Uerige

Uerige
Brauerei Uerige

Uerige ist zugleich der Name des von der Düsseldorfer Uerige Obergärige Hausbrauerei GmbH gebrauten Altbiers und der zugehörigen Gaststätte „Zum Uerige“ in der Düsseldorfer Altstadt. Ein auffälliges Merkmal ist, dass bei schönem Wetter die Altbier trinkenden Gäste zeitweise dicht bis zur gegenüberliegenden Seite der Rheinstraße stehen und bedient werden.

Inhaltsverzeichnis

Gedenktafel

Gedenktafel: Willy Millowitsch

Die im Jahr 2000 vom Bildhauer und Pankok-Meisterschüler Ulrich Grenzheuser (* 1934) gestaltete Gedenktafel für Willy Millowitsch im Uerige ist ein Hinweis darauf, dass dessen Vater Peter Wilhelm Millowitsch am 24. Januar 1880 im Stammhaus des Uerige Bieres geboren wurde. Die Mutter Käthe, geborene Planck, stammte aus Wien. Die Wurzeln des Kölner Volksschauspielers Willy Millowitsch führten somit nach Düsseldorf und Wien.

Geschichte

Die heutige Gaststätte „Zum Uerige“ mit eigenem Brauhaus hatte über die Jahrhunderte bei wechselnden Besitzern verschiedene Namen, wie „Berliner Hof“ oder „Zum Bergischen Hof“. Der heutige Name wird auf Wilhelm Cürten zurückgeführt, der 1862 die Hausbrauerei übernahm. Da dieser ständig schlechte Laune hatte, nannten ihn die Stammgäste im besten Düsseldorfer Platt „uerig“, für seltsam.

Namen der verschiedenen Besitzer diese Gebäudes sind bereits seit Anfang des 17. Jahrhunderts überliefert, und zwar: 1632, 1663 und 1720 diverse Mitglieder der Familie Pfeilsticker und 1755 Bertram Kesseler. Bereits zu dieser Zeit bestand eine Gaststätte „Heidelberger Fass“, dieser Name befindet sich noch heute auf einem Schild über dem Eingang. 1783 übernahm der Weinhändler Leonhard Juppen Gaststätte und Haus. Weitere Eigentümer waren 1790 Eheleute Gruben, 1800 Lambert Mertens und 1802 Johann Bender.[1] Die Witwe J. Bender modernisierte und erweiterte 1837/38 das Gebäude auf vier Stockwerke. Danach übernahmen, wie bereits angeführt, 1862 Wilhem Cürten und Anfang des 20. Jahrhunderts Braumeister Jean Keller Haus und Gastwirtschaft.[2] Nach der Zerstörung des Gebäudes im Zweiten Weltkrieg wurde die Gasthofbrauerei wieder aufgebaut. 1951 hatte das Lokal den Namen „Neveean“ und ab 1964 unter dem Besitzer Rudolf Arnold „Brauhaus“. Allerdings blieb es unter diesem für zehn Jahre geschlossen, da Probleme zwischen Eigentümer und den städtischen Behörden wegen Garagenabstellplätzen bestanden.[3] Die Grundstücke Rheinstraße 11 und 9 gehören seit dem Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg zum Eckhaus, die Rheinstraße 7 wurde 1974 hinzu erworben.[4]

Seit 1976 werden die Brauerei und die Gaststätte von der alten Düsseldorfer Brauereifamilie Schnitzler geführt, die weiterhin das traditionelle obergärige Altbier braut. Allerdings ist aus der kleinen Brauerei von Wilhelm Cürten ein moderner Betrieb geworden, der noch immer am ursprünglichen Standort mit moderner Technik braut, abfüllt, lagert und verkauft. Für den Ausbau der Brauerei mit zusätzlichem Platzbedarf wurden inzwischen ehemalige Nachbarhäuser auf der Rheinstraße übernommen und integriert. „Zum Uerige“ gilt als eine der ältesten Gaststätten Düsseldorfs.

