Wardenclyffe Tower

Wardenclyffe Tower

Der 1901 errichtete 57 Meter hohe Wardenclyffe Tower war ein experimenteller, nicht vollendeter und ganz aus Holz gebauter Funkturm von Nikola Tesla bei Shoreham, am nördlichen Küstenstreifen von Long Island, USA.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Wardenclyffe-Turm
Unvollendeter Wardenclyffe Tower

Tesla begann etwa um 1898 mit der Planung des Turmes. Im Jahr 1901 wurde der Turm auf Long Island gebaut (Architekt: Stanford White; Entwurf: Whites Kollegen W.D. Crow). Hauptsponsor des Projektes war J. P. Morgan, in dessen Weltsicht allerdings Teslas esoterische Vision von „freier Energie“, die er ja mit diesem Turm umsetzen wollte, nicht hineinpasste. Tesla stellte diese Anlage gegenüber J.P. Morgan als Radiosender zur Übertragung transatlantischer Nachrichten und als direkte Konkurrenz zu den damaligen Anlagen von Guglielmo Marconi dar. 1902 errichtete Tesla ein neues Laboratorium direkt am Turm, das jedoch ebenfalls nie ganz fertig gestellt wurde.

Im Gegensatz zu Marconis Knallfunkensender mit einer Leistung von 18 kW, mit dem Marconi die ersten drahtlose Datenübertragung über den Atlantik gelang, wies die Anlage in Wardenclyffe eine projektierte Leistung von 300 kW in Form von Wechselspannungsgeneratoren von Westinghouse auf. Wardenclyffe Tower war im Vergleich zu den Anlagen von Marconi riesig, teuer und kompliziert.

Während Tesla dieses Projekt seinen Geldgeber J. P. Morgan als Hochleistungs-Funksender verkaufte, glaubte er selber daran, mit Hilfe dieses heute als Tesla-Transformator bezeichneten Aufbaus, im Prinzip eine baulich große Form von Resonanztransformator, drahtlos über die Ionosphäre elektrische Energie verteilen zu können. Als J. P. Morgan von Tesla über die eigentliche Aufgabe im September 1902 informiert wurde, stieg er nach Investition von 150.000 USD aus dem Projekt aus. In den Folgejahren versuchte Tesla immer aufdringlicher J. P. Morgan zu weiteren Investitionen zu überreden, was im Frühjahr 1904 in einem Rauswurf Teslas aus dem New Yorker Büro von J. P. Morgan gipfelte. Morgan trennte sich in Folge geschäftlich komplett von Tesla.[1]

Der Turm blieb unvollendet: Er wurde weder wie geplant verkleidet, noch innen ausgebaut und die pilzförmige Kuppel wurde nie mit den vorgesehenen Kupferplatten ausgestattet. Auch die Ausbauten unter dem Turm im Fundament blieben unvollendet. Im Jahr 1905 wurden die Finanzprobleme Teslas immer prekärer: So konnte Tesla die Mitarbeiter und Kohlelieferungen für den Betrieb nicht mehr bezahlen. In den Folgejahren verfiel die Anlage.

Im Jahr 1915 musste Tesla das Gelände samt der unvollendeten und zwischenzeitlich verfallenen Anlage an den Hotelbetreiber George C. Boldt wegen unbeglichener Hotelrechnungen verkaufen. Tesla wohnte zu jener Zeit permanent im Luxushotel Waldorf-Astoria auf Kredit. Eine Steuerschuld aus 1909 von jahrelang nicht bezahlter Bodensteuer für Wardenclyffe führte 1916 zu einem öffentlichen Gerichtsverfahren, in dessen Verlauf Teslas prekäre finanzielle Situation öffentlich bekannt wurde, womit das Projekt Wardenclyffe für Tesla endgültig verloren war.

Am 4. Juni 1917 verkaufte der Hotelbetreiber des Waldorf-Astoria das Gelände an die Abrissfirma Smiley Steel Company welche am 15. Juli 1917 mit dem Abriss und der Verwertung der verbliebenen Anlagenteile zum Materialpreis verfuhr. Der Turm wurde mit mehreren Ladungen Dynamit gesprengt.[1]

Funktion

Die von Tesla projektierte sehr große Spule hätte nicht funktioniert. Denn während man jahrelang davon ausging, dass auch eine kilometerlange Sekundärspule noch funktionieren würde, sofern sie mechanisch stabil konstruiert werden könnte, gäbe es bei dieser Baugröße elektrische Probleme, weil die Frequenz des durch die Resonanz erzeugten Wechselstroms mit zunehmender Spulenlänge der Sekundärspule immer niedriger ausfällt. Deshalb könnten die ionisierten Kanäle, durch die die einmal eingeleitete Funkenentladung aufrechterhalten würde, nicht lange genug bestehen bleiben. Bei etwa 40 Metern Spulenlänge wäre der Punkt erreicht, an dem die Funkentladung in den Phasen der Umpolung der Spannung abreißen würde.

Die zugrundeliegende Funktion damaliger Radiosender waren die so genannten Knallfunkensender bzw. Löschfunkensender, wovon sich auch der im deutschen übliche Begriff „Funken“ für eine drahtlose Übertragung ableitet. Damit ist grundsätzlich keine Sprachübertragung möglich, sondern nur Morsezeichen. Funkensender wurden im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts durch technische Weiterentwicklungen wie dem Maschinensender und danach den Röhrensendern mit Elektronenröhren abgelöst.

Quellen

  1. a b Michael Krause: Wie Nikola Tesla das 20. Jahrhundert erfand. 1. Auflage. Wiley, 2010, ISBN 978-3-527-50431-2.

Weblinks

40.947597-72.898207

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