- Vinzenz Erath
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Vinzenz Erath (* 31. März 1906 in Schramberg-Waldmössingen; † 10. November 1976 in Vaihingen an der Enz) war ein deutscher Erzähler.
Mit fünf teils autobiografischen Romanen gewann er in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg eine große Leserschaft in Deutschland und der Schweiz.
Inhaltsverzeichnis
Biografie
Vinzenz Erath wurde am 31. März 1906 in Waldmössingen (heute Stadtteil von Schramberg im Schwarzwald) in eine kinderreiche Kleinbauernfamilie - er war das zehnte Kind - hineingeboren. Nach den ersten Schuljahren in Waldmössingen besuchte er als Internatsschüler Gymnasien in Rottenburg am Neckar und Rottweil (Abitur 1926) und studierte dann katholische Theologie in Tübingen. Nach eineinhalb Jahren wechselte er über zur Philosophie und Philologie mit einigen Semestern in München. Wirtschaftliche Not als Hauptgrund führte zum Abbruch des Studiums kurz vor dem Staatsexamen.
Vinzenz Erath schlug sich dann als Hauslehrer mit Nachhilfestunden und Gelegenheitsvorträgen durch und vergrub sich in die Philosophie. Er schrieb in dieser Zeit viel, ohne zu publizieren. 1939 übernahm er die Leitung des Volksbildungswerks Reutlingen, meldete sich aber noch im gleichen Jahr freiwillig zur Wehrmacht. Als Funker nahm er am Frankreichfeldzug und später am Krieg gegen die Sowjetunion teil, geriet in sowjetische Gefangenschaft und wurde schon im Oktober 1945 krankheitshalber entlassen.
Seine in Stuttgart ausgebombte Familie fand er in Altheim (Alb) wieder. Dort verdiente er seinen Lebensunterhalt u. a. als Wald- und Streckenarbeiter, bis 1951 der erste Roman erschien und zum Bestseller wurde. In Altheim entstand auch der größte Teil seiner Romane. 1964 erfolgte ein Umzug nach Stuttgart-Bad Cannstatt, ein weiterer 1971 nach Vaihingen an der Enz, wo Vinzenz Erath am 10. November 1976 nach langer Krankheit starb.
Werk
In der teils autobiografischen Trilogie aus den Romanen Nrn. 1, 2 und 4 zeichnet Vinzenz Erath zunächst das Bild einer kleinbäuerlichen katholischen Familie im Schwarzwald, umgeben von allerlei liebenswerten und skurrilen Typen, im Spannungsfeld zwischen dörflicher Tradition, Frömmigkeit und den Verlockungen der neuen Zeit. Mitten drin der junge Florian Rainer, mit dem die Mutter – sie stammt aus gutbürgerlichem Haus - Besonderes vorhat; er soll ihrer Familientradition folgend Theologe werden. 8 Jahre lang ist er Internatsschüler, später wechselt er das Studienfach, ohne einen akademischen Abschluss zu machen. Er gerät in die Fänge des Nationalsozialismus und befreit sich wieder durch die freiwillige Meldung zur Wehrmacht. Der Autor lässt hier seinen Leser tief in die sozialen Verhältnisse der dörflichen Gesellschaft des beginnenden 20. Jahrhunderts blicken, lässt ihn miterleben, wie ein junger Mensch ins Leben stolpert, und nimmt ihn mit auf eine spannende Reise durch ein turbulentes halbes Jahrhundert.
Eine herzhafte tragikomische Vater-Sohn-Geschichte liefert der dritte Roman. Kriegsende und Gefangenschaft sind Thema des 5. Romans.
Sein letztes, druckfertiges Manuskript hinterließ Vinzenz Erath bei seinem Tod 1976. Aus seiner eigenen Feder stammt folgende Charakterisierung: „Misteln im Schnee deutet auf eine schicksalhafte Verflechtung zweier Menschen hin. ‚Die Mistel, ein geheimnisvoll lebendiges Zeichen‘, wie Stefan George sie einmal nennt, steht symbolhaft für Glaube, Religion, Überwirklichkeit. Der gesunde Baum empfindet sie als Gift, als Fremdkörper und versucht sie abzustoßen. Zwei Welten stehen sich gegenüber: Gesunde Wirklichkeit und religiöse Schwärmerei – Gottlosigkeit und Kirche – moderne Welt der Technik und mittelalterliche Welt des Glaubens. Die Mistel (die Religion) kann ohne den gesunden Baum nicht leben, umgekehrt kann Gesundheit und Betriebsamkeit allein ohne das Gewächs des Leidens und der Schuld nicht die letzte Bestimmung des Menschen sein. ..."
Romantitel
- Größer als des Menschen Herz. Tübingen 1951
- Das blinde Spiel. Tübingen 1954
- So zünden die Väter das Feuer an. Tübingen 1956
- So hoch der Himmel. Tübingen 1962
- Zwischen Staub und Sternen. Tübingen 1966
- Misteln im Schnee. Der Dom steht noch. BoD, Norderstedt 2007, ISBN 9783837003550
Literatur
- Harald Fommer im Auftrag der Stadt Schramberg (Hrsg.): Vinzenz Erath. Schramberg 2006, ISBN 3-9807406-5-X. Website der Stadt Schramberg zum Buch
- Hess, Margit: Vinzenz Erath – „Größer als des Menschen Herz“ und „Das blinde Spiel“ – Erzählte Kindheit aus dem Schwarzwald – Literatur einer Region als Gegenstand des Deutschunterrichts in Klasse 9, Wissenschaftliche Hausarbeit für das 1. Staatsexamen an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, Seedorf 1999
- Vinzenz Erath, "Eine Orgel verstummt", in: Marianne Fleischhack (Hrsg.), "Bei fröhlichen Leuten". Heiter-besinnliche Erzählungen, 6. Aufl., Berlin: Evangelische Verlagsanstalt 1974.
Weblinks
- Literatur von und über Vinzenz Erath im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
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