Urpflanze

Urpflanze

Die Urpflanze ist ein Begriff, den Johann Wolfgang von Goethe im Rahmen seiner botanischen Studien und insbesondere seiner Auseinandersetzung mit Carl von Linnés botanischem System zeitweilig verwendete. Er stellte sich darunter eine Pflanze vor, „...die den Typus einer Blütenpflanze schlechthin verkörpert und aus der man sich alle Pflanzengestalten hervorgegangen denken kann.“[1] Goethe hoffte, basierend auf der Idee der Urpflanze eine der Linné’schen überlegene Pflanzensystematik entwickeln zu können.

Soweit aus den Quellen ersichtlich, verwendete Goethe den Begriff erstmals 1787 während seiner Italienreise: „Herdern bitte ich zu sagen, daß ich mit der Urpflanze bald zu Stande bin, nur fürchte ich, daß niemand die übrige Pflanzenwelt darin wird erkennen wollen.“[2] Goethe begriff die Urpflanze als ein gedankliches Konstrukt; aus einer Äußerung zu seinem Besuch im öffentlichen Garten von Palermo am 17. April 1787 wird aber deutlich, dass er angesichts der dortigen Pflanzenfülle auch ihre reale Existenz für möglich hielt: „Ob ich nicht unter dieser Schaar die Urpflanze entdecken könnte? Eine solche muß es denn doch geben! Woran würde ich sonst erkennen, daß dieses oder jenes Gebilde eine Pflanze sei, wenn sie nicht alle nach einem Muster gebildet wären.“[3]

In späteren Jahren äußerte Goethe sich nur noch kritisch zu seiner zurückliegenden Suche nach der Urpflanze. Er hatte seine Aufmerksamkeit nun auf die Gestaltveränderung (Metamorphose) der einzelnen Pflanze gerichtet. In seinem botanischen Hauptwerk Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären (1790) taucht der Begriff der Urpflanze nicht auf.[4]

Literatur

  • Bernd Witte u.a. (Hrsg.): Goethe-Handbuch, Band 4/2: Personen, Sachen, Begriffe L - Z, herausgegeben von Hans-Dietrich Dahnke und Regine Otto, Verlag J.B. Metzler, Stuttgart/Weimar 1998, ISBN 3-476-01447-9.

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Urpflanze – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Website der Uni Koblenz.
  2. Zitiert nach: Goethe-Handbuch, Band 4/2, S. 1077.
  3. Zitiert nach: Goethe-Handbuch, Band 4/2, S. 1078.
  4. Gerhard Wagenitz: Wörterbuch der Botanik. 2. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, Berlin 2003. ISBN 3-8274-1398-2, S. 338.

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