- Naturhistorisches Museum Wien
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Naturhistorisches Museum Wien
Naturhistorisches Museum am Maria-Theresien-PlatzDaten Ort Burgring, Wien 1, Österreich Art Naturkundemuseum Architekt Gottfried Semper und Karl von Hasenauer Eröffnung 10. August 1889 Besucheranzahl (jährlich) 527.744 (2010)[1] Betreiber Bundesmuseen Leitung Christian Köberl [2] Website www.nhm-wien.ac.at Das Naturhistorische Museum in Wien (kurz: NHMW) zählt zu den größten Naturmuseen der Welt und ist eines der größten Museen Österreichs.
Das Museum wurde errichtet (nach den Entwürfen von Gottfried Semper und Karl Freiherr von Hasenauer), um die riesigen Sammlungen von Naturalien der Habsburger aus den K.k. Hof-Naturalienkabinetten unterzubringen, und am 10. August 1889 eröffnet.
Geschichte
Etwa um das Jahr 1750 kaufte Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen (Gemahl Maria Theresias) die zu dieser Zeit größte Sammlung an Naturalien vom Florentiner Johann Ritter von Baillou (1679−1758). Das Herz der Sammlung bildeten 30.000 Objekte, darunter seltene Schnecken, Korallen, Muscheln sowie kostbare Edelsteine und seltene Mineralien. Schon damals wurde die Sammlung nach wissenschaftlichen Kriterien geordnet.
Im Laufe der Zeit wurden die Sammlungen so umfangreich, dass die Räumlichkeiten der Hofburg nicht mehr genug Platz boten. Im Zuge der Schleifung der nicht mehr zeitgemäßen Basteien für den Bau der Ringstraße im Jahre 1857 wurde daher auch der Neubau von zwei großen Museen (Naturhistorisches Museum und Kunsthistorisches Museum) geplant. Die beiden an der Ringstraße gelegenen Museumsbauten wurden nach Entwürfen Gottfried Sempers und Karl Freiherr von Hasenauers erbaut. Baubeginn war 1871, am 10. August 1889 wurde es von Kaiser Franz Joseph I. feierlich eröffnet.
Während des Holocausts bereicherte das Museum die Bestände mit „arisiertem“ jüdischen Besitz. Bis heute gibt es Exponate aus ehemaligem jüdischen Besitz, die Rückführung an die Erben und Hinterbliebenen findet seit der Schaffung des Restitutionsgesetzes Ende der 1990er Jahre langsam statt.
1996 wurde der umstrittene Rassensaal geschlossen.
Mit 1. Jänner 2003 wurde das Museum als Bundesmuseum in die Vollrechtsfähigkeit entlassen 8. Juli 2003 unter dem Namen „Naturhistorisches Museum“ mit der Firmenbuchnummer 236724z als „Wissenschaftliche Anstalt öffentlichen Rechts des Bundes, errichtet durch das Bundesmuseen-Gesetz, BGBl I Nr 14/2002“ und der „Museumsordnung des Naturhistorischen Museums vom 20. Dezember 2002, BGBl II Nr 488/2002, in Kraft seit 1. Jänner 2003“ ins Firmenbuch eingetragen. Heute wird das Museum jährlich von über 500.000 Menschen besucht.
Ab Juli 2003 war Bernd Lötsch Geschäftsführer. Im Dezember 2009 wurde Christian Köberl (* 1959) als Generaldirektor vorgestellt, der am 1. Juni 2010 sein Amt antrat. [3]
Im Aufsichtsrat sind der Roland Albert, Christa Bock, Christian Cap, Manfred Christ, Gerhard Ellert, Monika Gabriel, Walter Hamp, Michael Hladik, und Angela Julcher.
Das Gebäude
Das Zentrum des Gebäudes bilden eine etwa 60 Meter hohe Kuppel, die den griechischen Sonnengott Helios zeigt, sowie Statuen berühmter Wissenschaftler im Stiegenhaus. Die Fassade und die Stuckdekorationen in den Innenräumen sollen die historische Erschließung von Welt und Weltraum zeigen. Des Weiteren befinden sich in den Ausstellungsräumen über 100 Ölgemälde berühmter Maler mit Motiven aus der Welt der Wissenschaft.
