- Ute (Volk)
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Die Ute oder Yuta sind ein Volk amerikanischer Ureinwohner, das aus mehreren miteinander verwandten Stämmen besteht und ursprünglich aus der Region des Great Basin der Vereinigten Staaten stammt. Sie waren in den heutigen Bundesstaaten Colorado, Utah und in Neu Mexiko heimisch, heute beschränkt sich ihr Siedlungsgebiet weitgehend auf die drei Ute-Reservate in denen insgesamt noch etwa 7.000 Stammesmitglieder leben, 3.000 Ute wohnen außerhalb.[1] Der Name Ute bedeutet „Land der Sonne“ und stand Pate für den Namen des Bundesstaates Utah. Sie selbst bezeichneten sich als Nuciu, die Pluralform von nuci, was in ihrer Sprache „Person“ bedeutet.[2]
Inhaltsverzeichnis
Sprache
Die Sprache der Ute ist eine der Shoshonen-Sprachen, die überwiegend im mittleren Westen gesprochen wurde. Sie gehört zum Numic-Zweig der uto-aztekischen Sprachen. Auch wenn die meisten Stammesmitglieder heute Englisch sprechen, lässt sich für die Ute über die Sprache eine enge Verbindung zu den anderen Stämmen herstellen, die ebenfalls Shoshonen-Dialekte sprachen. Dies sind unter anderem die Bannock, Comanche, Chemehuevi, Gosiute, Paiute und die Shoshone.
Geschichte
Vor Ankunft der Europäer in Nordamerika lebten die Ute als Nomaden. Es gibt keine Hinweise auf eine Immigration des Volkes aus einer anderen Region, sie bewohnten das Land wahrscheinlich über 1000 Jahre lang.[Quelle?]
Sie lebten in den weiten Landschaften des Großen Beckens (engl.: Great Basin) und lebten fast ausschließlich von der Großwildjagd, dazu gehörten auch Jagdzüge in die Great Plains [3] des heutigen Colorados und Neu Mexicos, um Amerikanische Bisons (Büffel, manchmal Indianerbüffel genannt) zu erlegen. Sie betrieben keinerlei Ackerbau. Die Ute gelangten als einer der ersten Präriestämme in den Besitz von Pferden, die sie im Handel mit den spanischen Entdeckern ab etwa 1630 eintauschten oder stahlen. Die durch die Pferde völlig veränderte Mobilität führte auch zu einer Veränderung der Gesellschaft der Ute. Es entstanden sowohl Konflikte mit benachbarten Stämmen, besonders den im Osten und Nordosten lebenden Arapaho (Sadteetuhkuh) und Cheyenne (Seeyehnah) und den direkt südlich der Ute lebenden Diné (Pahgahweech), als auch Bündnisse mit anderen Völkern, beispielsweise den Comanche und den Jicarilla-Apache. Zu den Bannock und Shoshone (Surgurch) im Nordwesten und Norden war ihr Verhältnis wechselhaft, die westlich und südlich lebenden Gosiute (Gweesyootach) und Südliche Paiute (Payurch) hingegen überfielen sie im Winter, wenn diese Gruppen geschwächt waren, um sie dann als Sklaven auf den spanischen Sklavenmärkten zu verkaufen. Den Spaniern und den von ihnen eroberten Pueblo-Indianern (Dtewach) blieben sie meist feindlich gesinnt.
Nachdem die Comanche in die südwestlichen Prärien eingedrungen waren, verbündeten die Ute sich mit diesen und drängten gemeinsam die Apachen in den Südwesten. Später wurden sie selbst von ihren ehemaligen Verbündeten, den Comanche, aus der Prärie in die Berge von Utah und Colorado zurückgedrängt. Obwohl als eher aggressives Volk eingeschätzt standen sie der amerikanischen Regierung weitgehend freundlich gegenüber und unterstützten diese in den Feldzügen gegen die Comanche, Apachen oder Kiowa. Die Vertreibung der Ute aus ihren angestammten Siedlungsgebieten begann mit dem Vertrag zwischen den Ute und der Regierung am 30. Dezember 1849. Im Zuge der Indianerpolitik wurde den Ute immer mehr Land „abgekauft“ oder über Verträge gegen andere Gebiete in Reservaten eingetauscht, ihr Lebensraum beschränkte sich nach und nach auf die ihnen von der Regierung zugeteilten Reservate.
