Vikilu

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Das Viktoria-Luise-Gymnasium in Hameln wurde im Oktober 1859 als städtische Höhere Töchterschule gegründet. Die Vorgeschichte reicht aber bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zurück.

Viktoria-Luise-Gymnasium
Logo des Viktoria-Luise-Gymnasiums
Schultyp Gymnasium
Ort Hameln
Koordinaten 52° 6′ 0,4″ N, 9° 21′ 45,2″ O52.1001138888899.362557Koordinaten: 52° 6′ 0,4″ N, 9° 21′ 45,2″ O
Schüler etwa 1377 (Quelle: Philologenjahrbuch Niedersachsen 2006/2007)
Lehrer 103 (Quelle: Philologenjahrbuch Niedersachsen 2006/2007)
Website www.vikilu.de

Inhaltsverzeichnis

Profil

Das Viktoria-Luise-Gymnasium in Hameln ist besonders im musikalischen Bereich engagiert und hat auf Grund dessen mehrere Musikarbeitsgemeinschaften: sowohl bewährte Formationen, wie die Swinging-College Big Band, die sich niedersachsenweit einen Namen gemacht hat und auch andere musikalische AG`s, wie z.B. das Orchesters, die Rock-Band, die zahlreichen Chöre, als auch viele von Schülern selbst organisierten Schulbands. Spezielle Musikklassen fördern die musikalischen Schüler durch zusätzlichen Musikunterricht. Jedes halbe Jahr findet das Schulkonzert im Hamelner Theater statt, bei dem sowohl die bewährten Musikarbeitsgemeinschaften, wie Big-Band und Orchester, wie auch Einzelbeiträge, Musikklassen und Bands das Programm gestalten. Zudem findet jedes Jahr im Dezember ein Vorweihnachtskonzert im Hamelner Münster statt.
Des Weiteren trägt das Viktoria-Luise-Gymnasium den Titel einer Medienprofilschule. Die Medienkompetenz der Schüler soll verstärkt gefördert werden. Dazu stehen z.B. allein im Hauptgebäude zwei Computerräume zur Verfügung.

Geschichte

Das älteste Gebäude (1899 erbaut) des Viktoria-Luise-Gymnasiums

Vorgeschichte

Von einem gesonderten Unterricht für Mädchen gibt es in Hameln zum ersten Mal aus dem 18. Jahrhundert Nachrichten. Der Unterricht wurde damals von den Küstern der Kirchengemeinden erteilt. 1774 und nochmals 1802 wird er dem Küster Bode zugewiesen. Am 3. Mai 1790 wurde auf Veranlassung des Bergkommissars Westrumb und mit Beihilfe des Ratsschultheißen Lüder und der Pastoren Gumbrecht und Evers eine „Neue Töchterschule“ gegründet. Diese Schule musste allerdings infolge der wirtschaftlichen Notlage im Jahre 1812 schließen. Den Schülerinnen blieb nur die normale Stadttöchterschule; für die Fortgeschrittenen wurde allerdings bald eine „1. Klasse“ eingerichtet, die zunächst im Erdgeschoss der Knabenschule an der Südseite des Münsters untergebracht war und danach in das Primariatspfarrhaus am Münster umzog. Daneben gab es in dieser Zeit die private „Töchterschule“ der Lehrerin Justine Rothermund (1800–1833). Senior Franz Georg Ferdinand Schläger, seit 1822 Leitender Geistlicher in Hameln und Herausgeber der „Hamelschen Anzeigen“, rief in seinem Blatt am 11. September 1823 zur Gründung einer neuen Töchterschule auf, die am 26. April 1824 den Unterrichtsbetrieb aufnahm. Sie wurde zunächst von seinem Amtskollegen Friedrich Sprenger (geb. 1792), dann nach dessen Tod am 26. Januar 1836 von ihm selbst geleitet. Im Oktober 1827 ging die Schule der Frau Rothermund in der Schlägerschen Anstalt auf. Justine Rothermund wurde in dem mit Schläger und Sprenger geschlossenen Vertrag als Hauptlehrerin der neuen Anstalt übernommen. Nachfolger Schlägers als Schulleiter wurde Ostern 1857 der zweite Stadtprediger Wellhausen. Ein Konflikt Wellhausens über das angesparte Kapital der Schule mit dem Lehrerkollegium führte 1858 zur Entlassung von vier Lehrkräften, zum Plan dieser, ein Konkurrenzinstitut zu gründen und schließlich zum Eingreifen der Stadt Hameln und bedeutete das Ende der Mädchenschule in kirchlicher Hand.

