Versenkung der Van Imhoff

Versenkung der Van Imhoff

Inhaltsverzeichnis

Das Schiff

Die Van Imhoff

Die Van Imhoff war das zweite Schiff dieses Namens, das im Dienste der KPM fuhr. Die erste Van Imhoff war 1911 gestrandet und gesunken. Die zweite Van Imhoff mit 2980 BRT wurde 1914 in Rotterdam bei Fijenoord gebaut[1] und 1942 versenkt.

Die Versenkung der Van Imhoff bedeutete den Tod von letztlich über vierhundert deutschen Zivilisten aus Niederländisch-Indien, die ihrer Staatsangehörigkeit wegen 1940 interniert worden waren. Unter den Opfern war auch der Künstler Walter Spies.

Vorfall

Nach dem Angriff auf Pearl Harbor wurden an der Westküste Sumatras Gefangenentransporte zusammengestellt, die die internierten Deutschen vor einer japanischen Invasion nach Britisch-Indien bringen sollten. Zwei dieser Transporte mit niederländischen Schiffen gelangten tatsächlich nach Bombay. Das dritte Schiff, das für einen solchen Transport genutzt werden sollte, war der Frachter Van Imhoff. Er legte am 18. Januar 1942 in Sibolga ab.

Am 19. Januar 1942 griff ein japanisches Flugzeug westlich von Sumatra die nicht als Gefangenentransport gekennzeichnete Van Imhoff in der Annahme an, dass es sich um einen niederländischen Truppentransporter handle. An Bord befanden sich 478 deutsche Zivilinternierte und eine Schiffsbesatzung von 110 Niederländern. Beim Sinken der Van Imhoff ging die gesamte niederländische Mannschaft mitsamt Kapitän Hoeksema in die Rettungsboote. Den deutschen Zivilinternierten wurde dagegen unter Androhung der Erschießung verboten, ebenfalls in die Boote zu gehen. Die meisten Zivilinternierten versanken mit dem Schiff.

Einige Überlebende konnten sich auf zwei verbliebene kleine Boote und Flöße retten und wurden am nächsten Tag von einem Flugboot der niederländischen Marine gesichtet. Dieses rief den niederländischen Dampfer Boelongan zur Hilfe, der etwa um 9.20 Uhr beim ersten Rettungsboot eintraf. Als der Kapitän der Boelongan, M. L. Berveling, erfuhr, dass es sich bei den Schiffbrüchigen ausschließlich um deutsche Zivilinternierte handelte, ließ er abdrehen, ohne der Bitte um Trinkwasser und Verpflegung oder Aufnahme an Bord zu entsprechen, da er folgende Instruktion empfangen hatte: „Eerst de bemanning van het stoomschip Van Imhoff oppikken, d.i. Europese en inlandse scheepsbemanning benevens de militairen die voor bewaking aan boord waren - daarna op aanwijzing van de militaire commandant betrouwbare elementen onder de Duitse geïnterneerden (die met s. s. Van Imhoff werden vervoerd) aan boord nemen - overige Duitsers beletten te landen.“ Einige Minuten später wurden von der Catalina aus, die das Schiff vor Unterwasserangriffen schützen sollte, ein weiteres Rettungsboot, zwei Flöße und Schiffbrüchige im Wasser gesichtet. Gegen 10.40 Uhr war die Boelongan, die dorthin gelotst wurde, vor Ort, nahm aber wiederum keinen der Schiffbrüchigen an Bord. Kurz nachdem die Boelongan die Fahrzeuge der Schiffbrüchigen passiert hatte, wurde von der Y-63 aus ein Flugzeugangriff auf den Dampfer beobachtet. Die Aussagen Bervelings, der behauptete, mehrfach von dem japanischen Flugzeug angegriffen worden zu sein, deckten sich nicht mit Zeugenaussagen der Überlebenden im Rettungsboot und mit den Beobachtungen der Besatzung der Y-63, die behauptete, das Flugzeug habe nach Abwerfen einer einzelnen Bombe abgedreht.[2] Die Insassen der Boote trennten sich am 21. Januar 1942 von den Schiffbrüchigen auf den langsamen Flößen, in der Hoffnung, diesen später Hilfe schicken zu können.

Nur wenige Deutsche konnten sich am 23. Januar 1942 auf die Insel Nias retten; alle übrigen kamen um.[3][4] Am 24. Januar wurden die Geretteten nach dem Bericht des Überlebenden Albert Vehring erneut interniert.[5] Es kursiert jedoch auch eine Erzählung, nach der die Geretteten auf Nias eine „Freie Republik Nias“ ausgerufen haben sollen, die einige Monate existiert habe. Der Präsident dieser Freien Republik soll ein Vertreter der Firma Bosch namens Fischer gewesen sein; Vehring habe als Außenminister fungiert.[6]

Nachgeschichte

In der Nachkriegszeit stellte sich heraus, dass Niederländische Marinedienststellen auf der Insel Sumatra die Kapitäne der Evakuierungsdampfer angewiesen hatten, deutsche Schiffbrüchige bewusst nicht zu retten. Eine deshalb von der niederländischen Justiz eingeleitete juristische Voruntersuchung des Falles wurde im Jahre 1956 mit der Begründung eingestellt, dass kein hinreichender Grund für einen Strafantrag zu finden sei.

Als 1984 der entsprechende Band von Loe de Jongs Het Koninkrijk der Nederlanden in de Tweede Wereldoorlog herauskam, wurde bekannt, dass 1964 eine Dokumentationssendung über den Vorfall produziert worden war. Der Sender VARA hat sie jedoch nicht ausgestrahlt, da man negative Reaktionen – nicht zuletzt aus Deutschland – befürchtete. Als der Regisseur Dick Verkijk 1984 das Aussenden seiner Dokumentation befürwortete, hieß es, die Sendung sei mittlerweile gelöscht worden.[7]

Einzelnachweise

  1. http://www.theshipslist.com/ships/lines/kpm.htm
  2. http://www.kombuispraat.com/viewtopic.php?f=13&t=3278
  3. Kriegsverbrechen – Van-Imhoff-Untergang: Das Totenschiff. In: Der Spiegel. Nr. 5, 1965, S. 42, 44 (online).
  4. Kriegsverbrechen – Van-Imhoff-Untergang: Das Totenschiff (II). In: Der Spiegel. Nr. 7, 1966, S. 60, 63–64 (online).
  5. Bericht des Überlebenden Albert Vehring, zitiert auf [1].
  6. http://klaussturm.wordpress.com/2009/11/16/nias-germany-a-special-relationship/
  7. Het Koninkrijk..., Teil 14,2, S. 762.

Weblinks

 Commons: Van Imhoff – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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