Victorvox

Victorvox
Victorvox
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Rechtsform GmbH
Gründung 1985
Auflösung 2008
Auflösungsgrund Verschmelzung
Sitz Krefeld, Deutschland
Leitung Paschalis Choulidis, Vlasios Choulidis
Mitarbeiter 293 (2002)
Umsatz 297 Mio. EUR (2002)
Branche Mobilfunk-Serviceprovider
Website www.victorvox.de

Victorvox (eigene Schreibweise: „VICTORVOX“) war ein in Krefeld ansässiges Tochterunternehmen der Drillisch AG. Victorvox trat hauptsächlich als Service-Provider für verschiedene Mobilfunkunternehmen in Erscheinung. Die Rechtsform der Gesellschaft war GmbH, zuvor zwischenzeitlich Aktiengesellschaft (AG). Im Dezember 2008 wurde die Victorvox GmbH gemeinsam mit der Telco GmbH und Alphatel GmbH auf die McSim GmbH - allesamt Untergesellschaften der Drillisch AG - verschmolzen und in Drillisch Telecom GmbH umfirmiert.[1]

Inhaltsverzeichnis

Personalien

Im Januar 2008 sind die Drillisch-Vorstände Paschalis Choulidis sowie sein Bruder Vlasios Geschäftsführer der Victorvox GmbH. Vorsitzender der Aufsichtsrats ist Dr. Harmut Schenk. Datenschutzbeauftragte des Unternehmens ist - neben ihrer Tätigkeit als Lehrbeauftragte der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf - Rechtsanwältin Katrin Hammerich.

Strategische Partnerschaften

  • 2000 Victorvox kooperiert mit der CTS EVENTIM AG (Vermarktung von Tickets für Konzert-, Theater- und Sportveranstaltungen)[2].
  • 2001 Victorvox und der Bochumer Autozubehör-Franchiser D&W schließen eine strategische Partnerschaft. Bei D&W werden Mobilfunkverträge für verschiedene Netze angeboten.
  • 2007 Kooperation mit der Bietigheim-Bissinger RadiCens GmbH. Seit April 2007 wird eine mobile Datenflatrate unter dem Markennamen "MoobiCent" in Zusammenarbeit beider Unternehmen angeboten.

Geschichte

  • 1985 Gründung in Krefeld als "autoradioland"
  • 1988 Einstieg in die Mobilfunkbranche
  • 1995 Umbenennung in "Victorvox"
  • 1999 Victorvox wird Aktiengesellschaft (Gesamtumsatz nach eigenen Angaben[3]: ca. 259 Mio. DM)
  • 2000 Gesamtumsatz im Geschäftsjahr 2000 (nach eigenen Angaben, s.o.) ca. 610 Mio. DM
  • 2001 Victorvox wird DSL-Provider[4]. (Gesamtumsatz (nach eigenen Angaben, s.o.) ca. 725 Mio. DM (370 Mio. Euro))
  • 2002 Victorvox beschäftigt 293 Personen. Das Unternehmen erzielt einen Umsatz von 297 Millionen Euro [5]
  • 2002 Finanzvorstand und Firmengründer Olaf Hagelkruys ist auf eigenen Wunsch von seinen Aufgaben entbunden worden. Helmfrid Fülling wird neuer Finanzvorstand
  • 2003 Die Drillisch AG übernimmt die Mehrheit (71,9%) an der Victorvox AG[6]. Vlasios und Paschalis Choulidis werden Victorvox Vorstände.
  • 2005 Stefan Sartor scheidet aus dem Vorstand der Victorvox AG aus. Der Vorstand wird auf zwei Mitglieder verkleinert. Herrn Sators Aufgaben werden fortan von den Brüdern Choulidis übernommen[7].
  • 2006 Umwandlung in eine GmbH

Victorvox und Verbraucherschutz

In der Vergangenheit machte Victorvox durch eigenwilliges Auftreten gegenüber dem Kunden und Verbraucherschützern von sich reden. Im Wesentlichen ist Victorvox in den letzten Jahren mit drei größeren Vorfällen auffällig geworden:

  • unzulässige Deaktivierungsgebühr (2001)
  • die Faircom-Affäre (2003)
  • die MoobiCent-Drosselungen (2007)

2001 musste die Verbraucherzentrale vor dem Landgericht Düsseldorf in einem nicht rechtskräftigen Urteil vom 11. Juli 2001 (Az.: 12 O 506/00) eine Deaktivierungsgebühr für unzulässig erklären lassen. Zuvor wurde das Unternehmen in dieser Sache mehrfach abgemahnt. [8] Vor dem Bundesgerichtshof erhielt der Bundesverband der Verbraucherzentralen schließlich Recht: Mit Urteil vom 18. April 2002 (Az. III ZR 199/01) wurde entschieden, dass die Klausel über die Deaktivierungsgebühr bei einer vertragsgemäßen Auflösung des Mobilfunkvertrags unzulässig ist.[9] Des Weiteren wurde eine Stellvertreterklage wegen Rückzahlung der Deaktivierungsgebühr gewonnen (Amtsgericht Krefeld, Urt. v. 11. April 2003, Az. 72 C 158/03) [10].