Unter städtischer Leitung

Am 1. Oktober 1859 wurde die „höhere Töchterschule“ von der Stadt Hameln übernommen. Dieses Datum gilt seither als Gründungstag der Schule, wenn sich das Gebäude damals auch noch auf dem Münsterkirchhof befand. Erster Schulleiter wird Pastor Hermann Müller. Ziemlich schnell waren die Räume am Münsterkirchhof zu klein geworden, und man zog in die Bäckerstraße in den heutigen Rattenkrug. Bereits 1861 reichten auch diese vorhandenen Räume nicht mehr aus, und man wich in ein Gebäude in der Bungelosenstraße aus, das heute nicht mehr steht. Die Zahl der Schülerinnen wuchs von 1859 bis 1899 von 59 auf 178, 1861 wurden nur noch hauptamtliche Lehrkräfte beschäftigt, 1865/66 wurde die 3. Klasse geteilt und 1872 wurde die 5. Klasse hinzugefügt. 1873/74 wurde der Schulbesuch auf sechs Jahre erweitert. 1874 wurde die Schule, die seit ihrer Gründung ein Vermögen von 22.000 Mark angesammelt hatte, in städtische Verwaltung übernommen.

In der Kaiserzeit

Inzwischen hatte die Schulleitung gewechselt. Für Pastor Müller, der im Juli 1870 als Seminardirektor nach Hannover ging, war Dr. Theodor Thiesing gekommen, der allerdings im Januar 1873 mit noch nicht 32 Jahren verstarb. Ihm folgte auf Beschluss des Stadtrates im Juli dieses Jahres Friedrich Brandes, der die Schule bis zu seinem unerwarteten Tode am 27. Dezember 1898 leitete. Im Mai 1894 erfolgte in Preußen eine Neuordnung des höheren Mädchenschulwesens. Reformiert wurden vor allem die Anforderungen an die Vorbildung der Lehrkräfte. Dies wurde auch durch weitere Ausführungsbestimmungen vom 9. August 1899 präzisiert. Die Stadt beschloss, nach diesen Richtlinien aus der bisherigen „Töchterschule“ eine „Höhere Mädchenschule“ zu entwickeln. Direktor Brandes hatte sich für den Umzug der Schule in einen Neubau eingesetzt, dessen Errichtung 1897 begonnen wurde. Nachdem für einige Monate August Christian Dähling als dienstältester Lehrer die Schule führte, wurde im September 1899 mit Dr. Alfred Lentz ein neuer Direktor berufen. Am 23. September 1899 wurde der Neubau in der Grütterstraße bezogen und am selben Tag der neue Schulleiter Dr. Lentz feierlich in sein Amt eingeführt. Am 9. Januar 1900 wurde der Verein ehemaliger Schülerinnen gegründet, der ein Jahr später schon fast 150 Mitglieder hatte. Der Verein unterstützte u. a. bedürftige Schülerinnen, die das Schulgeld nicht aufbringen konnten. Außerdem organisierte er wissenschaftliche Vorträge und Konzerte in der Aula.

Am 1. April 1900 übernahm die Schule die 1885 im Anschluss an ein Pensionat gegründete private Töchterschule des Sanitätsrates Dr. Riefkohl. Der Schulleiter Dr. Lentz baute den Bildungsgang auf neun Klassenstufen mit je einer Klasse aus. Dazu kam eine „Selecta“ als 10. Schuljahr mit freiwilligen Kursen. Seit 1904 wurde das 10. Schuljahr verbindlich, nachdem es vorher auf freiwilliger Basis absolviert werden konnte. Die Zahl der Schülerinnen stieg in diesem Jahr auf über 300.

Prinzessin Viktoria Luise von Preußen, spätere Herzogin von Braunschweig-Lüneburg, 1910

Im gleichen Jahr erhielt die Schule auch ihren Namen aufgrund des Besuchs von Kaiser Wilhelm II. in Hameln. Die Visite am 17. August 1904 war das gesellschaftliche Ereignis. Der Monarch reiste mit seiner Frau und den Kindern an, u. a. auch mit seiner Tochter Viktoria-Luise. Die bisherige „Höhere Mädchenschule“ erhielt nach entsprechenden Bitten des Lehrerkollegiums durch Kaiser Wilhelm II. am 23. Januar 1905 die Erlaubnis, den Namen seiner Tochter, Viktoria-Luise, tragen zu dürfen.

Die Schule zeigte sich wie damals üblich sehr kaisertreu und patriotisch. Alljährlich wurden der Geburtstag Kaiser Wilhelms II. am 27. Januar, der Tag des Sieges von Sedan über Frankreich 1870 am 2. September und andere vaterländische Gedenktage mit Ansprachen, Liedern und Gedichten in der Aula begangen. Sogar am 27. Januar 1919, einige Monate nach dem Sturz der Monarchie gab es noch eine Feierstunde zum Kaisergeburtstag.

