Palermo

Palermo
Palermo
Wappen
Palermo (Italien)
Palermo
Staat: Italien
Region: Sizilien
Provinz: Palermo (PA)
Lokale Bezeichnung: Palermu / Paliemmu
Koordinaten: 38° 7′ N, 13° 22′ O38.11583333333313.361388888889Koordinaten: 38° 6′ 57″ N, 13° 21′ 41″ O
Fläche: 158 km²
Einwohner: 655.875 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 4.151 Einw./km²
Postleitzahl: 90121–90151
Vorwahl: 091
ISTAT-Nummer: 082053
Demonym: Palermitani
Schutzpatron: Santa Rosalia
Website: www.comune.palermo.it
Stadt und Hafen vom Monte Pellegrino aus gesehen

Palermo ist die Hauptstadt der Autonomen Region Sizilien und der Provinz Palermo. Sie liegt an einer Bucht an der Nordküste Siziliens. Im 8. Jahrhundert v. Chr. gegründet, erlebte die Stadt vor allem unter der Vorherrschaft der Araber sowie der Normannen und der Staufer eine Blütezeit. Heute ist Palermo mit 655.875 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2010) Italiens fünftgrößte Stadt und das politische sowie kulturelle Zentrum Siziliens.

Inhaltsverzeichnis

Geografie und Klima

Palermo
Klimadiagramm (Erklärung)
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Temperatur in °C,  Niederschlag in mm
Quelle: WMO
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Palermo
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Max. Temperatur (°C) 14,8 15,1 16,1 18,4 21,8 25,1 28,3 28,8 26,6 22,9 19,3 16,0 Ø 21,1
Min. Temperatur (°C) 10,2 10,1 10,9 12,9 16,0 19,7 22,9 23,6 21,5 17,8 14,3 11,5 Ø 16
Niederschlag (mm) 71,6 65,4 59,5 44,1 25,5 12,2 5,1 13,3 41,5 98,0 94,3 80,0 Σ 610,5
Regentage (d) 9,7 10,0 8,7 6,1 3,2 1,6 0,8 1,6 4,1 8,3 9,4 10,8 Σ 74,3
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Quelle: WMO

Die Stadt liegt an einer Bucht des Tyrrhenischen Meeres an der Nordküste Siziliens. Begrenzt wird die Bucht im Norden vom rund 600 Meter hohen Monte Pellegrino, im Osten vom Monte Catalfano.

Die Ebene zwischen den Bergen wird italienisch Conca d’oro („Goldene Muschel“) genannt, vermutlich wegen der Orangenhaine, die Palermo zur Zeit der arabischen Herrschaft umgaben. Heute dehnt sich das Stadtgebiet über fast die ganze Conca d’oro aus. Die Ebene gilt als sehr fruchtbar.

Palermo bildet eine Agglomeration und ist mit 659.433 Einwohnern (2009) in der Kernstadt und etwas über einer Million Einwohnern in der Metropolregion die größte Stadt Siziliens. Neben den innerstädtischen Quartieri und Mandamenti gehören folgende frazioni in den Randgebieten zur Stadt: Acqua dei Corsari, Altarello, Aquino, Arenella, Bandita, Boccadifalco, Brancaccio, Ciaculli, Mezzomonreale, Mondello, Pallavicino, Partanna, Pomara, Resuttana, San Lorenzo, Santuario di Santa Rosalia, Sferracavallo, Tommaso Natale, Vergine Maria, Villagrazia.

Palermo gehört zur „Regione Agraria n. 13 - Pianura Conca d’Oro“ und ist Mitglied der kommunalen Vereinigungen „Associazione Italiana Città Ciclabili“, „Associazione Nazionale Città del Pesce di Mare“ und „Associazione Città italiane per la mobilità sostenibile e lo sviluppo dei trasporti“.

Palermo ist in acht Stadtbezirke (circoscrizioni) eingeteilt, die ihrerseits wiederum in insgesamt 34 Stadtviertel (quartieri) unterteilt sind.

Die Nachbargemeinden Palermos sind Altofonte, Belmonte Mezzagno, Ficarazzi, Isola delle Femmine, Misilmeri, Monreale, Torretta und Villabate.