2003 fiel Victorvox in Zusammenhang mit dem insolventen Vermittler Faircom auf [11] Hierbei ging es um Kopplungsgeschäfte von Premiere-Abonnements und Victorvox-Mobilfunkverträgen. Faircoms Idee bestand darin, gleichzeitig Mobilfunkverträge und Premiere-Abonnements zu vermitteln. Ein Teil der für die Vermittlung des Telefonvertrags anfallenden Vermittlungsprovision wurde an die Kunden (zwecks Begleichung der monatlichen Grundgebühren) weitergegeben. Nach Insolvenz von Faircom kam es zu Zahlungsausfällen, so dass die fälligen Grundgebühren vom Kunden selbst zu entrichten waren. In ihrer Not kündigten daraufhin einige Kunden ihre Verträge. Während Premiere die Faircom-Geschädigten anstandslos aus ihren Verträgen entließ, zeigte sich Victorvox weniger einsichtig. In einem Schreiben äußerte sich Victorvox nach Angaben des WDR wie folgt: „Bitte beachten Sie, dass die von Ihnen reklamierten fehlenden Grundgebührbefreiungen nicht von der Firma Victorvox AG übernommen werden können. Auch einer von Ihnen in diesem Zusammenhang ausgesprochenen Kündigung können wir bedauerlicherweise nicht entsprechen.“ [12]

Seit 2007 bietet Victorvox GmbH eine sogenannte mobile Datenflatrate ohne Zeit- und Volumenbegrenzung unter der Bezeichnung „MoobiCent“ im Vodafone D2 GPRS/UMTS-Netz an. Eigner der Marke „MoobiCent“ ist abweichend die Bietigheim-Bissinger RadiCens GmbH vertreten durch die Geschäftsführer Hans-Peter Eitel (vgl. Insolvenz des Softwarehauses „Brain“ [13]) und Günter H. Jakubowski. Das Produkt wurde unter anderem unter dem Aspekt eines „DSL-Ersatzes“ angepriesen und mit Datenübertragungsraten bis zu 3,6 MBit/s (später sogar mit 7,2 MBit/s) beworben. Seit Ende August 2007 klagen einige Kunden über Aussperrungen aus dem UMTS-Netz. In der Folge stand einige Nutzern statt erwarteter UMTS-/HSDPA-Geschwindigkeit (bis zu 3,6 MBit) lediglich ein mit einem Analogmodem vergleichbarer Zugang (bis zu 54 KBit/s) zur Verfügung. Erst einen Monat später, am 2. Oktober 2007, nachdem es eine größere Anzahl von Nutzern ähnliche Vorfälle berichteten, räumte die Firma RadiCens nach Angaben von Teltarif.de durch den Netzbetreiber (also Vodafone) „mitgesteuerte“ Drosselungen von Vielnutzern [14] ein. Am 22. Oktober kam es erneut zu einer dritten Welle von Aussperrungen aus Vodafones UMTS-Netz. Victorvox und RadiCens wiesen den Vorwurf gezielter Drosselungen von Vielnutzern energisch von sich: Es seien „technische Probleme“ verantwortlich. [15] Victorvox gab ausdrücklich an, gemeinsam mit Vodafone an der Lösung des „technische Problems“ zu arbeiten.

Gegenüber CHIP Online erklärte RadiCens-Geschäftsführer Eitel, dass „es durch die Nutzung von Extrem-Usern zu technischen Limitationen kommen kann, die zeitlich und regional unterschiedliche Ausprägungen und Ursachen haben.[16] Konfrontiert mit dieser Aussage zeigte sich Vodafone seinerseits deutlich überrascht. Gegenüber onlinekosten.de gab ein Unternehmenssprecher von Vodafone an, dass es nur in Einzelfällen vorkomme, dass nicht die volle Geschwindigkeit zur Verfügung stehe. Im gesamten Vodafone-Netz sei es zum fraglichen Zeitpunkt weder zu Drosselungen der Geschwindigkeit gekommen, noch seien aktuell größere Netz- oder Kapazitätsprobleme bekannt. Gegenüber golem.de stritt ein Vertreter von Vodafone ab, dass größere Reklamationen - entgegen der Aussage von Victorvox - überhaupt bekannt seien [17]

Bezeichnend ist der Umstand, dass weder Victorvox noch die Firma RadiCens die Existenz dieses "technische Problems" bisher glaubwürdig nachweisen konnten (sondern lediglich ein solches behaupteten) um durch diesen Nachweis den Verdacht der Drosselung von Vielnutzern wirksam zu entkräften. Hierzu schreibt Golem: „Warum es zu diesen Einschränkungen kommt, konnte der MoobiCent-Chef auch auf Nachfrage nicht erklären. Laut Firmenaussage arbeite man daran, eine Lösung für das Problem zu finden, das nunmehr seit einigen Monaten besteht.[18]

