Saurier ist, dessen vollständigen wissenschaftlichen Namen sie kennen. In der modernen Popkultur ist der T-Rex noch immer der Inbegriff der „tödlichen Fressmaschine“ und eine popkulturelle Ikone, ein Inbegriff für Stärke und Überlegenheit. Daran konnten bisher auch die neueren Theorien und Erkenntnisse über das mögliche Leben als Aasfresser nicht viel ändern.
Nachhaltig geprägt wurde das Image des T-Rex auch durch die tricktechnisch revolutionäre Darstellung im Film Jurassic Park (1993). Hier wurde er als enorm schnelle, übermächtige Kreatur charakterisiert, vor der die Menschen nur fliehen konnten. Auch schufen die Soundtechniker des Films ein weithin bekanntes, charakteristisches Brüllen für das Tier.
Einzelnachweise
- ↑ http://www.net-scout.info/wissen/natur/war_der_t-rex_nur_ein_aasfresser.php
- ↑ http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2006/0510/wissenschaft/0024/index.html?subnav=Journal
Weblinks
- T-Rex „Sue“ im Field Museum von Chicago (engl.)
- www.wissenschaft.de: Schlechte Nachrichten für den T. rex – Neue Funde bestätigen: Spinosaurus war der mächtigste Fleischfresser unter den Dinos
- www.wissenschaft.de: Neue Studie: Es gab genug Aas für T. Rex
Literatur
- Horner, John R. & Lessem, Don: The complete T. Rex: How stunning new discoveries are changing our understanding of the world's most famous dinosaur. 1993 Simon & Schuster 238 S. ISBN 0-671-74185-3
- Gregory M. Erickson: Breathing Life into Tyrannosaurus Rex in Gregory Pauls (ed.) Buch The Scientific American book of Dinosaurs. 2000 St.Martin's Griffin 424 S. ISBN 0-312-31008-0 (pbk)
- William L. Abler: The teeth of the Tyrannosaurs in Gregory Pauls (ed.) Buch The Scientific American book of Dinosaurs. 2000 St.Martin's Griffin 424 S. ISBN 0-312-31008-0 (pbk)
- Rebecca R. Hanna: Dinosaurs got hurt too in Gregory Pauls (ed.) Buch The Scientific American book of Dinosaurs. 2000 St.Martin's Griffin 424 S. ISBN 0-312-31008-0 (pbk)
- David B. Weishampel, Peter Dodson, Halska Osmóslka (ed.): The Dinosauria. University of California Press; 2nd edition. 2004 ISBN 0520242092.
Wikimedia Foundation.