Geschichte

Antike

Die Phönizier gründeten die Stadt als Handelsstützpunkt im 8. Jahrhundert v. Chr. Der ursprüngliche Name der Stadt kam aus dem Punischen und lautete Ziz (die Blume). Er bezog sich auf die Fruchtbarkeit der Landschaft. Den heutigen Namen gaben die Griechen, die den natürlichen Hafen Palermos begehrten: Πανόρμος Panhormos = Ganzhafen, großer Hafen. 408, 406 und 391 v. Chr. verteidigten die Karthager ihren Musterhafen gegen Syrakus und Flotten anderer griechischer Städte und entzogen ihr starkes Bollwerk der Hellenisierung.

Im Gegensatz zu anderen großen Städten Siziliens gelangte Palermo nie unter griechische Herrschaft, lag aber nahe der Grenze zum griechischsprachigen Ostteil der Insel.

275 v. Chr. gelang es König Pyrrhus von Epirus, die Hafenstadt für kurze Zeit zu besetzen.

Während des Ersten Punischen Krieges von 264 bis 241 v. Chr. war Palermo ein wichtiges Bollwerk der Karthager, bis es 254 v. Chr. von den Römern durch eine Seeblockade erobert wurde und den Namen Panormus erhielt. Unter Augustus siedelten sich ehemalige römische Legionäre an und Panormus entwickelte sich zu einer der bedeutendsten Städte auf Sizilien.

Von den Vandalen bis zur Einheit Italiens

Umgebung von Palermo um 1888

Nachdem die Vandalen im Jahr 429 ihr Reich in Nordafrika mit dem heutigen Tunesien als Zentrum gegründet hatten, fielen sie mehrfach in Sizilien ein und eroberten die Stadt. Palermo verlor an Bedeutung und fiel schließlich 535 an Ostrom.

Ein Aufschwung setzte erst wieder unter islamischer Herrschaft ein. Arabisch ‏بلرم‎ / Balarm genannt, wurde Palermo 831 zur Hauptstadt der Emire von Sizilien und entwickelte sich durch den Anbau von Orangen- und Zitrusbäumen zu einem blühenden Wirtschaftszentrum. Der Hafen wurde ausgebaut und es entstanden neue Stadtviertel. Die damalige Einwohnerzahl wird auf etwa 100.000 bis 120.000 geschätzt. Unter den europäischen Städten hatten damals nur Byzanz und Córdoba mehr Einwohner. Es glich in der Größe den damaligen islamischen Metropolen, wie Kairo oder Bagdad. Laut Ibn al-Athīr benutzte der muslimische Emir Muhammad b. Abdallah b. Aghlab, der von 832 bis 851 von Palermo aus Sizilien beherrschte, die Stadt als Ausgangspunkt für unablässige Plünderungen. Seit der Antike war Sizilien die Kornkammer der damaligen Welt und das begehrteste Agrarland des Mittelalters. Dies machte es zu einem Zankapfel unter den politischen Mächten.

Normannenschloss La Zisa

1072 eroberten die Normannen unter Roger I. Palermo. Anfang des 12. Jahrhunderts wurde es Hauptstadt der Grafschaft, ab 1130 des Königreichs Sizilien. Unter den normannischen Herrschern entstanden zahlreiche Kirchen und Paläste mit deutlich arabischen Stileinflüssen. Diese Bauten sind Zeugnis einer arabisch-byzantinisch-normannischen Symbiose in der Kunst. Beispiele dafür sind die Sommerresidenz La Zisa im Stil eines arabischen Wüstenschlosses oder die Kirchen San Giovanni degli Eremiti und San Cataldo mit ihren rot getönten Kuppeln. Am Normannenpalast und an der Kathedrale von Palermo sind die arabischen Stilelemente ebenfalls zu erkennen, aber der Gesamteindruck ging durch spätere An- und Umbauten verloren.

Sarkophag von Friedrich II., im Hintergrund der von Roger II.

Die kulturelle Blütezeit unter den Normannen dauerte an, als 1194 die Staufer die Macht übernahmen. Friedrich II. baute die Stadt zur glanzvollen Residenz aus und gründete die Sizilianische Dichterschule.

Nach der Hinrichtung des letzten Staufers Konradin geriet Sizilien unter die Herrschaft von Karl von Anjou, der die Hauptstadt seines Reichs nach Neapel verlegte. Palermo verfiel immer mehr und die Armut der Bevölkerung führte 1282 zur Sizilianischen Vesper. Mit diesem Aufstand endete die Herrschaft Karls auf Sizilien. Tausende Franzosen wurden dabei von der einheimischen Bevölkerung getötet. Allein in Palermo starben 2000 Menschen.

