Guglielmo Marconi

Guglielmo Marconi
Guglielmo Marconi (um 1907)

Guglielmo (seit 1924 Marchese) Marconi [ɡuʎˈʎɛlmo marˈkoːni] (* 25. April 1874 in Bologna; † 20. Juli 1937 in Rom) war ein italienischer Forscher, Unternehmer und Pionier der drahtlosen Telekommunikation.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Guglielmo Marconi wurde als zweiter Sohn des italienischen Landbesitzers Giuseppe Marconi und dessen aus Irland stammender Frau Annie Jameson geboren. Er erhielt eine private Ausbildung in Bologna, Florenz sowie Livorno. Schon als Junge interessierte er sich für physikalische und elektrische Wissenschaft und studierte die Arbeiten von James Clerk Maxwell, Heinrich Hertz, Augusto Righi, Oliver Joseph Lodge, Alexander Stepanowitsch Popow und anderen.

Am 16. März 1905 heiratete Marconi Beatrice O'Brien, Tochter des 14. Baron von Inchiquin. Aus der Ehe stammen drei Kinder, die Mädchen Degna und Gioia und der Sohn Giulio. Die Ehe wurde 1924 geschieden.

Den Nobelpreis für Physik erhielt er zusammen mit dem deutschen Physiker Ferdinand Braun am 10. Dezember 1909.

Am 16. Juni 1927 heiratete Marconi in zweiter Ehe Maria Cristina Bezzi Scali, 1930 wurde die Tochter Maria Elettra Elena Anna geboren. Marconi war bei seiner zweiten Heirat 52 Jahre alt und fast doppelt so alt wie seine Frau. Im Jahr 1994 verstarb sie und wurde im Mausoleum der Villa Griffone in Pontecchio an der Seite ihres Mannes beigesetzt.

Als Präsident der Königlich Italienischen Akademie war Marconi aber auch Mitglied des Faschistischen Großrates, der im faschistischen Italien das höchste politische Gremium abgesehen vom König war.

Am 19. Juli 1937 erlitt Marconi in Rom einen Schlaganfall, dem er am Folgetag erlag. Mit einem Staatsakt wurde er zunächst dort beigesetzt und nach der Fertigstellung eines Mausoleums am Familienstammsitz, der Villa Griffone in Pontecchio bei Bologna 1941 dorthin übergeführt. Marconi wurde in seiner Heimat überaus verehrt und es gibt in Italien kaum einen Ort, der nicht eine „Via Marconi“ hat. Seine größten wirtschaftlichen Erfolge erlangte er jedoch in England und dort befinden sich auch die weitaus meisten originalen Dokumente und Gegenstände.

Zeit seines Lebens stand Marconi unter dem Druck seiner Erfindung und sah sein Privatleben unter einem nicht so wichtigen Aspekt.

Leistungen

Deutsche Sonderbriefmarke 1995

Bereits in jungen Jahren interessierte ihn besonders die Elektrizität. Neuere Untersuchungen [1] zeigen, dass er sich mit der Verbesserung der Leistungsfähigkeit von Batterien beschäftigt hat. Als er die Schriften von Heinrich Hertz studiert, wendet sich Marconi der drahtlosen Telegrafie zu und gilt damit als Pionier der drahtlosen Kommunikation. 1895 begann er auf dem Landgut seines Vaters, Villa Griffone bei Bologna, mit Laborexperimenten. Im Sommer 1895 führte er auch einige seiner ersten Versuche über 1,5 km Entfernung in Salvan in den Schweizer Alpen durch.[2] 1896 baute Guglielmo ein „Gerät zur Aufspürung und Registrierung elektrischer Schwingungen“ von Alexander Stepanowitsch Popow nach und ließ dieses im Juni 1896 vor Popow patentieren.

Marconi-Denkmal in Poldhu, Cornwall

Später verlegte er sein Labor auf die Kreideklippen der Isle of Wight, ließ sein System in Großbritannien patentieren (britisches Patent Nr. 12039) und gründete 1897 das Unternehmen Marconi's Wireless Telegraph Company Ltd. mit Sitz in London. Am 27. März 1899[3] kam es zur ersten drahtlosen Verbindung über den Ärmelkanal vom South Foreland Lighthouse (Leuchtturm von South Foreland) bei Dover nach Wimereux. Am 12. Dezember 1901 gelang der erste transatlantische Funkempfang eines Signals (Buchstabe S des Morsecode) aus Poldhu auf der Halbinsel The Lizard in Cornwall auf dem Signal Hill bei St. John's in Neufundland. Im folgenden Jahr konnte Marconi Testnachrichten in beiden Richtungen über den Atlantischen Ozean übertragen, am 18. Januar 1903 erfolgte die erste öffentliche transatlantische Kommunikation: Marconi tauschte von der Marconi Wireless Station in Cape Cod, Massachusetts Grußbotschaften zwischen US-Präsident Theodore Roosevelt und dem König von England Eduard VII. aus. Das System wurde von der Kriegsmarine übernommen. Auch von der südwestirischen Mizen-Halbinsel kommunizierte Marconi mit dem vorbeifahrenden Schiffsverkehr auf dem Atlantik.