Die Aussperrungen aus dem UMTS-Netz von Vodafone wurden Ende November zum vierten, Ende Dezember 2007 ein fünftes Mal fortgesetzt und finden somit seit Ende August 2007 monatlich statt. Anfang Januar 2008 setzte kurz darauf die nächste 6. Welle von Ausperrungen ein. Kundenberichten aus zahlreichen Internetforen zufolge wird den Betroffenen aus „Kulanz“ ein „Sonderkündigungsrecht“ eingeräumt, allerdings beharre Victorvox darauf, dass der Vertrag entgegen anderen Verlautbarungen und Werbeversprechen gleichwohl mit GPRS erfüllt sei. Rückerstattungen wegen der Aussperrungen lehne das Unternehmen kategorisch ab. Ebenso lehne das Unternehmen es ab, neue SIM-Karten zwecks Fehlerbehebung auszugeben: In einer einmaligen Aktion wurde noch Mitte Oktober 2007 durch Austausch der Karten einigen Kunden der Zugang zum UMTS-Netz ermöglicht.

Eine Kehrtwende erfolgte Anfang Januar – kurz nach der sechsten Sperrungswelle - mit den Änderungen der Victorvox AGB. Golem.de sieht in den neuen, einschlägigen Klauseln eine gezielte Drosselung von Intensivnutzer bestätigt (vgl. auch [19]). Golem.de schreibt hierzu : Bereits seit Oktober 2007 werfen Kunden von MoobiCent dem Anbieter vor, die Datenrate von Intensivnutzern der mobilen Daten-Flatrate gezielt zu drosseln. Diese Vorwürfe wurden bislang immer wieder heftigst dementiert und mit nicht näher spezifizierten technischen Problemen begründet. Nun gibt es eine Kehrtwende und der Betreiber hat dieses Gebaren durch AGB-Änderung bestätigt. [20]

Externe Quellen

  1. Ad-hoc-Mitteilung der Drillisch AG vom 4. Dezember 2008
  2. www.aktiencheck.de
  3. Firmenhomepage
  4. www.heise.de
  5. golem.de Drillisch übernimmt Mehrheit an Victorvox
  6. golem.de Drillisch übernimmt Mehrheit an Victorvox
  7. Vorstandsmitglied scheidet aus
  8. Klage gegen Victorvox erfolgreich
  9. Verbraucherzentrale Hamburg e.V.
  10. Verbraucherzentrale Hamburg e.V.
  11. WDR.de
  12. „Bitte beachten Sie, dass die von Ihnen reklamierten fehlenden Grundgebührbefreiungen nicht von der Firma Victorvox AG übernommen werden können. Auch einer von Ihnen in diesem Zusammenhang ausgesprochenen Kündigung können wir bedauerlicherweise nicht entsprechen.“ www.wdr.de
  13. „Brain“ Insolvenz
  14. RadiCens bestätigte gegenüber teltarif.de, dass solche Nutzer derzeit Performance-Probleme haben. Dies werde auch vom Netzbetreiber mit gesteuert. Keine Angaben konnte oder wollte das Unternehmen dazu machen, wie umfangreich die Nutzung sein muss, um von einer solchen Beeinträchtigung betroffen zu sein und wer für die Drosselung schlussendlich verantwortlich ist. www.teltarif.de
  15. Angesprochen auf die auftretenden Geschwindigkeitsprobleme erklärten sowohl MoobiCent als auch Vertragspartner Victorvox, dass es keinesfalls zu bewussten Drosselungen von so genannten Powerusern komme, die monatlich ein hohes Datenaufkommen generieren. Vielmehr seien technische Probleme für die Einbußen verantwortlich. www.onlinekosten.de
  16. www.chip.de
  17. Von größeren Reklamationen wisse der Netzbetreiber nichts. Ein Vodafone-Sprecher versicherte, dass das Unternehmen das Netzverhalten kontinuierlich überwache, um bei wiederholt vorkommenden Netzspitzen mit einem Ausbau der entsprechenden Kapazitäten reagieren zu können. http://www.golem.de/0710/55659.html
  18. Golem.de http://www.golem.de/0710/55659.html
  19. www.onlinekosten.de
  20. MoobiCent: Keine unbegrenzte Daten-Flatrate mehr

Weitere Quellen

  • Zu den Drosselungen von MoobiCent.de im UMTS-Netz der Vodafone Deutschland GmbH existiert ein Fernsehbeitrag vom Rundfunk Berlin Brandenburg im Wirtschaftsmagazin "WAS!" mit dem Titel Ärger mit der Flatrate für unterwegs vom 28. Januar 2008: online auf de.sevenload.com / auf www.youtube.com.

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