In der Folgezeit nahmen die Aragonier, Österreicher und Bourbonen die Stadt in Besitz und sie verlor weiter an Bedeutung. 1860 zog Giuseppe Garibaldi in Palermo ein und ein Jahr später kam Sizilien zum neuen Königreich Italien.

Stadtplan von Palermo um 1907

Palermo seit der Mitte des 20. Jahrhunderts

Während des Zweiten Weltkriegs wurde Palermo schwer beschädigt. Viele Bewohner der Altstadt zogen um in neugebaute Siedlungen am Stadtrand und die Wiederaufbauarbeiten gingen nur sehr schleppend voran. Palermo erlebte einen starken Zustrom von Menschen aus dem ländlichen Sizilien, so dass die Einwohnerzahl schnell sehr stark anstieg. Um Palermo herum wurden massenweise billig gebaute Sozialsiedlungen errichtet, während die Restaurierung des alten Zentrums vernachlässigt wurde und es zunehmend verfiel. Zudem war Palermo von Kriegsende bis Ende des 20. Jahrhunderts fest in der Hand der Mafia. Es war Zentrum zweier großer Mafiakriege und zählte zu den gewalttätigsten Städten Europas - 1981 bis 1983 ereignete sich in Palermo durchschnittlich alle drei Tage ein Mafiamord. In den 1980er Jahren kämpften vor allem die Staatsanwälte Giovanni Falcone und Paolo Borsellino dagegen an. 1992 wurden beide in der Nähe Palermos von der Mafia umgebracht. Erst unter dem „Antimafia“-Bürgermeister Leoluca Orlando (Amtszeit 1985-2000) blühte das öffentliche, wirtschaftliche und kulturelle Leben der Stadt wieder auf. Unterstützt von anderen Politikern, von Künstlern und von der Bevölkerung setzte er den Kampf gegen die Mafia fort. Die Kriminalität sank und heute liegt Palermo in der Verbrechensstatistik nicht mehr unter den 15 ersten Städten Italiens.

Orlando veranlasste auch, durch umfangreiche Sanierungsmaßnahmen die verfallenen Gebäude der Altstadt wieder instand zu setzen. So wurde z.B. dank seiner Bemühungen 1997 das Teatro Massimo, eines der größten Opernhäuser Europas, wiedereröffnet und seither mit Opernaufführungen sowie Konzerten kontinuierlich bespielt.

Entwicklung der Einwohnerzahl

Die Bewohner der sizilianischen Hauptstadt werden im Deutschen Palermitaner genannt.

Bevölkerungsentwicklung
1861 1871 1901 1921 1931 1951 1961 1973 2009
194.000 (ca.)[2] 186.000 (ca.)[3] 253.541
(mit dem Gemeindegebiet 309.604)[4]
400.464[5] 390.000 (ca.)[6] 483.000 (ca.)[7] 601.320[8] 658.000 (ca.)[9] 659.433

Wirtschaft

Wichtigster Wirtschaftssektor des 21. Jahrhundert ist der Dienstleistungssektor. Hierzu trägt auch der zunehmende Tourismus bei. Des Weiteren ist und war Palermo Standort verschiedener Industriebetriebe aus den Bereichen chemische Industrie, Fahrzeug- und Schiffbau, Maschinenbau, Glas- und Möbelherstellung[8], Metall- und Textilindustrie. Die Landwirtschaft ist geprägt von der Nahrungsmittelerzeugung, dem Tabakanbau und Getreidewirtschaft. Mit dem Anbau von Zitrusfrüchten und Gemüse im Vergleich zu früher spielt sie jedoch eine untergeordnete Rolle. Trotz des Aufschwungs Ende des 20. Jahrhunderts hat Palermo unter den Provinzhauptstädten Italiens das niedrigste Pro-Kopf-Einkommen und leidet an einer hohen Jugendarbeitslosigkeit. Der Hafen von Palermo ist der wichtigste Siziliens und ist damit ebenfalls ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor.

