- Verpressanker
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Ein Verpressanker, auch vorgespannter Anker bezeichnet, ist ein Einbauelement, das eine aufgebrachte Zugkraft auf eine tragfähige Schicht im Baugrund überträgt[1]. Er besteht aus einem stählernen Zugglied, das in einem Bohrloch eingebaut ist. Das Zugglied ist an einem Ende im Baugrund durch eingepressten Zementmörtel, den sogenannten Verpresskörper, verankert. Am anderen Ende wird es über einen Ankerkopf, der von der zu verankernden Konstruktion gehalten wird, vorgespannt, d. h. eine Zugkraft in das Zugglied eingeleitet.
Verpressanker werden bei Boden und Fels verwendet. Im Spezialtiefbau dienen sie beispielsweise zur rückwärtigen Abstützung von Baugruben und Sicherung von Bodenplatten gegen Auftrieb.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Im Fels vorgespannte Verpressanker fanden erstmals 1935 bei Talsperrenbau in Algerien ihre Anwendung.
Verpressanker für Lockerböden wurden Ende der 1950er Jahre zur Rückverankerung großer und tiefer Baugrubenwände unter anderem durch Karlheinz Bauer entwickelt. Erstmals eingesetzt wurden sie 1958 in München in einer Baugrube für ein Gebäude des Bayerischen Rundfunks.[2] Ursprünglich sollte die Bohrpfahlwand der Baugrube mit Stahlstäben in parallel dazu hergestellten Brunnenschächten verankert werden. Die ausführende Firma hatte aber Probleme, die Brunnen zu treffen. Bauer ließ daraufhin die Anker direkt im Kiesboden einbetonieren. Mit diesem 1958 von Bauer zum Patent angemeldeten Bauverfahren des Zugankers zur Verankerung von Bauteilen im Erdreich[3] konnten Baugruben ohne die bis dahin notwendige Aussteifung mit Hilfe von Baumstämmen oder Stahlstreben hergestellt werden. Dadurch entfiel die Behinderung bei den Bauarbeiten und es wurde möglich, Baugrubenwände, ein- oder mehrlagig rückverankert, herzustellen. Eines der bekannten Einsatzbeispiele stellt die Rückverankerung der Fundamente des Zeltdaches des Olympiaparks in München dar.
Merkmale
Ein herkömmlicher Verpressanker besteht aus dem Ankerkopf, dem Zugglied, meist Spannstahl, und dem Verpresskörper um das Zuggliedende. Über ein kompliziertes Spann- und Prüfsystem kann die jeweilige Krafteinbringung kontrolliert werden. Das Verfahren ist mittlerweile in Deutschland in der DIN EN 1537 technisch genormt und besitzt eine Allgemeine Bauaufsichtliche Zulassung. Die Kraftübertragung erfolgt über den Mantel des Verpresskörpers in den Baugrund und ist auf die Verspannung des Verpresskörpers im Baugrund zurückzuführen.
Die Bauweise kennt sowohl Daueranker (bzw. permanente Anker) als auch Kurzzeitanker (bzw. temporäre Anker). Permanente Verpressanker dienen einer Verankerung mit einer Nutzungsdauer von mindestens 100 Jahren. Sie müssen daher einen der vorgesehenen Nutzungsdauer entsprechenden Korrosionsschutz haben. Außerdem ist oft eine permanente Überwachung der Kraft im Zugglied erforderlich. Kurzzeitanker dürfen im Regelfall nur maximal zwei Jahre in Gebrauch sein.
Zur Auswahl stehen unter anderem Litzenanker und Stabanker.
Literatur
- Klaus Englert, Manfred Stocker (Hrsg.): 40 Jahre Spezialtiefbau, Technische und rechtliche Entwicklungen 1953 – 1993, Werner Verlag, 1993, ISBN 3-8041-1435-0
- Dimitrois Kolymbas: Geotechnik - Bodenmechanik und Grundbau, Springer Verlag, 1997, ISBN 3-5406-2806-1
- Helmut Ostermayer: Verpreßanker. In:Grundbau-Taschenbuch, Hrsg. Ulrich Smoltczyk, Ernst & Sohn, 2001, ISBN 3-4330-1446-9
Einzelnachweise
- ↑ DIN EN 1537: Ausführung von besonderen geotechnischen Arbeiten (Spezialtiefbau) - Verpressanker
- ↑ Walter Wittke Stand und Entwicklung der Geotechnik in Deutschland, Geotechnik 1998
- ↑ Deutsches Patentamt, Auslegungsschrift 1104905
Weblinks
- G. Dausch, K. D. Kluckert: Aktueller Stand der Ankertechnik, in: Tiefbau, Jahr 2001, Heft 6, S. 397-404
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