Unabhängige Frauenverband

Unabhängige Frauenverband

Der Unabhängige Frauenverband, kurz UFV, war eine Frauenorganisation, die in der Wendezeit der DDR 1989–1990 gegründet wurde.

Inhaltsverzeichnis

Gründung 1989

Am 3. Dezember 1989 verabschiedeten die Teilnehmerinnen eines Frauenkongresses in der Ost-Berliner Volksbühne das „Manifest für eine autonome Frauenbewegung“. Es wurde beschlossen, eine politische Vereinigung zu bilden, um am Zentralen Runden Tisch teilnehmen zu können, der am 7. Dezember 1989 zum ersten Mal zusammentreten sollte. Zu Vertreterinnen des UFV wurden Ina Merkel und Walfriede Schmitt bestimmt. Der UFV verstand sich als organisatorisches Sammelbecken der autonomen Frauenbewegung der DDR und geht damit auf ältere Gruppierungen in der DDR zurück, wie Frauen für den Frieden und die Anfänge einer Frauen-/Lesben-Bewegung. Er setzte sich damit auch von der landesweiten regimetreuen Frauenorganisation, dem Demokratischen Frauenbund Deutschlands (DFD), ab.

Am 17. Februar 1990 erfolgte auf einem Kongress wiederum in Ost-Berlin die offizielle Gründung des UFV. Diese zweite Gründung wurde notwendig, um bei den anstehenden Wahlen antreten zu können. Die Sprecherinnen des Frauenverbandes waren Ina Merkel und Tatjana Böhm. Der Verband wollte unabhängige Frauengruppen, Fraueninitiativen, Frauenkommissionen und außerdem die Frauenfraktionen der Parteien und Massenorganisationen der DDR zusammenschließen. Der UFV verstand sich dabei eher als Dachverband, die Eigenständigkeit der einzelnen Frauenorganisationen sollte gewahrt bleiben. Der UFV forderte die paritätische Beteiligung der Frauen an allen politischen und ökonomischen Entscheidungen. Die Interessen der Frauen in der Situation des Umbruchs in der DDR sollten berücksichtigt und eine Verschlechterung der sozialen Lage von Frauen verhindert werden.

Wahlen 1990

Bei der Volkskammerwahl 1990 am 18. März ging der UFV mit der neu gegründeten Grünen Partei der DDR ein Wahlbündnis ein, das 2,0% und acht Sitze errang. Zum gemeinsamen Wahlprogramm gehörte dabei unter anderem die Ausarbeitung einer Sozialcharta für die beiden deutschen Staaten. Nach den Volkskammerwahlen kündigte der Verband jedoch das Wahlbündnis, weil die Grüne Partei nach dem Wahlverfahren alle acht errungenen Mandate erhielt und sich weigerte, davon welche dem UFV abzutreten.

Zur ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl 1990 am 2. Dezember ging der Unabhängige Frauenverband mit Demokratie Jetzt, den Grünen, der Initiative Frieden und Menschenrechte (IFM), dem Neuen Forum und der Vereinigten Linken eine Listenverbindung unter dem Namen „Bündnis 90/Grüne - BürgerInnenbewegungen“ (B90/Gr) ein.

Marginalisierung nach der Wiedervereinigung

Der Unabhängige Frauenverband trug dazu bei, Frauenthemen wie die striktere Neuregelung des § 218 auf die Vereinigungs-Agenda zu bringen, verlor nach der Wiedervereinigung jedoch schnell an Bedeutung. Ende September 1991 beschloss der 3. außerordentliche Kongress des UFV in Weimar, dass der Verband in Zukunft als eingetragener Verein weiterarbeiten solle. Dies trug zur politischen Marginalisierung des UFV bei. Dieser Verein löste sich schließlich im Sommer 1998 auf. Großteils gingen die Gründerinnen in die ostdeutsche Gleichstellungsverwaltung und die Projektszene. Einzelne lokale Gruppen, die den Namen UFV benutzen, gibt es noch heute. Der Name verschwindet aber immer mehr.

Literatur

  • Anne Hampele Ulrich: Der unabhängige Frauenverband. Ein frauenpolitisches Experiment im deutschen Vereinigungsprozeß. Berliner Debatte Wissenschaftsverlag, 2000, ISBN 3-931703-48-7 (Buchbesprechung)

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Unabhängiger Frauenverband — Der Unabhängige Frauenverband, kurz UFV, war eine Frauenorganisation, die in der Wendezeit der DDR 1989–1990 gegründet wurde. Inhaltsverzeichnis 1 Gründung 1989 2 Wahlen 1990 3 Marginalisierung nach der Wiedervereinigung …   Deutsch Wikipedia

  • UFV — Der Unabhängige Frauenverband, kurz UFV, war eine Frauenorganisation, die in der Wendezeit der DDR 1989–1990 gegründet wurde. Inhaltsverzeichnis 1 Gründung 1989 2 Wahlen 1990 3 Marginalisierung nach der Wiedervereinigung 4 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Grüne Partei in der DDR — Logo der Grünen Partei in der DDR Die Grüne Partei in der DDR (Kurzform Grüne Partei, ab September 1990 Die Grünen) wurde am 24. November 1989 konstituiert und auf ihrem ersten Parteitag am 9. Februar 1990 formell gegründet. Einen Tag nach der… …   Deutsch Wikipedia

  • Frauenpartei — Die Frauenpartei (Frauen) war eine politische Partei in der Bundesrepublik Deutschland. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Weitere Frauenparteien in Deutschland 3 Wahlen 3.1 Bundestags …   Deutsch Wikipedia

  • East German Green Party — The Green Party in East Germany was founded in February 1990. At the first free Volkskammer elections it stood with the Independent Women s Association (Unabhängige Frauenverband) and received 2.0% of the vote. They received 8 seats but could not …   Wikipedia

  • Historia de la homosexualidad en Alemania — La homosexualidad en Alemania ha estado caracterizada, especialmente durante la persecución nazi y las dos décadas tras la creación de la República Federal de Alemania, por una legislación discriminatoria y la persecución. Durante los años 1999 a …   Wikipedia Español

  • Deutsche Parteien — Inhaltsverzeichnis 1 Parteien in Parlamenten 1.1 Parteien in den Landtagen 2 An Wahlen teilnehmende Parteien 2.1 Bundestagswahl 2005 2.2 Bundes und Landtagswahlen der letzten 6 Jahre …   Deutsch Wikipedia

  • Parteien in Deutschland — Inhaltsverzeichnis 1 Parteien in Parlamenten 1.1 Parteien in den Landtagen 2 An Wahlen teilnehmende Parteien 2.1 Bundestagswahl 2005 2.2 Bundes und Landtagswahlen der letzten 6 Jahre …   Deutsch Wikipedia

  • Ergebnisse aller Landtagswahlen in der Bundesrepublik Deutschland — In den folgenden Listen werden alle Landtagswahlen in der Bundesrepublik Deutschland zusammenhängend aufgelistet. Die Länder werden in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt. In der jeweils ersten Liste werden die Ergebnisse aller Parteien… …   Deutsch Wikipedia

  • Ergebnisse der Landtagswahlen in Deutschland — In den folgenden Listen werden alle Landtagswahlen in der Bundesrepublik Deutschland zusammenhängend aufgelistet. Die Länder werden in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt. In der jeweils ersten Liste werden die Ergebnisse aller Parteien… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”