Im Oktober 1905 besuchte Dr. Lentz das Lehrerinnenseminar und die angeschlossene Übungsschule in Minden. Denn für Hameln plante er eine ähnliche Einrichtung, ein Ausbildungsseminar für Lehrerinnen, das am 22. Mai 1906 seine Arbeit aufnahm. Dazu wurde auch der Oberlehrer Heinrich Spanuth, der spätere Leiter der Schule, nach Hameln berufen. Die angehenden Lehrerinnen unterrichteten sogenannte „Übungsklassen“, die aus Schülerinnen der Hamelner Volksschulen bestanden. Nach Abschluss des 10-jährigen Schulbesuchs entschieden sich 1908 11 von 17 Absolventinnen der Schule zum Lehrerinnenberuf, den sie im neuen Seminar erlernen konnten. Im März 1908 beschloss die Stadt einen Neubau neben dem Schulgebäude von 1899, weil sich die Zahl der Schülerinnen seitdem auf 364 fast verdoppelt hatte. Dazu gab es einen Wettbewerb. In den nächsten Jahren entstand der Bau auf dem Eckgrundstück Grütterstraße/Kaiserstraße. Das Seminar konnte 1909 in den durch den Architekten Otto Michalski, der den Wettbewerb gewann, errichteten Jugendstilbau einziehen, der Zeichensaal, Lehrerzimmer und Physikfachraum enthielt. In diesem Jahr schlossen auch die ersten Absolventinnen das Seminar ab.

Dies entsprach auch der Tendenz der preußischen Gesetzgebung, die in einer Bestimmung vom 18. August 1908 festlegte, dass mindestens die Hälfte der Stunden in der Mittel- und Oberstufe von wissenschaftlichen Lehrkräften zu halten war. Schon ein Jahr nach Erlass der neuen Bestimmungen erfüllte die Viktoria-Luise-Schule alle Voraussetzungen, um vom Provinzialschulkollegium in Hannover als Höhere Schule im neuen Sinne anerkannt zu werden. Der Abschluss berechtigte allerdings nicht zum Hochschulstudium, sondern nur zum Lehrberuf. Das Studium konnte erst nach zweijähriger Tätigkeit an einer Schule aufgenommen werden. Viele ehemalige Schülerinnen der Oberstufe blieben denn auch noch die geforderte Zeit als Lehrerin an der Schule, um endlich ihr wissenschaftliches Studium beginnen zu können. Einige kehrten später als Assessorinnen an die Viktoria-Luise-Schule zurück.

Die Schule trug seit dem die Bezeichnung „Oberlyzeum“, da sie mit dem Lehrerinnenseminar über die Klasse 10 hinausführte. Im Jahr 1910 wurden fast 50 Lehramtsbewerberinnen ausgebildet.

Am 22./23. Oktober 1909 feierte man das 50-jährige Jubiläum der Viktoria-Luise-Schule. Nach einem Festabend im Hotel „Monopol“ folgte am nächsten Tag der Festakt, bei welchem u. a. dem Direktor der vom Kaiser verliehene Rote Adlerorden 4. Klasse überreicht wurde. Nachmittags traf man sich zu einer Festaufführung, in der über die Schule im Jahre 1959 spekuliert wurde: Man war überzeugt, dass es bis dahin die Koedukation geben werde. Ganz so „schnell“ ging es dann in der Realität allerdings nicht.

Die Zahl der Schülerinnen stieg auf 378 im Jahr 1910, die „Töchterschule“ erhielt den neuen Namen „Höhere Mädchenschule“. Dr. Heinrich Spanuth übernahm die Schule zunächst stellvertretend, ab dem 16. April 1912 als neuer Direktor. Im Februar 1913 verlobt sich die Namenspatin der Schule, Prinzessin Viktoria-Luise mit dem welfischen Prinzen Ernst August (III.) von Hannover, dem letzten regierenden Herzog von Braunschweig-Lüneburg.

