- Semperit AG
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Semperit AG Rechtsform Aktiengesellschaft ISIN AT0000785555 Gründung 1910 Sitz Wien, Österreich Leitung - Thomas Fahnemann (Vorsitzender)
- Richard Stralz
- Richard Ehrenfeldner
- Dr. Johannes Schmidt-Schultes
Mitarbeiter 7.039 (2008) [1] Umsatz 655 Mio € [1] Branche Kautschuk- und Kunststoffindustrie Produkte technische Gummierzeugnisse Website www.semperit.at Semperit AG, Unternehmen der Gummiindustrie und ehemals bedeutender Reifenhersteller, besteht seit 1912 und war in den 1950er Jahren eines der größten Unternehmen Österreichs.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung
Auf Initiative des Wiener Bankvereins kam es 1910–1912 zu einer Fusion mehrerer Unternehmen der österreich-ungarischen Kautschukindustrie, aus dem die Semperit österreich amerikanische Gummiwerke Aktiengesellschaft entstand. Teil dieser Fusion war die vom Ungarn Josef Miskolczy (1858–1921) 1898 bei Traiskirchen gegründete Gummiwarenfabrik Miskolczy, die um 1906 in Semperit Gummiwerke GmbH umbenannt wurde. Der Name Semperit – eine Marketingschöpfung Miskolczys – bedeutet auf Latein „geht immer“ (semper it). Auch die 1861 in Wien gegründete Firma Schneck & Kohnberger, die 1889 in eine Aktiengesellschaft mit dem Namen Österreichische Amerikanische Gummifabriken AG umgewandelt wurde, sowie deren Tochterunternehmen, die Ungarische Gummiwarenfabrik AG gingen in der Semperit AG auf. Die Österreichische Amerikanische Gummifabriken AG stellten mit ca. 1000 Arbeitern 1897 in Zusammenarbeit mit der Continental-Caoutchuc und Gutta-Percha-Companie, Hannover in Wien vor allem den Continental-Pneumatics Reifen her. Die Semperit AG war damit vor dem Ersten Weltkrieg die größte Gummifabrikation im Gebiet der Habsburger Monarchie.
Den Ersten Weltkrieg überstand Semperit mit Schwierigkeiten, nach dem Krieg expandiert die Firma weiter. In der Wirtschaftskrise 1923 sah sich die Vereinigte Gummiwaren Fabriken Harburg-Wien gezwungen, ihre Gummifabrik in Wimpassing in Niederösterreich an die Semperit AG zu verkaufen. Diese 1824 von Johann Nepomuk Reithoffer (1781–1872) gegründete Gummifabrik war die älteste Europas. Auch sein Halbbruder Josef Reithoffer (1796–1858) hatte, nachdem er zuvor Leiter der Gummifabrik in Wien gewesen war, 1832 eine eigene Gummifabrik gegründet. Dieses Unternehmen, das nach dem Tod seines Gründers in Gummi und Kabelwerke Josef Reithoffer's Söhne umbenannt wurde, stellte erfolgreich Reifen her. 1925 mussten auch die Gummi und Kabelwerke Josef Reithoffer's Söhne mit der Semperit AG fusionieren.
1925 beschäftigte die Semperit ca. 9.000 Mitarbeiter an 9 Standorten.
Anschluss
Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich blieb die Semperit AG formal selbständig, wurde aber durch ein gegenseitiges Hilfsabkommen an die Continental AG aus Hannover gebunden, von dort erhielt sie Wissen und Maschinen. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde die Semperit AG auf Kriegswirtschaft umgestellt, so wurden neben Reifen auch Panzerketten produziert. Während des Krieges wurden verstärkt polnische Zwangsarbeiter eingesetzt, um Arbeitskräfte zu ersetzen und die Produktion aufrecht zuhalten. Der damalige Generaldirektor Dr. Franz Josef Messner wurde Ende März 1944 von der Gestapo verhaftet, da er einer Wiener Widerstandszelle angehört hatte, und am 23. April 1945 im KZ Mauthausen mit 39 weiteren Häftlingen durch den Kommandanten Franz Ziereis persönlich vergast.
