- Volkswagen-Werk Kassel
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Das Volkswagenwerk Kassel ist mit rund 13.800 Mitarbeitern [1] nach dem Stammwerk Wolfsburg die zweitgrößte Produktionsstätte des Volkswagenkonzerns in Deutschland. Das Werk liegt nicht direkt in Kassel, sondern im wenige Kilometer entfernten Baunatal an der Bundesautobahn 49. Es ist ausschließlich Zulieferer und bedeutender Komponentenlieferant für andere Werke des Volkswagenkonzerns.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte des Werkes
1957 erwarb Volkswagen für einen Werksneubau das Gelände der ehemaligen Henschel Flugmotorenbau G.m.b.H. Die Standortentscheidung für das Grundstück, das zu damaliger Zeit noch zu Kassel gehörte, ist neben der zentralen Lage in der Bundesrepublik insbesondere auf den günstigen Preis zurückzuführen. Wenig später wurde mit dem Bau der ersten Produktionshallen (Hallen 1 bis 4) begonnen. Der erste Werksleiter in Kassel, Rudolf Leiding - später VW-Chef in Wolfsburg - war für den Aufbau ab 1958 verantwortlich und blieb dort bis 1965. Als Datum der Inbetriebnahme des Werkes gilt der 1. Juli 1958: anfangs mit der Aggregataufbereitung (Tauschmotoren und -getriebe), die von Wolfsburg nach Kassel verlagert wurde.
Am 23. Juni 1958 beginnt mit der Aufbereitung von Zylinderköpfen, Vergasern, Kraftstoffpumpen und Kupplungen die Fertigung von Austausch-Teilen in den alten Henschel-Hallen. Im Recyclingverfahren werden den VW-Besitzern zu günstigen Konditionen aufbereitete Komponenten im Tausch gegen gebrauchte Aggregate angeboten. Am 28. Juli 1958 läuft die Überholung von kompletten Motoren an. Am 31. Dezember 1958 sind im Volkswagenwerk Kassel 794 Arbeiter und 61 Angestellte beschäftigt.
Bereits ab 1959 wurde die Fabrik schrittweise erweitert. 1961 wurde die Halle 4 und ein eigenes Kraftwerk gebaut, 1964 ging ein Presswerk in Betrieb. 1965 wurde die Halle 5 errichtet. Die Produktion wurde auf Einzelkomponenten, Motoren und Getriebe ausgeweitet.
1966 wurde die Stadt Baunatal gegründet. Das VW-Werk Kassel lag nun im Stadtgebiet von Baunatal, behielt aber seinen ursprünglichen Namen. 1971 wurde die Halle 3 fertiggestellt. Sie wurde errichtet, um zentral Ersatzteile für die VW-Modelle zu lagern. In den 90er Jahren wurde diese Aufgabe vom OTC übernommen und die Flächen der Halle 3 der Produktion zur Verfügung gestellt.
2001 wurde ein Technologiezentrum für die Gießerei eingerichtet.
Auf der Nordseite der Hallen befindet sich der sogenannte Nordrandbau, im dem auf bis zu drei Etagen Büroräume untergebracht sind. Die vier Produktionshallen und der davor befindliche Nordrandbau sind in Summe ca. 1.400 m lang. Die einzelnen Hallen sind bis zu 570 m breit. Insgesamt stand im Januar 2001 eine bebaute Fläche von 850.494 m² für Produktion und Materialbevorratung zur Verfügung.
Neben den Fertigungs- und Lagerstätten in Baunatal zählen die ehemaligen Produktionsstätten des AEG-Standortes Kassel zum Volkswagenwerk Kassel. Die in der Kasseler Lilienthalstraße angesiedelten Hallen beheimaten die Aggregateaufbereitung, die von der Halle 4 dorthin ausgelagert wurde.
Die Hallen des Werkes beheimaten aktuell die folgenden Abeteilungen:
Gebäude Abteilungen Halle 1 Getriebebau, Härterei, Werkzeugbau Halle 2 Berufsdienst, Karosseriebau, Presswerk, Formhärten, Abgasanlagenfertigung Halle 3 Getriebebau, Härterei Halle 4 Schmiede, Getriebebau, Volkswagen Coaching GmbH, Lehrwerkstatt, Pilothalle (Vorseriengetriebefertigung) Halle 5 Gießerei VW-Kassel / Baunatal Neben den vorgenannten Hallen, in denen die in denen die Produktionsabteilungen und die Ersatzteilbevorratung untergebracht sind, befinden sich auf dem Werksgelände noch diverse kleinere Hallen, in denen Dienstleistungsabteilungen und Lagerflächen untergebracht sind. Darüber hinaus befinden sich auf dem Werksgelände ein Klär- und ein Kraftwerk.[2]
OTC
Mit der zunehmenden Modellvielfalt des VW-Konzerns und der Entscheidung, alle Original-Ersatzteile zentral an einem Standort zu bevorraten, beschloss man den Bau des OTCs [3] (OTC steht für Original-Teile-Center) am Standort Kassel. Die Lagerhallen des OTC wurden ab dem Jahr 1992 aufgebaut. 1994 wurde das OTC 1 eingeweiht, das die Bevorratung der Ersatzteile, die zuvor in der Halle 3 beheimatet waren, übernahm. Im folgenden Jahr wurde das OT Center 2 sowie das Center für fahrzeugintelligente Teile eingeweiht. 2005 wurden das OTC 3 und 4 in Betrieb genommen. Durch die Fertigstellung des OTC 3 und 4 können nun rund 400.000 Originalteile gelagert werden. Derzeit befindet sich die fünfte Halle im Bau.