Erster Weltkrieg

Bei Kriegsbeginn wurde der Schulunterricht zunächst beendet. Am 5. August 1914 forderte Direktor Spanuth die Schülerinnen auf, in diesen „schweren Tagen dem Vaterland (zu) dienen“ (DWZ). Viele ältere Schülerinnen stellten sich dem „Vaterländischen Frauenverein“ zur Verfügung. Am 10. August fing der Unterricht wieder an, doch gab es bei deutschen Siegen wiederholt schulfrei. Der Schulbetrieb litt auch unter Einberufungen von Lehrern und in den ersten Wochen unter den Einschränkungen des Zugverkehrs, auf den viele auswärtige Schülerinnen angewiesen waren. Viele Eltern wollten ihren Kindern unter den Kriegsbedingungen auch keine Zugfahrten zumuten oder sie mussten im elterlichen Betrieb helfen, da die Söhne in den Krieg gezogen waren. Zahlreiche Briefe dieses Inhalts an die Schulleitung sind im Stadtarchiv erhalten. Auch ein Lehrer der Schule wurde verhaftet, weil er angeblich am Bahnhof durchfahrende Truppentransporte beobachtet haben sollte. Die Räume der Hermannschule wurden schon im September 1914 als Lazarett genutzt. In einige Räume des Viktoria-Luise-Gymnasiums zogen deshalb die Schülerinnen der Volksschule ein, im Keller des Neubaus wurden von den Schülerinnen gefertigte „Liebesgaben“ an die Truppen gesammelt. Mit Hilfe der in die Turnhalle einquartierten Soldaten wurden die Päckchen dann zum Bahnhof gebracht und an die Soldaten verteilt. Aufgrund des Kriegs und der englischen Seeblockade herrschte große Knappheit an den verschiedensten Gütern, die teilweise durch Ersatzstoffe ersetzt werden sollten. Die Schülerinnen sammelten daher Altmaterial sowie Gold für die Reichsbank und fertigen Kleidungsstücke und Gebrauchsgegenstände für das Heer an. Außerdem werden Materialien für die Ölgewinnung und Brennesseln als Baumwollersatz gesammelt. Amtliche Erlasse verfügten zudem Materialersparnisse, z. B. wurde die Weiterverwendung von Schulheften über das Jahresende hinaus verfügt.

Weimarer Republik

Die neue staatliche Ordnung brachte auch für den Schulbereich demokratische Reformen: So wurde ein „Vertrauensausschuß der Lehrer“ eingerichtet, und für 18 Monate gab es sogar eine „Schulgemeinde“ genannte Vertretung der Schülerinnen sowie gewählte Klassenvertreterinnen. Die von der neuen, demokratischen Regierung in Berlin vorangetriebene Reform wurde jedoch an der Schule wie allgemein kaum umgesetzt, und, da die Einrichtung der Schulgemeinde mit qualifizierter Mehrheit abgelehnt werden konnte, bald abgeschafft. Dennoch wurde jetzt statt des Sedanstages der Tag der Weimarer Reichsverfassung feierlich in der Aula begangen. Bis 1922 war die Zahl der Schülerinnen auf 600 gestiegen. Auch neue Methoden hielten Einzug: Behördlicherseits gefördert und von der Lehrerschaft größtenteils abgelehnt wurde der „Arbeitsunterricht“, bei dem sich die Schülerinnen z. B. Geschichte aus schriftlichen Quellen selbst erarbeiten sollten. Zwischen den Jahren 1922 und 1924 wurde die neu aufgebaute Oberstufe auf Beschluss des Rates wieder beseitigt und der Gleichberechtigung mit der höheren Schule für Jungen ein Stein in den Weg gelegt. Grund hierfür waren Sparmaßnahmen der Stadt und die Umstellung der Lehrerinnenausbildung, die von den Schulen in Seminare verlagert wurde. Andere Städte reagierten auf die neue Gesetzeslage mit der Einrichtung eines „Oberlyzeums neuen Typs“, an dem die Mädchen mit dem Abitur nunmehr die Allgemeine Hochschulreife erlangten, und nicht mehr nur, wie bisher, die Berechtigung zur Lehrtätigkeit an Höheren Mädchenschulen. In Hameln dagegen mussten Mädchen, die Abitur machen wollten, ihre Aufnahme am Jungengymnasium beantragen, was in einigen Fällen genehmigt wurde. 1925 wurden die Übungsklassen und die Lehrerinnenausbildung alten Typs endgültig abgeschafft. Das nunmehrige „Lyzeum“ schloss jetzt mit der „Mittleren Reife“ ab. Das bedeutete für das Lehrerkollegium zahlreiche Entlassungen und Versetzungen. Es gab sogar Pläne, die Lyzeen ganz abzuschaffen, da die Mittlere Reife auch von den Mittelschulen angeboten wurde. Die Elternschaft, der nur übrig blieb, ihre Töchter zum Gymnasium – der Jungenschule – zu schicken, und die Lehrer kämpften allerdings dagegen und so wurde 1927 die Abschaffung der Oberstufe zurückgenommen und die Schule wurde zum „Oberlyzeum neuen Stils“. Schon 1927 wurde die neue „Obersekunda“ eingerichtet. Eine Lehrerinnenausbildung fand hier allerdings nicht mehr statt.

