Unterschriftenautomat

Unterschriftenautomat
Unterschriftenautomat der US-Regierung, 1917

Ein Unterschriftenautomat ist eine Maschine zur Kopie von Unterschriften, die Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt wurde. Da für den Unterschriftenautomat eine eigene Vorlage vom Inhaber der Unterschrift angefertigt werden muss, wird er in der Regel nur mit dessen Einverständnis verwendet.

Der Vorläufer des Unterschriftenautomats war der von Thomas Jefferson genutzte Polygraph.

Diese mechanischen Unterschriftenautomaten dienen dazu, den Winkel, in dem der Stift bei der Unterschrift gehalten wird, sowie den Druck der jeweils ausgeübt wird, in einer „Trainingsphase“ festzuhalten und bei der Reproduktion wiederzugeben. In der Trainingsphase messen Sensoren Druck und Winkel. Diese Messdaten werden gespeichert (ursprünglich mechanisch, später auf Magnetbändern, heute elektronisch) und bei der Wiedergabe in Druck und Winkel umgesetzt.[1]

Der Unterschriftenautomat wird häufig zur massenhaften Vervielfältigung von Autogrammen berühmter Persönlichkeiten auf Autogrammkarten verwendet. Darüber hinaus wird er von Politikern und Personen, die viele Unterschriften anfertigen müssen, verwendet. Der ehemalige amerikanische Verteidigungsminister Donald Rumsfeld gab 2004 zu, zur Unterzeichnung von Kondolenzbriefen an die Angehörigen gefallener Soldaten einen Unterschriftenautomaten eingesetzt zu haben.[2]

In Deutschland wurde die Verwendung solcher Geräte durch die Flick-Affäre[3] und den Steuerfall Steffi Grafs bekannt.[4] Eine erstmals am 27. Mai 2007 im ARD-Programm ausgestrahlte Dokumentation von Rolf Seelmann-Eggebert über Horst Köhler trägt den Titel „Ich bin kein Unterschriftenautomat“.[5]

Als der US-Kongress am 26. Mai 2011 die zeitlich befristeten Überwachungsbefugnisse des Antiterrorgesetzes Patriot Act verlängerte, ließ US-Präsident Barack Obama, der am G8-Gipfel in Deauville 2011 teilnahm, die ihm obliegende Unterzeichnung des betreffenden Gesetzes noch am selben Tag von einem Unterschriftenautomaten in Washington vornehmen. Dieses zuvor noch nie praktizierte Verfahren wurde für notwendig erachtet, um ein Auslaufen der genannten Überwachungsbefugnisse mit dem 26. Mai 2011 und eine daraus folgende Gefährdung der nationalen Sicherheit der USA zu vermeiden.[6]

Quellen

  1. Sascha Schimke: Suche in on-line erfassten digitalen Handschriftdokumenten, 2009, ISBN 3640304926, Seite 35-36, Online
  2. http://www.rp-online.de/politik/ausland/Rumsfeld-bevorzugte-Kondolenzbriefe-aus-dem-Automaten_aid_72607.html
  3. „Die Briefe an die SV seien nicht von Kiep eigenhändig, sondern von einem Unterschriftsautomaten unterzeichnet worden.“, DER SPIEGEL 20/1990
  4. Das ist nicht von mir, DER SPIEGEL 42/1995
  5. http://www.seelmannfilm.de/d/index.php?mact=News,cntnt01,detail,0&cntnt01articleid=10&cntnt01returnid=60
  6. FAZ 27. Mai 2011DIE WELT 27. Mai 2011

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