Abteilungen
- Mineralogisch-Petrographische Abteilung
- Geologisch-Paläontologische Abteilung
- Botanische Abteilung
- 1. Zoologische Abteilung (Wirbeltiere)
- 2. Zoologische Abteilung (Insekten)
- 3. Zoologische Abteilung (wirbellose Tiere)
- Archäologische Biologie und Anthropologie
- Prähistorische Abteilung
- Karst- und höhlenkundliche Abteilung
- Abteilung für Ökologie
- Archiv für Wissenschaftsgeschichte
Mineralogisch-Petrographische Abteilung
Abteilungsleiter: Franz Brandstätter
- Bestand: etwa 150.000 inventarisierte Objekte, etwa 15% davon öffentlich ausgestellt
Besonders hervorzuheben ist die umfangreiche Meteoritensammlung. Die Schausammlung des Museums stellt die weltweit größte ihrer Art dar, und beinhaltet zahlreiche Stücke von historisch und wissenschaftlich bedeutenden Meteoriten. Die Meteoritensammlung ist die älteste der Welt, sie wurde 1778 „gegründet“. Kurator der Meteoritensammlung ist Dr. Franz Brandstätter.[4] Ein weiteres „Highlight“ des Museums gibt es im Saal IV der Mineralogischen Abteilung zu sehen, einen Blumenstrauß aus Edelsteinen. Den Edelsteinstrauß soll Maria Theresia ihrem Gatten Franz Stephan Mitte des 18. Jahrhunderts zum Geschenk gemacht haben. Der Strauß besteht aus über 2.100 Diamanten und 761 anderen Edel- und Halbedelsteinen, die zu 61 Blumen und 12 unterschiedlichen Tierarten zusammengesetzt sind. Die Blätter bestehen aus ursprünglich grüner Seide, die leider schon sehr verblasst ist.
Geologisch-Paläontologische Abteilung
Abteilungsleiter: Mathias Harzhauser
Erdaltertum
Im Saal 7 des Museums wird vorwiegend das Erdaltertum präsentiert. Zu den Höhepunkten dieses Raumes gehört zum Beispiel der nachgebaute, künstliche Karbon-Wald. In diesem sind originalgetreue und -große Modelle von Tieren anzutreffen, die zu jener Zeit (vor mehr als 300 Mio. Jahren) existiert haben. Dazu gehören unter anderem Riesenlibellen wie Meganeura. Ebenfalls zu erwähnen ist das Diorama eines Riffs aus dem Silur.
Sauriersaal
Im Sauriersaal befinden sich drei Skelettrekonstruktionen großer Dinosaurier: Allosaurus, Diplodocus und Iguanodon. Nebst diesen sind noch weitere, kleinere Objekte, wie die Knochen- und Lebendrekonstruktion eines Tyrannosaurus-Schädels zu besichtigen. Zudem sind ein Lebendmodell eines Deinonychus in Originalgröße, mehrere Skelette kleinerer Dinosaurier wie Psittacosaurus oder Protoceratops sowie Skelettteile (beispielsweise ein Triceratops-Schädel und ein Ultrasaurus-Bein) ausgestellt. Am 5. Oktober 2011 wurde der neu gestaltete Sauriersaal eröffnet. Die Ausstellung wurde dabei um weitere Skelette, lebensgroße Modelle und Computeranimationen ergänzt, z. B. veranschaulicht das animierte Modell eines Allosaurus dessen Bewegungsabläufe, die lebensecht rekonstruiert wurden. An der Decke schwebt ein originalgroßes Pteranodon-Modell. Videoanimationen und interaktive Stationen vermitteln das Leben der Dinosaurier, es wird aber auch jener Asteroideneinschlag visualisiert, der letztlich zum abrupten Ende der Dinosaurier führte.[5]
Erdneuzeit
Der Saal 9 des Museums zeigt hauptsächlich die Erdneuzeit. Diese begann vor ca. 65 Mio. Jahren, nach dem Ende der Kreidezeit und dem Aussterben der Dinosaurier und anderer Reptilien. Der Besuchermagnet dieser Schausammlung ist das Skelett eines Prodeinotheriums, das vor etwa 17 Mio. Jahren lebte und zu den Deinotherien gehört, entfernten Verwandten der heutigen Elefanten. Daneben sind mehrere Kiefer weiterer früher Rüsseltiere ausgestellt. Viele Fossilien von Pflanzen aus dem Raum Wien sind zu sehen. Diese geben einen Eindruck von der Vegetation dieser Gegend vor mehreren Millionen Jahren.