Das Lehrerkollegium litt auch nach dem Wiederaufbau der Oberstufe unter den von der preußischen Regierung in der Zeit der Wirtschaftskrise ab 1929 angeordneten Sparmaßnahmen. Neben drastischen Gehaltskürzungen drohten auch Stellenabbau und Entlassungen. Die soziale Not der Krisenjahre traf auch die Familien vieler Schülerinnen, die sich das Schulgeld nicht mehr leisten konnten.

1931 fanden dann die ersten Abiturprüfungen statt.

Der Unterricht sollte jetzt in der Oberstufe wissenschaftlichen Anforderungen genügen und auf das Hochschulstudium vorbereiten. Es entstanden daher moderne naturwissenschaftliche Fachräume.

Im Jahr 1926 wurde der „Ruderverein des Oberlyzeums“ (RVO) gegründet, der ein eigenes Bootshaus an der Weser hatte. Im Sommer nahmen zahlreiche Schülerinnen unter Leitung der „Protektorin“ des Vereins, der Lehrerin Gertrud Fischer, am Rudern teil. Im Winter wurde Hockey gespielt. Später ging der RVO im „Ruderverein der Hamelner Gymnasien RVGH“ auf.

Auf dem Klüt fanden im Sommer regelmäßig Schulfeste mit Tanz und Theater statt. Im August nahm die ganze Schule in der „Hindenburg-Kampfbahn“, dem späteren Bürgergarten, an den „Reichsjugendwettkämpfen“, dem Vorläufer der „Bundesjugendspiele“, teil. In den Sommerferien dienten einige Räume der Schule in dieser Zeit als Jugendherberge.

Das Ende der Demokratie kündigte sich im Schulleben bei der Abiturfeier 1932 an, als eine Schülerin eine Werberede für den Bund Deutscher Mädel (BDM), die Jugendorganisation der Nazis für Mädchen, hielt. Direktor Heinrich Spanuth unterbrach die Rednerin und beendete die Rede.

Unter dem NS-Regime

Nach der Machtergreifung der Nazis musste Direktor Dr. Spanuth im Mai 1933 zurücktreten, da er sich wiederholt öffentlich gegen den Nationalsozialismus geäußert hatte. Bekanntmachungen der neuen Regierung ließ er in der Schule nicht aushängen, die Teilnahme von Schülerinnen an einem Fackelumzug zum „Tag von Potsdam“ versuchte er zu verhindern. Geschickt nutzten die Nazis den Wunsch vieler Schülerinnen, sich gegen die Autorität der Lehrer zu wenden, für ihre Zwecke aus. So wurde Spanuth vorzeitig in den Ruhestand versetzt. Kommissarischer Schulleiter wurde Heinrich Kranz, der dienstälteste Kollege, der, so zeigen es Redemanuskripte aus den Jahren 1933 und 1934, versuchte, möglichst wenig auf den Zeitgeist einzugehen, ohne bei den Machthabern Missfallen zu erregen. 1934 wurde er durch Dr. Heinrich Schwarz ersetzt, der die Schule bis 1945 führte. Entgegen den Befürchtungen einiger Kollegen erwies er sich in dieser Zeit trotz Parteimitgliedschaft nicht als fanatischer Nazi, obwohl er den Posten wegen dieser Mitgliedschaft erhalten hatte. Alle Anordnungen der Behörden wurden umgesetzt, aber es geschah wenig darüber hinaus.

Als Folge nationalsozialistischer Schulpolitik wurde die Schule im Jahre 1939 in eine „Oberschule für Mädchen“ mit hauswirtschaftlicher Ausrichtung umgewandelt. Die Schulzeit war schon 1937 um ein Jahr gekürzt worden.

Eine große Rolle spielte in dieser Zeit auch der „Volksbund für das Deutschtum im Ausland“ (VDA), der 1881 als Schulbund gegründet worden war, um das kulturelle und soziale Leben der Auslandsdeutschen zu fördern. Nach 1933 gleichgeschaltet, diente er – auch hier – der NS-Volkstumspropaganda. Die Schülerinnen unternehmen Fahrten ins Grenzland, meist aber wurden Referenten eingeladen, die über das Leben deutscher Minderheiten im Ausland berichteten. Meist geschah dies mit Hinweis auf deren Unterdrückung durch die jeweilige Regierung.