Heute leben etwa noch 10.000 Ute in den Vereinigten Staaten, vor allem in drei Indianerreservaten in den Bundesstaaten Utah und Colorado. In dem Reservat „Uintah-Ouray“ im nordöstlichen Utah leben etwa 3.500 Stammesmitglieder, weitere 2.000 leben in „Southern Ute“ und in der „Ute Mountain Ute Indian Reservation“ noch etwa 1500 Ute.
Gruppen der Ute
Die Ute unterteilten sich in mehrere größere sowie kleinere Stämme, die heutzutage meist in Nördliche Ute, Südliche Ute sowie Ute Mountain Ute unterteilt werden:
Nördliche Ute (oder Uinta Utes)
- Yapudttka (Yampadttka, Yamparka, Yamparika, lebten im Yampa River Valley und den angrenzenden Gebieten, heute meist White River Utes oder Yamparika Utes)
- Pahdteeahnooch (Pahdteechnooch, Parianuc, Parianuche, später auch Uncompahgre, lebten entlang des Grand River in Colorado und Utah, heute meist Grand River Utes oder Parianuche Utes)
- Taveewach (Taviwach, Taviwac, Tabeguache, später auch Uncompahgre, lebten in den Flußtälern des Gunnision River und Uncompahgre River, sowie in den Elk Mountains westlich bis zum heutigen Grand Junction, Colorado, heute meist Taviwach Utes)
- Muhgruhtahveeach (umfassen alle Nördliche Ute, die in Utah lebten, heute meist Utah Utes oder Unita)
- Cumumba (auch als Weber Utes, lebten entlang des Weber River, heirateten mit den Westliche Shoshone untereinander[4], heute meist Cumumba Utes)
- Toompahnahwach (Tumpanuwac, Tumpanawach - ‘Fisch-Esser’, auch Tumpipanogo oder Timanogot,[5] lebten in den Wasatch Mountains in der Umgebung des Mount Timpanogos, entlang des südlichen und östlichen Ufers des Utah Lake im Utah Valley, sowie im Heber Valley, Uinta Basin und San Pete Valley, nutzten auch die Flußcanyons des Spanish Fork, Diamond Fork, Hobble Creek, American Fork und Provo River, im span. auch Lagunas - ‘See-Volk’, Come Pescados - ‘Fisch-Esser’, heute meist Timpanogos Utes)
- Sahpeech (Sanpeech, Sanpits, lebten im Sanpete Valley, Utah, sowie im Sevier River Valley, heute meist San Pitch Utes)
- Pahvant (lebten westlich der Wasatch Mountains fast bis zur Grenze von Nevada entlang des Sevier River in den Wüstengebieten rund um den Sevier Lake und Fish Lake, nannten sich daher Pahvant - ‘Nahe am Wasser’, in ihrer Lebensart glichen sie ihren Nachbarn, den Kaibab Paiute, genauso wie die Sahyehpeech, standen sie der Wüstenkultur sehr nahe, gingen oft Mischehen mit den benachbarten, nicht zu den Ute zählenden, Gosiute und Paiute ein, heute meist Pahvant Utes, heute ein Teil des Paiute Indian Tribe of Utah)[6][7]
- Yoowetum (Yoovwetuh, Uinta-at, später auch Tavaputs, bewohnten das Uintah Basin (Uintah Becken), die Uinta Mountains, einschließlich des Utah Lake und des Großer Salzsees (Great Salt Lake) und entlang des Strawberry River im Westen sowie das Tavaputs Plateau im Gebiet des Green-und Colorado-River-System im Osten, heute meist Uinta-Ats Utes)
- Sahyehpeech (Sheberetch, lebten in der Region des heutigen Moab, waren mehr der Wüstenkultur zugewandt als andere Gruppen, hatten fast keinen direkten Kontakt zu Europäern bis Mormonen ab 1850 in ihr Gebiet vordrangen, ca. 1870 schlossen sich die durch Krieg und Krankheit dezimierten Sahyehpeech anderen Gruppen an, heute meist Sheberetch Utes)
