- Vergnügungspark
-
Ein Vergnügungspark ist eine räumliche Gruppierung von ein oder mehreren Fahrgeschäften ("fliegende Bauten") mit Schaubuden, Karussellen und anderen Attraktionen zur Unterhaltung größerer Menschenmengen. Vergnügungsparks dienen der Unterhaltung von Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern. Ein Vergnügungspark kann dauerhaft oder zeitlich begrenzt sein. Dauerhaft angelegte Vergnügungsparks werden Freizeitpark genannt und dienen auch der Erholung. Zeitlich begrenzte Vergnügungsparks finden häufig alljährlich für jeweils einige Tage oder Wochen als Kirmes, Jahrmarkt oder im Rahmen von Volksfesten statt.
Inhaltsverzeichnis
Themen und Attraktionen
Neben Themenbereichen bieten Vergnügungsparks häufig Attraktionen und "Fahrgeschäfte" wie Karussells und Riesenräder, Luftschaukeln, Achterbahnen, Autodrome, Autoscooter, Belustigungsgeschäfte, Schaubuden, Ponyreiten, manchmal artistische Vorführungen oder Konzerte sowie meist Bier- oder Festzelte.
Die ursprünglichen Vergnügungsparks waren die Vorläufer der modernen Themenparks. Neben den klassischen Vergnügungsparks gibt es eine ganze Reihe von Parks, die sich auf eine bestimmte Attraktion bzw. Personengruppe spezialisiert haben. In diesen Bereich fallen unter anderem Hochseilparks, Barfußparks und Activity Center für Kinder.
Eine weitere Kategorie sind Miniaturparks mit maßstabsgetreu nachgebauten Städten.
Hybris des Technischen und Reproduktion des Seltenen
In der Tradition der Jahrmärkte – seit dem Mittelalter Treffpunkt und Bühne für Gaukler, Tänzer und Akrobaten – entwickelte sich Ende des 19. Jahrhunderts der Vergnügungspark als ein neuer Typ von Volksfest, als eine Art Volksfest des mechanischen Zeitalters.
Mit Motorkraft und elektrischem Licht entwickeln die neuen Fahrgeschäfte ein zentrales Thema: die Hybris des Technischen; den Reiz einer modernen, industrialisierten Welt, die sich genau an jenem Abgrund positioniert, an dem die von ihr selbst erzeugten Gefahren gerade noch von einer im selben Maße gesteigerten Fähigkeit zur Katastrophenverhinderung gebändigt werden. So war das Brennende Haus zu dieser Zeit aus begreiflichen Gründen ein beliebter Nervenkitzel. Diese Gefahr, der man erst im letzten Moment entkommt, kombinierten die Fahrgeschäfte mit der Reproduktion des Seltenen.
Für die Bewohner der überfüllten Großstädte der Jahrhundertwende konnte es aus Platz- und Geldmangel nicht mehr die herkömmlichen Vergnügungs- und Entspannungsmöglichkeiten geben – sie mussten künstlich reproduziert werden. Der Ausritt, die Reise, die Schlittenfahrt, die Seefahrt – das Abenteuer schlechthin, einst ein Privileg der Oberschicht, wurde nun mit Fahrgeschäften wie der Petersburger Schlittenfahrt, dem Pferderennen Steeplechase, dem Untergang von Pompeji, der Schweizer Bergbahn der Flussfahrt mit dem Baumstamm Shoot the Chutes und der Geisterbahn der Masse zugänglich gemacht. Auch das Kennenlernen, in den modernen, beschleunigten Städten für deren vereinsamte Bewohner schwierig, wurde im Verrückten Haus beim Übereinanderfallen der Geschlechter im Barrel of Love vereinfacht und konnte danach bei einer Fahrt im künstlichen Schwan im Tunnel of Love vertieft werden. Viele dieser mechanischen Wunderwerke stammten von Weltausstellungen und anderen nationalen Messen, so dass der Name Messe für Vergnügungspark ebenso gebräuchlich war, wie sich die Architektur mit ihrer Gruppierung um ein in allen Farben beleuchtetes Wasserbassin daran anlehnte.
Anfang des 20. Jahrhunderts galten Vergnügungsparks als billige Unterhaltung für das Proletariat. Als Maxim Gorki Coney Island besuchte war er tief erschüttert, wie leicht und mit was für niedrigen Effekten sich die Masse bereitwillig verführen ließ. Erst mit dem Scheitern der Moderne und dem Beginn der Postmoderne wurde die Architektur der Vergnügungsparks neu untersucht und besser bewertet.
Literatur
- Herwig, Oliver: Dream Worlds. Architecture and Entertainment. Fotografien von Florian Holzherr. Prestel, München 2006, ISBN 3-79133-22-01
- Koolhaas, Rem: Delirious New York, Arch+ Verlag, 1999, ISBN 3-931435-00-8
- Neumann, Dietrich: Architektur des Lichts, Prestel Verlag, 2002, ISBN 3-7913-2533-7
- Puttkammer, Claudia/Szabo, Sacha: Gruß aus dem Luna-Park. Eine Archäologie des Vergnügens. Freizeit- und Vergnügungsparks Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. WVB Berlin, 2007, ISBN 978-3-86573-248-4
- Szabo, Sacha-Roger: Rausch und Rummel. Attraktionen auf Jahrmärkten und in Vergnügungsparks. Eine soziologische Kulturgeschichte. Transcript,Bielefeld 2006, ISBN 3899425669
Siehe auch
- International Association of Amusement Parks and Attractions (IAAPA)
- Luna Luna – ein „Jahrmarkt der modernen Kunst“ von André Heller (1987)
- Lachkabinett, Wunderkammer
Wikimedia Foundation.