Usipeter

Usipeter

Die Usipeter (auch: Usiper, lateinisch: Usipetes, Usipii, griechisch: οι Ουσιπέται, Ουσίπιοι) sind ein zuerst durch Gaius Iulius Caesars De Bello Gallico bezeugter germanischer Volksstamm am rechten Rhein dem Niederrhein gegenüber.

Um das Jahr 55 v. Chr. verließen die Usipeter ihr angestammtes Siedlungsgebiet, da sie von ihren östlichen Nachbarn, den Sueben, bedrängt wurden. Sie wanderten zunächst zur Rheinmündung, ein Teil bog nach Westen ab und zog die Maas hinauf. Caesar besiegte die Usipeter in zwei Schlachten und zwang sie, zurück in ihr altes Siedlungsgebiet jenseits des Rheins zu kehren. Dort konnten sie ihre alten Siedlungsgebiete nicht nur behaupten, sondern noch beträchtlich erweitern.

Die östliche Grenze Galliens war bis zum Jahre 15 v. Chr. ohne dauerhafte Stationierung römischer Truppen geblieben, obwohl bereits Caesar, der Gallien einschließlich der linksrheinischen Gebiete Germaniens erobert hatte, den Rhein als Grenzlinie zwischen dem imperium romanum und den germanischen Stämmen propagiert hatte. Ohne militärische Präsenz am Rhein blieb aber die militärische Lage an Galliens Ostgrenze instabil. Es kam wiederholt zu Einfällen germanischer Stämme und anschließenden (schlecht koordinierten) Strafexpeditionen der Römer.

Es waren vor allem zwei Gründe, die die Germanen veranlassten, den Rhein zu überschreiten:

  1. Der suebische Druck, der auf den Ubiern lastete und der Usipeter und Tenkterer zum Verlassen ihrer ursprünglichen Heimat zwang (Ansiedlungsversuche) .
  2. Der Versuch der Gallier, germanische Truppen als Söldner anzuwerben.

Zweimal hatte Caesar zur Abschreckung den Rhein überquert (55 und 53 v. Chr.), um zu verhindern, dass ein nicht zu kontrollierender Zustrom germanischer Krieger die gallischen Hoffnungen auf Unabhängigkeit wachhielt. Caesars Germanienpolitik zielte damit letztlich auf die Absicherung Galliens. Zu diesem Zweck schloss er auch mit rechtsrheinischen Stämmen Verträge, die sie zum Schutz der Rheingrenze verpflichteten.

Seit den Rheinübergängen Caesars und seinen kurzen, ergebnislosen Vorstößen nach Germanien hatte sich aber nur zu deutlich gezeigt, dass die mühsam erkämpfte römische Herrschaft über Nordost-Gallien durch Einfälle rechtsrheinisch-germanischer Kriegerscharen im Bündnis oder im Solde rebellierender gallischer Völkerschaften immer wieder ernsthaft gefährdet werden konnte.

Im Jahre 16 v. Chr. ermordeten Sugambrer (Sigambrer), Usipeter und Tenkterer Römer im rechtsrheinischen Germanien, führten anschließend einen Plünderungszug nach Gallien, besiegten die sie verfolgende römische Reiterei und schließlich sogar die 5. Legion. Diese Niederlage (clades Lolliana) war ein schwerer Schlag für das imperiale Prestige des Augustus. Die Germanen entzogen sich der Auseinandersetzung und gingen einen (Schein-) Frieden ein.

Das Legionslager Vetera kontrollierte gegenüber der Lippemündung die Siedlungsgebiete der rechtsrheinischen Stämme der Sugambrer, Brukterer, Tenkterer und Usipeter. Es waren genau diese Völkerschaften, auf deren Konto die Einfälle in Gallien gingen. Durch das Lippetal war eine Verbindung Veteras mit der Münsterländer Bucht gegeben.

Sugambrer und andere mit ihnen verbündeten Stämme brachen im Jahre 12 v. Chr. erneut in Gallien ein, als dort aufgrund des ersten Provinzialcensus schwere Unruhen herrschten. Drusus drängte mit einem Truppenaufgebot die Eindringlinge zurück und eröffnete auf der anderen Rheinseite unmittelbar nach dem 1. August 12 v. Chr. eine Strafexpedition. Der Einmarsch in Germanien ging von niederrheinischem Gebiet zunächst in das Land der Usipeter (Südosten der heutigen Provinz Gelderland), dann gegen die zwischen Lippe und Ruhr siedelnden Sugambrer, die Strabon als Verursacher für den Kriegsausbruch bezeichnet.

