- Andreas Osiander
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Andreas Osiander, (* 19. Dezember 1498 in Gunzenhausen; † 17. Oktober 1552 in Königsberg/Preußen ) war Theologe und deutscher Reformator.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Die verbreitete Auffassung, der Name Osiander sei ein „Humanistenname“ und stelle eine Gräzisierung von „Hosemann“ dar, ist irrig.[1]
Nach seinem Studium in Ingolstadt wirkte Osiander zunächst ab 1520 als Pfarrer in Nürnberg an St. Lorenz. Überzeugt von der Theologie Martin Luthers, setzte er gemeinsam mit seinen Weggefährten, dem Maler Albrecht Dürer, dem Humanisten und Ratsherren Willibald Pirckheimer, sowie Ratsschreiber Lazarus Spengler und Meistersinger Hans Sachs, die Reformation in Nürnberg durch. Aber auch in der Oberpfalz kam Osiander bei der kirchlichen Erneuerung eine maßgebliche Rolle zu, so lieferte er die Vorlage für das Edikt des Landesherrn Otto Heinrich und erarbeitete eine neue Kirchenordnung. Osiander stand auch hinter der Abberufung des evangelisch gesinnten Rektors der Sebaldusschule Hans Denck, welcher sich später den reformatorischen Täufern anschloss.
1549 wurde Osiander von Herzog Albrecht von Brandenburg-Ansbach als Theologieprofessor an die noch junge, 1544 gegründete Königliche Albertus-Universität Königsberg berufen. Dort geriet er in heftigen Streit mit den Anhängern Philipp Melanchthons, dem engen Weggefährten Luthers. In der Auseinandersetzung ging es um die Rechtfertigungslehre, eine der Kernaussagen reformatorischer Theologie. Für Melanchthon blieb ein Sünder auch nach einem Gerichtsverfahren vor Christus zutiefst ein Sünder, Osiander war dagegen – ähnlich der Position der Ostkirchen – der Meinung, dass die Gerechtigkeit Christi durch den Glauben dem Menschen eingepflanzt und somit ein Wesensbestandteil des Glaubenden wird.
Dieser sogenannte Osiandrische Streit erregte auf viele Jahre hinaus den Protestantismus und entzweite ihn. Letzten Endes gingen Osiander und seine Anhänger in dieser für die Reformation wichtigen theologischen Frage Zeit ihres Lebens eigene Wege.
Osiander galt als Kenner der hebräischen Sprache und der jüdischen Mystik. Er suchte einen echten Dialog mit den Juden, setzte sich energisch für ihre Rechte ein und lehnte jede Form des Antijudaismus ab. Auch hier unterschied er sich deutlich von Martin Luther, der zuletzt stark antijudaistische Ideen vertrat.
Vorwort zu Kopernikus
Osiander sorgte dafür, dass Nikolaus Kopernikus Werk De Revolutionibus Orbium Coelestium gegen den starken Widerstand Luthers und Melanchthons im Jahre 1543 in Nürnberg erscheinen konnte. Allerdings nahm er an dem Werk einige Änderungen vor, die nicht durch Copernicus autorisiert waren. Er strich wichtige Passagen, machte eigene Zusätze und fügte ein Vorwort ein, in dem er Copernicus’ Theorie als bloßes Rechenmodell ohne Anspruch auf Übereinstimmung mit der Realität darstellte. Vermutlich wollte er damit den abzusehenden Konflikt mit den katholischen und protestantischen Kirchenautoritäten entschärfen.
Familie
Andreas Osiander war drei Mal verheiratet.
- 1. Ehe mit Catherine Preu (* 1508 Weissenburg; † 14. Juli 1537 in Nürnberg)
- 2. Ehe 1538 mit Helene Künhofer (auch Helena Kunhoffer; * 1519 Nürnberg; † Mai 1545 in Nürnberg) zum Zeitpunkt der Heirat wohlhabende Witwe, 2 Töchter
- 3. Ehe 1546 mit Helene Magenbuch (* 14. März 1523 in Nürnberg; † 8. September 1597 in Hohenacker), die Tochter des Nürnberger Arztes Johann Magenbuch (* 1487 in Blaubeuren, † 14. Oktober 1546 in Kassel, begraben in Nürnberg). Nach dem Tod Osianders heiratete sie den Pfarrer Johannes Ruckher und wurde herzoglich württembergische Hofapothekerin.
Von seinen Kindern sind bekannt:
- Lucas Osiander,
- Agnes Osiander (* 1530 in Nürnberg), verheiratet mit Andreas Aurifaber, in zweiter Ehe 1560 in Königsberg mit Johann Funck (1518–1566)
- Veronika Osiander (* 1533 in Nürnberg), verheiratet mit Johannes Freudenhammer (1527–1572)[2]
- Katharina Osiander (* 1526 in Nürnberg), verheiratet mit Hieronymus Besold († 16. Oktober 1562)
- weitere bedeutende Familienmitglieder siehe unter: Osiander.
