Von der Methode des richtigen Vernunftgebrauchs und der wissenschaftlichen Forschung

Von der Methode des richtigen Vernunftgebrauchs und der wissenschaftlichen Forschung

Der Discours de la méthode, mit vollem Titel Discours de la méthode pour bien conduire sa raison et chercher la verité dans les sciences ("Von der Methode des richtigen Vernunftgebrauchs und der wissenschaftlichen Forschung") ist ein Werk des französischen Philosophen René Descartes. Es erschien erstmals 1637 in Leiden in französischer Sprache, 1644 folgte eine lateinische Fassung, die in Amsterdam herausgegeben wurde.

Discours de la méthode von René Descartes, Erstausgabe

Der Discours ist eine Vorrede zu drei naturphilosophischen Abhandlungen:

  • Dioptrique
  • Meteorologie
  • La Géométrie (die Grundlegung der neuzeitlichen Mathematik)

Der discours selbst besteht aus 6 Teilen, in denen Descartes verschiedene Komplexe seiner Überlegungen darstellt. In der Meiner-Ausgabe (dt-frz, 1960) sind diese Teile wie folgt zusammenfassend überschrieben (im Original gibt es keine Überschriften):

  • 1. Teil "Betrachtungen über die Wissenschaften"
  • 2. Teil "Hauptregeln der Methode"
  • 3. Teil "Einige moralische Regeln"
  • 4. Teil "Fundamente der Metaphysik"
  • 5. Teil "Naturphilosophische Fragen"
  • 6. Teil "Gründe, die den Autor zum Schreiben bewogen haben"

Inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung des Werks

Schreibimpuls

Obwohl er ein angesehener Gelehrter ist, erkennt Descartes, dass seine Leistungen nicht einem überlegenen Intellekt entwachsen sind, sondern ihren Ursprung in seiner Fähigkeit, sich nicht von Überbestimmtheit blenden zu lassen finden. Weiterhin geht er Schritt für Schritt vor, wobei jeder Schritt klar und distinkt sein muss. In dieser Schrift stellt er seine analytische Methode vor und zeigt in einem breiten Spektrum ihre Anwendung und ihre Leistungsfähigkeit.

Problemstellung

Descartes stellt sich in diesem Text die Frage, wie sichere Erkenntnisse in Philosophie, Naturwissenschaft, Medizin und Ethik gewonnen werden können.

Ergebnis

Das Ergebnis seiner Überlegungen ist, dass es zum einen eines sicheren Fundamentes bedarf auf dem alle Erkenntnis aufbauen kann. Zum anderen bedarf es einer Methode, um anhand dieser vom Fundament aus gesichert zu weiteren Erkenntnissen fortschreiten zu können. Es ergibt sich auch eine Hierarchie der Erkenntnisse bzw. Wissenschaften (vergl. Baum der Erkenntnis). So ist die Philosophie das Fundament (oder die Wurzel) aller Erkenntnisse. Darauf bauen die Naturwissenschaften (Stamm) auf, über die man schließlich zu gesicherte Erkenntnissen der Medizin und Ethik (Blätter) kommen kann. Da die richtige Ethik erst am Schluss des Prozesses gefunden werden kann, führt Descartes auch die Notwendigkeit einer provisorischen Moral für die Übergangszeit vor Augen.

Argumentation Descartes' am Beispiel des 4. Teils

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Descartes Ziel ist die "Erforschung der Wahrheit". Dieses Ziel geht er methodisch so an, dass er alles, was nur irgend möglich bezweifelbar ist, in Frage stellt, um zu unbezweifelbaren Wahrheiten zu gelangen.

Er reflektiert über die Sinneswahrnehmungen und stellt dabei fest, dass sie nicht gewiss sind und uns bisweilen täuschen können. Ebenso können logische Schlüsse in unserem Denken fehlerhaft sein, obwohl formal richtig gedacht wurde. Der dritte Aspekt, den er als Grund von Täuschungen erwägt, ist der, dass wir im Traum dieselben Gedanken haben können wie im wachen Zustand. Daraus zieht er die Konsequenz, dass alle Bewusstseinsinhalte - also auch die, die wir im wachen Zustand haben - ebenso gut Trugbilder sein können. Daraufhin schlussfolgert Descartes, dass zwar alle Inhalte des Bewusstseins das Ergebnis von Täuschung sein können, nicht aber der formale Akt des Denkens (hier Zweifelns) selbst. Das Zweifeln setzt ein zweifelndes Subjekt voraus, das Denken ein Subjekt, das denkt. Das findet in der berühmten Formel "Ich denke, also bin ich" ("Je pense, donc je suis") seinen Ausdruck. (In der Principia philosophiae (§ 7) sagt er: Cogito, ergo sum.)