Am 26. Juni 1905 erhielt Island das erste Telegramm seiner Geschichte, noch bevor ein Seekabel verlegt wurde.

Seit 1907 bestand ab dem westirischen Ort Derrygimla bei Clifden ein drahtloser transatlantischer Telegrafendienst für die Öffentlichkeit. Die Sendestation wurde während des Irischen Bürgerkrieges 1922 zerstört. Im Jahr 1909 erhielt Marconi gemeinsam mit Ferdinand Braun den Physiknobelpreis. Später beschäftigte er sich mit der Anwendung von Kurz- und Mikrowellen.

Gedenktafel in der Basilica Santa Croce, Florenz

Es gelang ihm in den Anfangstagen der drahtlosen Nachrichtentechnik zur See fast ein Weltmonopol zu errichten. Gegenspieler in der Technik waren vor allem deutsche Entwicklungen durch Ferdinand Braun (Siemens, Telefunken) und Adolf Slaby (AEG).

1924 wurde Marconi auf Vorschlag der faschistischen Regierung durch König Viktor Emanuel III. geadelt und erhielt den Titel marchese (deutsch: Graf, Markgraf).

Er starb im Alter von 63 Jahren am 20. Juli 1937 in Rom und wurde zunächst dort beigesetzt; im Oktober 1941 wurde er in das Mausoleum auf dem Landsitz Villa Griffone umgebettet. In der Basilika Santa Croce in Florenz wurde ihm zu Ehren eine Gedenktafel angebracht.

Gedenken

Als Marconi starb, wurde zu seinem Gedenken sämtlicher Funkverkehr für zwei Minuten ausgesetzt. In Würdigung seiner Leistungen ist nach ihm der Asteroid (1332) Marconia und ein Mondkrater auf der Mondrückseite, benannt.[4] Auch die Gemeinde Sasso Marconi wo sich die Villa Griffoni-Marconi – das heutige Marconi-Museum – befindet, trägt seinen Namen. Ebenso wurde der internationale Flughafen der italienischen Stadt Bologna nach Guglielmo Marconi benannt. In Gedenken an ihn wird ein jährlich ausgetragener Amateurfunk-Contest Marconi memorial contest genannt.

Siehe auch

Filme

  • Pionier der drahtlosen Kommunikation, Film von Axel Engstfeld, 2011,[5] bei Terra X

Literatur

  • G. B. Marini Bettòlo: Guglielmo Marconi – Personal Memories and Documents. In: Rivista di Storia della Scienza. Jg. 3, 1986, S. 453 f.
  • F. Gardiol und Y. Fournier : Salvan, die Wiege der Telekommunikation. In: Bulletin SEV/VSE 21-2007, pp. 24–28
  • Y. Fournier et F. Gardiol: Marconi et Salvan: à l'aube de la télécommunication sans fil, Ed. Porte-Plumes, Ayer, 2009
  • M.Giorgi, B. Valotti: Guglielmo Marconi Wireless Laureate, Bononia University Press, 2010
  • Kurt Jäger, Friedrich Heilbronner: Lexikon der Elektrotechniker. 2. Auflage. VDE-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8007-2903-6 (Inhaltsverzeichnis, 125 KB).

Weblinks

 Commons: Guglielmo Marconi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Universitas Newsletter of the International Centre for The History of Universities and Science Nr 7, January 1995
  2. Fred Gardiol, Yves Fournier: Salvan, die Wiege der Telekommunikation. Marconi und seine ersten Versuche mit drahtloser Kommunikation in den Schweizer Alpen., Bulletin SEV/VSE 21/2007, pp. 24–28
  3. Joachim Beckh: Blitz und Anker, Band 1, Seite 261 ISBN 3-8334-2996-8, abgefragt am 26. März 2009
  4. Marconi@the-moon.wikispaces.com (abgerufen am 14. Oktober 2010)
  5. ZDF-Sendung vom 13. Februar 2011 über das Wirken von Marconi

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