- Sueben
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Die Sueben (oder Sweben, Sueven, Suawen, lateinisch: Suebi oder Suevi, griechisch: οι Σούηβοι) waren eine Stammesgruppe germanischer Völker.
Inhaltsverzeichnis
Allgemeines
Die Bezeichnung Sueben (lateinisch: Suebi, Suabi oder Suevi) bezieht sich auf eine germanische Stammesgruppe, die einst im Nordosten der Magna Germania an der Ostsee bis zu den deutschen Mittelgebirgen lebte. In römischen Quellen wurde nach den Sueben die Ostsee als „Mare Suebicum“ benannt. Der antike Geograf Claudius Ptolemäus (* um 100, † um 175) lokalisierte in seiner Geographike Hyphegesis an der Stelle der heutigen Swine und Oder den Fluss Συήβος (Suebos, lat.: Suevus)[1][2]. Damit lässt sich der Stammesname Suebi passend zum ursprünglichen Siedlungsgebiet als „Oderleute“ deuten oder der Flussname Suevus als „Suebenfluss“.
Wie der Historiker Reinhard Wenskus dargelegt hat, prägten anfänglich Tradition und Erscheinung der Sueben die ethnografische Wahrnehmung und Beschreibung zahlreicher germanischer Stämme in der antiken Welt, bevor diese Dominanz auf die gotischen Stämme überging. Viele germanische Stämme legten Wert darauf, als suebisch betrachtet zu werden.
Etymologisch leitet sich vom Begriff Sueben der spätere Stammesname der Schwaben ab. Als suebisch bezeichnete Stämme waren zur Zeit Tacitus’ die Semnonen, Markomannen, Hermunduren, Quaden und Langobarden, manchmal werden auch die Angeln dazugezählt. Archäologisch lassen sie sich am ehesten in den Elbgermanen wiederfinden.
Tacticus bezeugt in Germania, 39, dass die Semnonen als das Stammvolk der Sueben, vetustissimi Sueborum, galten.[3]
Sueben bei Caesar
Caesar, der die nach Gallien eingedrungenen Sueben unter Ariovist im Jahr 58 v. Chr. besiegt hatte, begreift unter diesem Namen die östlich der Ubier und Sigambrer wohnenden Germanen und berichtet, dass sie 100 Gaue mit je 1000 streitbaren Männern gezählt,[4] aber sich bei seinem Rheinübergang weit, nach dem Wald Bacenis (die deutschen Mittelgebirge, die nach Caesar die Sueben von den Cheruskern trennten), zurückgezogen hätten.[5] Diese Lokalisierung gilt aber als unsicher.[6] Sie sollen keine festen Wohnsitze gehabt haben, sondern alljährlich zum Teil auf kriegerische Unternehmungen ausgezogen sein. Die Größe des suebischen Stammesverbandes ist wahrscheinlich in der Mehrzahl auf eine Selbstzuordnung anderer Stämme aufgrund des Kriegsruhmes der Sueben[7] zurückzuführen.[8] Cassius Dio berichtet jedenfalls, dass auch „viele andere Anspruch auf die Bezeichnung ‚Sueben‘ erheben“.[9]
Allerdings gab es nach Ausweis der archäologischen Quellen am Main und nördlich davon durchaus feste Siedlungen, sogar keltische Oppida waren in diesem Gebiet noch kurz nach der germanischen Einwanderung besiedelt. Diese sogenannten Mainsueben, die 10/9 v. Chr. von Drusus unterworfen wurden, gehörten nach dem Fundgut zu einer Mischung des elbgermanischen und des rheinwesergermanischen Kulturkreises.
Die Neckarsueben
Nach Inschriftenfunden lebten in der Gegend von Lopodunum (heute Ladenburg) im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. unter römischer Herrschaft die Suebi Nicrenses, die Neckarsueben. Nach ihnen wurde die Civitas Ulpia Sueborum Nicretum in der Gegend von Ladenburg benannt. Es handelt sich wahrscheinlich um Reste, die nach der Vertreibung oder auch freiwilliger[10] oder zwangsweiser[11] Umsiedlung hier und in Diersheim zurückgeblieben waren. In der spätantiken Tabula Peutingeriana, einer römischen Straßenkarte, ist zwischen Alamannia und den Burcturi (=Brukterer) auch der Name Suevia eingetragen (Bild hier), der sich wahrscheinlich auf das Siedlungsgebiet der Neckarsueben bezieht.