Gänge im Hochparterre
Das Museum verfügt über viele Skelettrekonstruktionen von Tieren, die während der letzten Eiszeit lebten. Dazu zählt beispielsweise das Mammut, die Säbelzahnkatze oder der Riesenhirsch sowie der Höhlenbär. All diese und noch weitere Lebewesen sind in den Gängen des Hochparterres des Naturhistorischen Museums ausgestellt.
Botanische Abteilung
Abteilungsleiter: Ernst Vitek
Das Herbar des Naturhistorischen Museums gehört aufgrund der hohen Anzahl an über 200.000 Typusbelegen zu den wichtigsten Sammlungen der Welt.
Die Sammlungen stammen ursprünglich zu einem erheblichen Teil aus eigenen Expeditionsreisen, aber seit Jahrzehnten schon aus einem regen Tauschverkehr mit internationalen Partnerschaftsinstitutionen. Die geographischen Schwerpunkte der Sammlungsbestände sind in Europa die Gebiete der ehemaligen Österreichisch-Ungarischen Monarchie, Mitteleuropa sowie der gesamte Mediterranraum, insbesondere Griechenland und die Türkei. Die Zentren des Sammlungsinteresses am asiatischen Kontinent sind der Orient, das Kaukasus- und das Gebiet der Flora Iranica (iranisches Hochland und angrenzende Regionen). Aus Afrika sind Sammlungen vor allem aus Tunesien, Ost- und Zentralafrika sowie aus dem Kap-Gebiet vorhanden. Sammlungskerngebiete in Südamerika sind vor allem Brasilien sowie Argentinien und Chile. Die botanische Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien bewahrt außerdem zahlreiche Belege aus Australien und Neuseeland auf.
Die botanischen Sammlungen des Hauses gliedern sich in:
- Herbarium Phanerogamen (Blütenpflanzen)
- Herbarium Kryptogamen (Geheim- oder Verborgenblüher)
- Holzsammlung
- Frucht- und Samensammlung
- Alkoholpräparate
- Diatomeenpräparate (Kieselalgen)
Im Schaubereich des Museums gibt es derzeit noch keine Spezialausstellung zu Themen der Botanik.
1. Zoologische Abteilung (Wirbeltiere)
Abteilungsleiter: Ernst Mikschi
- Bestand: über 800.000 Belegexemplare
- Fischsammlung
- 500.000 Alkoholpräparate
- 1.800 Skelette
- 2.000 Stopfpräparate
- Herpetologische Sammlung (Lurch- und Kriechtiersammlung)
- 200.000 Alkoholpräparate
- 6.000 Skelette und Stopfpräparate
- Vogelsammlung
- 90.000 Bälge
- 10.000 Stopfpräparate
- 7.000 Skelette
- 10.000 Gelege
- 1.000 Nester
- Säugetiersammlung
- 70.000 Objekte
- Archäologisch-Zoologische Sammlung
- 350 archäologische Fundkomplexe
- 350 Skelette
- 1.300 Schädel
- Molekulare Systematik
- 9.000 Gewebe- bzw. Blutproben
Die 1. Zoologische Abteilung des Naturhistorischen Museum Wiens stellt eine der größten und bedeutendsten Museums-Wirbeltiersammlungen der Welt dar.
2. Zoologische Abteilung (Insekten)
Abteilungsleiter: Martin Lödl
3. Zoologische Abteilung (wirbellose Tiere)
Abteilungsleiter: Helmut Sattmann
Anthropologische Abteilung
Abteilungsleiterin: Maria Teschler-Nicola
Bestand:
- Osteologische Sammlung (Skelette/Skelettteile; ca. 40.000 Objekte)
- Stomatologische Sammlung (ca. 2.600 Objekte)
- Röntgenbildsammlung (mehr als 1.500 Bilder)
- Abgusssammlung (ca. 2.000 Objekte)
- Fotoarchiv (mehr als 50.000 Inventarnummern, darunter ca. 8000 Glasplatten)
Siehe auch: Felix Philipp Kanitz, Kustos 1871–1874
Prähistorische Abteilung
Abteilungsleiter: Anton Kern Die Prähistorische Abteilung umfasst als eine der größten archäologischen Sammlungen Europas folgende Bereiche:
- Sammlung Altsteinzeit
- Sammlung Bronzezeit
- Sammlung Ältere Eisenzeit
- Sammlung Jüngere Eisenzeit
- Sammlung Frühgeschichte
- Sammlung Prähistorischer Bergbau
In Saal 11 befinden sich steinzeitliche Funde wie das prominenteste prähistorische Objekt, die „Venus von Willendorf“ (Alter ca. 25.000 Jahre) und andere wertvolle Zeuginnen dieser Epoche: die Figur vom Galgenberg, die Venus von Kostenki und die Venus von Lespugue. Die Säle 12 und 13 präsentieren zahlreiche Funde aus der Bronzezeit und Eisenzeit bis hin zur frühgeschichtlichen Epoche und Völkerwanderungszeit. Der Abteilung zugehörig ist die zweite Außenstelle des Naturhistorischen Museums, das historische Salzbergwerk Hallstatt. Aufgrund der konservatorischen Wirkung des Salzes wurden und werden dort zahlreiche Funde aus der Zeit um bis nachweislich 1550 v.Chr. ans Tageslicht geholt. Seit über 50 Jahren knüpft sich daran die wissenschaftliche Grabungs- und Feldforschungstätigkeit der Abteilung. Erst 2010 erregte ein Sensationsfund, ein Schöpfgefäß mit Kalb[6], großes öffentliches Interesse.
