Vagusnervstimulator

Vagusnervstimulator

Der Vagusnervstimulator ist eine Möglichkeit der Epilepsiebehandlung und selten auch der Behandlung von Depressionen. Dazu wird im Brustbereich ein Stimulationsgerät ähnlich dem Herzschrittmacher implantiert, das über eine Elektrode meist mit dem linken Nervus vagus verbunden ist. Über regelmäßige Stimulation dieses Hirnnervs (meist alle 5 Minuten über 30 Sekunden) wird die Wirkung erzielt.

Inhaltsverzeichnis

Wirkung und Nebenwirkung in der Epilepsiebehandlung

In der Wirksamkeit ist der Vagusnervstimulator vergleichbar mit antikonvulsiven (krampflösenden) Medikamenten. Bei Patienten mit fokalen Epilepsien wurde in Doppelblindstudien die Wirksamkeit des Vagusnervstimulators nachgewiesen. Auch für Patienten mit primär generalisierten Anfällen scheint die Vagusnervstimulation wirksam zu sein. Vollständige Anfallsfreiheit wird selten erreicht, eine Reduktion der Anfallshäufigkeit ist aber bei einem Drittel bis der Hälfte der behandelten Patienten möglich. Die Wirkung des Vagusnervstimulators tritt oft erst einige Monate nach der Implantation ein und kann häufig erst nach einem Jahr vollständig beurteilt werden. Im Gegensatz zur medikamentösen Epilepsiebehandlung hat der Vagusnervstimulator weniger starke Nebenwirkungen. Mögliche Nebenwirkungen sind z. B. Heiserkeit und/oder erschwertes Atmen bei körperlicher Anstrengung während der Dauer der Stimulation, Schmerzen im Kehlkopfbereich oder Schluckbeschwerden. Als positive Nebenwirkungen werden oft die im Zusammenhang mit der Stimulation verbesserte Stimmungslage und erhöhte Wachheit bezeichnet.

Anwendung in der Epilepsiebehandlung

Die Implantation eines Vagusnervstimulators kommt meist nur bei anderweitig nicht behandelbaren („therapieresistenten“) Epilepsien in Frage. 1988 kam der Vagusnervstimulator zum ersten Mal bei einem Menschen zum Einsatz. 1997 genehmigte die zuständige Behörde in den USA, die Food and Drug Administration die Anwendung der Vagusnervstimulation zur Behandlung von Epilepsie. Bis Anfang 2007 wurden weltweit über 45.000 Patienten mit dem Vagusnervstimulator behandelt. Der Vagusnervstimulator kann nicht bei Krankheiten wie beispielsweise Asthma bronchiale angewandt werden.[1] In den meisten Fällen ist eine zusätzliche Behandlung mit antiepileptischen Medikamenten dennoch notwendig. Die Menge kann jedoch in manchen Fällen reduziert werden.

Andere Anwendungsbereiche

2005 wurde der Vagusnervstimulator von der Food and Drug Administration auch zur Behandlung von therapieresistenten Depressionen zugelassen. Gegenwärtig wird auch die Wirksamkeit des Vagusnervstimulators in der Behandlung anderer psychiatrischer Krankheitsbilder wie z. B. Angststörungen, Alzheimer-Krankheit und Migräne untersucht.

Einzelnachweise

  1. Spuck, S., Nowak, G., Sperner, J., Tronnier, V.: Implantation und Komplikation der Vagusnervstimulation, Journal für Neurologie, Neurochirurgie und Psychiatrie 2007; 8 (4), 16-20

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