- Moanunts (Moanumts, lebten im Upper Sevier River Valley in Zentral-Utah, im Otter Creek-Gebiet südlich von Salina sowie im Fish Lake-Gebiet, heute ein Teil des Paiute Indian Tribe of Utah)[8]
Südliche Ute
- Kahpota (Kapota, Capote, lebten ursprünglich östlich der Kontinentalen Wasserscheide südlich des Conejos River sowie östlich des Rio Grande bis zur Westseide der Sangre de Cristo Mountains, Mitte des 19. Jahrhunderts wohnten sie auch im San Luis Valley, Colorado, entlang des Oberlaufs des Rio Grande sowie des Animas River, besonders in der Umgebung der heutigen Städte Chama und Tierra Amarilla des Rio Arriba County, New Mexico, ebenso wie die Mahgrahch unterhielten die Kahpota Handelsbeziehungen zu den Pueblo-Völkern, heute meist Capote Utes)[9]
- Mahgrahch (Mahgruhch, Moache, Mouache, Muwac, lebten entlang der östlichen Ausläufer der Rocky Mountains von Denver, Colorado, bis südlich in die Nähe von Las Vegas, New Mexico, handelten mit den nördlichen Pueblo, heute meist Moache Utes)
Ute Mountain Utes
- Weemeenooch (Weeminuche, Wiminuc, Guiguinuches, lebten westlich der kontintentalen Wasserscheide vom Dolores River im westlichen Colorado, in den Blue Mountains sowie im Tal des San Juan River, dessen nördlichen Nebenflüssen in Colorado, den San Juan Mountains und im Nordwesten New Mexicos, einschließlich der Tafelberge und Plateaus des östlichen Utah, heute meist Weminuche Utes)
Kultur
Als Nomaden lebten die Ute, wie die benachbarten Paiute und Shoshone, in leicht ab- und aufbaubaren, mit Fellen bedeckten Strauchhütten, den sog. Wickiups, wobei die östlichen Gruppen (besonders Kahpota und Mahgrahch) nach Einführung des Pferdes das Tipi der Plains-Indianer übernahmen. Ihre Kleidung bestand aus Fellen und Leder, sowie Geflecht aus Pflanzenfasern, das insbesondere Frauen als eine Art Schürze trugen.[2] Ihre Nahrung bestand überwiegend aus Fleisch. Daneben trat Fisch und verschiedene pflanzliche Nahrungsmittel, die wild gesammelt wurden. Bedeutend waren Samen der Pinyon-Kiefern, Sonnenblumen und Kaktus-Früchte. Durch die Aneignung des Gebrauchs von Pferden veränderte sich die Stammesstruktur der östlichen Ute von kleinen Familienclans hin zu größeren Stammesgruppen. Ihre Gesellschaftsstruktur war polygam organisiert, Männer konnten mit mehreren Frauen zusammenleben. Der Glaube war schamanistisch orientiert und die Schamanen nahmen einen hohen Rang in der Gesellschaft ein. Die Ute fühlen sich dem Bären eng verbunden und der „Bärentanz“, der Momaqui Mowat, war nach dem “Sonnenentanz“ im Sommer das wichtigste soziale Ereignis und religiöse Ritual der Ute.[10]
Heutige Situation
Die Ute leben in drei Reservaten, nach denen die Stämme auch eingeteilt werden:
Nördliche Ute
Die Nördlichen Ute bilden den größten Stamm und leben in der Uintah and Ouray Indian Reservation in Utah. Sie entstanden aus verschiedenen umgesiedelten Gruppen der Ute und Shoshonen. Verwaltet wird der Stamm von Fort Duchesne aus.[11]
Südliche Ute
Das Reservat der Südlichen Ute liegt im südwestlichen Teil Colorados, die Hauptstadt ist Ignacio. Die Südlichen Ute sind der finanziell erfolgreichste der Stämme, da in ihrem Reservat neben dem Glücksspiel auch der Tourismus erfolgreich vermarktet wird und Öl und Gas auf dem Stammesgebiet gefunden wurde. Die Region gilt als landschaftlich schönes und lebenswertes Wohngebiet.