Wissenschaft und Bildung

In Palermo befindet sich mit der Universität Palermo eine der größten Hochschulen Italiens. Sie wurde 1806 gegründet und umfasst zwölf Fakultäten. Daneben gibt es eine Fachhochschule für Technik sowie Handels-, Musik- und Kunstschulen, eine Theologische Fakultät und eine Niederlassung der Privatuniversität LUMSA. 1832 ging die Accademia di Scienze, Lettere ed Arti aus der 1718 gegründeten Accademia del Buon Gusto hervor. Aufgabe des von Bruno Lavagnini gegründeten Istituto Siciliano di Studi Bizantini e Neoellenici ist vor allem die Erforschung von Sprache, Geschichte und Kultur des byzantinischen Sizilien und Süditaliens sowie der neugriechischen Literatur.

Bibliotheken und Archive

Als wissenschaftliche Allgemeinbibliothek fungiert die Zentralbibliothek der Region Sizilien (Biblioteca Centrale della Regione Siciliana, früher Biblioteca Nazionale), die neben Druckschriften auch eine Sammlung mittelalterlicher und neuzeitlicher Handschriften sowie das Tabulario (Urkundenarchiv) des Klosters und Erzbistums Monreale bewahrt. Die handschriftlichen Nachlässe zahlreicher sizilianischer Gelehrter, vorwiegend Theologen, Philologen und Historiker gehören zu den Schätzen der Biblioteca Comunale in der der Casa Professa, der ehemaligen Jesuitenniederlassung. Eine zentrale Universitätsbibliothek gibt es nicht; die Literaturversorgung soll durch Fakultäts- und Institutsbibliotheken gewährleistet werden. An Spezialbibliotheken ist noch die Bibliothek der Società Siciliana di Storia Patria bei San Domenico zu nennen.

Das Staatsarchiv (Archivio di Stato) Palermo enthält neben den Archivalien der sizilianischen Zentralverwaltung, vor allem aus der Zeit der Vizekönige, die Urkundenarchive aufgehobener geistlicher Institutionen und die Akten der öffentlichen Notare aus der Provinz Palermo seit dem 14. Jahrhundert sowie in der Bibliothek die älteste Handschrift der Getica des Jordanes. Die archivalischen Quellen zur Geschichte der Stadt sind vorwiegend im Archivio Comunale, dem Stadtarchiv, in der Via Maqueda , zu finden. Außerdem gibt es noch ein ethnografisches Archiv in der Via delle Pergole.

Verkehr

Der Personen- und Güterverkehr findet größtenteils auf der Straße statt. Palermo hat Anschluss zu den gut ausgebauten Autobahnen A19 nach Catania und darüber zur A20 nach Messina sowie zur A29 nach Mazara del Vallo bzw. Trapani.

Der Hauptbahnhof von Palermo ist Endstation der Eisenbahnachse Berlin–Palermo. Die wichtigste Verbindung auf Sizilien stellt die Bahnstrecke nach Messina dar. Weitere Verbindungen führen nach Agrigent, Catania und Trapani.

Ein städtisches Eisenbahnsystem, der Servizio ferroviario metropolitano di Palermo, rund um die Stadt sichert den Nahverkehr.

Etwa 30 km nordwestlich der Stadt liegt der internationale Flughafen Palermo-Punta Raisi “Falcone e Borsellino”. Etwa 5 km westlich der Stadtmitte befindet sich der alte Flughafen Palermo-Boccadifalco.

Vom Hafen aus verkehren Autofähren u.a. nach Genua, Civitavecchia und Neapel. Weiter gibt es Schiffsverbindungen nach Tunis, Cagliari, Ustica, Malta und saisonal entlang der Nordküste Siziliens nach Cefalù und zu den Liparischen Inseln.

Sehenswürdigkeiten

Kirchen

Dom von Palermo

Das bedeutendste Kirchengebäude von Palermo ist die Kathedrale. Der jetzige Bau wurde 1184/1185 errichtet und erfuhr im Lauf der Jahrhunderte mehrere Umbauten. Besonders gravierend war dabei der Umbau am Ende des 18. Jahrhunderts, bei dem die Kathedrale eine Barockkuppel erhielt und ihr Inneres klassizistisch umgestaltet wurde. Für Deutschland ist die Kathedrale insofern von besonderer Bedeutung, da sich in ihr die Gräber der Staufer Heinrich VI. und Friedrich II. sowie seiner Mutter Konstanze von Sizilien befinden. Sehenswert sind auch die Krypta und der Domschatz.

