Vereinigung evangelischer Freikirchen

Vereinigung evangelischer Freikirchen
Name
Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF)
Basisdaten
Geistliche Leitung: Präsidentin:
Rosemarie Wenner, Bischöfin der EmK,
(Frankfurt)
Stellvertr. Präsident:
Friedrich Schneider, Pastor BEFG
(Oldenburg)
Beauftragter am Sitz
der Bundesregierung:
Peter Jörgensen, Pastor BEFG
(Berlin)
VEF-Kirchen: Mitgliedskirchen: 9
Gastkirchen: 5
Statistik
(ohne Gastkirchen):
2695 Gemeinden
mit ca 237100 Mitgliedern
31. Dezember 2007
Rechtsform: Eingetragener Verein
Anschrift: VEF Geschäftsstelle:
Johann-Gerhard-Oncken-Strasse 7
14641 Wustermark-Elstal
Offizielle Website: Vereinigung Evangelischer Freikirchen

Die Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) ist ein Zusammenschluss deutscher Freikirchen und freikirchlicher Gemeinschaften mit den Zielen, gemeinsame Anliegen öffentlich besser zu vertreten, die Zusammenarbeit im theologischen und diakonisch-sozialen Bereich zu intensivieren sowie die Gemeinschaft der verschiedenen Freikirchen untereinander zu fördern. Sie besitzt den rechtlichen Status eines eingetragenen Vereins[1].

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Anfänge

Die VEF konstituierte sich am 29. April 1926 in Leipzig. Gründungsmitglieder waren der Bund der Baptistengemeinden in Deutschland (heute Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland), die Freien evangelischen Gemeinden, die Evangelische Gemeinschaft und die Bischöfliche Methodistenkirche. Schrittmacher dieser Gründung war der 1896 gegründete Freikirchliche Predigerbund von Berlin und Umgebung, aus dem bereits 1916 ein Hauptausschuss Evangelischer Freikirchen hervor gegangen war.

Hauptanliegen der Vereinigung war die Anwendung und Durchsetzung der durch die Weimarer Verfassung garantierten Rechte für Religionsgemeinschaften. Insbesondere ging es den in der Vereinigung zusammengeschlossenen Freikirchen um die Erlangung der Körperschaftsrechte und damit um die formalrechtliche Gleichstellung mit den Landeskirchen.

Von Anfang an suchte die VEF auch das Gespräch mit den Volkskirchen. Hier ging es vor allem um Streitfragen des kirchlichen Alltags. So war es in vielen Fällen freikirchlichen Pastoren verboten, auf landeskirchlichen Friedhöfen Trauerandachten und Beerdigungen durchzuführen. Da die meisten Friedhöfe der damaligen Zeit in landeskirchlicher bzw. römisch-katholischer Hand waren, war es vielfach unmöglich, freikirchliche Beerdigungen in würdigem Rahmen durchzuführen.

Im Dritten Reich

Zwischen 1933 und 1934 stand die VEF vor der Frage, wie sie sich zu einer (zwangsweise verfügten) Eingliederung in eine deutsche evangelische Reichskirche stellen sollte. Es gab in den Reihen der Freikirchler durchaus Befürworter einer einheitlichen Reichskirche. Andere versuchten Kontakt zur Bekennenden Kirche aufzunehmen. Karl Barth stellte sich jedoch in einer persönlichen Stellungnahme gegen dieses Begehren.

1937 nahmen zwei Vertreter der deutschen VEF an der Ökumenischen Weltkonferenz in Oxford teil. Den landeskirchlichen Delegierten war die Ausreise zu dieser Konferenz durch die deutschen NS-Behörden per Passentzug verweigert worden. Die vom Bischof der Bischöflichen Methodistenkirche F. H. Otto Melle vor der Ökumene-Konferenz gehaltene Rede, in der er die nationalsozialistische Politik verteidigte, führte zu einem tiefen Zerwürfnis zwischen Landeskirchen und Freikirchen.