Im zweiten Abschnitt nun legt er dar, dass das Bewusstsein durch sein Denken zwar die Gewissheit seiner Existenz hat, dass aber im Falle eines Verlöschens dieser Bewusstseinstätigkeit nicht nur der Beweis seiner momentanen Existenz fehlt, sondern auch dafür, dass es jemals existiert hat. Die Bewusstseinstätigkeit mag zwar Spuren hinterlassen, aber keine, die so beweisbar wären, wie "Ich denke, also bin ich" gilt. Die momentane Bewusstseinstätigkeit ist zum Beweis seiner Existenz unabdingbar - und darin (wie in seiner Beweisbarkeit überhaupt) besteht seine besondere Seinsweise, die sich von der der übrigen Gegenstände unterscheidet.

Aus der Gewissheit, die das Bewusstsein über seine Existenz hat, macht er ein Beispiel dafür, wie gewiss uns eine Wahrheit im Allgemeinen zu sein hat. Alle Urteile über die Dinge, die Wahrheit beanspruchen, müssen uns in ähnlicher Weise einleuchten und evident werden wie der Satz: "Ich denke, also bin ich".

Dem Bewusstsein können bestimmte Sachverhalte nur dann klar und evident einleuchten, wenn es in der Lage ist, diese Sachverhalte als klar und einleuchtend zu erkennen und das heißt, ihre besondere Qualität gegenüber den gewöhnlichen Zweifeln wahrzunehmen. Es hat also die Fähigkeit, Gewissheiten von Zweifeln zu unterscheiden. Descartes vermutet, dass diese Fähigkeit daher kommt, dass das Bewusstsein von vornherein eine Vorstellung von Vollkommenheit hat, die den Maßstab bzw. das Bewertungskriterium bildet, um auch Bewusstseinsinhalte einordnen zu können: Erkenntnisse und Gewissheiten sind vollkommener als Zweifel. Die Vorstellung von Vollkommenheit kommt von Gott; dabei aber nicht in der Weise, dass er sie als einzelne Vorstellung in uns, in unser Bewusstsein, eingepflanzt hätte, sondern vielmehr daher, dass das Bewusstsein, wenn es Gott wahrnimmt, Vollkommenheit als ein Attribut Gottes mit erfassen muss (und diesen Begriff dann in anderen Zusammenhängen weiter verwenden kann).

Oder umgekehrt: Da der Begriff der Vollkommenheit in unserem Bewusstsein (beweisbar) vorhanden ist, zieht den Descartes den Schluss, dass Gott notwendig existiert - und zwar für uns erkennbar existiert, denn wie sonst sollte das Bewusstsein zu diesem Begriffe kommen und wie ohne ihn in der Lage sein, überhaupt etwas zu erkennen? Dass das Bewusstsein aber in der Lage ist etwas zu erkennen, zeigt die Evidenz der Sätze: "Ich denke, also bin ich" und "Ein vollkommenes Wesen muss existieren".

Im folgenden Abschnitt werden nun diese beiden Ergebnisse aus dem vierten und fünften Abschnitt miteinander verknüpft: Was wir klar und deutlich erfassen, ist wahr. Gott ist Garant für die Wahrheit.

Also: Was wir klar und deutlich erfassen, stammt von Gott. Im letzten Abschnitt greift Descartes noch einmal auf das Traumargument des Anfangs auf. Die erste Schlussfolgerung war ja, dass alle Wirklichkeitserkenntnis bezweifelbar war, weil wir uns - wie im Traum - täuschen könnten. Nun aber, da die Existenz eines wahrhaftigen und vollkommenen Gottes aus dem Begriff der Vollkommenheit abgeleitet zu sein scheint, kann Gott als Bedingung der Möglichkeit wahrer Erkenntnis postuliert werden, wobei allerdings die Unvollkommenheit des Menschen als Ursache für falsche Erkenntnis eingeräumt werden muss.

Siehe auch

Weblinks


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