San Giovanni dei Lebbrosi

In Palermo gibt es mehrere Kirchengebäude im arabisch-normannischen Stil. Für Kirchengebäude ungewöhnlich sind deren meist außen rot gefärbte Kuppeln, die eher an Islamische Kunst erinnern. Das älteste dieser Kirchengebäude, San Giovanni dei Lebbrosi, wurde bereits von Roger I. im Jahre 1071 noch vor der Eroberung Palermos außerhalb der damaligen Mauern errichtet. San Giovanni degli Eremiti wurde von Roger II. kurz nach seiner Ernennung zum König von Sizilien 1130 als Teil des ersten römisch-katholischen Klosters auf Sizilien errichtet, neben der heute leerstehenden Kirche ist vor allem der Kreuzgang gut erhalten. La Martorana (Santa Maria dell'Ammiraglio), errichtet ab 1143, ist Konkathedrale der Italo-griechischen Kirche auf Sizilien. San Cataldo, errichtet von 1154 bis 1160 neben der Martorana, und La Magione (SS Trinità) gehören zu den letzten Kirchen auf Sizilien im arabisch-normannischen Stil und besitzt gut erhaltene Mosaiken.

Zu den gotischen Kirchen zählen Santo Spirito, erbaut im 12. Jahrhundert, Sant’Agostino und San Francesco d’Assisi, beide erbaut im 13. Jahrhundert. Das Kirchengebäude Santa Maria dello Spasimo, errichtet ab 1506, beherbergt heute ein Kulturzentrum, in dem Theater- und Musikveranstaltungen stattfinden. Santa Maria della Catena, erbaut von 1500 bis 1540, ist ein Beispiel für den Baustil der katalanischen Spätgotik.

Inneres der Chiesa del Gesù

Die älteste sizilianische Jesuitenkirche Chiesa del Gesù wurde ab 1564 errichtet. In dem zur Kirche gehörenden Jesuitenhaus befindet sich heute die Stadtbibliothek. Weitere sehenswerte Kirchengebäude aus dem 16. Jahrhundert sind die Kirche Santa Caterina mit einer Fassade im Stil der Spätrenaissance sowie das Oratorio di San Lorenzo und das Oratorio del Rosario mit wertvollen Stuckdekorationen. Die Kirche San Giuseppe dei Teatini, erbaut von 1612 bis 1645, erhielt eine prachtvolle Palastfassade im Stil des Barock.

Unter einem Kapuzinerkloster entstand ab 1599 die Kapuzinergruft, eine weitläufige Grabanlage, in der ca. 1200 Mumien entsprechend ihrem Stand gekleidet aufbewahrt werden.

Paläste

Normannenpalast
Palazzo Chiaramonte

Der Normannenpalast (Palazzo Reale oder Palazzo dei Normanni) war früher Sitz der Könige und Vizekönige Siziliens und ist heute Sitz des Sizilianischen Parlaments. Besonders sehenswert sind die Cappella Palatina und das Zimmer des Roger, beide mit Mosaiken aus normannischer Zeit. An den Normannenpalast angebaut ist die Porta Nuova an der Stelle eines früheren Stadttors. Weitere Schlösser aus normannischer Zeit, die von arabischen Baumeistern errichtet wurden, sind La Zisa und La Cuba.

Die Adelspaläste aus dem Mittelalter haben meist ein festungsartiges Erdgeschoss ohne Fenster. Erst im Obergeschoss gibt es größere Fenster, die meist mit Säulenarkaden unterteilt und deren Ränder ornamental geschmückt sind. Paradebeispiel ist der Palazzo Chiaramonte aus dem 14. Jahrhundert. Er diente in den folgenden Jahrhunderten als Residenz der Vizekönige, als Sitz der Inquisition und als Gericht. Der Palazzo Sclafani wurde 1330 im gotischen Stil mit arabischen und normannischen Elementen errichtet und 1435 in ein Spital umgebaut. Der Palazzo Abatellis ist ein quadratischer Block mit reich geschmücktem Portal. Er diente lange Zeit als Dominikanerkloster. Heute befindet sich darin die Regionalgalerie.

Der Palazzo Pretorio (oder Palazzo Senatorio) an der Piazza Pretoria ist das Rathaus Palermos. Das Gebäude stammt ursprünglich aus dem 15. Jahrhundert, wurde aber mehrmals baulich verändert und vergrößert. Seine jetzige Form erhielt es im 19. Jahrhundert. Der Palazzo Aiutamicristo nahe der Kirche La Magione wurde 1490 im Auftrag einer aus Pisa stammenden Handelsfamilie erbaut. In der Nähe des Doms steht der Erzbischöfliche Palast mit dem Diözesanmuseum.