Gesamtausgabe
- Gerhard Müller, Gottfried Seebass (Hrsg.): Andreas Osiander d. Ä. Gesamtausgabe. Gütersloher Verlagshaus, 1975–1997:
- Band 1: Schriften und Briefe 1522 bis März 1525. 1. Auflage 1975, ISBN 978-3-579-04266-4.
- Band 2: Schriften und Briefe April 1525 bis Ende 1527. 1. Auflage 1977, ISBN 978-3-579-04267-1.
- Band 3: Schriften und Briefe 1528 bis April 1530. 1. Auflage 1979, ISBN 978-3-579-04268-8.
- Band 4: Schriften und Briefe Mai 1530 bis Ende 1532. 1. Auflage 1980, ISBN 978-3-579-04269-5.
- Band 5: Schriften und Briefe 1533 bis 1534. 1. Auflage 1983, ISBN 978-3-579-04270-1.
- Band 6: Schriften und Briefe 1535 bis 1538. 1. Auflage 1985, ISBN 978-3-579-00130-2.
- Band 7: Schriften und Briefe 1539 bis März 1543. 1. Auflage 1988, ISBN 978-3-579-00131-9.
- Band 8: Schriften und Briefe April 1543 bis Ende 1548. 1. Auflage 1990, ISBN 978-3-579-00132-6.
- Band 9: Schriften und Briefe 1549 bis August 1551. 1. Auflage 1994, ISBN 978-3-579-00133-3.
- Band 10: Schriften und Briefe September 1551 bis Oktober 1552 sowie Posthumes und Nachträge. 1. Auflage 1997, ISBN 978-3-579-00134-0.
Literatur
- Wolfgang Osiander: Die Reformation in Franken: Andreas Osiander und die fränkischen Reformatoren; Schrenk, Gunzenhausen 2008; ISBN 978-3-924270-55-1.
- Claus Bachmann: Die Selbstherrlichkeit Gottes Studien zur Theologie des Nürnberger Reformators Andreas Osiander; Neunkirchner Verlag, Neukirchen-Vluyn 1996; ISBN 3-7887-1589-8.
- Claus Bachmann: Das Kreuz mit der Alleinwirksamkeit Gottes. Die Theologie des Nürnberger Reformators und protestantischen Erzketzers Andreas Osiander im Horizont der Theosis-Diskussion, in: Kerygma und Dogma 49 (2003), S.247-275.
- Emanuel Hirsch: Die Theologie des Andreas Osiander und ihre geschichtlichen Voraussetzungen; Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1919.
- Gottfried Seebass: Das reformatorische Werk des Andreas Osiander. Verein für Bayerische Kirchengeschichte, Nürnberg 1967.
- Martin Stupperich: Osiander in Preußen: 1549–1552; Arbeiten zur Kirchengeschichte 44; de Gruyter, Berlin 1973; ISBN 3-11-004221-5.
- W. Müller, Paul Tschackert: Osiander, Andreas. In: Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche (RE). 3. Auflage. Band 14, Hinrichs, Leipzig 1904, S. 501–509.
- W. Möller: Osiander, Andreas. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 24, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 473–483.
- Gottfried Seebaß: Osiander, Andreas. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, S. 608.
- Holm-Dietmar Schwarz: über Osiander, Andreas. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, S. 495 f. im Artikel Placotomus
- Ersch-Gruber: Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste. Sektion 3, Teil 6, S. 257 (Online)
- Gottfried Seebaß: Osiander, Andreas. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 18, de Gruyter, Berlin/New York 1989, ISBN 3-11-011613-8, S. 507–515.
Weblinks
Commons: Andreas Osiander – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur von und über Andreas Osiander im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Paul Gerhard Aring: Andreas Osiander. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 6, Herzberg 1993, ISBN 3-88309-044-1, Sp. 1298–1299.
- Andreas Osiander: Unterricht und Vermanung, wie man wider den Türcken peten und streyten soll (Digitalisat)
Einzelnachweise
- ↑ Georg Lenkner: Name und Herkunft Andreas Osianders; in: Württembergisch Franken 46 (1962), S. 55–62. Wolfgang Killinger: Eine Osiander-Genealogie: Die frühen Osiander; in: Blätter für fränkische Familienkunde 30 (2007), S. 81 ff.
- ↑ Freidenhammer studierte 1545 an der Universität Wittenberg, er wurde 1552 Diakon an der altstädtischen Kirche in Königsberg, 1556 Pfarrer zu Schippenbeil, 156S Prediger zu St. Barbara in Breslau, 1571 Diakonus zu St. Maria Magdalena, 1572 Diakonus zu St. Elisabeth. Er starb am 5. Juni 1572. Er war ein Schwiegersohn des Andreas Osiander. (Pantke V, 15f; Arnoldt I, 37, II 265.)
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