Val Mora

Val Mora
46.59866610.28457


Das Val Mora ist ein Hängetal, das zum Val Müstair und damit zu Graubünden gehört. Das Tal ist L-förmig, etwa 10 km lang und erstreckt sich vom Gebiet Döss Radond auf der Alp Clastra (2234 m) bis zur italienischen Grenze in der Nähe des Livigno-Stausees (1890 m). Es gehörte seit 1970 zur Gemeinde Müstair und ging mit der Gemeindefusion am 1. Januar 2009 in die neue Gemeinde Val Müstair ein.

Val Mora von Norden gesehen

Inhaltsverzeichnis

Lage

Das Tal wird umrahmt vom Piz Murtaröl (3180 m), Piz Tea Fondada (3144 m), Piz Schumbraida (3125 m) im Süden, dem Piz Turettas (2958 m) und Piz Daint (2968 m) im Norden sowie der Cima del Serraglio (2685 m) im Westen. Über den Übergang Jufplaun bzw. Buffalora ist das Tal mit dem Ofenpass verbunden, während die Verbindung über die Alp Clostra (Klosteralp) ins Val Vau und damit nach Santa Maria führt.

Das Tal wird von der Aua da Val Mora durchflossen. Der Wasserstand schwankt stark, teilweise mäandriert der Bach.

Das Val Mora ist von Italien her nur zu Fuss und per Mountain Bike über den Passo Cruschetta zugänglich. Die Alpen werden von Santa Maria her über die Alp Clastra bedient, abgesehen von den Milchtransporten ist die Fahrstrasse mit einem Fahrverbot für Motorfahrzeuge belegt. Politisch gehörte das Val Mora bis zur Gemeindefusion des Val Müstair am 1. Januar 2009 zur Gemeinde Müstair und bildete eine Exklave. Diese Exklave umfasste allerdings auch Teile des durch die Wasserscheide bei Döss Radond vom Val Mora getrennten Val Vau.

Wasserscheide

Döss Radond heisst auf rätoromanisch Rundhöcker und entstand durch Gletscherschliff während der Würmeiszeit. Das Gebiet bildet eine kontinentale Wasserscheide. Das Wasser der Aua da Val Mora fließt von da via Acqua del Gallo, Lago di Livigno und Spöl in den Inn und damit ins Schwarze Meer. Schon die Tatsache, dass mit dem Livigno-Tal Italien auch ins Schwarze Meer entwässert, ist eine Besonderheit - umso mehr, dass auch dieses seinerseits teilweise von Schweizer Gebiet gespiesen wird.

Natur

Das Tal ist geprägt von parkartigen Bergkiefer- und Arvenlandschaften mit einer Baumgrenze bei etwa 2300 m. Der Wald wird heute forstwirtschaftlich praktisch nicht mehr genutzt. Bei La Stretta befindet sich ein Hochmoor.

Im Tal kommen Gämsen und Rothirsche vor, manchmal auch Rehe. Faunistisch wichtig sind außerdem Schneehühner, Birkhühner und Schneehasen. Das Val Mora ist ein Jagdgebiet.

Das Val Mora wurde 1979 unter Schutz gestellt (Landschaftsschutzzone). Touristische Bauten sind damit nicht zugelassen. Die Alphütte von La Sprella wird jedoch seit 1980 als Übernachtungsstätte genutzt.

Dementsprechend ziemlich im Widerspruch dazu steht ein neues Projetkt: Im Val Mora soll es ab 2011 eine neue SAC-Hütte geben: die ehemalige Alphütte Alp Sprella soll zur 154. SAC-Hütte umgebaut werden. Die Gemeinde Val Müstair unterstützt das Projekt der SAC-Sektion Engiadina Bassa. Sie soll im Sommer und vor allem neu auch im Winter zwischen 60 und 70 Schlafplätze für Wanderer, Familien und Skitourengeher bieten. Die Kosten für den Umbau werden auf etwa 1.8 Millionen Franken geschätzt. Bei der Realisierung ist jedoch mit Widerstand aus Umweltkreisen zu rechnen, da das Val Mora bisher im Winter nicht erschlossen ist; so meldet der WWF Graubünden Vorbehalte an, handelt es sich doch um ein wichtiges Einstandsgebiet für Wildtiere im Winter.

Nutzung

Besiedlung

Es gibt keine Ganzjahressiedlungen im Tal. Im Sommer genutzt werden die beiden Alpen Alp Mora und Alp Sprella. Die Alpen gehören der Gemeinde Müstair und werden von ca. 130 Kühen und 200 Schafen bestossen. Die Alpauffahrt erfolgt in der zweiten Junihälfte.

Das fruchtbare Gebiet des Tals wurde früher mit Kanälen bewässert. Die Kanäle führen heute mehrheitlich kein Wasser mehr, doch häufig folgen die Wanderwege diesen Kanälen.

Tourismus

Aufgrund der Abgelegenheit dient das Tal vor allem dem Wander- und Skitourentourismus sowie dem Pferdetrekking, meist ausgehend vom Ofenpass. Das Tal grenzt an den Schweizerischen Nationalpark, gehört aber nicht dazu.

In neuerer Zeit wurde das Tal von Bikern entdeckt. So führt seit 2003 die traditionelle Route der Top of Graubünden durch das Val Mora.

Verkehr

Der Zugang zum Tal über den Passo Cruschetta scheint schon in der Bronzezeit genutzt worden zu sein, wie Funde aus dem Tal belegen.

1795 war der Bau eines Gasthauses im Gebiet Plazetta (etwa in der Talmitte) Gegenstand einer Vereinbarung, und dieses war offenbar sogar im Winter zugänglich.

Bis zum Ausbau der Passstrasse über den Umbrail im Jahr 1901 wurde der wesentlich tiefere Übergang bei Döss Radond als Säumerverbindung zwischen Val Müstair und dem Veltlin genutzt. Wichtigste Transportgüter waren Holz, Salz und Wein.

Die historische verkehrstechnische Bedeutung ging vollständig verloren.

Militär

Das Gebiet am linken Hang unterhalb des Piz Schumbraida wurde vom 2. Weltkrieg an bis 2005 vom Schweizer Militär als Schiessplatz genutzt.

Name

Gelegentlich wird der Name des Tals volksetymologisch auf das Moor bei La Stretta zurückgeführt, aber auch auf italienisch mora oder rätoromanisch mura (dt. Brombeere). Tatsächlich wird die Alp Mora im 12. Jh. erstmal als Alpe Maior (dt. größere Alp, auch Alpe Major und Alpe Mayor) urkundlich erwähnt.

Sagenwelt

Erzählt wird unter anderem die Sage von einer angeblich schönen Alp, die am Ausgang des Seitentals Tea Fondada gelegen habe. Ein altes Männchen habe den dortigen Senn um ein Stück Brot gebeten, sei aber von diesem zum Teufel gejagt worden. Darauf habe ein Fluch die Alphütte erzittern lassen und diese sei mitsamt dem Senn in einem tiefen Schlund versunken.

Weblinks


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