Plätze

Quattro Canti

Der zentrale Platz der Altstadt ist Quattro Canti an der Kreuzung der Hauptstraßen Corso Vittorio Emanuele und Via Maqueda. Die Barockpaläste an den vier Ecken haben konkav geschwungene Fassaden. Sie sind geschmückt mit Brunnen und Statuen, die die vier Jahreszeiten, die spanischen Könige von Palermo und die Schutzheiligen der alten Stadtviertel darstellen.

Die Piazza Pretoria wurde im 16. Jahrhundert in der Nähe der Quattro Canti angelegt, um Platz für einen großen, manieristischen Brunnen zu schaffen, die Fontana Pretoria.

Fontana Pretoria

Die Piazza della Rivoluzione erinnert daran, dass an dieser Stelle 1848 der Aufstand gegen die Bourbonen begann und zwölf Jahre später Giuseppe Garibaldi erstmals in Palermo auftrat. Der Brunnen Fontana del Genio in der Mitte des Platzes ist eines der Wahrzeichen der Stadt.

Die Piazza Ruggero Settimo liegt vor dem Teatro Politeama und ist einer der Mittelpunkte des städtischen Lebens. Benannt ist der Platz nach dem Präsidenten der kurzlebigen Republik Sizilien im Jahr 1848. Weitere Hauptanziehungspunkte sind die Piazza Bellini vor der Kirche La Martorana, die Piazza Verdi vor dem Teatro Massimo und die Piazza Indipendenza südlich des Normannenpalastes.

Die Piazza Marina liegt am Rande des historischen Viertels Kalsa. Sie wurde 1863 vom Architekten Giovanni Battista Basile entworfen. Auf ihr befindet sich der Giardino Garibaldi. Die Piazza wird von 15 Palästen umgeben, darunter der Palazzo Chiaramonte, der Palazzo Notarbartolo und der Palazzo Mirto.

Museen und Galerien

Galleria d’Arte Moderna
Archäologisches Regionalmuseum

Das Archäologische Regionalmuseum (Museo Archeologico Regionale "Antonio Salinas") zeigt eine Sammlung einzigartiger Exponate von der Vorgeschichte Siziliens bis zur spätrömischen Zeit.

Die Regionalgalerie (Galleria Regionale della Sicilia) im Palazzo Abatellis ist Siziliens umfangreichste Galerie. Die Sammlung beinhaltet Bilder und Skulpturen vom Mittelalter bis zum 18. Jahrhundert. Eines der bekanntesten Exponate ist die „Annunziata“ von Antonello da Messina.

Das Diözesanmuseum (Museo Diocesano) im Erzbischöflichen Palais zeigt religiöse Kunst und Sakralgegenstände vom 12. bis zum 19. Jahrhundert. Im Untergeschoss befinden sich Ausgrabungsexponate und Darstellungen der Stadtentwicklung.

Das Völkerkundemuseum (Museo Etnografico) dokumentiert mit über 4000 Exponaten sizilianische Volkskunst und Traditionen. Ausgestellt werden u.a. sizilianische Karren und handgefertigte Puppen des sizilianischen Marionettentheaters. Auch das Museo Internazionale delle marionette Antonio Pasqualino zeigt rund 3000 Marionetten aus ganz Sizilien.

Die Galerie für moderne Kunst (Galleria d’Arte Moderna) wurde im Dezember 2006 wiedereröffnet. Die Kunstgalerie, deren Bestände knapp 100 Jahre im Teatro Politeama zwischengelagert waren, befindet sich nun in den Klostergebäuden des ehemaligen Franziskaner-Konvents Sant’Anna und zeigt auf 4700 m² zeitgenössische Skulpturen, Bilder und Installationen.

Das geologisch-paläontologische Museum (Museo geologico Gemmellaro) ist ein geologisch-paläontologisches Museum. Es umfasst in vier Sälen die Bereiche Mineralogie, bes. sizilianische Gesteine, Informationen zur Erdgeschichte und zu Fossilien früher Lebensformen, eine Ausstellung über auf der Insel ausgestorbene Säugetiere mit einer Sammlung sizilianischer Elefanten und eine Dokumentation über die Kultur der ersten Sizilianer.