Der Wiederaufstieg
Nachdem die Rote Armee den größten Teil der Maschinen demontiert hatten, begann unter großen Schwierigkeiten im August 1945 die Wiederaufnahme der Produktion. Im Oktober 1945 waren 410 Mitarbeiter bei der Semperit AG beschäftigt. 1951 waren die Schäden des Krieges behoben, bis 1972 konnte die Semperit AG stark expandieren. Ende 1972 beschäftigte die Semperit AG über 15.000 Mitarbeiter und war das zweitgrößte Unternehmen Österreichs.
Im Jahr 1972 kam auch wieder das Werk von Sava im slowenischen Kranj, das bereits früher zu Semperit gehörte und 1940 unter Kontrolle von Continental fiel, zurück an Semperit. Zur Gruppe gehörten aber auch Unternehmen, die nichts mit Reifen zu tun hatten, wie der Fensterhersteller Semperdur oder Perfekta. In Dublin wurden Reifen für den Export nach Großbritannien, Skandinavien und in die USA erzeugt.[2]
Mehrheitsaktionär der Semperit AG war seit Ende des Krieges die staatseigene Creditanstalt, die gleichzeitig auch als Hausbank fungierte. Dieser Mehrheitsaktionär sorgte auch für den Untergang der Semperit AG, da dieser für eine dauernde Unterfinanzierung sorgte. Die Creditanstalt ließ keine Kapitalerhöhung zu, sondern vergab selber Kredite, mit der Folge, dass die Semperit AG sich zunehmend verschuldete. Während Wachstumsphasen war das kein Problem, in Krisenzeiten konnten die Verbindlichkeiten jedoch nicht mehr gezahlt werden.
Krise
1973 kam es im Zuge der ersten Ölkrise zu Absatzschwierigkeiten auf dem Reifenmarkt und zu großen Verlusten bei der Semperit AG. Daraufhin wurde eine Kooperation mit einer Michelin Tochterfirma vereinbart und die Semkler AG gegründet. Doch die Hoffnungen erfüllten sich nicht und die Kooperation wurde 1979 wieder aufgelöst. Noch 1980 erhielt Semperit die Staatliche Auszeichnung und durfte damit das Bundeswappen im Geschäftsverkehr führen. Die Semperit AG machte weiterhin Schulden, bis der österreichische Staat einsprang und eine Kapitalerhöhung ermöglichte. Damit sollte das Unternehmen für einen Verkauf gestärkt werden. 1981 erzielte Semperit weltweit einen Jahresumsatz von 400 Millionen US-Dollar und hatte einen Weltmarktanteil bei Autoreifen von 1,4 Prozent. 1983 wurde eine Holding gegründet und die Semperit AG in mehrere Teilfirmen aufgespalten, die dann sukzessive verkauft wurden.
Die Semperit Reifen Ges.m.b.H.
Die Reifensparte wird 1983 als Semperit Reifen Ges.m.b.H vollkommen verselbständigt und wird 1985, als sie wieder Gewinn erwirtschaftet, von der Creditanstalt verkauft, und zwar an den Konkurrenten, die Continental AG Hannover, versehen mit einer Bestandsgarantie für die nächsten 10 Jahre. In den folgenden Jahren wurde die Belegschaft systematisch abgebaut. 2002 wurde die Reifenproduktion von Traiskirchen komplett nach Tschechien verlegt. Der letzte Reifen in Traiskirchen wurde am 19. Juli 2002 hergestellt.[3] Dort und in Sava (Slowenien) befanden sich zwei Semperit-Tochterfirmen, die Anfang der 1980er Jahre ebenfalls in den Continental-Konzern eingebracht worden waren. Continental hält bis heute die Markenrechte am Namen „Semperit“. Am 18. Dezember 2009 wurde die letzte Produktionsschicht gefahren. Nur für Abrissarbeiten wurden noch 30 Mitarbeiter über ein halbes Jahr beschäftigt.[4]
Die heutige Semperit AG
Etwa 7.000 Mitarbeiter, davon ungefähr 1.000 in Österreich, sind zur Zeit bei der Semperit AG Holding in folgenden Tochterfirmen: Sempermed, Semperflex, Semperform und Sempertrans, beschäftigt. In Österreich ist der Firmensitz in Wien, die Produktionsstätte in Wimpassing im Schwarzatale in Niederösterreich ist das Stammwerk, das 1850 von Johann Nepomuk Reithoffer, der die Produktion seiner 1824 in Wien gegründeten Kautschukfabrik nach Wimpassing verlegte, erbaut wurde. In Thailand gehört die weltweit größte Erzeugung für Untersuchungshandschuhe zum Konzern. Das sonstige Erzeugungsprogramm spannt einen weiten Bogen über die verschiedensten Gummierzeugnisse in weltweit 16 Produktionsstätten.