Die Sugambrer wurden später, ähnlich wie zuvor schon die Ubier, von den Römern auf der linken Rheinseite angesiedelt. Ihre freigewordenen Siedlungsgebiete auf der rechten Rheinseite wurden bis zum Ende des ersten Jahrhunderts n. Chr. von den Usipetern in Besitz genommen, gemeinsam mit den Tenkterern, mit denen sie häufig zusammen erwähnt werden. Das spätere Gebiet von Usipetern und Tenkterern auf der rechten Rheinseite erstreckte sich zwischen den Gebieten der Brukterer und Chatten. Die Tenkterer siedelten südlich bis zur Sieg, die Usipeter darüber hinaus bis zur unterern Lahn.

Im 4. Jh. gingen die Usipeter im Stammesbund der Franken auf.

Literatur

  • Ralf G. Jahn: Der Römisch-Germanische Krieg (9–16 n. Chr.). Dissertation Bonn 2001.
  • Ulrich Nonn. Die Franken. Kohlhammer, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-17-017814-4.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Usipeter — Usipeter,   lateinisch Usịpetes, Usịpi, Volksstamm der Rhein Weser Germanen, am rechten Mittelrhein. Die Usipeter überschritten 55 v. Chr. den Rhein, wurden aber von Caesar zurückgedrängt. Danach siedelten sie im Bereich der Sugambrer; in den… …   Universal-Lexikon

  • Usipĕter — Usipĕter, deutsches Volk, zuerst von den Sueven aus ihren Sitzen im Innern Germaniens getrieben, dann am Niederrhein, drangen von da über den Rhein nach Gallien ins Menapierland; von Cäsar über den Rhein zurückgedrängt, wohnten sie nördlich von… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Usipĕter — (Usipetes oder Usipii), german. Volk, drangen, nebst den Tenkterern durch die Sueven vom Niederrhein vertrieben, in Gallien ein, wurden hier aber 55 v. Chr. von Cäsar durch Verrat geschlagen und größtenteils aufgerieben. Der Rest besetzte, von… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Usipeter — Usipĕter, ein westgerman. Volk am l. Ufer des Niederrheins, das Cäsar 55 v. Chr. nach dem r. Ufer nördl. der Lippe drängte; sie gingen später in den Alemannen auf …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Usipeter — Usipeter, deutsches Volk, gewöhnlich in Verbindung mit den Tenkterern genannt, wohnten am Niederrhein, wurden von Cäsar, als sie in Gallien eindrangen, durch Verrath geschlagen, erscheinen zuletzt an Sieg u. Lahn wohnend …   Herders Conversations-Lexikon

  • Usipier — Die Usipeter sind ein zuerst durch Gaius Iulius Caesars De Bello Gallico bezeugter germanischer Volksstamm am rechten Rhein dem Niederrhein gegenüber. Die östliche Grenze Galliens war bis zum Jahre 15 v. Chr. ohne dauerhafte Stationierung… …   Deutsch Wikipedia

  • Sigambrer — Die Sugambrer (auch: Sigambrer, Sygambrer) waren ein westgermanischer Stamm, der ursprünglich vom Niederrhein oder dem Gebiet zwischen Rhein und Lippe stammte und der, vollständig oder nur zum Teil, unter Tiberius im Jahre 7 v. Chr. in… …   Deutsch Wikipedia

  • Sugambrier — Die Sugambrer (auch: Sigambrer, Sygambrer) waren ein westgermanischer Stamm, der ursprünglich vom Niederrhein oder dem Gebiet zwischen Rhein und Lippe stammte und der, vollständig oder nur zum Teil, unter Tiberius im Jahre 7 v. Chr. in… …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte des Ruhrgebiets — Dieser Artikel oder Abschnitt besteht hauptsächlich aus Listen, an deren Stelle besser Fließtext stehen sollte …   Deutsch Wikipedia

  • Sugambrer — Die Sugambrer (auch: Sigambrer, Sygambrer, lateinisch: Sigambri, Sicambri, griechisch οἱ Σύγαμβροι) waren ein westgermanischer Stamm, der ursprünglich vom Niederrhein oder dem Gebiet zwischen Rhein und Lippe stammte und der, vollständig oder …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”