Vita Karoli Magni

Vita Karoli Magni
Szene aus einem Vita-Karoli-Magni-Manuskript aus dem 13. Jahrhundert
Éginhard Vita Caroli magni imperatoris-Lettrine V historiée Charlemagne assis.jpg

Die Vita Karoli Magni ist eine von dem fränkischen Gelehrten Einhard im 9. Jahrhundert verfasste Lebensbeschreibung des fränkischen Königs und Kaisers Karls des Großen. Es handelt sich um ein literarisches Kunstwerk der mittellateinischen Literatur aus der karolingischen Renaissance von hohem Rang und programmatischer Bedeutung. Lupus von Ferrières äußerte sich in einem Brief an Einhard entsprechend bewundernd über den eleganten Sprachstil.

Nach einem Vorwort, in dem er den Zweck des Unternehmens erläutert und seinen Anspruch, als Autor aufzutreten, mit der Verpflichtung gegenüber Karl und dessen Memoria rechtfertigt, sowie einer Darstellung des Übergangs der fränkischen Königsherrschaft von den Merowingern auf den Hausmeier Pippin, beschreibt Einhard im ersten Teil des Werkes die Taten Karls, insbesondere die von ihm geführten Kriege sowie seine Bauten. Der zweite Hauptteil enthält Informationen über Karls Äußeres, seine Lebensgewohnheiten, seine Bildung und seine Familie. Auch Karls Maßnahmen zur Pflege von Kultur, Religion und Recht werden geschildert. Erst in diesem Zusammenhang, gleichsam als Fußnote zu den Gründen seiner letzten Romreise, findet sich ein knapper Hinweis auf die Kaiserkrönung. Angeblich soll Karl geäußert haben, er hätte trotz des Weihnachtsfestes die Kirche nicht betreten, wenn er den Plan des Papstes gekannt hätte. Die Stelle (c. 28) spielt eine Schlüsselrolle in der Diskussion um die Kaiserkrönung Karls des Großen. Am Schluss des Werkes findet sich ein Bericht über den Tod Karls des Großen und sein Testament.

Im Aufbau und Stil ist das Werk stark beeinflusst von den antiken Kaiserbiographien Suetons, was auch das rubrizierende Verfahren (thematischen Schemen folgend) anstelle einer chronologische Erzählung erklärt. Das Werk zeigt aber deutlich panegyrische Tendenzen: Karl der Große wird ausschließlich positiv dargestellt und verherrlicht. Gleichzeitig sollte das Beispiel Karls eine Ermahnung für seine Söhne sein, besonders für Ludwig. Ob das Werk als Kritik an Ludwig dem Frommen zu lesen ist, was eine Spätdatierung voraussetzt, ist in der Forschung ebenso umstritten, wie die Datierungsfrage. Die Ansätze reichen von 817 bis 836.

Aufgrund der Voreingenommenheit des Autors ist der Quellenwert der Vita mitunter nicht unproblematisch. Die Vita ist jedoch eine wichtige Ergänzung zu den anderen Quellen der Karolingerzeit und enthält auch Informationen, die sonst nirgendwo überliefert sind.

Ausgaben und Übersetzungen

  • Hermann von Neuenahr (Hrsg.): Vita Et Gesta Karoli Magni per Eginhartum descripta, Köln: Johannes Soter 1521 (editio Princeps)
  • Einhard: Vita Karoli Magni. Lat./Dt. Übers., Anm. u. Nachw. von Evelyn Scherabon Firchow. Reclam Verlag, Ditzingen 1986 (und NDe), ISBN 3-15-001996-6
  • Einhard: Das Leben Karls des Großen (lateinisch und deutsch). In: Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters (Freiherr-vom-Stein-Gedächtnisausgabe), Bd. 5, Darmstadt 1955, S. 157-211.
  • Oswald Holder-Egger (Ed.): Einhardi Vita Karoli Magni. (Monumenta Germaniae historica in usum scholarum separatim editi 25). Hahn, sechste Aufl. Hannover 1911 (reprint 1965) (maßgebliche Edition) (in: dmgh online)

Literatur

  • Gereon Becht-Jördens: Biographie als Heilsgeschichte. Ein Paradigmenwechsel in der Gattungsentwicklung: Prolegomena zu einer formgeschichtlichen Interpretation von Einharts Vita Karoli. In: Andrea Jördens u. a. (Hrsg.): Quaerite faciem eius semper. Studien zu den geistesgeschichtlichen Beziehungen zwischen Antike und Christentum. Dankesgabe für Albrecht Dihle zum 85. Geburtstag aus dem Heidelberger "Kirchenväterkolloquium" (Studien zur Kirchengeschichte 8). Dr. Kovac, Hamburg 2008, S. 1–21.
  • Walter Berschin: Biographie und Epochenstil im lateinischen Mittelalter, Bd. 3 Karolingische Biographie 750–920 n. Chr. (Quellen und Untersuchungen zur lateinischen Philologie des Mittelalters 10). Anton Hiersemann, Stuttgart 1991, S. 199–220.
  • Helmut Beumann: Ideengeschichtliche Studien zu Einhard und anderen Geschichtsschreibern des früheren Mittelalters. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1962.
  • Claude Carozzi: Eginard et les trois fonctions de la royauté. In: Claude Carozzi, Huguette Taviani-Carozzi: Le pouvoir au Moyen Age. Ideologies, pratiques, représentations. Aix-en Provence 2005, S. 237–256.
  • David Ganz: Einhard’s Charlemagne. The Characterisation of Greatness. In: Joanna Story (Hrsg.): Charlemagne. Empire and Society. Manchester University Press, Manchester u. a. 2005, S. 38–51.
  • Siegmund Hellmann: Einhards literarische Stellung. In: Siegmund Hellmann: Ausgewählte Abhandlungen zur Historiographie und Geistesgeschichte des Mittelalters. Hrsg. von Helmut Beumann. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1961, S. 159–229.
  • Karl Heinrich Krüger: Neue Beobachtungen zur Datierung von Einhards Karlsvita. In: Frühmittelalterliche Studien 32, 1998, S. 124–145.
  • Heinz Löwe (Bearbeiter): Wattenbach-Levison. Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter. Vorzeit und Karolinger. II. Heft Die Karolinger vom Anfang des 8. Jahrhunderts bis zum Tode Karls des Großen. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1953, S. 272–277.
  • Rosamond McKitterick: Charlemagne. The Formation of a European Identity. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 2008 (deutsche Übersetzung: Karl der Große. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2008), hier S. 7-22. ISBN 978-0-521-88672-7
  • Hermann Schefers (Hrsg.): Einhard. Studien zu Leben und Werk. Darmstadt 1997.
  • Nikolaus Staubach: "cultus divinus“ und karolingische Reform. In: Frühmittelalterliche Studien 18, 1984, S. 546-581, hier S. 562–572.
  • Matthias M. Tischler: Einharts Vita Karoli. Studien zur Entstehung, Überlieferung und Rezeption. Hahn, Hannover 2001 (= Schriften der Monumenta Germaniae Historica 48), ISBN 3-7752-5448-X.

Weblinks

 Wikisource: Vita Karoli Magni – Quellen und Volltexte (Latein)

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