Nach Kriegsausbruch am 1. September 1939 wurde in der städtischen Mittelschule wieder ein Lazarett eingerichtet, die Schüler dieser Anstalt zogen in den Altbau. Ende Oktober – es gab zunächst noch nicht so viele Verwundete – zog die Mittelschule wieder in ihr angestammtes Gebäude. Wegen der Kohlenknappheit zog die Schule dann im Februar 1940 für einige Monate ins Gebäude der Mittelschule. Der Unterricht fand in Schichten vormittags und nachmittags statt. Im Mai hing es dann zurück ins neue Haus an der Kaiserstraße, das alte wurde von Volksschulen belegt. Im September 1941, nach dem deutschen Überfall auf Russland, wurde das Gebäude der Mittelschule doch als Lazarett gebraucht, deren Schüler verdrängten die Volksschulen aus dem alten Haus der Viktoria-Luise-Schule. Die Zahl der Schülerinnen sank auf zunächst 250. Ab Februar 1942 wurde die ganze Schule als Lazarett genutzt. Der Unterricht fand in dieser Zeit in acht Räumen der „Hermannschule“ statt, der Physikunterricht im Jungengymnasium. Neben diesen Störungen des Unterrichts gab es noch Abkommandierungen von älteren Schülerinnen zu Sammlungen von Rohstoffen und Arbeitseinsätzen. Außerdem gab es im Januar/Februar 1942 „Kohlenferien“, d. h. der Unterricht fiel wegen Mangel an Brennstoff aus. Danach kamen die Schülerinnen auch in der „Berufs- und Luftschutzschule“ und in den Kellerräumen des neuen Hauses unter. Der Unterricht fand wieder schichtweise statt. In dieser Zeit verschwanden auch alte Akten und Klassenbücher in der Altpapiersammlung, die auf Anweisung des Unterrichtsministeriums durchgeführt werden musste. Das Schuljahr 1943/44 begann mit 334 Schülerinnen. Diese Zahl stieg mit der Besetzung Ostdeutschland durch russische Truppen langsam an, da viele Flüchtlinge auch nach Hameln kamen. Dazu kamen „Ausgebombte“ aus den großen Städten. Der angespannten Situation versuchte man durch Unterrichtskürzungen, die Einstellung von Hilfslehrern und Schichtunterricht beizukommen. Gegen Ende des Krieges fiel der Unterricht dann öfter wegen Bombenangriffen aus, oder auswärtige Schülerinnen konnten nicht zum Unterricht erscheinen, weil der Bahnverkehr durch Angriffe gestört war. Im November 1944 wurden die älteren Schülerinnen zum Reichsarbeitsdienst (RAD) einberufen und im Februar 1945 wurde dann auch die Hermannschule Lazarett. Die Viktoria-Luise-Schule zog erneut um, diesmal in acht Räume des Jungengymnasiums. Bevor 1945 die Amerikaner in Hameln einrückten, bekam das Gebäude in der Grütterstraße noch Schäden durch Artilleriebeschuss ab.

Nachkriegszeit

Nach der Besetzung Hamelns durch alliierte Truppen gab die Militärregierung am 29. Mai 1945 bekannt, dass alle höheren Schulen bis auf weiteres geschlossen bleiben sollten. Privatunterricht war ebenfalls verboten. Unterrichtsmaterial aus der Nazizeit wurde sichergestellt. Die Lehrer mussten einen Fragebogen zu ihrer eventuellen Betätigung in der NSDAP ausfüllen. Die Schülerinnen wurden in der Landwirtschaft eingesetzt, die über großen Arbeitskräftemangel litt. Der bisherige Schulleiter Dr. Schwarz wurde am 12. Juni durch die Militärregierung seines Amtes enthoben und durch Richard Wolter ersetzt, der seit 1942 stellvertretender Direktor war. Am 1. Oktober 1945 wurde der Unterricht an den höheren Schulen wieder aufgenommen. Da das Gebäude noch als Lazarett genutzt wurde, fand der Unterricht zunächst nicht täglich und verschiedensten Häusern der Stadt Hameln statt. Das Gebäude in der Grütterstraße konnte erst 1946 seiner ursprünglichen Funktion als Schule wieder gerecht werden. Am 1. Mai 1946 folgte Richard Schulz übergangsweise als Direktor für den erkrankten Wolter. Dann übernahm im August 1947 Dr. Ilse Woltereck die Schule. Die Schule hatte damals etwas über 600 Schülerinnen, die in Klassen zu 45 bis 52 unterrichtet wurden. Man feierte 1949 das 90-jährige Bestehen der Anstalt. In diesem Jahr erfolgte die Aufteilung in einen sprachlichen und einen naturwissenschaftlichen Zweig ab der 9. Klasse. Die Schule war jetzt zweizügig, zum Teil sogar dreizügig. 298 der 756 Schülerinnen stammen aus Flüchtlingsfamilien. Die große finanzielle Belastung der Stadt, die hieraus folgte, führte zu einer Verringerung der Parallelklassen in den städtischen Gymnasien. Nur noch Hamelner Kinder sollten unterrichtet werden, was zu verständlichen Protesten der Eltern führte. Von 1950 bis 1951 wurden durch den Elternverein Privatklassen eingerichtet und finanziert. Die Eltern mussten Schulgeld bezahlen. Erst 1951 endete dieser Zustand. In diesem Jahr wurden auch die seit dem Granatbeschuss 1945 beschädigten Räume unter dem Dach wieder instand gesetzt. Seit Mai 1952 gab es einheitliche Lehrpläne für Mädchen und Jungen. Obwohl seit Ostern 1953 beide Gebäude in der Grütterstraße wieder ausschließlich von der Viktoria-Luise-Schule benutzt werden konnten, wurde die Raumnot sehr ernst: 900 Schüler mussten in denselben Räumen untergebracht werden, die im Jahr 1910 300 aufgenommen hatten.

