- Vezarate Ettelaat Va Amniate Keshwar
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Der VEVAK – Vezarate Ettelaat Va Amniate Keshwar (persisch وزارت اطلاعات و امنیت کشور , dt. Ministerium für Nachrichtenwesen und Sicherheit) ist der wichtigste Nachrichtendienst der Islamischen Republik Iran.
Der VEVAK deckt das komplette Spektrum nachrichtendienstlicher Tätigkeiten ab, von Spionage über Staatsschutzaufgaben, Psychologische Kriegführung bis hin zu verdeckten Operationen im In- und Ausland.
Informationen über den VEVAK stammen meist von iranischen Oppositionsgruppen, westlichen Nachrichtendiensten oder iranischen Überläufern[1].
Neben friedlichen und gewaltfreien Oppositionsgruppen verfolgt der VEVAK auch Mitglieder der militanten Oppositionsgruppen und versucht Informanten in den Gruppen anzuwerben oder einzuschleusen.
Dazu zählen:
- die Volksmodjahedin Iran-Organisation (MEK) und
- der Nationale Widerstandsrat Iran (NWRI)
Inoffizielle Mitarbeiter werden unter den Angestellten der Iran Air geworben oder sind z. B. Studenten, Händler oder Bankangestellte. VEVAK positioniert seine Mitarbeiter üblicherweise in den Auslandsniederlassungen der iranischen Banken als Agenten oder um Finanzoperationen zu steuern. In Deutschland ist die bekannteste Bank die Bank Melli, welche eine Niederlassung in Hamburg unterhält.[2]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Nach dem Sturz des Schahs im Zuge der islamischen Revolution wurde die Vorläuferorganisation SAVAMA als Nachfolger des Schah-Geheimdienstes SAVAK gegründet. Der erste Direktor des Dienstes war Generalmajor Hussein Fardust. Er wurde im Jahre 1985 verhaftet aufgrund des Verdachtes, für die UdSSR zu spionieren.
Von 1983 bis 1984 wurde der Dienst durch Mohammadi Rayshahri und Said Hajjarian reorganisiert und als VEVAK im Rang eines Ministeriums am 18. August 1984 offiziell gegründet. Rayshahri war gleichzeitig Leiter des Revolutionstribunals. Die maßgeblichen religiösen Führer des Iran, u. a. Alī Akbar Hāschemī Rafsandschānī, erkannten bald, dass sie professionelle Agenten benötigten und beschlossen, ehemalige SAVAK-Agenten zu reaktivieren, um die inneriranische Opposition zu bekämpfen. Andere SAVAK-Agenten waren wertvoll, weil sie tief in die Strukturen der irakischen Baath-Partei eingedrungen waren.[3][4]
Der Vevak wurde in den 80er und 90er Jahren mit folgenden Attentaten meist im Zusammenwirken mit der libanesischen Hisbollah und großteils während der Amtszeit von Ali Fallahian in Verbindung gebracht:
- 1985/1986 Bombenserie in Paris[5][6]
- 1987 Morde am ehemaligen Chefpiloten der iranischen Regierung Ali-Akbar Mohammadi und am desertierten Piloten der iranischen Luftwaffe Ahmed Moradi-Talebi[7]
- 1988 Lockerbie-Anschlag[8][9]
- 1989 Mord am damaligen Generalsekretär der Demokratischen Partei Kurdistan-Iran (DPK-I) Abd el-Rahman Ghassemlou zusammen mit zwei Begleitern in Wien[7][10]
- 1990 Mord am Bruder des Führers des NWRI Kazem Radschawi bei Coppet in der Schweiz[11]
- 1991 Mord am letzten iranischen Ministerpräsidenten unter dem Schah-Regime Schapur Bachtiar und eines Mitarbeiters in Paris[10]
- 1992 Mykonos-Attentat ebenfalls auf Führungsfiguren der DPK-I in Berlin
- 1993 Mord am Überläufer und NWRI-Vertreter in Italien Mohammed Hussein Naghdi in Rom[12]
- 1994 Bombenattentat auf das jüdische Kulturzentrum AMIA (Asociación Mutual Israelita Argentina) in Buenos Aires mit 85 Toten und mehr als 200 Verletzten.[13][14]
- 1996 Mord am früheren Staatssekretär des Schah-Regimes Reza Mazlouman[15]