Sueben bei Tacitus
Laut 38. Kapitel der Germania von Tacitus aus dem Jahre 98 n. Chr., zählten alle elb- und ostgermanischen Stämme südlich des Mare Suebicum (Ostsee) zwischen Elbe und Weichsel (von der Donau bis zur Ostsee) zu dem Stammesbund der Suebi. Er zählte die Semnonen, Langobarden, Reudigner, Avionen, Anglier, Variner, Suardonen, Nuitonen, Hermunduren, Naristen, Markomannen, Quaden, Marsigner, Burer und die Lugier zu ihnen. Die Hermunduren galten ihm als das "vorderste", die Semnonen als das "edelste, angesehenste und älteste"[12] und die Langobarden als das kühnste unter den suebischen Völkern. In der Einleitung seiner Schrift erwähnt Tacitus, dass die Sueben möglicherweise direkt von Mannus abstammen, dem Stammvater aller Germanen und Sohn des der Erde entsprossenen Gottes Tuisto.
Sueben bei Ptolemäus
Ptolemäus beschreibt um 150 n. Chr. die Sueben ebenfalls als ein Sammelbegriff für viele Stämme in Magna Germania. Zu den Syeboi zählt er Angiler, Semnonen, große Brukterer, Angrivarier und Teutonoaren (an der Unterelbe). Außerdem nannte er zwischen Oder und jütischer Halbinsel einen Fluss Syebos.
Sueben im Nordwesten der Iberischen Halbinsel
Am 31. Dezember 406 überquerte ein einzelner Stamm mit Namen Suebi, begleitet von den Vandalen und den Alanen, den Rhein bei Mogontiacum (Mainz) (siehe Rheinübergang von 406). Sie drangen 409 nach Hispanien vor. Hier wurde ihnen durch das Los Galicien zugeteilt. Über die Herkunft dieses Stammes, der 585 von den Westgoten unterworfen wurde, können wir nur spekulieren. Am ehesten jedoch kommen die Donausueben bzw. Quaden in Betracht.
Der erste Suebenkönig auf der Iberischen Halbinsel war Hermerich († 440). Sein Sohn Rechila (440-448) eroberte Baetica und Sevilla.
Sein katholischer Sohn und Nachfolger Rechiar verlor 456 gegen den westgotischen König Theoderich II. am Fluss Órbigo in der Nähe des heutigen Astorga Schlacht und Leben. Die nordwestlichen Sueben ernannten daraufhin Maldras (456-460) zu ihrem König, während in der Hauptstadt Braga nacheinander Aiulf (456-457) und Framta (457-458) in westgotischer Abhängigkeit regierten. Nach Frumtanes Tod schlossen sich die Nordwestsueben Maldras Sohn Remismund an. Maldras Nachfolger Remismund wurde von Eurich zur Anerkennung der Oberhoheit der Westgoten gezwungen und trat zum arianischen Christentum über. König Theodemir (um 560) trat vom Arianismus zum Katholizismus über. 585 wurde das suebische Reich dem westgotischen einverleibt.
Einige wenige suebische Wörter fanden Eingang in die Galicische Sprache und Portugiesische Sprache, so z. B. suebisch *lawerka zu portugiesisch und galicisch laverca "Lerche".
Donausueben
Die Quaden erscheinen seit dem 5. Jahrhundert in den Quellen häufig allgemeiner als Suebi (archäologische Bezeichnung Donausueben). Auch bei den 406 nach Iberien ausgewanderten Sueben dürfte es sich um Stammesteile der Quaden gehandelt haben. Andere Teile verblieben in Pannonien, waren nach König Hunimunds Niederlage in der Schlacht an der Bolia (469) mit den Alamannen verbündet, wanderten in deren Siedlungsgebiet und gingen in diesen um 480 schließlich auf. Man spricht hier von einer zweiten Ethnogenese der Alamannen, weil diese seit Beginn des 6. Jahrhundert auch Sueben hießen. Dennoch verblieben Reste an der mittleren Donau zurück, die um 540 von den Langobarden unter Wacho unterworfen wurden und danach als Stamm unter eigenem Namen verschwanden. Jordanes unterschied noch um 550 Sueben und Alamannen, wobei er die Sueben in der eigentlichen Alamannia, die Alamannen aber in den Alpen lokalisierte. Bei den Alamannen hat sich der Name der Sueben bis in die Neuzeit gehalten: Er blieb im späteren Schwabenland erhalten. Suebisieren war im 19. Jahrhundert ein Ausdruck für "Schwabenstreiche machen". Möglicherweise waren die Sueben, die ab etwa 570 südlich des Flusses Bode anstatt der mit den Langobarden nach Italien gewanderten Sachsen siedelten, Alamannen.
