Padua

Padua
Padua
Wappen
Padua (Italien)
Padua
Staat: Italien
Region: Venetien
Provinz: Padua (PD)
Lokale Bezeichnung: Pàdo(v)a
Koordinaten: 45° 24′ N, 11° 52′ O45.40805555555611.87222222222212Koordinaten: 45° 24′ 29″ N, 11° 52′ 20″ O
Höhe: 12 m s.l.m.
Fläche: 92 km²
Einwohner: 214.198 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 2.328 Einw./km²
Postleitzahl: 35100
Vorwahl: 049
ISTAT-Nummer: 028060
Demonym: Padovani oder Patavini
Schutzpatron: Antonius von Padua
Website: Padua
Kathedrale und Baptisterium
Palazzo della Ragione
Giotto: Beweinung Christi, Scrovegni-Kapelle
Basilika des hl. Antonius
Torre dell’Orologio
Prato della Valle
Basilika der hl. Justina am Prato della Valle
Römische Ponte Molino
Translohr in Padua

Padua (italienisch Padova; deutsch früher Esten) ist eine der ältesten Städte in Italien. Sie hat 214.198 Einwohner (Stand 31. Dezember 2010) und liegt am Rande der Poebene 30 km westlich von Venedig am Fluss Bacchiglione und ist die Hauptstadt der norditalienischen Provinz Padua.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Antike

Padua ist eine der ältesten Städte in Italien. Im 4. Jahrhundert v. Chr. wurde am Fluss Bacchiglione ein Fischerdorf gegründet. Nach der Sage wurde es jedoch schon von dem Trojaner Antenor um 1184 v. Chr. gegründet. Schnell entwickelte sich die Region zu einem wichtigen Zentrum der Veneter. 302 v. Chr. schlug die paduanische Armee den spartanischen König Kleonymos zurück.

Nach der Niederlage der Gallier gegen die Römer um 215 v. Chr. wurde das Gebiet der Veneter in das Römische Reich eingegliedert und Padua oder Patavium entwickelte sich zu einer der wichtigsten und reichsten Handelsstädte des römischen Reiches. 45 v. Chr. erlangte die Stadt den Status eines Municipium. 59 v. Chr. wurde in Padua der römische Geschichtsschreiber Titus Livius geboren.

Der Legende nach soll der Heilige Prosdocimus das Gebiet im 1. Jahrhundert christianisiert haben und der erste Bischof von Padua gewesen sein[2].

421 gründeten die Paduaner auf Rialto eine Hafenstadt. Nachdem Padua 452 von Attila zerstört und von Narses wieder aufgebaut worden war, fiel es an die Langobarden. 601 erhob sich die Stadt gegen König Agilulf, der sie nach 12-jähriger blutiger Belagerung eroberte und niederbrannte. Das antike Padua wurde vernichtet; die Überreste des Amphitheaters und einige Brückenfundamente sind das einzige, was heute noch erhalten ist.

Mittelalter

Die Stadt erholte sich nur sehr langsam wieder. Karl der Große brachte Padua 779 unter fränkische Herrschaft. Später wurde die Stadt dem Heiligen Römischen Reich zugeordnet. Otto der Große errichtete in Padua eine Munizipalverfassung mit zwei vorsitzenden Konsuln und erklärte die Stadt zur Freien Stadt. Unter Kaiser Friedrich Barbarossa trat sie 1164 dem Lombardischen Städtebund bei, schloss aber 1177 zu Venedig einen Waffenstillstand mit dem Kaiser, nachdem es 1175 einen Podestà an die Spitze der städtischen Regierung gestellt hatte.

Die Podestas bedrohten bald die Selbstständigkeit Paduas, besonders die aus dem Haus Romano, von denen Ezzelino III. 1237-1256 eine drückende Tyrannei ausübte. 1256 wurde es von den Guelfen erobert. Infolge der Eifersucht zwischen Volk und Adel übertrug man das Podestat wieder einer Familie, nämlich dem Haus Carrara. In dieser Zeit erweiterte Padua seinen Herrschaftsbereich auf einen Großteil von Zentral-Venezien und baute die Stadt stetig aus. Es wurden die mittelalterliche Stadtbefestigung und die zivile und kirchliche Bebauung der Stadt erweitert.

1222 wurde – nach Bologna und Modena – die dritte italienische Universität in Padua gegründet, und einige der wichtigsten italienischen Künstler arbeiteten oder lebten in Padua. Dazu gehörten unter anderem Giotto di Bondone, Guariento di Arpo, Altichiero da Zevio und Giusto de’ Menabuoi. Mit dem Niedergang der Familie Carrara 1405 verlor auch Padua seine politische Eigenständigkeit und kam unter die Herrschaft Venedigs, was der kulturellen Entwicklung keinen Abbruch tat. Bis in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts wirkten unter anderem Donatello und Andrea Mantegna in Padua.