Die 60er Jahre

Diese Zeit war vor allem durch Baumaßnahmen charakterisiert. Die steigende Schülerzahl von ca. 250 auf über 900 bis zu 1300 (im Jahre 1976) erforderte Anbauten. 1964 wurde die Apsis am Jugendstilbau abgetragen und zwischen den beiden Gebäuden der Schule ein Mitteltrakt im sachlichen Stil der 60er Jahre errichtet. Neben Klassizismus und Jugendstil trat nun die Moderne. Der Neubau umfasste neben Klassen- und Fachräumen einen Werkraum (die jetzige Cafeteria), Räume für Sekretariat, Direktorin und Stellvertreter, ein neues Lehrerzimmer und die Pausenhalle. Der Haupteingang wurde ebenfalls in den neuen Trakt verlegt. Bezugsfertig war der Neubau zu Schuljahresbeginn 1966.

Koedukation und Kurssystem

Im Jahre 1972 wurde am Viktoria-Luise-Gymnasium die Koedukation eingeführt, heute besuchen fast ebenso viele Jungen wie Mädchen das Gymnasium. Die Schülerzahl betrug 1997 ca. 750. Das Kurssystem, eine bundesweite Reform der gymnasialen Oberstufe, wurde am Viktoria-Luise-Gymnasium am 1. August 1975 eingeführt. Die langjährige Schuldirektorin Ilse Behrens ging 1975 in Pension und wurde durch Jürgen Schoormann ersetzt. Seit 1978 hat Hameln ein Studienseminar zur Lehrerausbildung, mit dem die Schule seitdem eng zusammenarbeitet. Auch die Baumaßnahmen gingen weiter. 1978 folgte eine Aufstockung der Aula, dabei entstanden die große Arbeitsbibliothek und mehrere Fachräume; 1979 wurde eine Dreifach-Sporthalle errichtet; und schließlich entstanden in einem Anbau an der Kaiserstraße im Jahre 1982 weitere Klassen- und Fachräume. Diese neuesten Gebäudeteile ergänzen das Stilgemisch um die funktionale Bauweise der Achtziger. Im Zuge der Baumaßnahmen wurden die Einrichtungen für alle Fächer modernisiert, ergänzt und vor allem in den Naturwissenschaften an die Erfordernisse der Zeit angepasst. 1984 wurde das 125-jährige Bestehen des Viktoria-Luise-Gymnasiums gefeiert.

Die neueste Zeit

1993 eröffnete die Cafeteria, ein Angebot, das bis zur Errichtung der Mensa aus dem Schulleben nicht mehr wegzudenken war. Mit Hilfe von freiwilligen Eltern und Schülern wurde ein reichhaltiges Essensangebot aufgebaut.

Nach 23 Jahren ging der Schuldirektor Jürgen Schoormann Ende 1998 in Pension und wurde, nach einer Übergangszeit unter dem damaligen stellvertretenden Schulleiter, Wolfgang Herrndorf, im Februar 1999 durch Klaus-Dieter Bloch ersetzt. Er brachte internationale Erfahrung mit, u. a. von der Deutschen Schule in Tokio. Seit 2002 trägt die Schule die Bezeichnung „MedienProfilSchule“ und bemüht sich intensiv um die Medienerziehung. Die Ausstattung mit EDV-Technik wurde in den letzten Jahren erheblich verbessert. Klaus-Dieter Bloch verließ die Schule im August 2003, um an der Deutschen Schule in Washington als Schulleiter tätig zu werden.

Unter der Leitung von Maria Bergmann als kommissarischer Schulleiterin (2003-04) wurde die schwierige Aufgabe der Integration der bisherigen Orientierungsstufe in Angriff genommen.

