VEB Deutsche Schallplatten Berlin

VEB Deutsche Schallplatten Berlin

Der VEB Deutsche Schallplatten Berlin war Alleinhersteller von Tonträgern in der DDR. Er ging 1954 aus dem 1947 von Ernst Busch gegründeten Musikverlag Lied der Zeit Schallplatten-Gesellschaft mbH hervor und behauptete seine Monopolstellung bis 1990. Das Unternehmen hatte seinen Sitz in Ost-Berlin. Es unterstand dem Ministerium für Kultur der DDR [1]. Seine bedeutendsten Labels waren Eterna und Amiga.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Schauspieler und Sänger Ernst Busch gründete 1947 eine Schallplattenfirma, die Lied der Zeit Schallplatten-Gesellschaft mbH, zu der ab 1950 auch ein Musikverlag gehörte. Das Unternehmen wurde 1954 verstaatlicht. Im gleichen Jahr wurden Schallplattenfirma und Musikverlag getrennt. Während der Musikverlag den Namen VEB Lied der Zeit Musikverlag fortführte, firmierte die Schallplattengesellschaft fortan als VEB Deutsche Schallplatten Berlin. Unter den sechs Labels des Betriebes nahm das auf E-Musik spezialisierte Label Eterna mit etwa 60% der gesamten 8500 Veröffentlichungen den größten Raum ein. Der größte Absatzanteil wurde mit rund der Hälfte des Gesamtabsatzes von dem Label Amiga erzielt, das den Bereich der Unterhaltungs- und Tanzmusik abdeckte. Insgesamt wurden von 1955 bis 1989 knapp 97 Millionen Tonträger verkauft.

Die Produktion der Schallplatten erfolgte im Presswerk in Potsdam-Babelsberg in den ehemaligen Anlagen der Tempo Schallplatten GmbH. Die Produktion von Musik-Cassetten fand in Berlin-Johannisthal statt. Stereo-Tonträger wurden erstmals 1962 und von 1971 an dauerhaft produziert. Zum Unternehmen zählten fünf Studios, man arbeitete aber speziell in den 1980er Jahren auch eng mit dem Rundfunk der DDR zusammen, der in seinen Studios ebenfalls Musikaufnahmen produzierte.

Die gesamte Unternehmenspolitik folgte der DDR-Kulturpolitik, von der Auswahl von Interpreten, Titeln und Texten über die Hüllengestaltung bis hin zur Festlegung der nach Format und Labels gestaffelten Einheitspreise.

Nach der Wende (1990) wurde der Betrieb in die neu gegründete Deutsche Schallplatten Berlin GmbH überführt, die auch die Rechtsnachfolge übernahm und einige Marken (z.B. Litera) weiterführte, aber auch neue Marken hervorbrachte, wie z.B. Musicando. Im Laufe des Jahres 1991 wurden allerdings die Urheberrechte vieler Produktionen und einiger Marken verkauft - unter anderem an die Bertelsmann Music Group und die edel music GmbH.

Labels

Der VEB Deutsche Schallplatten Berlin betrieb die folgenden Marken (Labels):

  • Amiga für zeitgenössische Unterhaltungsmusik (Schlager, Rock, Pop, volkstümliche Musik)
  • Litera für Sprechaufnahmen (Lesungen, Hörspiele, Schauspiel)
  • Eterna für das so genannte kulturelle Erbe (klassische Musik, Oper und Operette, Volkslieder), inzwischen Label von edel CLASSICS GmbH
  • Nova für Neue Musik (zeitgenössische „ernste“ Musik),
  • Aurora für Arbeiterlieder und Produktionen von Ernst Busch,
  • Schola speziell für Unterrichtszwecke aufgearbeitete Ausgaben aller Genres

HO-Echo

Ein Kuriosum stellt die Marke HO-Echo dar, das Mitte der 1950er Jahre für den Vertrieb in HO-Geschäften konzipiert wurde und Amiga-Aufnahmen verwenden sollte, aber nie auf den Markt kam. Einige wenige Exemplare kursieren in Sammlerkreisen; bei ihnen handelt es sich vermutlich um Vorserienmuster. Bisher konnten etwa 55 verschiedene HO-Echo-Platten nachgewiesen werden, die allesamt nur Tanz- und Unterhaltungsmusik enthalten. Die Bestellnummer ist jeweils identisch mit der regulären Amiga-Ausgabe der 50er-Serie. Auch die Angaben zu Titel, Interpreten und Urheber sind deckungsgleich, lediglich der Hinweis auf den Verlag Lied der Zeit fehlt. Die verwendeten Matrizen stammen hauptsächlich von Aufnahmen aus der Zeit von 1949 bis 1951. Die Ausgabe der Platten erfolgte von 1952 bis 1953, zu einer Zeit, als Ernst Busch noch Geschäftsführer von „Lied der Zeit GmbH“ war. Bedenkt man sein gespanntes Verhältnis zur Staatsführung, ist wohl eine Vorzugsabgabe an Funktionäre (wie dies mitunter vermutet wird) eher auszuschließen. Viel näher liegt deshalb die reine Verwendung als Werbeplatte in den Geschäften der Handelsorganisation HO. Eine vollständige Auflistung liegt in der Diskographie von Bernd Meyer-Rähnitz und Frank Oehme „Die Ewige Freundin“ vor.