Nachkriegszeit

Die entstandenen Spannungen konnten erst in den Nachkriegsjahren abgebaut werden. Eine erste Zusammenarbeit zwischen Landeskirchen und Freikirchen entwickelte sich auf Druck der ausländischen Kirchen und der von ihnen gestarteten Hilfsaktionen für das vom Krieg zerstörte Deutschland. Da erhebliche Teile der Geld- und Sachspenden von ausländischen Schwesterkirchen (u. a. Baptisten, Methodisten, Mennoniten, Quäker) der deutschen Freikirchen stammten, wurde bei den Landeskirchen darauf hingewirkt, auch die deutschen Freikirchen an der Verteilung der Hilfsgüter zu beteiligen. So kam es zur Gründung des gemeinsamen Hilfswerkes Evangelischer Kirchen. Der Name dieses Hilfswerks war ein Signal: Zum ersten Mal wurden damit die Freikirchen seitens der Landeskirchen als gleichberechtigte evangelische Kirchen bezeichnet. Weitere Zusammenschlüsse und Arbeitsgemeinschaften entwickelten sich in den Folgejahren: 1948 kam es zur Gründung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), 1957 bildeten die Hilfswerke der EKD und der VEF die Diakonische Arbeitsgemeinschaft evangelischer Kirchen.

Gegenwart

Aufgrund der politischen Entwicklungen im geteilten Deutschland trennte sich 1963 auch die Vereinigung Evangelischer Freikirchen in eine Vereinigung Ost und eine Vereinigung West. Kontakte durch jährliche Begegnungen blieben jedoch auch in der Zeit des Kalten Krieges bestehen. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands kam es 1991 auch zu einem Zusammenschluss der getrennten Vereinigungen.

1990 entstand in Münster der Verein für Freikirchenforschung, der bis 2001 Verein zur Förderung der Erforschung der freikirchlichen Geschichte und Theologie hieß. Er gibt eine eigene Zeitschrift heraus.

Seit 2000 ist die Vereinigung Evangelischer Freikirchen durch einen eigenen Beauftragten am Sitz der Bundesregierung in Berlin vertreten. In den Jahren 2000 bis 2006 wurde diese Beauftragung von dem Theologen und Verleger Dr. Dietmar Lütz ausgeübt. Als dessen Nachfolger wurde der Berliner Pastor (Baptistengemeinde Wedding) Peter Jörgensen berufen. Auch bei der nordrhein-westfälischen Landesregierung in Düsseldorf ist ein Beauftragter der Vereinigung Evangelischer Freikirchen akkreditiert. Diese Funktion wird gegenwärtig vom Herner Baptistenpastor Joost Reincke wahrgenommen.

Die VEF hat ihren satzungsmäßigen Sitz in Frankfurt am Main.

Die Freikirchen der VEF

Mitglieder

Gastmitglieder

Übersicht

Freikirchen der VEF Mitglieder in Deutschland Gemeinden in Deutschland Mitglieder weltweit
Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden 5.700 54 1.300.000
Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden / Baptisten- und Brüdergemeinden 86.100 862 47.500.000
Bund Freier evangelischer Gemeinden 33.000 400 1.000.000
Die Heilsarmee 2.000 48 3.000.000
Evangelisch-methodistische Kirche 63.000 568 10.200.000
Kirche des Nazareners 1.300 20 1.300.000
Mülheimer Verband Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden 3.000 40 -
Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden 40.000 603 250.000.000
(Zahlenangaben schwanken sehr stark)
Evangelische Brüder-Unität / Herrnhuter Brüdergemeine 7.200 17 762.000
Freikirchlicher Bund der Gemeinde Gottes 2.500 30 787.000
Gemeinde Gottes 3.000 100 10.000.000
Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten 36.000 576 15.000.000

Organisation

An der Spitze der VEF steht ein fünfköpfiger Vorstand: Präsident(in), Vizepräsident(in), Schriftführer(in). Außerdem gehören zum Präsidium der VEF Vertreter der Mitglieds- und Gastkirchen. Für besondere Aufgaben werden Sonderbeauftragte berufen. Zurzeit sind das der Freikirchliche Referent in der Ökumenischen Centrale der ACK in Frankfurt am Main, der Beauftragte am Sitz der Bundesregierung in Berlin sowie der Pressesprecher der VEF.

Der Sitz der Geschäftsstelle wechselt und entspricht jeweils dem Sitz des Präsidenten. Außerdem unterhält die VEF eine Kontaktstelle in Berlin.

