Venatorius

Venatorius

Thomas Venatorius (* um 1488 in Nürnberg; † 4. Februar 1551 in Nürnberg) war ein Mathematiker sowie evangelischer Theologe und Reformator.

Leben

Venatorius war Schüler des Mathematikers Johannes Schöner. Nach seinem Mathematikstudium wandte er sich der Theologie zu und trat in den Orden der Dominikaner ein.

Als junger Humanist zog Venatorius früh nach Italien. Er studierte in Padua. Seinen deutschen Namen Gehauf oder Jäger latinisierte er der Sitte der Zeit folgend. Nach seiner Rückkehr stand er seit 1519 im kirchlichen Dienst seiner Vaterstadt. Von 1533 bis zu seinem Lebensende war er Prediger an der Jakobinerkirche. Daneben erhielt er seine humanistischen Neigungen aufrecht, auch als er sich der evangelischen Bewegung angeschlossen hatte.

Mit Willibald Pirckheimer blieb er verbunden, auch als die übrigen evangelischen Pfarrer in Nürnberg von ihm abrückten. Seit 1534 war ihm die Leitung des städtischen Schulwesens übertragen. In diesem Rahmen gab er zahlreiche lateinische Gedichte, Übersetzungen griechischer Tragiker und astronomische Werke heraus. Unter den Nürnberger Predigern nahm Venatorius eine geachtete Stellung ein und beteiligte sich am kirchlichen Leben, ohne führend hervorzutreten.

Im Streit um die „Offene Schuld“ nahm er Stellung gegen Andreas Osiander. Im Grunde aber blieb er der Gelehrte, der sich ungern an der Polemik beteiligte. Nur als Johannes Haner abfiel, schrieb er 1534 in Nürnberg eine scharfe Streitschrift gegen ihn „De sola fide iustificante nos ... ad Joannem Hanerum epistola apologetica“. Seine theologischen Werke wurden gern gelesen und haben den Verfasser überlebt. Neben lateinischen Schriften über evangelische Grundwahrheiten waren es hauptsächlich Trostschriften für die Gemeinde.

Die Schrift „Ein kurz Unterricht den sterbenden Menschen gar tröstlich“ gab Martin Luther 1527 mit einer Vorrede heraus. 1530 erschien die Schrift „Ermanung zum creutz in der zeyt der Verfolgung“. Nicht zu vergessen ist sein 1529 in Nürnberg erschienenes Buch „De virtute christiana“, das am Anfang der evangelischen Ethik steht, ohne rechte Beachtung gefunden zu haben. Venatorius verfasste auch exegetische und dogmatische Schriften, die teilweise nicht mehr erhalten sind, darunter eine Auslegung der Psalmen, die er dem Rat von Rothenburg und dem Abt des Klosters Heilsbronn widmete. In der Zeit des Augsburger Interims leistete Venatorius wie andere Nürnberger Prediger tapferen Widerstand. Bald darauf starb er.

Literatur

  • Paul Tschackert: Venatorius, Thomas. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 39, Duncker & Humblot, Leipzig 1895, S. 599 f.
  • Thomas Venatorius. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, S. 608. (im Artikel Osiander)
  • Realenzyklopädie für protestantische Theologie und Kirche. Band 20, Seite 489
  • J. C. E. Schwarz: Thomas Venatorius und die ersten Anfänge der protestantischen Ethik. In: Theologische Studien und Kritiken. Band 23, 1850, S. 79–142.
  • Th. Kolde: Thomas Venatorius, sein Leben und seine literarische Tätigkeit. In: Beiträge zur bayrischen Kirchengeschichte. Band 13, 1907, Seiten 97, 157
  • M. Simon: Nürnberger Pfarrerbuch. Nürnberg 1965, Seite 235
  • Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2. Auflage. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3921590698, S. 1130 f.. 

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