Neuzeit

Venezianische Herrschaft

Im Jahr 1405 kam Padua unter die Herrschaft der Republik Venedig, unter der es – mit einer kurzen Unterbrechung, als es 1509 während des Krieges gegen die Liga von Cambrai für einige Wochen in die Hände der Liga fiel – bis zum Ende der Republik blieb. Die Stadt wurde von zwei venezianischen Adeligen, einem Podestà für die zivilen und einem Kapitän für die militärischen Angelegenheiten, regiert, die für jeweils 16 Monate gewählt wurden. Unter diesen Gouverneuren besorgten weiterhin der Große und der Kleine Rat die Geschäfte der Stadt und wandten die paduanischen Gesetze an, die in den Statuten von 1276 und 1362 festgelegt waren. Die Finanzen lagen in den Händen von zwei Kämmerern. Ein Gesandter aus den Reihen des paduanischen Adels residierte für jeweils fünf Jahre in Venedig, um dort die Interessen seiner Heimatstadt zu vertreten.

Im 16. Jahrhundert erfuhr Padua einen erneuten Aufschwung. Die Stadt wurde um einige Gebäude erweitert, die Stadtbefestigung weiter ausgebaut und die Universität baute ihren guten europäischen Ruf aus. In dieser Zeit lehrten an der Universität viele italienische Gelehrte, unter anderem Galileo Galilei.

Österreichische Herrschaft

Am Ende des 18. Jahrhunderts endete die venezianische Vorherrschaft. Am 28. April 1797 wurde Padua von den Franzosen besetzt und im Frieden von Campo Formio am 17. Oktober 1797 an Österreich abgetreten, kam aber im Pressburger Frieden vom 26. Dezember 1805 an das von Napoléon Bonaparte gegründete Königreich Italien. Der erste Pariser Friede vom 30. Mai 1814 brachte Padua als Teil des Königreiches Lombardo-Venetien indirekt an Österreich zurück (sein König war in Personalunion der Kaiser von Österreich). Am 8. Februar 1848 fand in Padua ein bewaffneter Aufstandsversuch statt, der jedoch von den österreichischen Truppen unterdrückt wurde und in dessen Folge die Universität bis 1850 geschlossen wurde.

Unter der habsburgischen Regentschaft begann die Entwicklung der Industrie in Padua. 1845 wurde als eine der ersten Bahnstrecken Italiens die Strecke Padua–Venedig (heute Teil der Bahnstrecke Venedig–Rovigo–Bologna) errichtet.

Teil Italiens

Durch den Wiener Frieden vom 3. Oktober 1866 kam Padua mit Venetien an das Königreich Italien. Zu dieser Zeit war Venetien die ärmste Region Norditaliens, was bis in die 1960er Jahre so bleiben sollte. Die Stadt selbst blühte dennoch in den folgenden Jahrzehnten gesellschaftlich und wirtschaftlich auf. Die Industrialisierung schritt fort und die Stadt war ein wichtiger landwirtschaftlicher Markt. Die Universität bildete ein bedeutendes kulturelles und technologisches Zentrum. Auch ein höheres militärisches Kommando und mehrere Regimenter waren hier stationiert.

20. Jahrhundert

Mit dem Eintritt Italiens in den Ersten Weltkrieg am 24. Mai 1915 wurde Padua als Sitz des Oberkommandos der italienischen Armee ausgewählt, wo König Viktor Emanuel III. und der Generalstabschef Luigi Cadorna fortan lebten. Nach der italienischen Niederlage in der Schlacht von Karfreit im Herbst 1917 wurde die Front bis an den nur 50 bis 60 km entfernten Piave vorgeschoben, wodurch die Stadt innerhalb der Reichweite der österreichischen Artillerie lag. Dennoch wurde das Oberkommando nicht verlegt. Mehrmalige Bombardements der Stadt forderten etwa hundert zivile Todesopfer. Vom nahe gelegenen Flugfeld San Pelagio startete Gabriele D'Annunzio am 9. August 1918 zu seinem denkwürdigen Flug nach Wien.

Ende Oktober 1918 brach nach dem entscheidenden Sieg der italienischen Armee in der Schlacht von Vittorio Veneto die österreichisch-ungarische Front zusammen. Am 3. November 1918 wurde in Padua der Waffenstillstand von Villa Giusti geschlossen.

Während des Kriegs war die Industrie stark gewachsen, was die Grundlage für die weitere Entwicklung in der Nachkriegszeit bot. In den Jahren nach dem Krieg entwickelte sich Padua außerhalb der alten Stadtmauern und wuchs sowohl an Größe als auch an Bevölkerung. Wie viele andere Orte innerhalb und außerhalb Italiens erlebte Padua in diesen Jahren schweren sozialen Aufruhr. Die Stadt wurde durch Streiks und Zusammenstöße erschüttert, Fabriken und Land wurden besetzt und Kriegsveteranen kämpften um ihre Rückkehr ins Zivilleben. Wie in anderen Städten Italiens sahen viele im Faschismus den Retter von Ordnung und Besitz gegen die Revolution. Eine der größten Massenkundgebungen, bei der angeblich etwa 300.000 Menschen einer Rede Benito Mussolinis folgten, fand in Padua statt.