Die VEF-Arbeit geschieht vor allem in Arbeitsgruppen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Zeitschrift DIE GEMEINDE, 10/2008, S.23
  2. [tt_news=59325&tx_ttnews[backPid]=18&cHash=85bb44ba1b Idea:Ansehen der Freikirchen: Äußerlich modern – theologisch überholt]

Literatur

  • Vereinigung Evangelischer Freikirchen (Hrsg.): Freikirchenhandbuch – Informationen, Anschriften, Texte, Berichte, Wuppertal 2004, ISBN 3-417-24868-X
  • dies. (Hrsg.), Freikirchenhandbuch. Informationen - Anschriften - Berichte, Wuppertal 2000 [Zumindest im Bereich „Texte und Dokumente“ durch die Aufl. 2004 noch nicht überholt], ISBN 3-417-24154-5

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Vereinigung Evangelischer Freikirchen — Name Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) Basisdaten Geistliche Leitung: Präsident: Ansgar Hörsting, Präses des BFeG, (Witten) Stellvertr. Präsidentin: Rosemarie Wenner, Bischöfin der EmK (Frankfurt a. M.) Beauftragter am Sitz der… …   Deutsch Wikipedia

  • Verband Evangelischer Freikirchen in der Schweiz — Der Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden in der Schweiz ist ein Dachverband von Freikirchen in der Schweiz. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Selbstverständnis 3 Organisationsstruktur und Statistik 4 Mitgliedskirchen 5 …   Deutsch Wikipedia

  • Verband evangelischer Freikirchen in der Schwieiz — Der Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden in der Schweiz ist ein Dachverband von Freikirchen in der Schweiz. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Selbstverständnis 3 Organisationsstruktur und Statistik 4 Mitgliedskirchen 5 …   Deutsch Wikipedia

  • Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden in der Schweiz — Der Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden in der Schweiz ist ein Dachverband von Freikirchen in der Schweiz. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Selbstverständnis 3 Organisationsstruktur und Statistik …   Deutsch Wikipedia

  • Evangelischer Entwicklungsdienst e. V. — Evangelischer Entwicklungsdienst e. V.,   Abkürzung EED, gemeinsame Entwicklungsorganisation der evangelischen Kirchen Deutschlands zur Durchführung und Koordinierung kirchlicher Entwicklungshilfe und politik; gegründet 2000; Sitz: Bonn. Träger… …   Universal-Lexikon

  • Freikirchen — Der Begriff Freikirche bezeichnete ursprünglich eine christliche Kirche, die – im Gegensatz zu einer Staatskirche – vom Staat unabhängig war. Infolge der Trennung von Religion und Staat hat der Begriff diese eindeutige Bedeutung verloren und ist… …   Deutsch Wikipedia

  • Vereinigung Freier Missionsgemeinden — Dieser Artikel wurde in der Qualitätssicherung Religion eingetragen. Hilf mit, die inhaltlichen Mängel dieses Artikels zu beseitigen, und beteilige dich an der Diskussion. Die Vereinigung Freier Missionsgemeinden (VFMG) ist eine Freikirche mit… …   Deutsch Wikipedia

  • Freikirchen in der Zeit des Nationalsozialismus — Dieser Artikel oder Absatz stellt die Situation in Deutschland dar. Hilf mit, die Situation in anderen Ländern zu schildern. Die Geschichte der Freikirchen in der Zeit des Nationalsozialismus ist einerseits geprägt von dem Dilemma, dass aufgrund… …   Deutsch Wikipedia

  • Evangelischer Bund von Frankreich — Die Fédération protestante de France (FPF), wörtlich: der Protestantische Bund von Frankreich wurde am 25. Oktober 1905, in dem Jahr, in dem die strikte Trennung von Kirche und Staat erfolgte, gegründet. Sie umfasst die wichtigsten… …   Deutsch Wikipedia

  • Bund Evangelischer Freikirchlicher Gemeinden — Basisdaten Logo: Offizieller Name: Bund Evangelisch Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (BEFG) Körperschaft des öffentlichen Rechts Geistliche Leitung: Präsident: Rechtsanw …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”