- 1998 Kettenmorde im Iran, welche einer unabhängigen Gruppe innerhalb des VEVAK unter Said Emami angelastet wurden und zum Rücktritt des Leiters Chorbanah Dorri-Najafabadi und einer Reorganisation des Dienstes führten.[4][16]
Eine ganze Reihe weiterer Morde an Exilanten wird dem iranischen Regime von Oppositionsgruppen angelastet.[17][18][19]
Der angebliche Ex-Geheimdienstmitarbeiter und Überläufer Abolghasem Mesbahi war der wichtige Belastungszeuge C im Mykonos-Prozeß und belastete iranische Regierungsstellen auch bezüglich der Morde an Ahmed Moradi-Talebi, Abd el-Rahman Ghassemlou und Mohammed Hussein Naghdi sowie dem Lockerbie-Anschlag.[7][8][9]. Die iranische Regierung warf Mesbahi 1996 vor, ein Schwindler und Scheckbetrüger zu sein, der sich Anfang der 80er Jahre als westlicher Agent in die Pariser Botschaft habe einschleusen lassen, er sei nie iranischer Nachrichtendienstmitarbeiter gewesen und vor seinen Gläubigern aus dem Iran geflohen.[20]. Über Interpol wird er seit 1997 mit internationalem Haftbefehl wegen Betruges gesucht.[21]
Das Berliner Kammergericht stellte 1997 im Urteil zum Mykonos-Attentat rechtskräftig fest, dass der VEVAK und weitere iranische Regierungsmitglieder Auftraggeber und Drahtzieher des Mordanschlags waren.[22] Im Verlauf der Beweisaufnahme wurde 1996 deshalb vom Bundesgerichtshof ein Haftbefehl für den damaligen VEVAK-Chef Fallahian ausgestellt. Im Jahre 2006 folgten zwei weitere Haftbefehle für ihn, ausgestellt einmal durch einen Schweizer Untersuchungsrichter wegen des Mordes an Kazem Radschawi 1990[11] und der zweite durch die Staatsanwaltschaft in Buenos Aires, welche hochrangige Vertreter des Iran für den Bombenanschlag von 1994 auf das jüdische Kulturzentrum AMIA verantwortlich macht, wobei die Hisbollah für die Ausführung zuständig gewesen sei. Weitere internationale Haftbefehle wurden gegen den ehemaligen Staatspräsidenten Rafsandschānī beantragt und gegen weitere sieben mutmaßlich Beteiligte ausgestellt.[14][23]. Die Glaubwürdigkeit der zugrunde liegenden Zeugenaussagen wurde wiederum von ehemaligen argentinischen Parlamentsabgeordneten in Zweifel gezogen.[24]
Aktivitäten in Deutschland
Nach Angaben des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV) arbeitet der VEVAK „[n]eben der Sammlung politischer, militärischer und wissenschaftlich-technischer Informationen“ schwerpunktmäßig in der Ausspähung von iranischen Oppositionsgruppen im Ausland, darunter auch in der 100.000 Personen zählenden iranischen Gemeinde in Deutschland.[25][26]
Nachgewiesen ist Ausbildungs- und Ausrüstungshilfe des Bundesnachrichtendienstes (BND) für den VEVAK im Jahre 1991,[27][28] über das gesamte Ausmaß der Zusammenarbeit kann nur spekuliert werden.
Deutsche Nachrichtendienste spielten im Juli 2000 dem Spiegel Informationen zu, wonach der VEVAK hinter den Tumulten vom April 2000 stecke, welche zum Abbruch der Iran-Konferenz der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin führten. Außerdem sei beabsichtigt, den Besuch des eigenen Staatspräsidenten Mohammad Chātamī in Berlin zu stören, um ihn im Iran zu diskreditieren.[29][30]
Am 8. Oktober 2003 wurde ein 43jähriger iranischer Staatsbürger unter dem dringenden Verdacht der geheimdienstlichen Agententätigkeit in Deutschland festgenommen. Der Iraner, der als Konstrukteur in einem großen Luftfahrtunternehmen in Süddeutschland tätig war, hatte sich Unterlagen aus dem Flugzeugbau angeeignet, auf die er an seinem Arbeitsplatz normalerweise keinen Zugriff hatte, um sie iranischen Stellen zur Verfügung zu stellen.
Bei der anschließenden Begutachtung erwies sich das Material als veraltet und das Ermittlungsverfahren wurde gem. § 153a StPO mit einer Geldauflage eingestellt.