Studios

Der VEB Deutsche Schallplatten Berlin verfügte im Laufe seiner Geschichte über zahlreiche Aufnahmestudios. Dies waren unter anderem:

Literatur

  • Frank Oehme, Bernd Meyer-Rähnitz, Joachim Schütte (Hrsg.): Die Ewige Freundin. - Von Lied der Zeit zum VEB Deutsche Schallplatten Berlin. Eine Firmendiscographie der Schellackplatten von AMIGA, ETERNA und LIED DER ZEIT, sowie REGINA und RADIOPHON. albis-international, Dresden-Ústí 2006, ISBN 80-86971-10-4
  • Birgit und Michael Rauhut: AMIGA. Die Diskographie aller Rock- und Pop-Produktionen 1964-1999. Schwarzkopf & Schwarzkopf. Berlin 1999, ISBN 3-89602-189-3

Weblinks

  • Lied der Zeit Diskographie des VEB Deutsche Schallplatten Berlin (wird laufend vervollständigt)

Einzelnachweise

  1. Rainer Bratfisch: Die Jazzszene in der DDR, Anhang Seite 291, Ch. Links Verlag 2005, ISBN 3861533707

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • VEB Deutsche Schallplatten — Der VEB Deutsche Schallplatten Berlin war Alleinhersteller von Tonträgern in der DDR. Er ging 1954 aus dem 1947 von Ernst Busch gegründeten Musikverlag Lied der Zeit Schallplatten Gesellschaft mbH hervor und behauptete seine Monopolstellung bis… …   Deutsch Wikipedia

  • VEB Deutsche Schallplatten — From the 1950s until the 1980s the VEB Deutsche Schallplatten was the monopolistic music publisher in the German Democratic Republic. On August 12, 1946, the East Berlin singer and actor Ernst Busch got permission by Soviet military… …   Wikipedia

  • VEB — (нем. Volkseigener Betrieb  «народное предприятие»)  было правовой формой промышленных предприятий и коммунальных учреждений в Советской Зоне Оккупации Германии, а впоследствии, с образованием восточногерманского государства, и в… …   Википедия

  • Schallplatten — Single Schallplatte Eine Schallplatte ist eine kreisrunde, in der Regel schwarze, Scheibe, auf der analog Töne aufgezeichnet sind. Die Schallsignale sind in einer vom Rand der Platte zum Mittelpunkt verlaufenden spiralförmigen Rille gespeichert,… …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Demokratische Republik — Deutsche Demokratische Republik …   Deutsch Wikipedia

  • Christuskirche (Berlin-Oberschöneweide) — Christuskirche Die Christuskirche ist eine 1908 eröffnete evangelische Kirche in der Firlstraße in Berlin Oberschöneweide, die zwischen 1959 und 2001 auch als Studio für Schallplattenaufnahmen diente. Inhaltsverzeichnis 1 …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Bücherei — Hauptgebäude der Deutschen Bücherei mit Bücherturm Die Deutsche Bücherei in Leipzig, Deutscher Platz 1, ist der ältere der beiden Standorte der Deutschen Nationalbibliothek. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Herbert Roth — mit Tochter Karin, 1981 Instrumentalgruppe Herbert Roth …   Deutsch Wikipedia

  • Markennamen und Produkte in der DDR — In dieser Liste werden Produkte und Marken (z. B. der Konsumgüterindustrie) aufgeführt, die auf dem Gebiet der SBZ / DDR hergestellt und vertrieben wurden. Vorkriegsmarken, welche beibehalten wurden, und Lizenzprodukte der… …   Deutsch Wikipedia

  • AMIGA — (eigene Schreibweise: AMIGA) war ein Plattenlabel des staatlichen DDR Tonträgerproduzenten VEB Deutsche Schallplatten Berlin und seines Vorgängers bis 1954, des von Ernst Busch gegründeten Musikverlags Lied der Zeit. Amiga sollte die Bandbreite… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”