Bis mindestens in die 1980er Jahre herrschte bei den Kellnern der Düsseldorfer Altstadt-Bierlokale, rheinisch Köbesse genannt, noch ein recht rauer Umgangston mit den Gästen, insbesondere den auswärtigen Besuchern war die darin verborgene Herzlichkeit nicht immer erkenntlich. 1968 heißt es in einem Lokalführer: „Das Altbier kostet 40 Pfennig. Der Köbes kassiert 5 Pfennig für die Bedienung. Der Gast kassiert einen Stoß ins Genick, wenn er dauernd im Weg steht. Wenn Sie per Zufall dort einen Platz finden, dann kommen Sie in den nächsten fünf Stunden nicht mehr aus dem Staunen und aus dem Uerigen heraus.“[5]

Es war üblich, dem Köbes ein Glas Bier zu spendieren, das der auf dem Tisch des einladenden Gastes stehen ließ und im Vorbeikommen dort nachprüfbar austrank. Im Laufe des Abends nahm die „Herzlichkeit“ der Köbesse entsprechend dem Bierkonsum zu. Schadenfrohe Heiterkeit bei den Gästen und zufälligen Passanten erweckte, oft zu vorgerückter Stunde, der Anstich des kleinen, auf der Theke aufgestellten Altbierfasses, wenn der Köbes den Zapfhahn nicht schnell genug eingeschlagen bekam und der Gerstensaft in hohem Bogen gegen den Akteur und durch das zur Rheinstraße hin geöffnete Schankzimmer schoss. Erschreckend war auch, wenn der Köbes das volle Holzfass unter lautem Krachen hochkant, also über die Fassböden hinweg, mitten durch die meist dicht gedrängt stehenden Gäste rollte.

Das im Uerige hergestellte Altbier ist im städtischen Vergleich eher hell (Altbier ist im Allgemeinen dunkler) und im Geschmack sehr würzig und herb. Es wird in eigenen Brauereilokalen an der sogenannten Schwemme, dem rheinischen Ausschank, in diversen Gastronomien wie auch in Ladengeschäften angeboten. Das Uerige ist eine der wenigen verbliebenen unabhängigen Brauereien Düsseldorfs.

Brauhaus

Radschläger vor dem Brauereiausschank

Die Gaststätte im Uerige-Brauhaus in der Berger Straße besteht aus mehreren Räumen. Darunter einem aus der Gaststätte einsehbaren Sudhaus mit großen kupfernen Würzepfannen, die allerdings heutzutage nur noch als Verkleidung der modernen Edelstahl-Kessel dienen. Durch den Zukauf benachbarter Häuser, in denen sich früher die Lokale „en de Wichsdos“ und „Tante Olga“ befanden, wurde mit einem Neubau mit zwei hochwassersicheren Kellergeschossen Platz für Gärbecken, eine Filteranlage für das junge Bier, Fließbänder fürs Reinigen und zum Abfüllen der Fässer geschaffen. Im Erdgeschoss befindet sich dort eine Anlage zum Füllen der Flaschen.[6]

Straßenverkauf an einem schönen Maiwochenende

Neben Bier werden auch Schnittchen, Brezeln und gut bürgerliche Gerichte angeboten. Hat die Getränkekarte früher neben dem hauseigenen Bier nur Apfelsaft enthalten, so ist diese heute zumindest um Tafelwasser, Apfelsaftschorle und eine hausgemachte Fassbrause ergänzt worden. Außerdem gibt es inzwischen auch je einen roten oder weißen Wein sowie Sekt, die aber nur in Flaschen verkauft werden. Da das Brauhaus recht groß ist und sich über mehrere Räumlichkeiten verteilt, können auch Gruppen Teile für Veranstaltungen reservieren. Auf Grund seiner Lage am Rande der Altstadt wird das Uerige gerne von kleineren Vereinen genutzt. Seit einigen Jahren sind nicht nur längs des Lokals auf der zum Rhein führenden Straße Stehtische aufgestellt, sondern auch auf der erhöhten, gegenüberliegenden Straßenseite befinden sich Stehtische und Biergartenbänke. Da der Köbes auch auf dem dazwischenliegenden Fahrdamm serviert, ist bei Hochbetrieb für Passanten oft kaum ein Durchkommen.