Neue Gebäude in typisch faschistischer Architektur entstanden, so z.B. der Hauptbahnhof, die Gebäude um die Piazza Spalato (heute Piazza Insurrezione), der neue Teil des Rathauses und ein Teil des Palazzo del Bo, Sitz der Universität.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Padua nach dem Waffenstillstand von Cassibile am 8. September 1943 Teil der Italienischen Sozialrepublik, des Marionettenstaats der deutschen Besatzer. In der Stadt befanden sich das Ministerium für öffentliche Unterweisung, Militär- und Milizkommanden sowie ein Militärflugplatz. Gleichzeitig bekämpfte die Resistenza, die italienischen Partisanen, sehr aktiv die neuen faschistischen Machthaber wie auch die Nazis.

Padua wurde mehrmals von alliierten Flugzeugen bombardiert. Am schwersten wurden der Bahnhof sowie der im Norden gelegene Stadtteil Arcella getroffen. Dabei wurde die Eremitani-Kirche zerstört, wodurch Fresken von Andrea Mantegna unwiederbringlich verloren gingen.

Am 28. April 1945 wurde die Stadt von Partisanen und neuseeländischen Truppen befreit. Ein kleiner Soldatenfriedhof des Commonwealth im Westen der Stadt erinnert an die Opfer.

Nach dem Krieg erlebte die Stadt einen raschen Aufschwung – ein Spiegelbild des Aufstiegs Venetiens vom ärmsten Gebiet in Norditalien zu einer der reichsten und aktivsten Regionen des modernen Italien.

In jüngster Zeit machte Padua im August 2006 Schlagzeilen, als die Stadtverwaltung eine drei Meter hohe Stahlwand um ein Stadtviertel mit hohem Migrantenanteil ziehen ließ.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Padua hat viele Sehenswürdigkeiten - unter anderem die berühmte Basilika des heiligen Antonius mit seinem Grabmal, die meist die Santa Giustina völlig überschattet, obwohl sich in dieser das Grab des heiligen Lukas befindet[3]. Der Prato della Valle ist der drittgrößte Innenstadtplatz Europas, nach dem Roten Platz in Moskau und dem Place de la Concorde in Paris. Die Universität - mit ihrem berühmten teatro anatomico - ist im Herzen der Stadt gelegen. Die Scrovegni-Kapelle ist aufgrund ihres Freskenzyklus von Giotto kunstgeschichtlich außerordentlich bedeutend. Außerdem sind noch der Palazzo della Ragione, das heimliche Wahrzeichen Paduas, und der 1545 gegründete Botanische Garten (heute Weltkulturerbe) zu nennen. Auch das Café Pedrocchi, ehemals Treffpunkt der Intellektuellen, gehört zu den unumgänglichen Sehenswürdigkeiten. Außerdem gibt es in den Resten der alten Burg (la Specola), in der sich das astronomische Institut der Universität befindet, ein Museum über die Geschichte und alte Unterrichtsmethoden der Astronomie. In der Altstadt befinden sich aus der Römerzeit einige der ältesten Segmentbogenbrücken der Welt, die aber heutzutage überwiegend unzugänglich liegen: der Ponte San Lorenzo, der Ponte Molino, der Ponte Altinate und der Ponte Corvo.

Verkehr

Am 6. Dezember 2006 eröffnete in Padua der Translohr, ein spurgeführter Oberleitungsbus der Firma Lohr Industrie den Betrieb. Die von dem Unternehmen entwickelte Technik setzt eine mittig eingelassene Schiene ein. Die Fahrzeuge sind Zweirichtungs-Gelenkfahrzeuge, die nur auf spurgeführten Strecken fahren können. Das System stellt somit eine Mischform zwischen einer Straßenbahn und einem Oberleitungsbus dar und wird deshalb auch Straßenbahn auf Gummirädern genannt. Auf einer Linie mit einer Länge von 10,5 Kilometern sind 14 Fahrzeuge im täglichen Einsatz. Eine Erweiterung zu einem Netz von vier Linien ist geplant.

Padua in der Literatur

Berühmte Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Städtepartnerschaften

Die Stadt Padua unterhält Partnerschaften mit folgenden Städten:

Quellen

  1. Statistiche demografiche ISTAT. Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica vom 31. Dezember 2010.
  2. Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, eingesehen am 10. November 2010
  3. Anton Seidenbusch: Kunst und Medizin in Padua. Berührpunkte zwischen Heilkunde und bildender Kunst, dargestellt anhand von Beispielen aus Paduas Kirchen und der Scuola del Santo, Pattensen/Hannover 1975 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen, 1)

Weblinks

 Commons: Padua – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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