Johannes Schöner

Johannes Schöner
Johannes Schöner
Weimer Globus 1533

Johann(es) Schöner, latinisiert auch Johann(es) Schonerus (* 16. Januar 1477 in Karlstadt am Main, Unterfranken; † 16. Januar 1547 in Nürnberg, Mittelfranken) war ein deutscher Mathematiker, Geograph, Kartograf, Astronom, Astrologe und Herausgeber.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ab 1494 studierte Schöner in Erfurt Mathematik, Theologie und Medizin, jedoch ohne einen Abschluss. Einer seiner Kommilitonen war Martin Luther. 1500 wurde er zum Priester geweiht und hatte Pfarrstellen im Raum Bamberg und Karlstadt inne. In Nürnberg lernte er die beobachtende Astronomie bei Bernhard Walther. 1523 wurde er wegen Vernachlässigung des Chordienstes und Konkubinats in die fränkische Schweiz strafversetzt. Nach dem Bauernkrieg von 1525 begab er sich nach Nürnberg und konvertierte zum Protestantismus. Auf Empfehlung von Philipp Melanchthon wurde er 1526 Professor für Mathematik am Egidiengymnasium, eine Stelle, die er bis ein Jahr vor seinem Tod innehatte.

Schöners Waldseemüller-Karte in der Library of Congress (2007)

Schon in Bamberg hatte er sich eine Druckerei eingerichtet. Mit der Unterstützung durch Johann Seyler fertigte er Erd- und Himmelsgloben an. Als Schüler von Martin Waldseemüller erstellte er mit die ältesten Erdgloben überhaupt. Zudem besaß er diejenige Kopie von Waldseemüllers Weltkarte, die in der Library of Congress ausgestellt ist.

Auf seinen Globen von 1515, 1520 und 1533 erscheint ein Brasilia inferior getrennt durch eine Wasserstraße von Südamerika, das heißt vor der offiziellen Entdeckung durch Magellan im November 1520. Dies entspricht der vom osmanischen Admiral Piri Reis 1513 gezeichneten Karte des Piri Reis. Solche rätselhaften Einträge führten kürzlich zu der umstrittenen Hypothese Gavin Menzies, dass der chinesische Admiral Zheng He um 1420 die ganze Welt kartographiert hatte.

Schöner bearbeitete und veröffentlichte die astronomischen Beobachtungen, die sein Lehrer Bernard Walther und Regiomontanus über 40 Jahre in Nürnberg durchgeführt hatten: Observationes XXX annorum a I. Regiomontano et B. Walthero Norimbergae habitae [4°, Norimb. 1544].

Nicolaus Copernicus verwandte die Merkurbeobachtungen, schrieb sie aber Schöner zu, der sie ihm vor der Publikation mitgeteilt hatte. Es gab 45 Beobachtungen, davon 14 mit Länge und Breite. In Copernicus Hauptwerk werden 3 Merkurbeobachtungen angeführt, jedoch nur die Längen. Sie weichen aber leicht von den 1544 veröffentlichten Werten ab.

1538 hielt sich Georg Joachim Rheticus bei ihm auf. Vermutlich überzeugte er ihn zusammen mit dem Drucker Johannes Petreius, Copernicus in Frauenburg aufzusuchen und dessen Arbeiten druckfertig zu machen. Rheticus widmete ihm 1540 die Narratio Prima, die Vorveröffentlichung des Kopernikanischen Werkes.

Bernhard Walther hatte den Nachlass von Regiomontanus erworben, aber niemandem Zugang gestattet. Schöner publizierte einige der Arbeiten Regiomontans, wie die Begründung der wissenschaftlichen Kometenkunde Problemata XVI de cometae (1472) magnitudine longitudineque ac de loco ejus vero, den Algorithmus demonstratus, eine (ablehnende) Schrift über die Achsendrehung der Erde, das Handbuch der Trigonometrie.

Schöners erste eigene Publikation erschien 1515 in Bamberg: Horari cylindri canones, eine Anweisung zum Zeichnen von Sonnenuhren auf einem Zylindermantel. Auch noch in Bamberg veröffentlichte er eine Abhandlung über den Computus Ecclesiasticus, in der er unter anderem auf die Notwendigkeit einer Kalenderreform hinwies. Seine nachgelassenen Arbeiten wurden 1561 von seinem Sohn Andreas Schöner (1528–1590)[1] herausgegeben.