Infrastruktur
Das VW-Werk hat eine Grundfläche von 2.404.737 m². Der Fußweg vom Eingang des Werkes bis zum anderen Ende dauert circa fünfzehn Minuten (zu Fuß).
Die bebaute Fläche – Produktionsanlagen, die sozialen Einrichtungen, die Materiallager sowie auch die Parkplätze für die Fahrzeuge der Mitarbeiter – beträgt 850.494 m² und somit etwa ein Drittel der Gesamtfläche.
Die Produktionsstätten des Werkes als auch die Lagerflächen des OTC sind direkt an der A 49 gelegen. Somit besteht eine hervorragende Anbindung an das deutsche Autobahnnetz, sowohl in Nord-Süd (A 7), als auch in Ost-West-Richtung (A 44).
Abgesehen von der guten Straßenverkehrsverbindungen, verfügen sowohl die Hallen des OTC als auch die des Werkes allesamt über Gleisanschlüsse, die mit dem Schienennetz der DB verbunden sind. Ein erheblicher Teil des Warenversandes wird über Zugtransporte abgewickelt.
Der innerbetriebliche Transport wird fast ausschließlich mit Elektrofahrzeugen durchgeführt, um die Schadstoffbelastung der Hallenluft auf ein Minimum zu reduzieren.
Energieversorgung
Die Energieversorgung des Werkes wird über das auf dem Werksgelände befindlichen Kraftwerks hergestellt. Das Kraftwerk arbeitet mit Kraft-Wärme-Kopplung und dient in erster Linie zur Bereitstellung technischer Wärme; der dabei als Abfallprodukt entstehende elektrische Strom wird in das Netz des Werkes eingespeist. Die den Ausstoß des Kraftwerkes übersteigende Energiebedarfe werden durch den Bezug aus den Netzen anderer Energieversorgungsunternehmen gedeckt. Pro Jahr werden rund 540.000 Megawattstunden Strom und 430.000 Megawattstunden Wärme benötigt.[4] Der Stromverbrauch ist so hoch, dass man eine Stadt mit 350.000 Einwohnern damit versorgen könnte. 20 Prozent des Strombedarfs werden im Werk selbst erzeugt. Darüber hinaus werden jährlich ca. 930.000 m³ Trinkwasser benötigt.
Belegschaft und Geschäftsbereiche März 2007
Abteilung Beschäftigte Bemerkung Getriebebau 4442 Etwa die Hälfte aller im Konzern benötigten Getriebe kommt aus Baunatal. Der Jahresausstoß liegt bei 2,7 Millionen 2007. Gießerei 1073 Sie ist Europas größte Aluminium- und Magnesium-Gießerei und stellt neben Getriebegehäusen auch Karosserieteile her. Abgasanlagenbau 638 Hier werden komplette Anlagen einschließlich Lambda-Sonde und Rußpartikelfilter gebaut. Presswerk / Karosseriebau 1541 Herstellung von Karosserie- und Plattformteilen für den Passat und andere Fahrzeuge. Aggregate-Aufbereitung 280 Aufarbeitung von Motoren und Getrieben OTC 2575 Weltweiter Vertrieb von Originalteilen für fast alle Konzernmarken Sonstige Bereiche 1894 Werklogistik, Logistik, Qualitätssicherung, Personalwesen, Werksicherheit, Wirtschaftsbetriebe, Controlling, Werktechnik VW Coaching Gesellschaft mbH 808 Die VW Coaching ist u. a. für die Ausbildung zuständig und betreut derzeit 808 Lehrlinge. In Führungspositionen gibt es etwa zwölf Prozent Frauen. Den höchsten Frauenanteil hat die VW Coaching GmbH mit 26 Prozent.
Referenzen
- ↑ Die Produktionsstandorte des Volkswagenkonzerns
- ↑ VW Kraftwerke GmbH
- ↑ Original Teile Center im Regiowiki Kassel
- ↑ VW Kraftwerke GmbH
- Standort Kassel bei VW-Personal
- Portrait bei HR-Online
- Das VW-Werk Kassel in Regiowiki Kassel
- Volkswagen Kommunikation: Willkommen bei Volkswagen, Werk Kassel, 1/2001
- Volkswagen Kommunikation: Volkswagenwerk Kassel 1957 - 1971, 6/2004
51.2527777777789.4361111111111Koordinaten: 51° 15′ 10″ N, 9° 26′ 10″ O
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