Das Schulgebäude in der Hermannstraße

Seit August 2004 hat die Schule wieder die Jahrgänge 5 und 6 und nutzt das bisherige Gebäude der OS-Süd in der Hermannstraße gemeinsam mit der Wilhelm-Raabe-Schule als Außenstelle für die „Kleinen“. Außerdem findet hier ein Teil des Unterrichts der 11. Klassen statt. Die zweite Fremdsprache beginnt jetzt schon in Klasse 6. Die Gesamtschülerzahl stieg auf über 1300.

Außerdem wurde die Arbeit an einem Schulprogramm vorangetrieben.

Im September 2004 übernahm Rainer Starke die Leitung der Schule. Mit der erstmaligen Durchführung des Zentralabiturs im Jahre 2006, der anstehenden Verkürzung der Schulzeit auf 12 Jahre, der erneuten Reform der Oberstufe („Profiloberstufe“) und der neuen Schulverfassung stellen sich dem Viktoria-Luise-Gymnasium wiederum anspruchsvolle Aufgaben. Erste Vorbereitungen für das 150-jährige Schuljubiläum im Herbst 2009 sind auf den Weg gebracht.

Im Februar 2007 wurde von der Stadt der Bau einer dringend benötigten Mensa für die Schule beschlossen. Der zunehmende Unterricht am Nachmittag macht diese Maßnahme unumgänglich. Der Bau wurde am 19. Juli 2007 begonnen, am 18. November 2007 war das Richtfest, der Abschluss der Arbeiten war schließlich im April 2008. Nach der Einweihung am 4. April begann der Betrieb im neuen Gebäudeteil. Mit der bisherigen Cafeteria gewann die Schule zwei Unterrichtsräume, die dringend benötigt werden, da durch die Errichtung der Mensa auch ebenso viele verlorengingen.

Im Oktober 2007 nahm der neu gegründete Schulvorstand seine Arbeit auf, die neue Schulverfassung trat in Kraft.

Seit Anfang 2008 wird in regelmäßigen Abständen der SMS-Schulmitteilungsservice herausgebracht, der über das Vikilu im Allgemeinen informieren soll, da der Informationsfluss bei einer Schulinspektion bemängelt wurde. Es ist ein kleines Heft, in dem zum Beispiel über Lehrer, Exkursionen und Projekte informiert werden soll.

Anfang 2009 wurde die neue Internetseite veröffentlicht, die einige Monate Arbeit beanspruchte.

Schulleiter

Name Amtszeit von Amtszeit bis
Friedrich Sprenger (1792–1836) 26. April 1824 26. Januar 1836
Dr. Franz Georg Ferdinand Schläger (1781–1869) 26. Januar 1836 April 1857
Gerhard Julius August Wellhausen (1808–1861) April 1857 1. Oktober 1859
Pastor Herrmann Müller (1838–1908) 1. Oktober 1859 29. Juli 1870
Dr. Theodor Thiesing (1841–1873) 29. Juli 1870 25. Januar 1873
Friedrich Brandes (1838–1898) Juli 1873 27. Dezember 1898
August Christian Dähling (1834–1904, stellv.) 27. Dezember 1898 1. Oktober 1899
Dr. Alfred Lentz (1860–1911) 1. Oktober 1899 23. November 1911
Dr. R. Heinrich Spanuth (1873–1958, bis 16. April 1912 stellv.) 23. November 1911 10. Mai 1933
Heinrich Kranz (1873–1948, stellv.) 10. Mai 1933 16. April 1934
Dr. Heinrich Schwarz (1885–1949) 16. April 1934 12. Juni 1945
Richard Wolter (geb. 1889, stellv.) 12. Juni 1945 1. Mai 1946
Richard Schulz (1905–1989) 1. Mai 1946 1. August 1947
Dr. Ilse Woltereck (1902–1992) 1. August 1947 5. April 1954
Ilse Behrens (1910–2007) 5. April 1954 31. Juli 1975
Jürgen Schoormann 1. Oktober 1975 31. Juli 1998
Wolfgang Herrndorf (stellv.) 1. August 1998 31. Januar 1999
Klaus Dieter Bloch 1. Februar 1999 31. Juli 2003
Maria Bergmann (stellv.) 1. August 2003 22. September 2004
Rainer Starke 22. September 2004

Bekannte Schülerinnen und Schüler

Quellen

  • Schulchronik des Viktoria-Luise-Gymnasiums 1899-1947, StA Hameln, Bestand 502, Nr. 1
  • Jahresberichte der Höheren Töchterschule Hameln 1899-1914; 1924-1931
  • Festschrift zum 90. Schuljubiläum, Hameln 1959
  • Festschrift zum 100. Schuljubiläum, Hameln 1959
  • Festschrift zum 125. Schuljubiläum, Hameln 1984

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