Neben dem Stammhaus bestehen noch drei „Uerige Treffs“: in Düsseldorf in der Carsch-Haus-Passage, in Oberhausen und in der Altstadt von Mülheim an der Ruhr.

Produkte

Stand 2011:

  • Uerige: obergäriges Altbier, bernsteinfarben, sehr malzig-süß, aber gleichzeitig eines der Biere (nach Brauereiangaben: das Bier) mit den deutschlandweit höchsten Hopfenbitterwerten. Alkoholgehalt 4,7 % Vol.
  • Uerige nicht filtriert: im Gegensatz zur auch offen ausgeschenkten Hausmarke wird dieses ohne Filtration abgefüllt und ist nur als Flaschenbier erhältlich.
  • Ueriges Weizen: ein helles Hefeweizen mit einem Alkoholgehalt von 4,7 % Vol.
  • Uerige Sticke: eine stärkere Variante des Altbiers mit einem Alkoholgehalt von 6 % Vol., die nur zweimal im Jahr – jeweils am 3. Dienstag im Januar und Oktober – in begrenzten Mengen hergestellt wird.
  • Uerige Doppelsticke: ein nochmals stärker eingebrautes Alt, das bislang speziell für den Export in die USA hergestellt wird. Alkoholgehalt 8,5 % Vol.
  • Uerige Stickum: Ein 42-prozentiger Brand aus dem Starkbier Uerige Sticke oder Uerige Doppelsticke. Dieser wird aber aus Tradition nicht im Stammhaus verkauft. Ein Schild im Innenhof erklärt: „Schnapsgenuss ist hier untersagt – er stört ihre Gesundheit und mein Geschäft. Der Wirt.“
  • Uerige original Holunder Fassbrause, eine gebraute Holunderlimonade (erstmals 2011).

Markenstrategie

Historischer Dreirad-Lieferwagen des Uerige (aufgenommen 2005)

Die Marke Uerige gilt als typisch für Düsseldorf. Sie wird lediglich und ganz gezielt regional vermarktet und beworben.

Regulär erhältlich sind die Produkte folglich auch nur in der Hausbrauerei sowie wenigen Gaststätten und Getränkemärkten im Großraum Düsseldorf. Im restlichen Deutschland gibt es sie nur in einigen auf Bier spezialisierten Getränkehandlungen in Ballungsräumen, ein aktiver expansiver Vertrieb außerhalb der Heimatregion erfolgt herstellerseitig nicht.

Offizieller Werbeslogan der Marke ist „dat leckere Dröppke“ (das leckere Tröpfchen).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. H. Ferber: Historische Wanderung durch die alte Stadt Düsseldorf. Verlag C. Kraus, Düsseldorf 1889, S. 62.
  2. Alfons Houben: Düsseldorf Wie es damals war – wie es heute ist. WI-Verlag, Düsseldorf 1983, ISBN 3-88785-006-9 (formal falsche ISBN), S. 115.
  3. Alfons Houben: Düsseldorf Wie es damals war – wie es heute ist. 1983, S. 114.
  4. Thomas Bernhardt, Gerda Kaltwasser: „Dä Willi mit de dicke Nas!!“ Uerige (Hrsg.), Düsseldorf ca. 2000/2001.
  5. Helmuth Hartmann, Franz F. Froeb, Peter Andreas: in out – Die Düsseldorfer Altstadt. Dr. Wolfgang Schwarze Verlag, Wuppertal 1968, S. 108–109.
  6. Uerige braut Schnaps und Bier. In: Rheinische Post. 14. Februar 2008, zuletzt abgerufen 17. Mai 2011
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