- Vienna Art Orchestra
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Das Vienna Art Orchestra (VAO) war eine 1977–2010 aktive europäische Jazzformation. Es stand unter der Leitung von Mathias Rüegg .
Inhaltsverzeichnis
Bandgeschichte
Das Ensemble wurde vom Schweizer Musiker Mathias Rüegg 1977 in Wien mit Musikern wie Wolfgang Puschnig, Lauren Newton, Harry Sokal und Jon Sass als Big Band gegründet und trat mit den postmodernen Kompositionen und Arrangements des Bandgründers bald auf zahlreichen Bühnen Europas auf.
Als sich Ende der 1980er Jahre die ursprüngliche Besetzung, zu der für lange Jahre auch Herbert Joos und Jürgen Wuchner gehörten, weitgehend auflöste, folgte nach kurzer Stagnation 1992 eine Neuorientierung in kleinerer Besetzung mit Musikern wie Matthieu Michel, Andy Scherrer, Klaus Dickbauer und Florian Bramböck sowie der Sängerin Corin Curschellas. Rüegg komponierte weniger, es entstanden hauptsächlich Arrangements für Programme wie European Songbook, Ballads oder American Rhapsody.
1997 verließen erneut Musiker wie Pianist Uli Scherer das Orchester, das Ensemble wurde insgesamt jünger, und Musiker wie Anna Lauvergnac, Thomas Gansch, Robert Riegler, Arkady Shilkloper, Christian Muthspiel, Martin Koller, Alegre Corrêa und Georg Breinschmid stießen hinzu. Die Formation spielte nun wieder in großer Big-Band-Besetzung. Sie wandelte sich zur swingenden Big-Band traditioneller Prägung und war bemüht, neben der musikalischen Qualität auch dramaturgisch und optisch durchkonzipierte Konzerte zu liefern. Außerdem standen wieder regelmäßig Neukompositionen von Mathias Rüegg auf dem Programm.
Hatten sich Stilistik und entsprechende Besetzungen schon Ende der 1980er Jahre und 1997 verändert, so kam es 2009 wieder zu einem neuen Auftritt: Der Klangkörper der Bigband wurde durch ein Kammerorchester ersetzt, in dem klassische und Jazzmusiker vereint waren, wobei alle auch als Solisten in Erscheinung traten. Im neuen Programm verarbeitete Rüegg seine Kenntnisse in Jazz und klassischer Musik und ließ sie zu einer neuen Einheit zusammen fließen.
Mit über 800 Konzerten in 50 Ländern und mehr als 35 Tonträgern galt das VAO als eines der führenden europäischen Ensembles des Modern Creative Jazz und fungierte als offizieller Kulturbotschafter Österreichs.
2001 und 2003 wurde das Vienna Art Orchestra für jeweils einen Amadeus Austrian Music Award nominiert.
Das letzte Konzert des Ensembles fand am 9. Juli 2010 beim Musikforum in Stift Viktring in Kärnten statt[1]. Tags darauf verkündete Mathias Rüegg unter dem Titel „Game over“ auf www.vao.at das Ende des Ensembles. Als Gründe für seine Entscheidung nannte er „chronische Unterfinanzierung, einen massiven Nachfragerückgang aus den Kernländern Österreich, Schweiz und Deutschland sowie wirtschaftsbedingtes Einbrechen von Ländern wie Italien, Spanien oder Frankreich“.
In einem Text von Klaus Nüchtern[2] wies dieser darauf hin, zuletzt habe Saxophonist Harry Sokal im 21-köpfigen Ensemble als „dienstältestes Mitglied“ gespielt: „Er war vom ersten Konzert an dabei gewesen.“ In den achtziger Jahren sei das VAO „zu einer Speerspitze der musikalischen Postmoderne“ geworden. Mathias Rüegg, schriftlich interviewt, kommentierte die Auswirkungen der Wirtschaftskrise mit „…natürlich trifft es die lobbylose Jazzszene besonders.“ Die Kreativindustrie werde als Wirtschaftsfaktor unterbewertet. Das VAO sei „im Jazzbereich die einzige privat geführte professionelle Großformation in Europa“ gewesen, „die international besetzt war und konstant gearbeitet hat.“ Rüegg lobte im Interview Gerhard Randa (Bank Austria) „für sein massives Engagement im Bereich des Jazz“, ohne das es „das VAO schon lange nicht mehr“ gegeben hätte. Auf die Frage nach seiner persönlichen beruflichen Zukunft sagte Rüegg, was Nüchtern zur Überschrift des Berichts machte: „Ein besseres Orchester werde ich nicht finden.“
Für den Musikkritiker Robert Fischer ist die 2007 erschienene Trilogie "3" so etwas wie das musikalische Vermächtnis des Vienna Art Orchestras: "Zum 30-jährigen Jubiläum des Vienna Art Orchestras schenkte er sich und uns die Trilogie »3«, deren erster Teil – »American Dreams. Portraits of 13 American Women« – souverän demonstriert, was Bigband-Musik heute zu leisten in der Lage ist. Der zweite und längste Teil – »European Visionaries. Portraits of 13 European Men« – ist noch ungleich intensiver geraten und steuert mit dem Stephen Hawking gewidmeten Schlussstück »Black Holes« auf einen fulminanten Höhepunkt der gesamten Produktion zu. Der dritte Teil jedoch – »Visionaries & Dreams. Portraits of 13 Couples« – stellt eine gelungene Synthese der beiden ersten Teile dar und ist, vor allem, Mathias Rüegg pur …[3]
Diskographie (Auswahl)
- Tango from Obango - 1980 - extraplatte
- The Minimalism of Erik Satie - 1984 - HatHut Records
- nightride of a lonely saxophoneplayer 1985 Live, Doppel-LP, Moers Music 02054/5
- Swiss Swing (Vienna Art Orchestra And Voices) 1986 - Moers Music 02060
- Inside Out - Live 1986 - Moers Music 02062/63
- European Songbook - 1995 - BMG
- Duke Ellington’s Sound of Love - 1999 - TCB
- All that Strauss - 2000 - TCB
- Big Band Poesie - 2004 - Universal Music
- American Dreams - European Visionaries - Visionaries & Dreams - 2007 - Universal Music
- Third Dream - 2009 - Extraplatte
- Vienna Art Orchestra - The Big Band Years - 2010 - Universal Music (Compilation auf 4 CDs, Limited Edition)
Literatur
- Vienna Art Orchestra 1977-97, Falter Verlag, Wien, 1997, ISBN 3-85439-187-0 (mit CD Beilage 20th Anniversary (Amadeo, ohne Nummer))
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Vienna Art Orchestra ist Geschichte in Kleine Zeitung
- ↑ Wochenzeitschrift Falter, Wien, Nr. 29 / 2010, 21. Juli 2010, S. 26 f.
- ↑ Vgl. Robert Fischer: Anything goes. In: All that Jazz. Die Geschichte einer Musik. Reclam Verlag, Stuttgart. 3., erweiterte und aktualisierte Ausgabe 2007, S. 434–435
Kategorien:- Jazzband
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