Theater

Teatro Massimo
Teatro Politeama


Das neoklassizistische Teatro Massimo, erbaut Ende des 19. Jahrhunderts, ist Italiens größtes und Europas drittgrößtes Opernhaus. Der kunstvoll gestaltete Theaterraum bietet Platz für 3200 Gäste.

Als das Teatro Massimo Ende des 20. Jahrhunderts wegen baulicher Mängel und umfangreicher Sanierungsarbeiten über zwei Jahrzehnte geschlossen war, diente das Teatro Politeama als Ersatzbühne. Heute finden hier Konzerte und Ballettaufführungen statt.

Parks

Ficus macrophylla im Giardino Garibaldi
Im Botanischen Garten

Palermos größte Parkanlage ist der Parco della Favorita am Fuß des Monte Pellegrino, der 1798 von König Ferdinand III. angelegt wurde. Heute ist der Park ein öffentlicher Volkspark mit Tennis- und Fußballplätzen und einer Pferderennbahn.

Ende des 18. Jahrhunderts wurde auch der Botanische Garten angelegt, in dem Goethe nach der „Urpflanze“ suchte. Er beherbergt heute über 12.000 Pflanzenarten. Neben dem Botanischen Garten, der zum Botanischen Institut der Universität gehört, befindet sich die Villa Giulia, ein geometrisch angelegter Park mit Brunnen und Sonnenuhr.

Im Giardino Garibaldi, einem kleinen Park vor dem Palazzo Chiaramonte, wachsen die größten Feigenbäume Europas. Vom Normannenpalast aus liegt Richtung Universität der Parco d'Orleans, Richtung Dom die palmenreiche Parkanlage Villa Bonanno mit den Resten römischer Häuser.

Friedhöfe

Der Friedhof Sant’Orsola liegt am Poliklinikum im Stadtteil Vespri. Er hat einen alten und einen neuen Teil. Hier befindet sich die Grabkapelle der Familie Falcone, in der der Richter und Mafia-Gegner Giovanni Falcone beigesetzt wurde. Auf dem Friedhofsgelände liegt die Chiesa dei Vespri (Santo Spirito), vor der 1282 die Sizilianische Vesper zum Ausbruch kam.

Auf dem Friedhof Santa Maria di Gesù ruht der Richter und Mafia-Gegner Paolo Borsellino.

Der Friedhof Santa Maria dei Rotoli liegt nordwestlich des Hafengebiets am Fuße des Monte Pellegrino. Er wurde in einer runden, symmetrischen Form angelegt. Hier befindet sich das Grab des Bildhauers Ernesto Basile. Anbei gibt es einen Ausländerfriedhof, auf dem man das Grab der Familie Whitaker findet.

In den Katakomben des Kapuzinerordens wurden besonders Adelige und Bürger begraben, z. B. Tomasi di Lampedusa. Die unterirdischen Gräber sind meist nach Berufen und Adelsstand angeordnet. Man kann die Überreste der Toten in ihrer Berufs- oder auch Festtagskleidung sehen.

Weiteres

Straßenmarkt in Palermo

Die Giudecca ist das jüdische Stadtviertel in Palermo, zu dem man vom Corso Vittorio Emmanuele aus über die Porta di Ferro oder die Porta Judaica gelangt.

Palermo verfügt über einige große Märkte, die sich über die Straßen und Gassen der Altstadt erstrecken. Der bekannteste und größte Lebensmittelmarkt ist der Mercato della Vucciria (kurz La Vucciria). Er war ursprünglich der Markt der Metzger, später kamen die Stände der Fischer, dann der Bauern hinzu.

Der Mercato Ballarò ist vorwiegend Obst- und Gemüsemarkt, auf dem Mercato del Capo wird neben frischen Lebensmitteln auch Kleidung angeboten. Außerdem gibt es den Nachtmarkt Il Borgo, der jedoch eher als Straßenfest denn als Markt zu sehen ist und der für seine Lebendigkeit berühmt ist.

Der Ponte dell’Ammiraglio ist eine mittelalterliche Brücke, die ursprünglich den Oreto überspannte, heute aber ca. 100 m abseits des Flusses liegt.

Umgebung

Yachthafen mit Monte Pellegrino

Etwa 8 km südwestlich des Stadtzentrums befindet sich der Dom von Monreale. Seine Wände stellten mit über 6000 m² Gold-Mosaiken die Geschichten des Alten und Neuen Testaments dar. Sehenswert ist auch der quadratische Kreuzgang mit über 200 Doppelsäulen.