Kultur
Der Kult der Nerthus war nach Tacitus besonders bei den nördlichen Sueben verbreitet. Außerdem berichtet Tacitus von einem heiligen Hain im Land der Semnonen. Bekannt ist die eigenartige Haartracht, der Suebenknoten, der die Freien von den Sklaven und den übrigen Germanen unterschied.[13] Aber es kann bezweifelt werden, dass nur die Sueben diese Haartracht trugen. In Martials Epigrammen 3,9 heißt es: „Mit zu Knoten geflochtenen Haaren kamen die Sugambrer“.
Suebische Könige
- Ermenrich (409–438)
- Rechila (438–448)
- Rechiar (448–456)
- Aiulf (456–457)
- Maldras (456–460)
- Framta (457)
- Rechimund (457–464)
- Frumar (460–464)
- Remismund (464–469)
- Hermenerich (ca. 485)
- …
- Veremund (ca. 535)
- Theodemund (6. Jahrhundert)
- Chararich (550–558/559)
- Ariamir (558/559–561/566)
- Theodemir (561/566–570)
- Miro (570–583)
- Eborich (583–584)
- Andeca (584–585)
- Malarich (585)
Suebenstämme
- Langobarden
- Hermunduren
- Markomannen
- Semnonen
- Vanniadische Sueben
- Alamannen
- Warnen (Varini, Verini, Warni, Guerni) auch Nordsuaven genannt[14]
Literatur
- Quellen
- Gaius Iulius Caesar: De Bello Gallico.
- Claudius Ptolemäus: Geographike Hyphegesis.
- Tacitus: Germania. Kapitel 38
- Sekundärliteratur
- Siegfried Junghans: Sweben - Alamannen und Rom: die Anfänge der schwäbischen-alemannischen Geschichte. Theiss, Stuttgart 1986 ISBN 3-8062-0475-6
- Karl Peschel: Anfänge germanischer Besiedlung im Mittelgebirgsraum: Sueben, Hermunduren, Markomannen. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin (DDR) 1978
- Dieter Timpe: Germanen, Germania, Germanische Altertumskunde. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd. 11. Berlin 1998. S. 181-245.
- Reinhard Wenskus: Stammesbildung und Verfassung. Köln 1977.
- Julius Cramer: Die Geschichte der Alamannen als Gaugeschichte, Verlag von M. & H. Marcus, Breslau 1899. Nachdruck Scientia, Aalen 1971, ISBN 978-3-511-04057-4.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Claudius Ptolemaios: Geographike Hyphegesis, Kap. 11: Germania Magna. (altgriech./lat./engl.)
- ↑ Ralf Loock: Mündungen der Flüsse bestimmt. In: Märkische Oderzeitung, Frankfurt 2008,3 (März); Ralf Loock: Namenskrimi um Viadrus in: Märkische Oderzeitung – Journal. Frankfurt 25./26. Nov. 2006, S. 2; siehe auch Alfred Stückelberger, Gerd Graßhoff (Hrsg.): Ptolemaios – Handbuch der Geographie. Schwabe, Basel 2006, S. 223, ISBN 3-7965-2148-7
- ↑ Rudolf Much: Deutsche Stammsitze: Ein Beitrag zur ältesten Geschichte Deutschlands, 1892, S. 25
- ↑ Bellum Gallicum 4, 1, 3.
- ↑ Bellum Gallicum 6, 10, 5.
- ↑ Timpe S. 198.
- ↑ Bellum Gallicum 4, 7, 5.
- ↑ Wenskus S. 259
- ↑ Cassius Dio 51, 22, 6.
- ↑ Strabon 7, 1 3.
- ↑ Sueton, Augustus 21,1
- ↑ Germania 39, 1
- ↑ Tacitus Germania 38, 2.
- ↑ Julius Cramer: Die Geschichte der Alamannen als Gaugeschichte, S. 261
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