- Tzadikim Nistarim
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Die Legende von den 36 Gerechten (hebräisch: lamed-waw zadikim; jiddisch auch: lamed-wownikess) besagt, dass es auf der Welt stets sechsunddreißig Gerechte gibt, um derentwillen Gott die Welt, trotz ihrer Sündhaftigkeit, nicht untergehen lässt. Die Sechsunddreißig sind namenlos, niemand weiß, ob sie arm oder reich, Wasserträger, Hausmeister, Schuhmacher, Soldaten oder Kaufleute sind – aber ohne ihre selbstlosen Werke wäre die Welt längst zerstört. Die Sechsunddreißig treten nur selten in Erscheinung – besonders in Notlagen, wenn Juden in Gefahr sind. Dann soll ein Zaddik Gottes Auftrag erfüllen und die Juden mit einer plötzlichen Wundertat retten – und anschließend gleich wieder verschwinden, denn seine Identität darf nie aufgedeckt werden. Sobald einer der 36 Gerechten stirbt, wird ein weiterer Gerechter geboren.
Diese Vorstellung der jüdischen Mythologie geht auf den babylonischen Talmud zurück. Die entsprechenden Stellen findet man im Traktat Sahedrin.[1] Dort wird folgende Tanach-Stelle aus Jesaja 30, 18 kommentiert: „Darum harrt der Herr darauf, dass er euch gnädig sei, und er macht sich auf, dass er sich euer erbarme; denn der Herr ist ein Gott des Rechts. Wohl allen, die auf ihn harren!“ Das hebräische Wort für das „ihn“ im letzten Satz dieses Verses ist „lo“. Dieses wird mit den hebräischen Buchstaben „lamed“ und „waw“ geschrieben, die zugleich Zahlenwerte bedeuten: „lamed“ besitzt den Zahlenwert 30, „waw“ den Zahlenwert 6, da sie an ebendiesen Positionen im hebräischen Alphabet stehen.
Die Legende von den 36 Gerechten taucht in vielen literarischen Werken, etwa bei Max Brod auf. Rose Ausländer benannte 1967 einen Gedichtzyklus nach den 36 Gerechten. In der jüdischen Holocaust-Gedenkstätte Yad-Vashem gibt es die sogenannte „Allee der Gerechten unter den Völkern“, deren Name ebenfalls an die Legende der 36 Gerechten erinnert.[2]
Einzelnachweise
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