Nördlich des Stadtzentrums liegen der Monte Pellegrino mit dem Heiligtum der heiligen Rosalia und steinzeitlichen Felsenzeichnungen sowie der ehemalige Fischerort Mondello, der sich Anfang des 20. Jahrhunderts zur Sommerfrische reicher Palermitaner entwickelte.

Östlich der Stadt befinden sich die Barockvillen von Bagheria und die Ausgrabungsstätten von Solunto, einer ursprünglich phönizischen Siedlung im Vorgebirge von Palermo.

Borsellino und Falcone, Bronzeplakette am Flughafen von Palermo

Personen

Bekannte Palermitaner sind u.a die Heilige Rosalia, die Schutzpatronin Palermos, der Alchemist Alessandro Cagliostro, der Schriftsteller Giuseppe Tomasi di Lampedusa, der Bildhauer Ettore Ximenes, die Mafiagegner und -opfer Giovanni Falcone und Paolo Borsellino und der langjährige Bürgermeister Palermos, Leoluca Orlando.

Derzeitiger Bürgermeister der Metropole ist Diego Cammarata (FI). Er wurde am 26. November 2001 zum Stadtoberhaupt gewählt und bei den Kommunalwahlen am 13. und 14. Mai 2007 in seinem Amt bestätigt.

Weitere Personen mit Bezug zu Palermo befinden sich in der Liste bekannter Personen Palermos.

Städtepartnerschaften

Es gibt weltweit 28 Orte mit dem Namen Palermo. Der größte ist die Stadt Palermo in Kolumbien. 1906 änderte die Stadt ihren Namen von Guagua um in Palermo, da viele Palermitaner dorthin ausgewandert waren und auch dort die Heilige Rosalia verehrt wird. Seit 1998 verbindet die beiden Palermos eine Städtepartnerschaft. Weitere Partnerschaften bestehen u.a. zu Bizerta in Tunesien, Tiflis in Georgien, Chengdu in China, Jaroslawl in Russland und Danzig in Polen.

Feste

Zu Ehren der heiligen Rosalia, der Schutzpatronin der Stadt, findet jedes Jahr vom 13. bis zum 15. Juli ein großes Fest statt („U Fistinu - Festino di Santa Rosalia“). Der Brauch geht zurück auf das Jahr 1624, als wie durch ein Wunder Rosalias eine Pestepidemie endete. Höhepunkte des Festes sind eine feierliche Prozession mit dem Silberschrein der Heiligen durch die Stadt und ein großes Feuerwerk am Hafenbecken La Cala.

Jeweils in der Nacht vom 3. auf den 4. September zieht eine Fackelprozession auf den Monte Pellegrino, den Wallfahrtsort der heiligen Rosalia.

Sport

Palermos erfolgreichster Fußballverein ist der US Palermo. Der Verein spielt in der 1. italienischen Liga, der Serie A. Heimspiele des Vereins finden im städtischen Stadion Stadio Renzo Barbera statt, das Platz für 40.000 Zuschauer bietet.

Im Mai findet alljährlich im Parco della Favorita ein internationales Pferderennen statt.

Der Giro d’Italia 2008 startete in Palermo mit einem Mannschaftszeitfahren.

Literatur

  • Brigit Carnabuci: Sizilien – Kunstreiseführer. DuMont Reiseverlag, Ostfildern, 4. Auflage 2006, ISBN 3-7701-4385-X
  • Eva Gründel, Heinz Tomek: Sizilien. DuMont Buchverlag, Köln, 5. Auflage 2001, ISBN 3-7701-3476-1

Weblinks

 Commons: Palermo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistiche demografiche ISTAT. Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica vom 31. Dezember 2010.
  2. Der Große Brockhaus. 15. Auflage, 14. Band, Leipzig 1933, S. 79
  3. Meyers Enzyklopädisches Lexikon. 9. Auflage, Band 18, Mannheim/Wien/Zürich 1978, S. 99
  4. Meyers Konversations-Lexikon. 6. Auflage, 15. Band, Leipzig und Wien 1908; S. 327
  5. Brockhaus (1933), loc. cit.
  6. Brockhaus (1933), loc. cit.
  7. Meyers Konversations-Lexikon (1978), loc. cit.
  8. a b Meyers neues Lexikon, Band 6, VEB Bibliografisches Institut Leipzig, 1963, S. 371
  9. Meyers Konversations-Lexikon (1978), loc. cit.

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