Ute Mountain Ute
Die Ute vom Berg Ute stammen vom Stamm der Weminuche ab, der das westliche Ende des südlichen Reservats besiedelte. Ihr heutiges Reservat liegt unweit Towaoc in Colorado mit kleineren Anteilen in Utah und Neu Mexiko. Die Ausgrabungsstätten vieler Anasazi-Siedlungen liegen in dem Stammesgebiet und im Mesa Verde National Park, einige davon können in dem touristisch bedeutsamen Ute Mountain Tribal Park[12] besichtigt werden. Die Gemeinde der White Mesa Community of Utah nahe Blanding gehört ebenfalls zu diesem Stamm, ist aber weitgehend autonom.
Siehe auch
Literatur
- Virginia McConnell Simmons: The Ute Indians of Utah, Colorado, and New Mexico. University Press of Colorado, September 2001, ISBN 0870816470.
- Dean L. May: Utah: A People's History. University of Utah Press, 1987, ISBN 0874802849, S. Insb. Kapitel 1 und 2.
- Frederick W. Hodge: Handbook of American Indians. 1906.
Weblinks
Commons: Ute – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Tribal History. Ute Indian, abgerufen am 20. August 2008 (englisch).
- Ute Indian Tribe History. Access Genealogy - Indian Tribal Records, abgerufen am 20. August 2008 (englisch).
- The Ute Indian Tribe. Northern Ute Indian Tribe, abgerufen am 20. August 2008 (englisch).
- Southern Ute Indian Tribe. Southern Ute Indian Tribe, abgerufen am 20. August 2008 (englisch).
- Ute Mountain Ute Tribe. Ute Mountain Ute Tribe, abgerufen am 20. August 2008 (englisch).
Einzelnachweise
- ↑ American Indian, Alaska Native Tables from the Statistical Abstract of the United States: 2004-2005. In: The National Data Book. U.S. Census, abgerufen am 20. August 2008 (PDF, englisch).
- ↑ a b Handbook of North American Indians, Band 11 Great Basin, Seite 365
- ↑ im Deutschen oft fälschlich auch als Prärien bezeichnet, die allerdings nur die östliche Hälfte der Großen Ebenen (Great Plains) bildeten
- ↑ es wird diskutiert, ob sie gar ursprünglich eine Shoshone-Gruppe waren, die sich den Ute später anschloss
- ↑ abgeleitet von tumpi - ‘Fels’ und panogos - ‘Wassermündung’ oder ‘Canyon’
- ↑ The Northern Utes of Utah
- ↑ Ute Tribe
- ↑ Paiute Indian Tribe of Utah (PITU)
- ↑ The Northern Utes of Utah
- ↑ Reginald Laubin, Gladys Laubin: Indian Dances of North America: Their Importance to Indian Life. University of Oklahoma Press, 1989, ISBN 0806121726, S. 316.
- ↑ Northern Ute Indian Tribe and Utah Division of Indian Affairs: Ute Nation. Utah, abgerufen am 20. August 2008 (englisch).
- ↑ Ute Mountain Tribal Park. In: Mesa Verde National Park Area Travel Information. Mesa Verde County, abgerufen am 20. August 2008 (englisch).
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