- Ulrich Ensinger
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Ulrich Ensinger, auch Ulrich von Ensingen und Ulricus Fissingen de Ulme, (* um 1350 Ensingen bei Ulm oder Oberensingen bei Nürtingen/Schwaben; † 10. Februar 1419 in Straßburg) war ein Baumeister der süddeutschen Gotik.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Ulrich von Ensingen war der Stammvater der Werkmeisterfamilie Ensinger. Er war verheiratet mit der Tochter des Hans (* ca. 1390), Sohn des Konrad Glaser (ca. 1325 bis ca. 1393). Ulrich von Ensingen hatte mindestens drei Söhne und zwei Töchter. Die Tochter Anna († 1429) heiratete Hans Kun, der ebenso wie der gemeinsame Sohn Kaspar Kun Münsterbaumeister am Ulmer Münster war. Die Tochter Ursula (1386-1430) ging als Conventfrau ins Kloster Weil. Seine drei Söhne Kaspar, Matthäus und Mathias lernten ebenfalls das Baumeisterhandwerk. Matthäus und sein Enkel Moritz setzten sein Werk fort und folgten ihm als Ulmer Dombaumeister. Matthäus und dessen Sohn Vincenz aus erster Ehe setzten den Bau der Esslinger Frauenkirche fort.
Werk
Bereits 1391 ist er als Meister erwähnt. Er baute 1392 bis 1417 am Ulmer Münster, wo er das bereits begonnene Langhaus bis in halbe Höhe weiterführte und die Planänderung von der ursprünglich vorgesehehen Hallenkirche zur Basilika durchsetzte. Sein Entwurf für den Münsterturm ist im Ulmer Stadtmuseum erhalten. Der Riss von 70,4 cm Breite und 306,5 Zentimeter, der aus fünf großen und zwei kleinen Blättern besteht, ist eine der bedeutendsten gotischen Architekturzeichnungen. Lediglich die Untergeschosse des Turmes konnte Ensinger errichten. Matthäus Böblinger baute nach eigenen Rissen weiter, doch der Westturm blieb im Mittelalter unvollendet (Chortürme und Westturm sind Werke des 19.Jahrhunderts). Von 1394 bis 1395 baute Ensinger am Mailänder Dom. 1399 berief man ihn nach Straßburg, wo er bis zu seinem Tod den oktogonalen Nordturm auf der Plattform des Straßburger Münsters bis zum Ansatz des Helmes erbaute. Er war auch ab 1400 der Baumeister, der den Turm der Esslinger Frauenkirche entwarf und den Bau begann. 1414 lieferte er den Entwurf für den Georgsturm des Basler Münsters. Keines seiner Werke wurde zu seinen Lebzeiten vollendet, vieles in veränderter Form weitergeführt.
Der Turm des Straßburger Münsters gilt als sein Meisterwerk, der zu den genialsten Turmkonstruktionen der Gotik gehört[1], wenngleich die Vollendung auch hier erst nach seinem Tod geschah.
Literatur
- Ludger Alscher, Günter Feist, Peter H. Feist (Hrsg.): Lexikon der Kunst, Architektur, Bildende Kunst, Angewandte Kunst, Industriegestaltung, Kunsttheorie, Band 1. Verlag Das europäische Buch, Westberlin 1984, ISBN 3-88436-107-4 (Nachdr. d. Ausg. Leipzig 1968).
- Roswitha Beyer: Ulrich Ensinger. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, S. 537 f.
Weblinks
Einzelnachweis
- ↑ Lexikon der Kunst, S. 625 (siehe Literatur)
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