Karst- und Höhlenkundliche Abteilung
Abteilungsleiter: Rudolf Pavuza
Abteilung für Ökologie
Abteilungsleiter: Claudia Roson
Archiv für Wissenschaftsgeschichte
Abteilungsleiter: Christa Riedl-Dorn
Das Archiv ist in fünf Abteilungen mit insgesamt über einer Million Objekten unterteilt:
- Verwaltungsarchiv, Sammlung und Dokumentation der Geschichte des Naturhistorischen Museums
- Brief- und Nachlasssammlung (Nachlässe, Teil- und Splitternachlässe)
- Bildersammlung (Gemälde, Aquarelle, Grafiken, Bleistift- und andere Zeichnungen)
- Foto- und Glasplattennegativ-Sammlung (Historische Fotos und Glasplatten)
- Dingliche Quellen (Druckstöcke, Schreibmaschinen, Fotoapparate, Büsten etc.)
Erster Direktor
- 1933–1938: Hermann Michel
- 1947–1951: Hermann Michel
Literatur
- Friedrich Bachmayer: Das Naturhistorische Museum in Wien. Residenz Verlag 1979, ISBN 3-7017-0231-4
- Christa Riedl-Dorn: Das Haus der Wunder. Verlag Holzhausen, ISBN 3-900518-91-2
Fotos
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Pirarucu aus dem Amazonas
Einzelnachweise
- ↑ derstandard.at -Naturhistorisches Museum glänzt mit Besucherrekord, aufgerufen am 28. Jänner 2011
- ↑ Der neue Generaldirektor nhm-wien.ac.at, (Abgerufen am 17. Mai 2010)
- ↑ Ein Spitzenforscher als Museumsdirektor. Der Standard, 16. Dezember 2009.( abgerufen 16.Dez. 2009), Naturhistorisches Museum - Köberl tritt Amt an orf.at 1. Juni 2010 (Abgerufen am 2. Juni 2010)
- ↑ Saal V ("Meteoritensaal")@nhm-wien.ac.at; Better Know A Meteorite Collection: Natural History Museum in Vienna, Austria psrd.hawaii.edu, (Abgerufen am 17. Oktober 2010)
- ↑ wien.orf.at "Neuer Sauriersaal soll Image verbessern" abgerufen am 1. November 2011
- ↑ Schöpfgefäß mit Kalb (Abgerufen am 11. November)
Weblinks
Commons: Naturhistorisches Museum Wien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur von Naturhistorisches Museum Wien im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Offizielle Homepage
- Virtueller Museumsrundgang (Java wird benötigt)
- Burghauptmannschaft Österreich - Naturhistorisches Museum
- Naturhistorisches Museum Wien. In: Österreich-Lexikon, online auf aeiou.
- Die Meteoritensammlung
- Das Stiegenhaus des NHM
- Das Kaiserbild - Geschichte der Sammlung im Bild
- Tierpräparatsammlung
48.20524722222216.3593Koordinaten: 48° 12′ 19″ N, 16° 21′ 33″ OKategorien:- Naturhistorisches Museum Wien
- Museum in Wien
- Naturkundemuseum
- Bauwerk des Historismus in Wien
- Erbaut in den 1880er Jahren
- Innere Stadt (Wien)
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