Unruh (Uhr)

Unruh (Uhr)
Kompensationsunruh mit Spiralfeder
Moderner Gangregler einer Armbanduhr
Rücker mit Schwanenhalsregulierung

Die Unruh ist ein Bauteil eines Uhrwerkes. Sie dient als Gangregler für Kleinuhren, also vor allem für Armbanduhren und Taschenuhren, aber z. B. auch für Reiseuhren. Vorläufer der Unruh war die Unrast.

Die Unruh ist ein präzises, aus Metall gefertigtes Schwungrad, das an den Wellenenden Zapfen zur Lagerung hat. Eine Spiralfeder bildet zusammen mit der Masse des Rades ein schwingungsfähiges System. Die Genauigkeit der Unruhschwingung bestimmt die Ganggenauigkeit der Uhr. Die Idee der Verwendung der Unruh zusammen mit einer Spiralfeder wurde von Christiaan Huygens entwickelt, 1675 wurde ihm dafür ein französisches Patent erteilt. Die Erfindung der Spirale als Taktgeber wurde fälschlicherweise Peter Henlein zugeschrieben, Spiral-Unruhen sind bereits ab dem frühen 15. Jahrhundert verbaut worden.[1][2][3][4][5][6]

Inhaltsverzeichnis

Kompensation

Besitzt der Unruhreif Stellschrauben, spricht man von einer Kompensationsunruh, gelegentlich auch vereinfacht Schraubenunruh. Temperaturänderungen wirken sich durch Materialdehnung auf die Elastizität der Spiralfeder und damit direkt auf die Frequenz der Schwingung aus. Diese Fehler können durch die Verwendung von geschlitzten Rädern aus Bimetall ausgeglichen werden. Zur Verstärkung und Einstellung dieser Kompensation wurde der Unruhreif mit justierbaren Masseschrauben versehen. Im 20. Jahrhundert wurden temperaturbeständige Unruhspiralen aus Metalllegierungen (vgl. Glucydur) oder Silicium entwickelt, sodass diese Schrauben technisch nicht mehr erforderlich sind. Dennoch werden sie gelegentlich aus gestalterischen Gründen weiterhin verwendet.

Die Lager der Wellenzapfen bestehen bei guten Werken aus Edelsteinen, früher aus natürlichen Saphiren und Rubinen, heute aus synthetisch hergestellten, um einen möglichst reibungsarmen Gang zu ermöglichen. So genügt eine geringe Energiezufuhr durch die Hemmung und die Schwingung ist weniger abhängig von der Spannung der Feder. Damit die Lagerzapfen bei Stößen nicht beschädigt werden, verwendet man eine Stoßsicherung. Der Lagerstein ist dabei in einer Feder beweglich gelagert und kann Stößen ausweichen.

Reglage

Als Reglage bezeichnet man die Feinregulierung einer Uhr. Die Frequenz der Unruh lässt sich durch Änderung der wirksamen Federlänge einstellen. Im einfachsten Fall wird dazu die Unruhfeder mit ihrer letzten Windung zwischen zwei Stiften geführt, die auf einem verstellbaren Hebel angebracht sind. Durch Drehen des Hebels wird die wirksame Länge der Feder verändert. Dieser Mechanismus wird Rücker genannt. Der Rücker kann zur erhöhten Sicherung und Feineinstellung mit einem Schwanenhals versehen werden.

Zur Überprüfung der Reglage und damit der Ganggenauigkeit dient dem Uhrmacher eine Zeitwaage, ein Gerät, bei dem mit einem Körperschall-Mikrofon die Schwingung gemessen und grafisch dargestellt wird.

Siehe auch

  • Tourbillon, eine Weiterentwicklung der Unruh zum automatischen Ausgleich von Lagefehlern.

Literatur

  1. Milham, Willis I. (1945). Time and Timekeepers. New York: MacMillan. ISBN 0780800087., p.121
  2. "Clock". The New Encyclopaedia Britannica. 4. Univ. of Chicago. 1974. p. 747. ISBN 0852292902.
  3. Anzovin, Steve; Podell, Janet (2000). Famous First Facts: A record of first happenings, discoveries, and inventions in world history. H. W. Wilson Company. ISBN 0824209583., p.440
  4. Usher, Abbot Payson (1988). A History of Mechanical Inventions. Courier Dover. ISBN 048625593X., p.305
  5. White, Lynn Jr. (1966). Medieval Technology and Social Change. New York: Oxford Univ. Press. ISBN 0195002660., p.126-127
  6. Dohrn-van Rossum, Gerhard (1997). History of the Hour: Clocks and Modern Temporal Orders. Univ. of Chicago Press. ISBN 0-226-15510-2., p.121

Weblinks

 Commons: Unruh – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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