Bisherige Leiter des Geheimdienstes
- 1. Mohammad Mohammadi Reyshahri, 18. August 1984–1989 ?
- 2. Ali Fallahian, 1989? – August 1997
- 4. Chorbanah Dorri-Najafabadi, August 1997 bis 23. Februar 1999
- 5. Ali Younessi/Yunesi, 23. Februar 1999 bis 24. August 2005
- 6. Gholam-Hossein Mohseni-Ejei, ab 24. August 2005[2]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Dominik Cziesche: Geheimes von Toni, DER SPIEGEL 5/2004 vom 26.01.2004, Seite 38 [1]
- ↑ a b Ministry of Intelligence and Security VEVAK – Iran Intelligence Agencies, GlobalSecurity.org [2]
- ↑ History – Ministry of Intelligence and Security VEVAK – Iran Intelligence Agencies, GlobalSecurity.org [3]
- ↑ a b Wahied Wahdat-Hagh: 20. Jahrestag des iranischen Geheimdienstes, MEMRI, 29. Oktober 2004 [4]
- ↑ Mascolo: Beste Kontakte DER SPIEGEL 17/1997 vom 21.04.1997 [5]
- ↑ Didier Bigo: Les attentats de 1986 en France : un cas de violence transnationale et ses implications (Partie 1), Cultures & Conflits, 04, Online seit 31. Dezember 2002. [6]
- ↑ a b c Tod im Namen des Erhabenen, DER SPIEGEL 42/1996 vom 14.10.1996 [7]
- ↑ a b Die Mullah-Spur, DER SPIEGEL 28/1997 vom 07.07.1997 [8]
- ↑ a b Marcello Mega: Truth revealed on Lockerbie bomb timer, Scotsman.com News, 1. Juni 2008 [9]
- ↑ a b Iran:Verfolgung durch den Gottesstaat, Pro Asyl [10]
- ↑ a b Haftbefehl gegen iranischen Ex-Minister, swissinfo.org, 9. April 2006 [11]
- ↑ Trial of Iranian official accused of dissident assassination begins in Rome, Associated Press, 11. Mai 2005 [12]
- ↑ The Buenos Aires bombing: Times coverage, Times Online, 22. August 2003 [13]
- ↑ a b Haftbefehl gegen Irans Ex-Präsidenten beantragt, tagesschau.de 26.10.2006 01:59 Uhr [14]
- ↑ Pakt mit dem Regime, DER SPIEGEL 27/1996 vom 01.07.1996 [15]
- ↑ Operations – Ministry of Intelligence and Security VEVAK – Iran Intelligence Agencies, GlobalSecurity.org [16]
- ↑ A Special Report from The Foundation for Democracy in Iran [17]
- ↑ 1979 unjust revolution in IRAN, Bahá’í International Community [18]
- ↑ List of Assassinations, Iran Terror Database, 19. Juli 2005 [19]
- ↑ „Schwäche macht sie hart“, DER SPIEGEL 48/1996 vom 25.11.1996 [20]
- ↑ MESBAHI, Abolghasem, Interpol [21]
- ↑ Urteil des 1. Strafsenat des Kammergerichts in Berlin vom 10. April 1997, AZ: (1) 2 StE 2/93 (19/93) [22]
- ↑ FALLAHIJAN, Ali, Interpol [23]
- ↑ Julián Bruschtein: D’Elía dice que dos testigos de la AMIA son “disidentes terroristas”, Página/12, 7. März 2007 [24]
- ↑ Verfassungsschutzbericht 2007, Bundesamt für Verfassungsschutz, S. 264/265 [25]
- ↑ Stützpunkt der Spione, DER SPIEGEL 41/1994 vom 10.10.1994, Seite 18–19 [26]
- ↑ Alles Quatsch, DER SPIEGEL 43/1993 vom 25.10.1993, Seite 26b-27 [27]
- ↑ Gute Beziehungen, DER SPIEGEL 44/1993 vom 01.11.1993, Seite 30 [28]
- ↑ Irans Agenten sollen für Krawalle sorgen, Spiegel-Online 10.07.2000 [29]
- ↑ Wolfgang Bayer, u. a.: Aufmarsch gegen die Mullahs, DER SPIEGEL 28/2000 vom 10.07.2000, Seite 118 [30]
35.75111111111151.456944444444Koordinaten: 35° 45′ 4″ N, 51° 27′ 25″ O
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