Wie am 15. Oktober 2009 bekannt wurde, hat die Semperit AG den Bau eines neuen Fertigungswerkes in Surat Thani, Thailand, fixiert. Rund 25 Mio. Euro sollen in die geplante hochmoderne Produktionsanlage fließen, die eine Kapazität am Ende der ersten Ausbaustufe von rund 3 Mrd. Untersuchungshandschuhe im Jahr produzieren soll.[5]
Die Aktien notieren als eine der ältesten an der Wiener Börse, aber auch in Frankfurt, Berlin-Bremen und Stuttgart. Knapp über 50 % der Aktien hält die B&C Holding GmbH, eine Holding, welche die Beteiligungen der Bank Austria Creditanstalt AG verwaltet. Der Umsatz betrug 2009 588,1 Millionen Euro.
Am 21. Oktober 2010 teilte die Gesellschaft mit, dass Thomas Fahnemann ab dem 1. Dezember 2010 zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden bestellt wurde. [6]. Die Bestellung zum Vorstandsvorsitzenden erfolgte durch die Hauptversammlung am 14. April 2011 [7]
Kennzahlen
Jahr 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Umsatz
in Mio €451,2 463,5 477,4 515,0 574,1 607,8 655,3 588,1 Mitarbeiter 5.691 5.886 5.710 6.185 6.689 7.118 7.064 6.649 Stand: 10. Juni 2010
Obwohl der Umsatz im Geschäftsjahr 2009 aufgrund konjunkturbedingter starker Nachfragerückgänge in nahezu allen Bereichen in Summe auf 588,1 Mio. Euro zurückging (2008: 655,3 Mio Euro), konnte das Ergebnis vor Steuern (EGT) um 23,8 % auf 71,9 Mio. Euro gesteigert werden. [8]
Literatur
- Alfred Artmäuer, Manfred Bauer, Julius Böheimer: Ohne jede Chance. Der Fall Semperit, 2. Auflage Wien 2003, ISBN 3-7035-0983-X
- 150 Jahre österreichische Kautschukindustrie, 1824 - 1974, Molden Verlag Wien 1974
Weblinks
- Die heutige Semperit AG
- Semperit AG Holding. In: Österreich-Lexikon, online auf aeiou. (Gummiwaren)
- Semperit GesmbH.. In: Österreich-Lexikon, online auf aeiou. (Reifen)
- Aktien-Portal über Semperit AG
- Homepage Semperit Reifen
- Big Business in Österreich books.google.at
Einzelnachweise
- ↑ a b Geschäftsbereiche der Semperit AG] abgerufen am 17. Dezember 2009
- ↑ Es war einmal ein Semperit-Konzern ... auf Die Arbeit-Das Monatsmagazin des GLB abgerufen am 1. Juni 2009
- ↑ Continental schließt Reifenwerk Traiskirchen auf ORF abgerufen am 16. Juni 2009
- ↑ Nach 113 Jahren: Semperit-Werk Traiskirchen schließt in Die Presse vom 17. Dezember abgerufen am 17. Dezember 2009
- ↑ EANS-Adhoc: SEMPERIT AG HOLDING Errichtung eines neuen Fertigungsstandortes für Untersuchungshandschuhe
- ↑ boerse-express.com
- ↑ HV 14. April 2011
- ↑ EANS-Adhoc: Semperit AG Holding
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