In späteren Jahren wandte er sich verstärkt der Astrologie zu, über die er Monographien verfasste. In diesem Zusammenhang ist auch zu sehen, dass er Bernard Walthers Canones de judiciis aurae herausgab, einen Versuch, die Meteorologie auf Gestirnseinwirkungen zurückzuführen.

Die IAU ehrte ihn durch die Benennung des Marskraters Schöner. Zudem trägt das Gymnasium in seinem Geburtsort Karlstadt seinen Namen.

Literatur

  • Siegmund Günther: Johannes Schöner. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 32, Duncker & Humblot, Leipzig 1891, S. 295–297.
  • Norbert Holst, Mundus, Mirabilia, Mentalität: Weltbild und Quellen des Kartographen Johannes Schöner: eine Spurensuche, Frankfurt/Oder, Scripvaz, 1999. ISBN 3-931278-10-7
  • Maruska, Monika: Johannes Schöner - 'Homo est nescio qualis'. Leben und Werk eines fränkischen Wissenschafters an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert. Diss. phil. Wien 2008 (Digitalisat)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Siegmund Günther: Schöner, Andreas. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 32, Duncker & Humblot, Leipzig 1891, S. 294 f.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Johannes Schöner — (January 16,1477 in Karlstadt am Main ndash; January 16,1547 in Nürnberg) (aka, Johann Schönner, Jean Schönner, Joan Schoenerus) was a renowned and respected German Humanist Renaissance Mathematicus. It is best to refer to him using the usual… …   Wikipedia

  • Johannes Schöner der Jüngere — (* 11. Juli 1597 in Edinburgh; † 19. April 1656 in Stralsund) war ein schottischer Mediziner. Leben Geboren als Sohn des Leibmediziners der Königin von England in Edinburgh Martin Schöner und seiner Frau Lucretia, der Tochter des Freiherrn von… …   Deutsch Wikipedia

  • Johannes Schöner globe — Johannes Schöner (1477 1547), a German astronomer and cartographer, made some of the oldest globes still in existence. Some of them show areas before they were discovered, like the Magellan Strait and the Antarctic.The Johannes Schöner Globe… …   Wikipedia

  • Schöner — ist der Name folgender Personen: Adolf Schöner (1893–1976), deutscher Luftfahrtpionier Georg Friedrich Adolph Schöner (1774–1841), deutscher Maler Hannes Schöner (* 1953), deutscher Sänger Ingeborg Schöner (* 1935), deutsche Schauspielerin… …   Deutsch Wikipedia

  • Schöner — is a German surname, also rendered as Schoener or Schoner* Johannes Schöner (1477 1547), also Johann(es) Schonerus , German mathematician, geographer, cartographer, astronomer **Johannes Schöner globe * George Schoener ** Rosa Schoener s Nutkana… …   Wikipedia

  • Johannes Werner — Johannes Werner, lat. Vernerus, (* 14. Februar 1468 in Nürnberg; † Mai 1522 in Nürnberg) war ein deutscher Pfarrer, Mathematiker, Astronom, Astrologe, Geograph und Kartograph. Werner studierte ab 1484 in Ingolstadt Theologie und Mathematik. 1490… …   Deutsch Wikipedia

  • Schöner (cráter) — Schöner Cráter Marciano …   Wikipedia Español

  • Johannes Brahms — (* 7. Mai 1833 in Hamburg; † 3. April 1897 in Wien) war ein deutscher Komponist, Pianist und Dirigent, dessen Kompositionen man vorwiegend der Romantik zuordnet. Durch die gleichzeitige Ei …   Deutsch Wikipedia

  • Johannes Pfeiffer (Künstler) — Johannes Pfeiffer (* 1954 in Ulm) ist ein deutscher Landartkünstler und Installationskünstler. Er arbeitet in Berlin, Ulm, Tübingen und Turin. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1.1 Werk 2 Auszeichnungen …   Deutsch Wikipedia

  • Johannes Saubert d. Ä. — Johannes Saubert der Ältere (* 26. Februar 1592 in Altdorf; † 2. November 1646 in Nürnberg) war ein lutherischer Theologe und Stadtbibliothekar in Nürnberg. In seinen Schriften wird zum ersten Mal ein Katalog erwähnt, der die bis 1500… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”