Walther Kastner

Walther Kastner

Walther Kastner (* 11. Mai 1902 in Gmunden, Oberösterreich; † 31. März 1994 in Wien) war ein österreichischer Jurist, Manager, Kunstfreund und Mäzen.

Kastner wuchs in Linz auf und war unter anderem führend in der Wandervogelbewegung aktiv. Nach einer Jugendkrise wandte er sich vom Ideal eines künstlerischen Berufs ab und studierte Rechtswissenschaften.

In der Zwischenkriegszeit war Kastner in der österreichischen Finanzprokuratur tätig. Schon vor 1938 wirkte er als Experte an bedeutenden Geschäftsfällen mit, etwa an der Untersuchung des Zusammenbruchs der Creditanstalt. Im Krieg stieg Kastner vom sog. Arisierungsbeauftragten der Kontrollbank bis zur Position des Vorstandsvorsitzenden der Semperit AG auf, trat aber relativ spät der NSDAP bei. Das trug ihm, wie er in seinen offenherzigen Lebenserinnerungen vermerkt, für einige Zeit „das unbeschwerte Leben eines Hilfsarbeiters“ ein.

Kastner begann bald nach 1945 mit dem beruflichen Wiederaufstieg. Ab 1949 war Kastner als Wirtschaftsanwalt tätig (und wirkte dabei an Restitutionsfällen mit, die er zuvor von der Seite der „Arisierung“ her kannte). Ab 1964 war Kastner auch als Professor für Handelsrecht an der Universität Wien tätig. Zahlreiche Gesetze dieser Zeit tragen die Handschrift des damals führenden österreichischen Gesellschaftsrechtlers. Kastner wurde Ehrenmitglied der österreichischen Akademie der Wissenschaften. Zu seinem 80. Geburtstag erschienen im Wiener Orac-Verlag Kastners Memoiren: Mein Leben – kein Traum. Aus dem Leben eines österreichischen Juristen. Walther Kastner stiftete seine bedeutende Gemäldesammlung 1975 dem Oberösterreichischen Landesmuseum in Linz.

Nach ihm ist der Walther-Kastner-Preis benannt, der als die bedeutendste Auszeichnung im Bereich des Banken- und Gesellschaftsrechts gilt. Der Preis wird vom Verband Österreichischer Banken und Bankiers für hervorragende wissenschaftliche Arbeiten vergeben, die dazu geeignet sind, das österreichische Bankwesen zu fördern – insbesondere auf dem Gebiet des Gesellschaftsrechts, des Steuerrechts und der Volkswirtschaftslehre.

Literaturhinweise

  • Walther Kastner: Grundriss des österreichischen Gesellschaftsrechts, Wien 1986
  • Wirtschaftspraxis und Rechtswissenschaft – Festschrift für Walther Kastner, Wien 1972
  • Benno Ulm: Kunstsammlung Walther Kastner, Katalog Schlossmuseum Linz, Linz 1975
  • Lothar Schultes: Die Sammlung Kastner. Band 1: Mittelalter und Barock, Linz 1992
  • Lothar Schultes: Die Sammlung Kastner. Band 2: Die Kunst des 19. Jahrhunderts, Linz o. J.
  • Bernhard Prokisch: Die Sammlung Kastner. Teil 4: Münzen, Linz 1997
  • Johannes Wieninger, Elisabeth Schmuttermeier, Lothar Schultes: Die Sammlung Kastner. Band 5: Ostasiatische Kunst und Schmuck, Linz 1999
  • Lothar Schultes: Die Schenkung Kastner, Teil 1: Mittelalter und Barock, Linz 2010 (mit Biographie)
  • Lothar Schultes: Die Schenkung Kastner, Teil 2: Vom Biedermeier zum Expressionismus, Linz 2010

Weblinks


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